Gesamtkosten Trichterbrust Operation

Begonnen von AndyYpsilon, 07. August 2013, 15:51:47

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AndyYpsilon

Hallo,

ich melde mich hier auch mal zu Wort.

Ich bin 31 und mit 13 Jahren in Münster nach Ravitch operiert worden. Ist damals von der Debeka komplett übernommen worden. Nach Entfernung der Bügel mit 15 Jahren ist die Brust wieder über die Jahre eingesunken und ich habe letztes Jahr mit der Saugglocke herumexperimentiert, mich aber letztendlich zu einer erneuten OP nach Nuss entschieden.

Die Krankenkasse hat zuerst die Kostenübernahme komplett abgelehnt und ich habe die Operation nach einiger Überlegung vor drei Monaten in Österreich in Wien am Donauspital komplett selbst gezahlt und bin mit dem Ergebnis zurzeit sehr zufrieden.

Die Gesamtkosten beliefen sich auf 16.000 Euro inklusive Einzelzimmer.

Nachdem ich die Krankenkasse lange genug genervt hatte, haben sie sich vor zwei Monaten bereit erklärt die Kosten nun doch in nach einer Einzelfallentscheidung zu übernehmen. Immer schön Widerspruch einlegen und mit Klage drohen) Es wurde nun nach nach Fallkostenpauschale mit mir abgerechnet und sie haben mir bisher 6.000,- Euro erstattet.

Krankenhausaufenthalt waren 10 Tage.

Ich streite mich derzeit mit der Kasse um die restlichen Kosten bis auf Einzelzimmerzuschlag und Chefarztbehandlung.

Bei Interesse kann ich auch die Einzelkosten hier auflisten. Was mich interessieren würde für die weitere Diskussion mit der Krankenkasse wären vergleichbare Kostenrechnungen aus Deutschland.
NAch Ansicht der Kasse (Techniker) wäre diese nämlich in Deutschland billiger gewesen was ich nicht glaube.

Hat jemand der eine OP durchgeführt hat vergleichbare Kostenabrechnungen eines deutschen Krankenhauses?

Gerne lade ich bei Interesse auch meine Rechnungen hoch.

Grundsätzlich war es eine Standart Operation nach Nuss allerdings mit 2 Bügeln und nicht mit einem.

Krankenhaus 10 Tage waren ca. 6.600 Euro, Operation 6.000 Euro, Anästhesie und Röntgen der Rest. Sind nur so Circa-Angaben.

Für weitere Erfahrungen auch mit anderen Kassen bin ich dankbar.

Gruß

Andy


tomsschulte

Dein Name ist doch der Name von einem der Bandmitglieder der Fantastischen 4. Kreativität finde ich immer gut.

Die OP war bestimmt beim Prof. Rokitansky?


Ich kann dazu nur sagen, dass ich es respektiere, wenn jemand die Kosten für eine Trichterbrust-OP selber bezahlt, auch wenn ich sagen muss, dass ich mir die OP überhaupt nicht hätte leisten
können. Die Kosten in Deutschland sind ungefähr genau so hoch wie in Österreich.

Wieso wurde denn die OP vor drei Monaten komplett abgelehnt? Was war die Begründung der Krankenkasse?


Ich habe morgen einen Termin beim MDK, die haben mir eine Einladung zur persönlichen Vorstellung geschickt. Dort wird dann entschieden, ob die Kosten für meine OP übernommen werden oder nicht. Ich bin auf den MDK angewiesen,  also kann ich nur beten und hoffen, dass die Kosten für die OP übernommen werden.
Meine Obersten Prinzipien sind Treue, Ehrlichkeit, Humor, Respekt, Vertrauen

ex.pectus

#2
Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Nachdem ich die Krankenkasse lange genug genervt hatte, haben sie sich vor zwei Monaten bereit erklärt die Kosten nun doch in nach einer Einzelfallentscheidung zu übernehmen. Immer schön Widerspruch einlegen und mit Klage drohen)

Ohne Hartnäckigkeit (=nerven) geht es oft nicht, aber das allein reicht ja nicht. Und ich frage mich, ob man mit Widerspruch und Klage drohen mehr als ein Schulterzucken hervorruft. Das alles ist vielleicht manchmal eine notwendige, aber leider keine hinreichende Bedingung für den Erfolg.

