objektive Beratung

Begonnen von Silbersternchen, 01. Februar 2013, 10:26:14

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Silbersternchen

Ich habe in einigen Tagen einen Vorstellungstermin bei Dr. Lützenberg. Kann ich davon ausgehen, dass eine objektive Beurteilung erfolgt und er mir ganz klar sagt, ob er mir zu einer Op rät oder nicht? Kommt es vor, dass er auch ganz eindeutig die Notwendigkeit verneint? Oder geht es auch darum, so viele Patienten wie möglich zu operieren?

Danke für entsprechende Erfahrungen.

ex.pectus

Vorweg:
Nichts gegen Dr. Lützenberg. Bei ihm bist du, soweit ich das beurteilen kann, an der richtigen Adresse mit deinem Anliegen.

Aber:
Zu den Problematiken in deinen Fragen habe ich eine etwas andere Meinung.
Und zwar denke ich, je objektiver eine Beurteilung erfolgt, um so "unklarer" könnte der Rat zur OP werden. D.h. abgesehen von ganz extrem ausgeprägten Thoraxdeformitäten, bei denen vermutlich ohnehin 90% aller Ã,,rzte zur OP raten würden, gibt es bei den übrigen Fällen eben kein eindeutiges für und wider. Es gibt jede Menge Vor- und Nachteile, die gegeneinander abgewogen werden müssen/sollten. Das ist kein objektiver, sondern immer ein subjektiver Prozess. Ein Arzt ist eigentlich nicht dafür da, einem Patienten diese Entscheidung abzunehmen, oder ihn gar zu bevormunden. Ein guter Arzt hilft dem Patienten, damit er diese Entscheidung selber treffen kann.

Klar gibt es Patienten, die es ganz einfach haben wollen, nichts selber entscheiden wollen oder können, und nur ein "ja" oder "nein" vom Arzt hören wollen und mit so einem Rat viel mehr zufrieden sind. Ein "klarer Rat" wäre aber kein Indiz für eine objektive Beurteilung.

Dr. Lützenberg ist nunmal ein Chirurg, der das ganze letztlich aus chirurgischer Sicht sieht. Er kann die Sicht der anderen Fachdisziplinen (Kardiologie, Pneumologie) nicht ersetzen. Er muss sich darauf verlassen, dass seine Kollegen aus den anderen Fachdisziplinen, ihre Arbeit ebenfalls gut machen. Und als Patient sollte man das entsprechend berücksichtigen, und nicht nur auf einen Facharzt hören (Chrirurg: Herz und Lunge sind komprimiert), sondern versuchen, die Befunde aller Fachärzte in Übereinstimmung zu bringen bzw. die scheinbaren Widersprüche erklären zu lassen (Kardiologe/Pneumologe: Herz/Lunge in Ordnung).

Beispiel schlechte Lungenfunktionswerte (s. hier). Ein TB-Chirurg wird auch eine obstruktive Lungeneinschränkung tendentiell eher in Zusammenhang mit der TB sehen. Ein Pneumologe eher nicht. Die richtige Adresse, um das so gut und so weit wie möglich abzuklären ist aber einzig und allein, ein guter Pneumologe und kein TB-Chirurg (Ausname: man will sich sowieso operieren lassen, dann ist es natürlich egal).
Das sieht auch Dr. Lützenberg so, so wie ich ihn verstanden habe.


Und zum zweiten Teil:
Dass es darum geht, so viele Patienten wie möglich zu operieren, schließt nicht aus, dass auch mal ganz eindeutig die Notwendigkeit einer OP verneint wird.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

Silbersternchen

Vielen Dank für deine Antwort.
Ich habe keine Herz- und Lungenfunktionsbeeinträchtigung. Bin 1,75 cm groß und sehr schlank, 56 kg. Es handelt sich auch um einen sehr flachen Trichter, beide Rippenbögen stehen leicht vor. Das empfinde ich als sehr störend.

Deine Meinung dazu?

Danke.
Max 

Traumleben

Dr. Lützenberg sagt über sich selbst, daß er nicht leichtfertig zur OP rät und gegen reine Schönheitskorrekturen ist bzw. da jedenfalls eher abrät.

Als Trichterbrust-Chrirurg würde ich ihm voll vertrauen. er berät sehr ausführlich und stellt auch die Schattenseiten der OP dar.

Ansonsten schließe ich mich Ex.pectus an.

annaj

so wie es sich anhört, hättest du gern eine op?
Ich glaube nicht das dr. Lützenberg sich im weg stellt wenn es um eine reine schönheitsop geht, das kann auch sehr belastend sein wenn zb i deinem fall die rippenbögen hervorstehen, psychisch. Ich wiederspreche jetzt nicht traumleben, sondern komplettiere...

