Trichterbrust - ja oder nein?

Begonnen von Ronja78, 06. Januar 2012, 13:51:51

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Ronja78

Hallo,

ich bin w, 33 Jahre und gerade sehr verunsichert, ob ich vielleicht auch eine leichte Trichterbrust habe. Das erste mal habe ich vor ein paar Jahren davon gehört, als ein Arzt mich mal oben ohne sah und meinte, ob bei mir mal eine Trichterbrust diagnostiziert worden sei. (Das war glaube ich bei einer Einstellungsuntersuchung beim Gesundheitsamt) Ich fiel aus allen Wolken und sagte, nicht dass ich wüsste, allerdings habe ich schon als Kind immer als sehr "flachbrüstig" gegolten. Mein Brustkorb war/ist sehr flach, und der Bauch steht vor, als Kind sah ich aus wie so ein afrikanisches Kind mit Hungerödem und jetzt, als sei ich im fünften Monat schwanger... Auch die unteren Rippenbögen stehen etwas vor, das drückt mich dann, wenn ich auf dem Bauch liegen muss. Meine Mutter sagt, der Kinderarzt habe da nie etwas dazu gesagt und einen Trichter hätte ich auch nicht gehabt, nur sehr flach sei die Brust eben gewesen. (Ich muss mal Bilder raussuchen, wo ich als Kind nackig drauf bin und mir das nochmal genau anschauen.) Aber ich bin auch insgesamt ein "Spältle", wie man hier in Schwaben sagt, mit 1,58 cm und knapp 60 kg. Da dachte ich immer, da kann ja nix groß und breit sein bei mir. *gg* 
Jedenfalls habe ich das dann mal gegoogelt und gedacht, so schlimm wie auf den Fotos sieht das bei mir nicht aus und dadurch, dass man als Frau Brüste hat, wird das ja auch etwas kaschiert bzw. ist gar nicht so eindeutig zu sagen. Ich hab das Thema dann wieder vergessen und erst vor ein paar Tagen hab ich mal wieder dran gedacht und wieder gegoogelt. Da bin ich dann zum ersten Mal auf Fotos von einer jungen Frau gestoßen und dachte, das sieht schon eher aus wie bei mir. Könnte es vielleicht doch...? Manche Symptome passen auch dazu, wie Druckgefühle in Brust und Oberbauch, rasches Außer-Atem-Kommen und erhöhter Puls. Die zwei letzteren hab ich immer meiner Unsportlichkeit zugeschrieben, Sport hab ich noch nie gern gemacht, weil ich schon in der Schule immer schlecht darin war.   

Wenn ich es sicher wissen will, muss ich wohl zum Orthopäden gehen, oder? Und was macht der dann alles? Und ich meine, ich hab jetzt keine gravierenden Beschwerden, kann ich da einfach anrufen und sagen, ich würde das jetzt gern wissen? Ist doch irgendwie blöd und klingt nach Hypochonder...

Ich wundere mich nur, dass da - bis auf den einen - nie ein Arzt was gesagt hat und in 33 Jahren sehen einen ja viele Ã,,rzte oben ohne... Jetzt hätte ich gern Gewissheit und wenn es stimmt, ob aus medizinischer Sicht eine OP notwendig wäre (davor hab ich große Angst...)

ex.pectus

#1
Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstanden habe.

Aber du fragst so - wie andere manchmal auch - als ob du folgendes denkst. Eine Trichterbrust ist eine Krankheit, die mit bestimmten Beschwerden/Nachteilen verbunden ist. Besser man heilt die Krankheit, um die Beschwerden/Nachteile zu beseitigen bzw. diesen vorzubeugen.

Hier im Forum geistert auch die Aussage herum, dass Menschen mit einer Trichterbrust im Schnitt 10 Jahre kürzer leben. Ich glaube sofort, dass der Patient das so verstanden hat. Ich glaube aber nicht, dass der Prof. das genau so gesagt hat.

