Operation 1m 6.3.13 in Berlin Buch

Begonnen von ip., 28. Februar 2013, 18:09:50

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ip.

Hallo,

da ich hier im Forum immer nur passiv tätig war, aber nächste Woche operiert werde, wollte ich dann doch mal einen Thread eröffnen.
Ich bin 25 Jahre alt, weiblich und habe eine Trichterbrust mit einer Tiefe von 8,5cm am tiefsten Punkt.
Letztes Jahr im Mai war ich beim Vorgespräch bei Herrn Dr. Schaarschmidt und wir beschlossen die Operation diesen März durchzuführen. Er sagte, dass meine Erwartung ein "normaler" Brustkorb sein kann.
Hauptsächlich wollte ich diesen Schritt aus ästhetischen Gründen tun, jedoch stellte sich bei den Voruntersuchungen heraus, dass meine reichte Herzkammer sehr stark eingequetscht ist und dass meine Lunge nur ein kleines Volumen aufweist, daher ist es auch aus gesundheitlicher Sicht sinnvoll.
Also unter ästhetisch verstehe ich nicht nur die Optik, sondern auch die typischen Probleme einer Frau mit Trichterbrust wie passende BHs zu finden, manchmal leider auch Tshirts und andere Kleidung, sowie der Schweiss, der sich im Sommer im Trichter sammelt und unangenehm wird, zudem keinen Ausschnitt tragen zu können, weil kein Dekollete vorhanden ist und dass die Brüste unterschiedlich gross aussehen es aber gar nicht sind u.ä. Diese Punkte schlagen natürlich auf die Psyche, machen Schwimmbadbesuche und auch Partnersuche schwierig. Aus diesen Gründen, habe ich mich zur Operation enschlossen.

Damit Ihr euch ein Bild machen könnt, hier ein paar Fotos. Es ist schwer das komplette Ausmass zu zeigen, ich hoffe es wird trotzdem deutlich.
Nächste Woche dann auch die Nachher-Bilder.

Da ich weiss, dass es kaum weibliche Fälle gibt, beantworte ich gerne jegliche Fragen.
Grüße
PS: Ich sterbe vor Aufregung und Vorfreude :)

ip.

Soo, knapp 8 Wochen melde ich mich nochmal zu Wort :).
Ich möchte euch ja meinen positiven Bericht nicht vorenthalten.

Ich wurde am 6.3. von Prof. Schaarschmidt nach Nuss operiert, die Operation lief wie geplant, aber aufgrund meiner starken Skoliose konnte leider kein Rückenmarkskatheter gelegt werden. Also wachte ich nach 3 Stunden Narkose mit einer Morphium-Schmerzpumpe und mit 11 weiteren Kabeln und Schläuchen auf der Intensivstation auf. Die ersten Tage hab ich kaum Erinnerung. Ich hab sehr viel geschlafen, wurde früh mobilisiert und habe Atemübungen gemacht. Die Morphiumpumpe hat mich doch ganz schön in einen Rausch versetzt, aber ich hatte kaum Schmerzen. Bei Bedarf habe ich auch immer noch Schmerzmittel dazu bekommen.
Nach vier Tagen Intensivstation war der Umzug auf die normale Kinderstation eher schwierig... Die Schwestern dort haben natürlich nicht so viel Zeit aber tun ihr bestes. Ich hatte nie das Gefühl abgefertigt zu werden oder ähnliches.
Sechs Tage durfte ich die Schmerzpumpe geniessen, dann wurde ich auf Tabletten umgestellt.
Die stärksten Schmerzen waren definitiv die Rückenschmerzen, da sich die Skoliose durch den Bügel etwas aufdreht. Zudem hatte ich Wasser in der Lunge, was manche Tage auch sehr weh tat. Es musste aber nicht punktiert werden.
Es waren nie Schmerzen, die man nicht aushalten konnte. Die Schmerzmittel waren nie begrenzt. Jedoch musste ich mich vorher schon drauf einstellen. Ich wurde aber durch den ersten Blick in den Spiegel voll und ganz entschädigtund konnte die Tränen nicht zurückhalten :)
Die schmerzarme Zeit begann bei mir nach 4 Wochen, seit der 6 Woche nehme ich gar keine Schmerzmittel mehr. Inzwischen ist es eher Muskelkater (vor allem der verkürzten Brustmuskeln) und mein Rücken, was mir noch zu schaffen macht. Aber dafür ist die Physio ja da.
Abschliessend möchte ich sagen, dass ich von dem Aufenthalt in Berlin-Buch positiv überrascht war und kann es nur empfehlen.
Ich muss zugeben, dass ich vor der OP sehr viel Angst hatte, jedoch war das völlig unbegründet, es ging alles reibunglos vonstatten.

Ich habe jetzt noch Fragen an euch;) vielleicht könnt ihr mir die beantworten...
Wann hört das Knacken des Bügels bzw des Brustbeins auf?
Wann werden die Narben heller?
Was sagt ihr zum Ergebnis :)?