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Es wurde nun nach nach Fallkostenpauschale mit mir abgerechnet und sie haben mir bisher 6.000,- Euro erstattet.

Nach der Höhe sieht das wie die in Deutschland geltende Fallpauschale für eine einfache TB-OP ohne Besonderheiten aus.

siehe auch dazu Beiträge von mir:
http://www.trichterbrustforum.de/index.php/topic,1231.msg10161.html#msg10161
http://www.trichterbrustforum.de/index.php/topic,1405.msg11287.html#msg11287

bzw. in meinem Blog:
http://ex-pectus.blogspot.de/2010/12/kosten-meiner-trichterbrust-operation.html

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Krankenhausaufenthalt waren 10 Tage.

Innerhalb jeweils bestimmter Grenzen spielt die Anzahl der Tage keine Rolle

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Bei Interesse kann ich auch die Einzelkosten hier auflisten. Was mich interessieren würde für die weitere Diskussion mit der Krankenkasse wären vergleichbare Kostenrechnungen aus Deutschland.

Einzelzimmer- und Chefarztzuschlag hast du ja schon herausgenommen. Bei der restlichen Differenz ist wichtig, ob das Wiener KH nur einen "einfachen" Fall berechnet hat oder ob es "Komplikationen" bzw. "Erschwernisse" gab, die eine höhere Fallpauschale auch in Deutschland zur Folge hätte. Die Anzahl der Bügel allein spielt dafür keine Rolle.

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
NAch Ansicht der Kasse (Techniker) wäre diese nämlich in Deutschland billiger gewesen was ich nicht glaube.

Hängt von den konkreten Umständen ab, die zur entsprechenden Fallpauschalen-Gruppierung führen. Da kann es natürlich auch zwischen Krankenversichung und Krankenhaus unterschiedliche Ansichten darüber geben. Das war in meinem Fall so. Krankenhaus meint 10.000-EUR-Fall, Krankenversicherung meint nur 6000-EUR-Fall.
siehe
http://www.trichterbrustforum.de/index.php/topic,1231.msg10206.html#msg10206

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Hat jemand der eine OP durchgeführt hat vergleichbare Kostenabrechnungen eines deutschen Krankenhauses?

ja, siehe o.g. Links

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Gerne lade ich bei Interesse auch meine Rechnungen hoch.

Interessiert bestimmt einige.

Zitat von: AndyYpsilon am 07. August 2013, 15:51:47
Grundsätzlich war es eine Standart Operation nach Nuss allerdings mit 2 Bügeln und nicht mit einem.

In D spielt die Anzahl der Bügel für den Preis keine Rolle, obwohl diese selbst relativ teuer sind (jedenfalls laut "Liste"). Andererseits wird man als Patient das nicht so leicht einschätzen können, ob wirklich nur eine "Standard"-OP nötig war bzw. in Rechnung gestellt wurde.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

AndyYpsilon

Hallo,

danke für die raschen Antworten.
Also in meinem Fall war hauptsächlich das Risiko einer OP als Hauptargument gegen die Kostenübernahme genannt.
Da ich es dann einfach trotzdem operieren lassen hab und der Krankenkasse das im Nachhinein mitgeteilt habe war dieses Argument letztlich entkräftet und es kam auch prompt die Zusage der Kostenübernahme. Also zwei Wochen nach Entlassung aus dem Krankenhaus.
Desweiteren habe ich der Krankenkasse einen Screenshot aus dem CT geschickt wo ich das Breiten- Höhenverhältnis des Brustkorbs im Trichter vor der OP nochmal in Relation gesetzt habe. Außerdem ein aktuelles Röntgenbild mit Bügeln.
Die Kasse hat 3 Briefe vor der OP abgelehnt und dann im Brief nach der OP die Kostenübernahme zugesagt und mich gebeten die Rechnung zuzusenden.
Die OP war bei Prof. Rokitanski, richtig.
Chefarzt-Honorar war ca. 3500,- und Einzelzimmer war ca. 600,- Euro.
Diese Positionen ziehe ich natürlich von der Gesamtrechnung von 16.000 Euro ab.
Es bleiben daher allerdings immer noch rund 6000 Euro die nicht erstattet wurden.
Ich werde die genaue Rechnung hier hochladen, auch für andere. Eventuell hilft es ja jemandem.
Zumindest gab es keine gravierenden Entzündungen oder ähnliches, das meinte ich mit Standart OP. Also keine asymetrische Trichterbrust, keine extremen Komplikationen oder ähnliches.
Falls die Kasse meinen Widerspruch erneut ablehnt werde ich auf jeden Fall die Differenzsumme vor dem Sozialgericht versuchen einzuklagen.
Weitere Kostenangaben von anderen Patienten sind daher sehr hilfreich für mich.