Wenn die 10 Jahre ein Durchschnittswert sind, könnte man ja noch auf die Idee kommen, dass selbst eine leichte Trichterbrust immer noch ganz schön blöd ist, wenn man wegen der dann vielleicht 1 oder 2 Jahre kürzere Lebenserwartung hat (statt durchschnittlich 10 bei normalen und vielleicht 15 bis 20 Jahre weniger Lebenserwartung bei schwereren Formen einer Trichterbrust).

Das (mit den 10 Jahren) als kompletten Schwachsinn zu bezeichnen, trifft es vielleicht nicht exakt zu 100%, aber doch ausreichend genau!
Zugegeben, das ist von mir ziemlich pauschal und unbegründet. Aber ich wüßte gar nicht, wo ich da in der Gegenargumentation anfangen soll. Jemand anderer Meinung?

Die Diagnose/Krankheit Trichterbrust ist eigentlich eine Sichtdiagnose. Mehr als das was man mit bloßem Auge sehen kann, gibt es eigentlich nicht. Ok, manchmal braucht man zusätzlich noch ein MRT/CT/Röntgenbild, um das Bild abzurunden.

D.h. mehr als man selber sehen kann, kann auch der Arzt nicht sehen. Er hat nur mehr Erfahrung bei der Einordnung und Beurteilung. Und er sieht es aus einer anderen optischen Perspektive.

Neben der Trichterbrust kann man natürlich noch andere Krankheiten haben, bspw. Lungen- und Herzkrankheiten. Dafür ist aber weder ein orthopäde noch ein Thoraxchirurg von Hause aus der Spezialist.

Und allgemein zu Symptomen/Beschwerden:
Es gibt Beschwerden, die sind so typisch und spezifisch, dass man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf die "zugehörige" Krankheit schließen kann. Und dann gibt es Beschwerden/Symptome, die sind so unspezifisch, dass man daraus nicht nur auf eine Ursache schließen kann.

Und allgemein zum Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung:
Selbst wenn man bei einem ursächlichen Zusammenhang die Ursache beseitigt, bedeutet das nicht, dass man die eingetretene Wirkung ungeschehen oder rückgängig machen kann. Bsp.: Wenn also jemand durch 100 kg Übergewicht im Laufe der Jahre seine Kniegelenke ruiniert hat, erneuern sich die Gelenke nicht wieder, wenn er die 100 kg abgespeckt hat. Auf die Trichterbrust übertragen bedeutet das: Nur weil man den Trichter beseitigt, bedeutet das ja nicht automatisch, dass danach alles so funktioniert als wenn nie ein Trichter dagewesen wäre.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

Ronja78

#2
Hm, nein, wenn ich eine Trichterbrust haben sollte, möchte ich sie nicht sofort beseitigen lassen, in der Hoffnung, alle eventuellen Probleme seien damit auf einen Schlag gelöst. Ich will einfach wissen, hab ich eine und könnten meine Zipperlein daher kommen und wenn ja, wie kann ich dann gut damit weiter leben, ohne dass die bis jetzt leichten Beschwerden womöglich schlimmer werden? (Okay, ich geb ja zu, ich bin etwas hypochondrisch veranlagt. :P ;))