Du solltest dein körper nicht nur in die hände von chirurgen legen, sondern dein körper selber aufbauen. Das hilft auch. Isst du zu wenig oder bist du ein extremschnellverbrenner..? Klär mal ob intoleransen gegen gluten und milchprodukte vorliegen (die es schwer macht nahrung aufzunehmen, egal wie viel du isst, da bleibt nix stecken). Isst was aufbaut, dh essen die viele vitaminen und mineralien haben. Fast food bringt ein spargel wie du wahrscheinlich nichts (nach meine eigene erfahrung).

Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

mike120379

Auf jeden Fall sollte die Frage "Würden Sie eine OP für notwendig erachten?" aus deinem Mund kommen. Dann hast du eine klare Antwort ob ja oder nein.

Zum Thema reine Schönheits-OP, so wie annaj geschrieben hat, bin ich mir bei Dr. Lützenberg nicht so sicher. Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber Dr. Lützenberg fand eine 85%-ige Korrektur in meinem Fall für ratsamer, da die OP schonender für den Körper war. Ob er unnötige Risiken für ein perfektes Ergebnis eingehen würde, kann und will ich nicht beurteilen.

ex.pectus

#6
Zitat von: mike120379 am 01. Februar 2013, 22:37:01
Auf jeden Fall sollte die Frage "Würden Sie eine OP für notwendig erachten?" aus deinem Mund kommen. Dann hast du eine klare Antwort ob ja oder nein.

Was verstehst du denn unter "notwendig erachten"?

Ausnahmslos alles, wofür die KK im Krankenhaus bezahlen, gilt als "notwendig", sonst würden die KK nicht bezahlen. Was nicht als "notwendig" gilt, müsste der Patient selber bezahlen.

Mir fällt jetzt gerade kein besseres Beispiel ein: Kaiserschnitte bei Entbindungen. Theoretisch gibt es auch Kaiserschnitte auf Wunsch (Wunschkaiserschnitte). Offiziell läuft das aber natürlich auch unter "medizinisch notwendig", bis auf seltene Ausnahmen. Somit kann man aus der Tatsache, dass es als "notwendig" angesehen bzw. abgerechnet wird, nicht schlußfolgern, dass es tatsächlich im normalen Sinne notwendig wäre.

Zitat von: mike120379 am 01. Februar 2013, 22:37:01
Zum Thema reine Schönheits-OP, so wie annaj geschrieben hat, bin ich mir bei Dr. Lützenberg nicht so sicher.

Ich glaube annaj wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Dr. Lützenberg einen Patienten, bei dem ausschließlich ein ästhetisches bzw. psychisches Problem vorliegt, genauso ernst nimmt, wie jeden anderen Patienten. Dr. Lützenberg meint (sinngemäß), dass "Psychosoziale Probleme" eine eigenständige OP-Indikation darstellen. Das ist ja auch ein Punkt auf seiner Homepage.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

mike120379

@ex.pectus

Ich gehe jetzt von meinen Erfahrungen aus. Dr. Lützenberg meinte, wenn ich die OP nicht machen ließ, würde ich ab ca. 40 Jahren mit Problemen bei Lunge und Herz rechnen müssen, da sich der Brustkorb weiter senken würde und auf meine Organe drücken würde. Insofern lag eine gewisse Notwendigkeit vor.

Es steht außer Frage, dass ich meine Trichterbrust vorher schon als ästetisch unansehnlich empfand, aber eine wirkliche körperliche Notwendigkeit zur Korrektur bestand in jungen Jahren bei mir trotzdem nicht.

Das Thema Schönheits-OP sollte eher dahin deuten, dass er die schonenderen Ergebnisse den perfekten vorzieht.

Silbersternchen

Hallo mike120379,

würdest du mir erklären, was eine 85%-ige Korrektur bedeutet? Und hat die KK deine Op bezahlt?

Liebe Grüße
Max

mike120379

Schau dir bitte die Fotos in meinem Erfahrungsbericht an: http://web517.s13.okayspace.de/Trichter/index.php/topic,1362.0.html

Der rechte Teil meines Brustkorbes ist leicht tiefer als der linke Teil. Ich denke, dass man dies im Laufe der Zeit mit dem Aufbau der Brustmuskeln noch etwas ausgleichen kann, aber es ist halt kein synchrones Ergebnis... also nicht 100%.

annaj

Zitat von: ex.pectus am 02. Februar 2013, 00:07:42
Ich glaube annaj wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Dr. Lützenberg einen Patienten, bei dem ausschließlich ein ästhetisches bzw. psychisches Problem vorliegt, genauso ernst nimmt, wie jeden anderen Patienten. Dr. Lützenberg meint (sinngemäß), dass "Psychosoziale Probleme" eine eigenständige OP-Indikation darstellen. Das ist ja auch ein Punkt auf seiner Homepage.

genau richtig.

Ein persönliches gespräch kann viele fragen klären, alle sind unterschiedlich und haben verschiedene voraussetzungen für ein gutes ergebnis. Und manche kk stellen sich quer oder winken ohne zu zögern durch.
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.