Gruß
Andy

tomsschulte

Danke an ex.pectus für die ausführlichen Informationen.

@Andy

Danke für die sehr nette Rückantwort.
Das Recht ist auf deiner Seite würde ich sagen, moralisch und ethisch bist auf der sicheren Seite.

Freut mich für dich, dass die OP gut gelaufen ist.

War das eine Nuss-OP? Wieviele Bügel hast du im Körper? Wie lange hast du die Bügel von der OP denn noch drin? Wurden die Rippenbögen auch angeritzt oder durchtrennt? Wurde eine Netzplastik für eine schwache Zwischenrippenmuskulatur verwendet, wie der Prof. Rokitansky es auf der Webseite des Krankenhauses schreibt?

Ich hoffe mal, dass meine OP noch genehmigt wird. Warst du vorher auch wegen der OP mal beim MDK? Oder hast du mit dem MDK nie zu tun gehabt?
Meine Obersten Prinzipien sind Treue, Ehrlichkeit, Humor, Respekt, Vertrauen

ex.pectus

#5
aktuelle Höhe der Fallpauschale für eine Trichterbrust + Nuss-OP:

Diagnosen (ICD): Q67.6 für Trichterbrust

Prozeduren (OPS): 5-346.a6 für Plastische Rekonstruktion der Brustwand: Korrektur einer Brustkorbdeformität: Trichterbrust, Korrektur nach D. Nuss

Ergebnis: DRG E06C

Entgelt: 5.900,48 EUR




Gleicher Preis in ganz D bis auf minimale Unterschiede, egal ob GKV oder PKV*), Preis gilt für alle ärztlichen und pflegerischen Leistungen im KH, also komplett als Pauschalpreis. Auch diverse zusätzliche Untersuchungen (Prozeduren, OPS) ändern an der Fallgruppen-Zuordnung und am Preis nichts. Kann jeder gerne selber überprüfen und etliche Röntgenuntersuchungen, Ultraschalls, MRTs usw. eintragen. Am Entgelt wird sich nichts ändern. Erst wenn diese Prozeduren so fall-untypisch sind, dass eine andere, höhere Eingruppierung gerechtfertigt ist, wird sich die Eingruppierung und damit das Entgelt ändern. Gerade bei einer Redo-OP  (Rezidiv-Operation) werden eventuell solche zusätzlichen Prozeduren notwendig gewesen sein (Lösen/Entfernen von Verwachsungen). Am besten in den OP-Bericht bzw. die Rechnung schauen und in den OPS-Grouper eingeben (ggf. vorher im OPS-Verzeichnis den passenden Code suchen.

Das ist alles nicht ganz einfach. Vielleicht auch mal in einem deutschen Krankenhaus anrufen, das Redo-OPs macht, und bei dem Rechnungsschreiber nach den passenden OPS-Codes fragen oder wie sich die Kosten einer solchen OP zusammensetzen.

*) auch einem PKV-Versicherten wird der gleiche Preis berechnet. Nur bei zusätzlich vereinbarten Wahlleistungen (Unterbringung und/oder Chefarzt) fallen Zuschläge an, sonst nicht.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

AndyYpsilon

Hi.

Du bist in dem Thema gut drin. Das ist interessant.
Ich lade dir hier meine Sachen mal eben hoch!