ZitatDie Diagnose/Krankheit Trichterbrust ist eigentlich eine Sichtdiagnose. Mehr als das was man mit bloßem Auge sehen kann, gibt es eigentlich nicht. Ok, manchmal braucht man zusätzlich noch ein MRT/CT/Röntgenbild, um das Bild abzurunden.
Nach dem, was ich bis jetzt so im Internet darüber gelesen habe, können eben innere Organe wie Herz und Lunge durch den engeren Brustkorb beeinträchtigt werden und dann bestimmte Symptome auftreten. Nun würde ich eben gern wissen: Habe ich eine Trichterbrust und wenn ja, werden dadurch Organe beeinträchtigt? Ich gehöre nun ganz sicher nicht der Kategorie an, die am liebsten gleich morgen die OP hätte, ganz im Gegenteil. Wenn ich nun 33 Jahre gut mit einer unerkannten Trichterbrust gelebt habe, geht das sicher auch noch weitere 33 Jahre. Mit den möglicherweise daraus folgenden kleinen Einschränkungen habe ich mich ja auch bisher ganz gut arrangiert: Ein Leistungssportler werde und möchte ich nie sein, ob ich nun einfach unsportlich bin oder tatsächlich wegen einer Trichterbrust eine geringere Lungenfunktion haben sollte und mein Herzerl vielleicht auch nicht so kann, wie es gern möchte. Gegen andere Zipperlein, die damit zusammen hängen könnten (z.B. Verspannungen im Rücken, Druckgefühle im Bauch), hilft mir meine Heilpraktikerin mit Osteopathie sehr gut. Und alle diese Zipperlein können ja auch ganz andere Ursachen haben, wie du auch sagst.
Wie kann man eigentlich seine Lungenfunktion messen (lassen)? Das würde mich schon mal interessieren, wie die bei mir ist und ob sie normal ist. Und ob das einen Einfluss auf die Singsstimme hat? Ich bin nämlich leidenschaftliche Hobbysängerin und in den paar Jahren, in denen ich jetzt im Chor bin, habe ich das Gefühl, dass sich meine Singstimme nicht unwesentlich im Volumen gesteigert hat. Oft habe ich allerdings das Gefühl, da ginge noch mehr, wenn ich noch tiefer atmen könnte. Auf jeden Fall könnte aber Singen auch gut für TB-Betroffene sein, denn dabei werden Brust und Bauch gedehnt und die Lunge belüftet und es ist auch gut für das psychische Wohlbefinden.


Na ja, aber wenn man einen Verdacht hat, da könnte was sein, dann möchte man das halt schon ganz gern wissen. Soll ich warten, bis ich vielleicht stärkere Beschwerden habe? Lol, eigentlich hatte ich ja mit mir selbst gewettet, die erste, die hier antwortet, wäre Val, die mich sofort ihrer Koryphäe in Berlin anempfiehlt. Aber so weit würde ich im wahrsten Sinne des Wortes tatsächlich erst gehen, wenn wirklich eine OP Thema wäre (aber davon brauch ich noch lange nicht reden, weil ich ja vielleicht gar keine TB hab). Im Moment würde mir eigentlich ein anständiger Orthopäde hier in der Gegend reichen.

ZitatHier im Forum geistert auch die Aussage herum, dass Menschen mit einer Trichterbrust im Schnitt 10 Jahre kürzer leben. Ich glaube sofort, dass der Patient das so verstanden hat. Ich glaube aber nicht, dass der Prof. das genau so gesagt hat.

Wenn die 10 Jahre ein Durchschnittswert sind, könnte man ja noch auf die Idee kommen, dass selbst eine leichte Trichterbrust immer noch ganz schön blöd ist, wenn man wegen der dann vielleicht 1 oder 2 Jahre kürzere Lebenserwartung hat (statt durchschnittlich 10 bei normalen und vielleicht 15 bis 20 Jahre weniger Lebenserwartung bei schwereren Formen einer Trichterbrust).
Lol, im ersten Moment, als ich das gelesen habe, hab ich das auch echt gedacht, aber ich hab ja gottseidank auch noch ein bißchen gesunden Menschenverstand und bin keine 16 mehr und hab mir dann auch gedacht, woher will man das denn vorher bitteschön wissen und zur individuellen Lebenserwartung spielen ja auch noch ein paar mehr Faktoren mit, wie Ernährung, Lebensweise, Erkrankungen und so. Und natürlich die Ausprägung der Trichterbrust, die ja bedingt, ob und wie Organe geschädigt werden oder beeinträchtigt sind. Und du kannst auch einfach mit 30 bei einem Unfall tödlich verunglücken, Trichterbrust oder nicht oder mit 50 Krebs kriegen und sterben. Daran ändert dann auch die OP nix. (Wär das jetzt eine passende Gegenargumentation? ;))   



ex.pectus

#3
Zitat von: Ronja78 am 06. Januar 2012, 19:20:11
ZitatDie Diagnose/Krankheit Trichterbrust ist eigentlich eine Sichtdiagnose. Mehr als das was man mit bloßem Auge sehen kann, gibt es eigentlich nicht. Ok, manchmal braucht man zusätzlich noch ein MRT/CT/Röntgenbild, um das Bild abzurunden.
Nach dem, was ich bis jetzt so im Internet darüber gelesen habe, können eben innere Organe wie Herz und Lunge durch den engeren Brustkorb beeinträchtigt werden und dann bestimmte Symptome auftreten. Nun würde ich eben gern wissen: Habe ich eine Trichterbrust und wenn ja, werden dadurch Organe beeinträchtigt?

