Rezidiv-OP nach Nuss

Begonnen von BlauTB, 08. Oktober 2013, 09:30:39

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BlauTB

#75
Also ;)

1. Zu 100% sicher ist nie etwas. Wenn ich sage, es ist unbedeklich, dann meine ich, dass mit den Bügeln keine größere Verletzungsgefahr besteht, als ohne. Dr. Schaarschmidt meinte damals sogar, dass ich theoretisch mit den Dingern Rugby spielen könne.

2. Ich boxe nicht als Wettkämpfer, sondern ganz normal im Verein und mache dort sogenanntes "bedingtes Sparring". Dabei geht es auch gut zur Sache (kommt auf den Partner an), aber es ist wie der Name schon sagt eben kein Wettkampf.

3. Worin soll denn eurer Meinung nach das größere Risiko durch den Bügel bestehen? Glaubt ihr, dass der Bügel in die Lunge rutscht oder das Herz trifft? Dann solltet ihr auch ohne Nuss-OP auf jeden Kampfsport verzichten und besser auch den nächsten Skiurlaub absagen. Das kann euch nämlich auch mit einer "normalen" Rippe passieren.

4. Durch Sportarten wie Boxen wird der ganze Körper (gerade auch der Core) trainiert. Das führt nicht nur zu einer super Körperhaltung, sondern sorgt auch dafür, dass die Verletzungsanfälligkeit in diesem Bereich durch die schützende Muskulatur verringert wird. Viele Menschen mit TRichterbrust leiden ja zudem noch unter einem schwachen Ego. Hier kann Kampfsport auch abhilfe schaffen (und damit meine ich nicht, dass es euch zu "Schlägern" erzieht).

5. Natürlich kann ich nach dieser langen Zeit nicht mehr den genauen Wortlaut der beiden Ã,,rzte wiedergeben. Aber sinngemäß waren die Aussagen so, wie ich sie hier wiedergegeben habe.

6. Es kommt wohl auch immer auf die Person an. Wenn jemand eher schwächere Knochen hat, sich schon bei dem leichtesten Stupser was prellt und eher ein ängstlicher Charakter ist, sollte dann der Sport vielleicht auf leichte Gymnastik beschränkt werden. Sinnvoll ist meiner Meinung nach was anderes. 

7. Meiner persönlichen Ansicht nach, sollte man nicht immer alles tausendmal hinterfragen, zweifeln oder sich durch übertriebene Vorsicht einschränken. Geht raus und genießt das Leben. 


ex.pectus

#76
Für mich ist das alles kein Widerspruch. Man kann etwas hinterfragen, es können Zweifel bleiben, man kann sich vorsichtig verhalten, man kann sich einschränken. Und man kann trotzdem rausgehen und das Leben geniesen.

Es gibt natürlich auch Menschen, die das nicht können oder nicht wollen.

Wer einen Beipackzettel nicht lesen kann, ohne Panik zu bekommen, dass er die aufgeführten Nebenwirkungen bekommt, sollte ihn nicht lesen. Er kann sich auch gerne selber einreden oder vom Arzt einreden lassen, dass die Tabletten "unbedenklich" sind. Sie sind es aber nie (zumindest, wenn sie rezeptpflichtig sind). Keine Wirkung ohne Nebenwirkung.

Natürlich ist es keine Pflicht, sich großen Gedanken darüber zu machen, ob verschriebene Medikamente "unbedenklich" sind oder nicht. Aber wenn man sich Gedanken macht, dann kann man nicht ernsthaft erwarten, dass dabei herauskommt, dass die rezeptpflichtigen Medikamente völlig harmlos sind und keinerlei Risiko haben. Sondern (hoffentlich) kommt dabei heraus, dass der Nutzen viel höher ist als das Risiko von Nebenwirkungen. Es läuft immer (!) auf eine Abwägung hinaus. Diese Abwägung kann man selber vornehmen, muss man aber nicht. Meistens übernimmt das der Arzt schon. Und manche Patienten merken das vielleicht gar nicht, dass es sich um eine Abwägungsentscheidung handelt. Also dass man ganz bewusst die potentiellen Risiken in Kauf nimmt, um in den Genuss der Vorteile zu kommen. Die fallen dann aus allen Wolken, wenn sie mitbekommen, dass Medikamente auch Nebenwirkungen haben können. usw. usf. ...

Worum geht es hier bei dem Thema: um Information oder um Illusion?

Bist du tatsächlich an Informationen zu den Risiken des Bügels interessiert, um selbständig eine Entscheidung unter Abwägung der Vor- und Nachteile zu treffen oder willst du dir lieber einreden, dass es gar keine Nachteile/Risiken gibt. Beides ist sicherlich legitim, aber es ist vielleicht ganz gut, wenn das in einer Diskussion etwas klarer zum Ausdruck kommt.