AndyYpsilon



AndyYpsilon

Sind die Bilder sichtbar bei euch?
Achso, also die Bügel sollen in 4 Jahren wieder entfernt werden also wenn ich 35 bin! :)
Sie stören mich aber nicht und ich merke sie auch nur sehr bedingt.

ex.pectus

#14
Zitat von: AndyYpsilon am 08. August 2013, 10:03:16
Sind die Bilder sichtbar bei euch?

Ja, wenn man sich als angemeldeter Nutzer eingeloggt hat. Als Link eingebundene Bilder sieht man auch ohne einloggen.

Wie man sieht, kommt deine Krankenkasse auf die gleiche DRG-Gruppe: E06C.
Ein kleiner Unterschied im Entgelt ergibt sich daraus, dass (noch) ein anderer Basisfallwert verwendet wurde. Ich habe den Bundesbasisfallwert 3.068,37 EUR verwendet und damit gerechnet. Die Krankenkasse hat (noch) einen Landesbasisfallwert genommen. 3.191,91 EUR sieht nach Rheinland-Pfalz und das Jahr 2012 aus, siehe PDF.


Chefarzt-Honorare:

Die Rechnung "Arzthonorare" aus Österreich über 7.148,53 nutzt nicht viel. Das scheinen die Chefarzt-Honorare zu sein, die für die Erstattung keine Rolle spielen.

Man kann sich das vielleicht nicht so einfach vorstellen, wie bei einer Wahlleistungsvereinbarung für Chefarztbehandlung abgerechnet wird. Man denkt vielleicht, dass zusätzliche Chefarztleistungen erbracht werden, die dann auch teurer abgerechnet werden. Das kann auch sein. Es ist aber auch so, dass absolut die gleiche Leistung (wie sie auch bei GKV erbracht worden wäre) einfach nur viel, viel teurer abgerechnet wird bzw. ohne Wahlleistungsvereinbarung gar nicht extra berechnungsfähig wäre. Wenn man in D eine Chefarzt-Vereinbarung abschließt, bekommt man vom Chefarzt der Röntgenabteilung jede Röntgenaufnahme extra berechnet, als ganz normale GOÃ,,-Rechnung abzgl. 25%. Ohne die Wahlleistungsvereinbarung wäre das alles mit der Fallpauschale abgegolten. Das gilt auch für ein MRT. Ohne Chefarztvereinbarung: in der Fallpauschale. Mit Chefarztvereinbarung: bis zu 600 EUR extra. Gleiches gilt für jede ärztliche Leistung: Laboruntersuchungen, Physiotherapie. Und das alles, obwohl diese Arbeiten ja nicht von einem Chefarzt durchgeführt werden.

Lesetipp: Lizenz zum Gelddrucken, DER SPIEGEL 23/1994
(Inzwischen haben viele neue Chefärzte (intern) keine eigene Liquidationsberechtigung mehr. D.h. nach außen bleibt alles beim alten, intern ist die Aufteilung der Erlöse zwischen Chefarzt und KH aber neu geregelt.)

richtige Fallpauchale?
Meiner Meinung nach hängt die weitere Erstattung davon ab, eine DRG-Fallpauschale mit höherem Entgelt zu finden, bspw. die E06A. Dazu brauch man eben zusätzliche Diagnosen und Prozeduren, die zu einer höheren Fallpauschale führen. In dem kurzen Therapiebericht werden dazu ja schon Stichpunkte erwähnt. Wichtig wäre eben auch der OP- und KH-Bericht (einfach beim KH anfordern), um eventuell weitere Prozeduren zu finden. Diese dann alle in OPS umwandeln und eingeben. Bzw. einfach vorab schonmal in D nachfragen, ob es immer noch so ist, dass eine Redo-OP deutlich teurer als eine normale Nuss-OP ist und ca. 10.000 statt 6.000 EUR kostet. Es kann ja auch sein, dass sich die Eingruppierung geändert hat. Wenn ich bspw. meine Daten vom KH mit DRG-2010 rechne, kommen ca. 10.000 EUR heraus, mit DRG-2013 bleiben es nur 6.000 EUR.

Alles ohne Gewähr und von mir per Google zusammengetragen.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
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