Dass dich das interessiert, ist komplett verständlich. Deine Befürchtung, dass dich Ã,,rzte deswegen als Hypochonder behandeln könnten, ist meiner Erfahrung nach komplett unbegründet.

Nur welcher Arzt beantwortet die Frage am ehesten richtig?

Und die Frage ist ja nicht nur, ob Organe beeinträchtigt werden, sondern auch - und viel wichtiger - ob diese Beeinträchtigung durch eine OP beseitigt oder verringert werden kann.

Zitat von: Ronja78 am 06. Januar 2012, 19:20:11
Lol, im ersten Moment, als ich das gelesen habe, hab ich das auch echt gedacht, aber ich hab ja gottseidank auch noch ein bißchen gesunden Menschenverstand und bin keine 16 mehr und hab mir dann auch gedacht, woher will man das denn vorher bitteschön wissen und zur individuellen Lebenserwartung spielen ja auch noch ein paar mehr Faktoren mit, wie Ernährung, Lebensweise, Erkrankungen und so. Und natürlich die Ausprägung der Trichterbrust, die ja bedingt, ob und wie Organe geschädigt werden oder beeinträchtigt sind. Und du kannst auch einfach mit 30 bei einem Unfall tödlich verunglücken, Trichterbrust oder nicht oder mit 50 Krebs kriegen und sterben. Daran ändert dann auch die OP nix. (Wär das jetzt eine passende Gegenargumentation? ;))   

Fairerweise würde ich sagen, dass es so absurd sicher nicht gemeint ist.
Eigentlich müßte es so gemeint sein, dass man ein Stichprobe von Verstorbenen danach untersucht hat, wer hatte eine Trichterbrust und wer nicht, und wie alt ist derjenige geworden. Dann bildet man den Durchschnitt getrennt nach Mit-Trichterbrust und Ohne-Trichterbrust. Dabei müsste dann einmal x und einmal x+10 Jahre herausgekommen sein. Also bspw. die Verstorbenen mit Trichterbrust verstarben im Schnitt mit 73 und und die ohne im Schnitt mit 83. D.h. diejenigen mit Trichterbrust, die durch die Stichprobe repräsentiert werden, haben durchschnittlich eine 10 Jahre geringere Lebenserwartung. Das, dass methodisch so gemeint bzw. gemacht wurde, ist aber nur eine Vermutung von mir. Dann würde sich die Frage stellen, wie die Stichprobe gebildet und die Daten ermittelt bzw. ausgewertet wurden.
Aber wie gesagt, ich gehe davon aus, dass die Aussage kompletter Schwachsinn ist, solange ich dafür keine Quelle genannt bekomme.

Update: Prof. Schaarschmidt wird mit der Aussage der geringeren Lebenserwartung in einem Artikel des tagesspiegel zitiert. Kritische Anmerkungen dazu habe ich in einem anderen Beitrag geschrieben.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
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ex.pectus

#4
Zitat von: Ronja78 am 06. Januar 2012, 19:20:11
Wie kann man eigentlich seine Lungenfunktion messen (lassen)?

Einfach zum Arzt gehen, Problem schildern und um Abklärung mittels Lungenfunktionsprüfung bitten. Manche Hausärzte können selber eine Spirometrie durchführen. Wenn nicht, werden sie eine Überweisung ausstellen. Man kann auch gleich zum Lungenfacharzt gehen (ggf. Praxisgebühr).