Ich beantworte gerne Rückfragen und kann Unsichere nur ermutigen!!

Grüße :)

ip.


annaj

Zitat von: ip. am 28. April 2013, 12:09:20
Ich habe jetzt noch Fragen an euch;) vielleicht könnt ihr mir die beantworten...
Wann hört das Knacken des Bügels bzw des Brustbeins auf?
Wann werden die Narben heller?
Was sagt ihr zum Ergebnis :)?

Ich beantworte gerne Rückfragen und kann Unsichere nur ermutigen!!

Grüße :)

Das kacken kann noch dauern bevor es ganz aufhört, bis zu 6 monate ist meine erfahrung von mir und andere. Anfangs naturlich deutlich stärker, später nur ab und zu mal ein knacken... Wenn die narben heller werden ist individuell, aber ca 6 monate hat's bei mir glaube ich gedauert. Als ich 16 war, war's deutlich weniger zeit. Wegen deine brüste ist der trichter nicht so leicht zu erkennen gewesen, der sah sehr symmetrisch aus, und nicht lang. Das ist ein grosser vorteil für ein gutes ergebnis. Man sieht ein grossen unterschied von vor und nach, obwohl jemanden der nicht an tb's denkt wahrscheinlich nie auf die idee gekommen wäre, du hattest eine trichterbrust.... gute genesung!
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

Pl4nl0s

Das Knacken muss theoretisch nicht aufhören. Also bei mir hat es immer mal wieder "geknackt", bis der Bügel endlich draußen war.

Die Narben werden von Zeit zu Zeit immer Heller (ca. 8-12 Wochen würde ich jetzt mal sagen)
Allerdings wird man die Narben immer sehen. Also die wirst du wohl dein Leben lang mit dir tragen, aber gibt ja schlimmeres ;)

Dein Trichter fiel mir eig. überhaupt nicht auf. Auf den Bildern nach der OP sieht man schon einen Unterschied.
-> Ergebnis Top, aber wenn ich nicht gewusst hätte dass du einen Trichter hattest, dann wäre mir das auch nicht aufgefallen.

Was waren Hauptsächlich deine Beweggründe pro OP? Körperliche Beschwerden oder eher psychische?


Gruß

ex.pectus

#5
Zitat von: Pl4nl0s am 28. April 2013, 18:51:18
Was waren Hauptsächlich deine Beweggründe pro OP? Körperliche Beschwerden oder eher psychische?
Zitat von: ip. am 28. Februar 2013, 18:09:50
Hauptsächlich wollte ich diesen Schritt aus ästhetischen Gründen tun, jedoch stellte sich bei den Voruntersuchungen heraus, dass meine reichte Herzkammer sehr stark eingequetscht ist und dass meine Lunge nur ein kleines Volumen aufweist, daher ist es auch aus gesundheitlicher Sicht sinnvoll.

Meinst du die Voruntersuchung bei Prof. Schaarschmidt? Wurde dabei das mit der rechten Herzkammer und dem Lungenvolumen festgestellt.

Zitat von: Pl4nl0s am 28. April 2013, 18:51:18
Das Knacken muss theoretisch nicht aufhören. Also bei mir hat es immer mal wieder "geknackt", bis der Bügel endlich draußen war.

Bei mir hat ein sehr deutliches Knacken erst 5 1/2 Monate nach der OP eingesetzt, s. hier.  Kann mich jetzt nicht mehr genau erinnern, wann es aufgehört hat, aber irgendwann war es auch wieder vorbei.

Zitat von: ip. am 28. April 2013, 12:09:20
Wann werden die Narben heller?

Bei mir ist es so, dass die beiden Seiten unterschiedlich sind. Die eine Seite ist unauffällig hautfarben. Die andere Seite ist immer noch deutlich auffälliger, wegen Rötung. Da hat sich von ca. 6 Monate nach der OP bis jetzt 2 1/2 Jahre nach der OP nicht mehr viel getan.

Zitat von: ip. am 28. April 2013, 12:09:20
Was sagt ihr zum Ergebnis :)?

Ich finde, relativ betrachtet, sieht es jetzt eindeutig besser aus. Absolut gesehen, was es vorher auch nicht schlecht. Umso schöner, dass die OP so viel Verbesserung gebracht hat.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

ip.