Aber:
Es spricht viel dafür, dass sich mit den heutigen Untersuchungsverfahren und Lungenfunktionswerten die Auswirkungen einer Trichterbrust bzw. anderer Thoraxdeformitäten auf die Lunge nur unzureichend ermitteln lassen.

Wichtig bei allen Lungenfunktionswerten ist der Vergleich mit dem Sollwert; normal ist jeder Wert zwischen 80 und 120 % des Solls.

Dazu ein Beispiel: Wenn der individuelle Sollwert für die Vitalkapazitat (ausgeatmetes Volumen) bei 5,5 Liter liegt, wären also von 4,4 l bis 6,6 l normal. Wir reden hier also von einer Spanne von 1100 ml weniger bis 1100 ml mehr, bzw. zusammen von 2200 ml bzw. 2,2 l.

Wie groß ist so ein Trichter im Verhältnis dazu?

Für Trichter gibt es natürlich keine Normwerte, logischerweise. Aber wie groß sind denn so Trichter, im Durchschnitt?

Im Rahmen einer Untersuchung zu Trichterbrust-OPs an der Charité Mitte zwischen 1981 und 1996 wurde auch das Volumen der Trichter vermessen. Ergebnis:


Bei 77 von 93 (83%) Patienten mit Trichterbrust war präoperativ das Volumen des Trichters bestimmt worden. Im Mittel faßte der Trichter 78 ± 42 (10â€"200) ml Wasser. Die getrennte Bestimmung für Frauen ergab mit 52 ± 36 ml (20â€"130 ml; n = 10) einen signifikant kleineren Wert (p < 0,05; t-Test) als bei Männern mit 82 ± 41 ml (10â€"200 ml; n = 67). (Muschik/Wagenitz/Zippel: Operative Trichter- und Kielbrustkorrektur nach einer modifizierten Methode von Mark Ravitch)

Wenn man also die Größenordnung der Volumina eines Trichters mit der noch normalen Abweichung vom Sollwert der Vitalkapazität vergleicht, liegen da "Welten" dazwischen.

Dazu muss man dann noch wissen, dass sich die tatsächlichen Lungenfunktionswerte sowieso sehr schwer exakt genau bestimmen lassen. Deshalb werden ja auch mehrere Messungen unmittelbar hintereinander durchgeführt. Wenn die Unterschiede zwischen den Messungen nicht allzu groß sind (bspw. weniger als 200 ml) gibt man sich mit der Messreihe zufrieden und nimmt den besten Wert.

Die Aussagekraft wird noch zusätzlich dadurch relativiert, dass es nicht nur den einen richtigen, individuellen Sollwert gibt. Es gibt verschiedene Sollwert-Tabellen bzw. Sollwertformeln, die sich beträchtlich unterscheiden: So liegt der Sollwert für die Vitalkapazität bei einem 30 Jahre alten, 180cm grossen und 80kg schweren Probanden je nach Sollwertformel mehr als 1,5 Liter auseinander!

Rein rechnerisch beträgt der prozentuale Anteil eines 200-ml-Trichters am Volumen einer 5,5-l-Vitalkapazität nur 3,6 %.

Und als ob das nicht schon "schlimm" genug wäre, dass das potentielle Ausgleichsvolumen einer Trichterbrust-OP beim reinen Trichterausgleich so gering ist, ist die Frage ja noch völlig offen, ob das neu gewonnene Volumen auch von der Lunge funktionell genutzt wird und nicht etwa von Bindegewebe, Viszeralfett etc. pp.

Das Lungenvolumen kann natürlich nicht nur durch einen Trichter eingeschränkt werden. Wenn der Brustkorb über einen größeren Bereich abgeflacht ist, kann die Einschränkung auf die Lunge sogar dementsprechend größer sein.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
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martin_30

Hi,

Deine Sorgen sind durchaus nachvollziehbar und da sollte auch jeder Verständnis für haben; wie bei jedem Verdacht oder jeder Krankheit ist es wichtig zu wissen, wo man genau dran ist. Aber selbst bei einer Diagnose Trichterbrust brauchst Du nicht aus allen Wolken zu fallen, denn das muss nicht zwangsläufig gefährlich oder mit Einschränkungen verbunden sein â€" und es haben weit mehr Leute als man glaubt.

Die von Dir geschilderten Symptome können, müssen aber nicht typisch für eine Trichterbrust sein; wie Du selbst sagst könnte das auch allein an mangelnder Fitness oder Sportlichkeit liegen. Wenn Dir selbst an Deinem Brustkorb etwas auffällt oder ein Arzt Dich mal drauf angesprochen hat, dann kannst Du guten Gewissens einen Doc fragen â€" niemand wird Dich deswegen als Hypochonder abstempeln, wenn Du lediglich einen Verdacht abklären lässt.

Was macht der Doc? Eigentlich zunächst nichts als eine optische Diagnose, das reicht im Allgemeinen für einen Fachmann, um festzustellen ob es sich überhaupt um eine Trichterbrust handelt. Mit zusätzlichen Untersuchungen wie Lungenfunktionstest oder EKG kann man dann feststellen, ob die Trichterbrust unter umständen andere Organe beeinflusst. Und damit wärst Du zunächst einmal beruhigt.

Gruß

Martin
54 Jahre / Trichterbrust 4 cm nach Linealmethode, großflächig symmetrisch / keine OP

ex.pectus

#6
Zitat von: ex.pectus am 06. Januar 2012, 20:35:18
Fairerweise würde ich sagen, dass es so absurd sicher nicht gemeint ist.
Eigentlich müßte es so gemeint sein, dass man ein Stichprobe von Verstorbenen danach untersucht hat, wer hatte eine Trichterbrust und wer nicht, und wie alt ist derjenige geworden. Dann bildet man den Durchschnitt getrennt nach Mit-Trichterbrust und Ohne-Trichterbrust. Dabei müsste dann einmal x und einmal x+10 Jahre herausgekommen sein. Also bspw. die Verstorbenen mit Trichterbrust verstarben im Schnitt mit 73 und und die ohne im Schnitt mit 83. D.h. diejenigen mit Trichterbrust, die durch die Stichprobe repräsentiert werden, haben durchschnittlich eine 10 Jahre geringere Lebenserwartung. Das, dass methodisch so gemeint bzw. gemacht wurde, ist aber nur eine Vermutung von mir. Dann würde sich die Frage stellen, wie die Stichprobe gebildet und die Daten ermittelt bzw. ausgewertet wurden.
Aber wie gesagt, ich gehe davon aus, dass die Aussage kompletter Schwachsinn ist, solange ich dafür keine Quelle genannt bekomme.

Aus aktuellem Anlass habe ich mal wieder etwas gegoogelt und eine Studie zu dem Thema gefunden: "Pectus excavatum in a 112-year autopsy series: anatomic findings and the effect on survival"

In der Studie wurde es in etwa so wie von mir beschrieben gemacht. Bei der Auswertung konnte der Schweregrad der Trichterbrust nicht ermittelt werden und blieb deshalb unberücksichtigt.

Eine Trichterbrust wurde in 62 von 50.496 Autopsie-Fällen gefunden. Das erreichte Lebensalter war wie folgt:



Anzahl Verstorbener    erreichtes Alter
1765 bis 91 Jahre   
2114 bis 65 Jahre
04 bis 14 Jahre
61 bis 4 Jahre
18unter 1 Jahre

Es fällt auf, dass relativ viele schon vor dem 1. Lebensjahr verstarben. Insgesamt starben die Trichterbrust-Fälle früher als die Vergleichsgruppe. Allerdings: Wer von den Trichterbrust-Fällen erst mal ein gewisses Alter (in der Studie: 56 Jahre) erreicht hatte, lebte dann länger als die Vergleichsgruppe!