Naja, zwei-dimensionale Bilder geben bei Frauen nicht die komplette Misere wieder, wie ich finde. Zudem stört der Bikini natürlich. Der Trichter war sehr weit nach rechts verlagert und hat deswegen die rechte Brust "verschluckt". Der Trichter war auch nicht zentriert und somit ein tiefes Loch an einem Punkt, sondern ging schon am Schlüsselbein los, weswegen Prof Schaarschmidt eigentlich auch zwei Bügel einsetzen wollte. Ich frage mich wirklich, wie dieses Ergebnis nur mit einem Bügel möglich war, denn nun sieht mein Oberkörper komplett normal aus.
Der OP-Termin war aufgrund optischer und somit psychischer Hintergründe schon festgelegt, als ich zu den nötigen Voruntersuchungen ging. Der Pneumologe fand eine sehr geringe Lungenfunktion heraus (2l) und der Kardiologe entdeckte beim Ultraschall, dass die Herzkammer eingequetscht war.
Ich weiss definitiv, dass ich gekniffen hätte, wenn es nur die Optik gewesen wäre. Mein Herz ist inzwischen schon an die richtige Stelle gerutscht und schlägt nun endlich mal am rechten Fleck ;)
Grüße

Poly

Ich hab festgestellt das sich der Körper allerdings auch an TB-Umstände gewöhnt  und nach der OP kann es sein(insbesondere wenn man sehr viel 'Platz' gewinnt) das Probleme auftreten: Herzstolperer, Herzrasen....so ist/war es bei mir.

ip.

naja, ich könnte auch morgen überfahren werden. Ich finde, davon sollte man nicht ausgehen!!
Schon allein die Vergrösserung des Lungenvolumens bringt mir etwas, ich habe noch nie geschafft 2km durchzujoggen! ich habe das Gefühl, dass mein Körper sehr dankbar für den gewonnenen Platz ist, denn mir geht es jetzt (11Wochen nach der OP) schon besser, als in den vergangenen 25 Jahren! ;)

ex.pectus

#9
Falls ich zu neugierig bin, bitte ich hiermit schonmal vorab um Entschuldigung, aber mich interessiert, wie das mit den 2km Joggen zu verstehen ist. Meinst du, dass du die 2km Joggen nicht geschafft hast, obwohl du das halbwegs ernsthaft wolltest, also dich auch dementsprechend sportlich betätigt (trainiert) hast?

2km Joggen am Stück nicht zu schaffen, ist ja einerseits nicht so ungewöhnlich, wenn man total unmotiviert und unsportlich ist. So war das bei mir in der Schulzeit und auch einige Jahre danach.

Andererseits wenn man die 2km Joggen schaffen will, sie aber trotzdem nicht schafft, dann müsste man eigentlich schon wirklich sehr gesundheitlich eingeschränkt sein, um dass nicht zu schaffen. Wenn man mal die denkbar langsamste Joggen-Geschwindigkeit von 6km/h ansetzt, wären das eigentlich nur 20 Minuten ganz laaangsam Joggen, und schon hat man die 2 km geschafft. Abgesehen vom anderen Bewegungsablauf ist laaangsames Joggen nicht sehr viel anstrengender als zügiges Spazierengehen. Die Zeit spielt ja keine Rolle oder meinst du irgendeine Leistungs-/Prüfungsnorm mit Zeitvorgabe aus dem Sportunterrricht?

Wenn ich dich richtig verstanden habe, wurden die gesundheitlichen Befunde an Herz und Lunge aber erst im Rahmen der Voruntersuchungen für die OP gefunden. Also vorher gab es keinen Verdacht, dass es gesundheitliche Leistungseinschränkungen geben könnte?

Und bist du denn weiterhin in kardiologischer und/oder pulmologischer Kontrolle?
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

ip.

Ja du hast recht, dass bis zu den Voruntersuchungen keine Beeinträchtigung bekannt war. Ich dachte, dass meine untrainierte Lunge brennt, wenn ich mich mal 5Minuten angestrengt habe, sei normal. Allein  bei einem Sprint zum Bus fühlte es sich so an, als würde das Herz gleich rausspringen, habe es aber nicht mit der Trichterbrust in Verbindung gebracht. Man weiss ja, (ich glaube) 80% haben keine körperlichen Beschwerden, wieso sollte ich zu den anderen gehören ;)?
Jedenfalls wollte ich es eine gewisse Zeit lang schaffen, meine Eltern laufen Marathon und ich wollte auch immer. ich bin über eine gewisse Schwelle einfach nicht hinweggekommen. Mein Puls ging so schnell hoch und die Lunge brannte. Beim Walken war das nicht so, das konnte ich stundenlang. Keines der beiden Symptome erlebe ich jetzt, wenn ich joggen gehe.
Die Leistungseinschränkungen kamen bei mir erst nach dem Abitur, so ca mit 19. Die Trichterbrust ist zu der Zeit noch einmal tiefer und auch grossflächiger geworden, das alles habe ich mir erst im Nachhinein zusammengebastelt. Im Sportunterricht früher war es schwer, aber nicht unschaffbar.
Ich glaube, dass Mädchen bei einer tiefen Trichterbrust (ich hatte 9cm , bei einer Körpertiefe von 16cm) große Probleme bekommen können, weil sie vom Körperbau schmaler sind.
Ich weiss jetzt jedenfalls endlich, dass Sport Spaß machen kann und ich glaube es wird eine Sucht ;). Nächste Woche habe ich nochmal einen Termin bei meinem Kardiologen, der erste nach der OP. Mal sehen, ob er Veränderungen feststellt.