Das spricht eigentlich, jedenfalls aus statistischer Sicht, nicht dafür, dass die Trichterbrust im Laufe des Lebens zu einem das Leben verkürzendem Problem wird.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
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annaj

ich bin der meinung das ein lungenfunktionstest gar nichts bringt, es erzählt kaum was von der zustand des patienten. Ich hatte ein tb der knapp 2 cm zw rippen und wirbelsäule raum gelassen hat, und trotzdem hatte ich top ergebnisse beim lungenfunktionstest. Wahrscheinlich weil ich intensiv yoga machte und laufen war. Wirklich nicht alle tage die woche, aber genug.
Was vor mein op deutlich zb beim laufen war, mein herz hatte kaum platz, ich konnte nie meine leistung verbessern. Obwohl ich heute noch nicht ganz fit bin wie damals, klopft mein herz sich nicht aus mein brustkorb raus beim hohen puls, so hat's jedenfalls angefühlt. Oft ist es schwarz vor meine augen geworden beim laufen. Es ist eine deutliche verbesserung für mein herz, und damit hat es wahrscheinlich auch ein einfluss auf mein allgemeine zustand. Und vielleicht auch mein lebenserwartung, die voraussetzungen sind besser.

Ich würde eher mein herz untersuchen lassen wenn ich du wäre, ein ct machen und schauen, wie die organe liegen und ob die normalgross sind.

Ich war neulich bei eine ältere dermatologin, und sie meinte sie hätte nie in ihre karriere eine frau mit trichterbrust gesehen, als ich meine geschichte erzählt habe.... ich würde erst in Deutschland (bin schwedin) diagnostisiert, oder das wort trichterbrust gehört, und das von der erste arzt die mich oben ohne gesehen hat. Und das obwohl ich einige jahre zuvor in schweden dafür operiert würde....  es stand zwar in mein journal von 1989, habe ich leider erst letztes jahr gelesen. Das schweigen der ärtze, könnte ein guter thriller werden.
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

annaj

ich poste ein paar links von frauen-tb's. Beide würde von dr. Lützenberg in Berlin, Charité operiert.

eine 23-jährige, vorher und nachher bilder.
http://pectus.egetforum.se/post-op-bilder-efter-dr-lutzenberg-nuss-t292.html

Mein tb war sehr ausgeprägt, das zeigt der ct und röntgen oben auf dem blogg. Leider auf schwedisch, aber die fotos sind ja auch auf deutsch  ;)
Ich nach dem das silikon entfernt würde. Leider war der silikonbeutel kaputt, deswegen hat dr. Lützenberg der tb-op nicht im anschluss gemacht, das säubern war sehr aufwändig (2stunden)
http://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/01/21/operationsdagen-19-1-2011/
http://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/01/22/tredje-dagen-efter-forsta-operationen-22-1-2011/
ich kurz nach dem op:
http://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/03/16/foton-fran-11-postoperativa-dagen/

Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

Ronja78

#9
Jetzt bin ich mal wieder da. Beim Arzt war ich noch nicht deshalb, denn Beschwerden hab ich ja nicht wirklich. Ich hatte jetzt den Gedanken, ob ich das nächste Mal einfach mal meine Frauenärztin drauf ansprechen soll, denn die hat mich noch am meisten oben ohne gesehen (und zwar auch nie was gesagt, aber warum auch, ist ja schließlich nicht ihr Gebiet). Würde das Sinn machen? Ich meine, sie sieht ständig Frauen oben ohne (und hat vielleicht auch schon die ein oder andere mit Trichterbrust gesehen) und könnte zumindest sagen, ja, sieht auffällig aus oder nein, sieht nicht auffällig aus und dann kann ich immer noch zum Orthopäden gehen.

@annaj: Bei dir ist es tatsächlich extrem gewesen. Und einseitig, wenn ich das richtig gesehen habe. Ein richtiges Loch habe ich nicht, aber mein Brustkorb fällt symmetrisch etwas nach innen ab. Es ist eben nicht so offensichtlich, dass jeder gleich sagen würde: "Huch, wie sieht die denn aus?", eher so: "Hm, sieht ein bißchen komisch aus."

annaj

liebe Ronja,
ja, ich hatte eine extreme befund, ist sehr ungewöhnlich. Bevor ich das silikon bekommen habe als 16-jährige, sah das loch nicht so extrem aus, das brust war darin versunken. Das silikon hat dann den platz eingenommen, das brust zur seite geschoben, und deswegen entstand dieses riesenloch nachdem das silikon rausoperiert war.
Ich glaube nicht das deine frauenärztin dazu was sagen kann, in mein ganzes leben bin ich von diese berufsgruppe kaum darauf angesprochen worden. Geh mal zu orthopede.
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

Ronja78

#11
Und wie findet man einen Orthopäden, der von so was Ahnung hat? (Wenn man nicht gleich für eine erste Diagnose von Süddeutschland nach Berlin jetten will...) Bei den meisten steht immer was von Hand und Fuß und/oder Wirbelsäule als Spezialgebieten, aber ich hab hier noch bei keinem was von Thorax oder generell von Fehlbildungen gelesen. Für meinen Halux würde ich also locker zehn Stück finden, aber für den Brustkasten?  :-\ (Hier hab ich übrigens auch gedacht, ob es einen Zusammenhang geben kann, aber ein Halux wird durch Bindegewebsschwäche verursacht/begünstigt, die Trichterbrust dagegen ja von zu weichem Knorpelgewebe. Bei mir scheint irgendwie alles zu lasch zu sein! *ggg*)

Müllie

Hallo liebe Ronja,

woran man erkennt, ob ein Orthopäde sich mit TB auskennt, kann ich dir auch nicht sagen. Vermutlich hilft da nur telefonisch/per eMail nachfragen, wobei ein Arzt auch schon mal seine Erfahrung falsch einschätzen kann und Halbwissen kann mehr schaden als nützen. Ich übergehe diese Instanz (Orthopäde), seitdem ich eine Klinik in meiner Nähe [dank trichterbrustinfo.de] gefunden habe und lasse mir nur noch Überweisungen ausstellen. Die Idee mit der Frauenärztin finde ich gar nicht so schlecht, fragen kostet jedenfalls nichts.
ex.pectus hatte in seinem blog auf den bkk-klinikfinder.de hingewiesen. Vielleicht findest du dort mit dem Diagnose-Code "Q67.6" eine Klinik in deiner Nähe, um einen Befund zu erstellen.

Zum Thema Bindegewebsschwäche und Trichterbrust brauchst du nur mal google fragen. Gleich der erste Treffer verweist auf die Doktorarbeit von Susanne Cullen. Dort heißt es in der Zusammenfassung u.a.:
"Zur Feststellung einer allgemeinen Schwäche des Bindegewebes wurden folgende Merkmale untersucht: übermäßiges Längenwachstum, Myopie, Mißbildung der Zähne und des Kiefers, Hernien, Kyphoskoliose, Gelenklaxheit. Bei allen Familien zeigte sich eine auffällige und statistisch signifikante Häufung von Zeichen einer Bindegewebsschwäche sowohl bei den Trichterbrust-Index-Fällen als auch bei den anderen Familienmitgliedern mit Trichterbrust, nicht jedoch bei den Familienmitgliedern ohne Trichterbrust. Somit lässt sich durch diese Arbeit die These unterstützen, daß die Trichterbrust auf das Vorhandensein einer allgemeinen Störung des Bindegewebes hindeutet."
Ein Zusammenhang von TB und Hallux habe ich allerdings auch noch nicht gehört.

Ronja78

Nu, also über übermäßiges Längenwachstum kann ich mich mit meinen nicht ganz 1,60m Lebendgröße wohl eher nicht beklagen. *ggg* Eher im Gegenteil.  :P  *Zwergerl läßt grüßen* (Wobei das ja bei vielen TB-Betroffenen wohl der Fall ist, dass sie sehr groß sind, was ich hier so gelesen habe. Allerdings habe ich im Verhältnis zum Rest einen sehr langen Rumpf, zählt das auch? :P) Ãœber schwaches Bindegewebe aber schon: Spreizfüße mit Großzehenfehlstellung und Besenreißer. *Aaaaaaah* Venenprobleme haben die Frauen in unserer Familie auch alle, gstohlen hab ich des also au net, wie man bei uns sagt. Lauter Genschrott halt. *gg*