Zitat von: BlauTB am 27. April 2015, 13:31:12
Wenn ich sage, es ist unbedeklich, dann meine ich, dass mit den Bügeln keine größere Verletzungsgefahr besteht, als ohne. Dr. Schaarschmidt meinte damals sogar, dass ich theoretisch mit den Dingern Rugby spielen könne.

Dass man mit den Bügeln Rugby spielen kann, ist offensichtlich richtig. Dass mit den Bügeln keine größere Verletzungsgefahr besteht, ist dagegen falsch.

Wieso sollte die richtige Aussage von Prof. Schaarschmidt ein unterstützendes Argument für deine falsche Aussage sein? Prof. Schaarschmidt ist meiner Meinung nach jemand, der nicht durch besondere Umsicht und Vorsicht auffällt, sondern jemand, der eher bewusst bis an Grenzen geht, so dass diese dann auch ab und zu überschritten werden. Manchmal zum Wohle, manchmal zum Schaden des Patienten. Und ganz abgesehen davon, nur weil er meint, dass man sogar Rugby spielen könne, heißt das 1. noch nicht, dass man es auch tun sollte, und 2. nicht, dass der Bügel kein zusätzliches Risiko darstellt.

Laut Prof. Schaarschmidt sind 6-8 Wochen (ausnahmsweise 10 Wochen) Sportpause unvermeidlich, danach kann man alles wieder machen bis zur Schmerzgrenze. http://www.trichterbrustforum.de/index.php/topic,315.msg2979.html?PHPSESSID=ha79o3sgi04q6q779sbt8arv545e193d#msg2979

Das ist im Prinzip nicht falsch, aber doch sehr missverständlich.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

ex.pectus

#77
zum Vergleich hier Aussagen vom Dr. Nuss-Team:

ZitatFor the first 6 weeks after surgery, patients are encouraged to do deep breathing exercises at least 3 times a day and walk as much as possible. Patients may return to school 2 to 3 weeks after surgery. After 6 weeks, gradual resumption of other physical activity is encouraged. Competitive sports are permitted after 3 months. Heavy contact sports such as boxing, football, and hockey are not permitted when the bar is in place, but are allowed 2 weeks after bar removal.
http://blog.utp.edu.co/maternoinfantil/files/2011/02/Twenty-One-Years-of-Experience-With-Minimally-Invasive-Repai.pdf

Dabei sollte man beachten, dass Nuss-OP nicht gleich Nuss-OP ist. D.h. verschiedene Varianten der Nuss-Methode können sicherlich auch verschiedene Vorgaben bei den Verhaltensanweisungen zur Folge haben.

Und es stimmt auch, dass die Befestigungsmethode von Prof. Schaarschmidt auch unter extremen Situationen sehr zuverlässig ist. Aber es stimmt auch, dass es hier im Forum alleine 2 Leute gibt, bei denen es nach einer OP bei Prof. Schaarschmidt zur deutlichen Rippenfraktur gekommen ist. Einmal Mehrmals bei greyman, siehe http://trichterbrust.tumblr.com/image/25012208169 bzw. http://greyman.blog.de/2013/08/19/neue-op-oktober-16321677/ und einmal bei MarFie http://www.trichterbrustforum.de/index.php/topic,387.msg3656.html#msg3656

Jetzt muss man nur 1 und 1 zusammenzählen: instabile Rippen + Bügel + Gewalteinwirkung + Fraktur + Bügel drückt scharfkantige Bruchenden in den Körper ...

Aber selbst wenn es nicht so martialisch kommt, ein entzündenter, infizierter Bluterguss durch playing tackle football (s. Bsp. oben) sollte doch auch schon reichen, hätte ich zumindest gedacht. Denn die vorzeitige Bügelentfernung düfte doch so ziemlich der absolute Super-GAU für jeden TB-Betroffenen sein. Denn das bedeutet nämlich: Rezidiv-Gefahr (von den zusätzlichen Risiken bei der zusätzlichen und eigentlich völlig unnötigen OP, wenn man etwas vorsichtiger gewesen wäre, zu versterben oder sich einen Krankenhauskeim einzufangen oder ...
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ex.pectus

#78
... und noch etwas ist mir eingefallen. Im Beitrag zu den Titan-Bügeln hatte ich ja erwähnt, dass Dr. Lützenberg mir gegenüber auch auf die Bruchgefahr der Bügel hingewiesen hatte, wenn die diese nicht vorschriftsmäßig gebogen werden. http://www.trichterbrustforum.de/index.php/topic,1957.msg15614.html#msg15614

Also einerseits mit "ernster" Miene auf das (vermutlich sehr, sehr kleine) Risiko eines Titan-Bügel-Bruchs hinweisen und andererseits "Kampfsport als völlig unbedenklich" freigeben?

Auf der alten Homepage meinte er übrigens noch:

ZitatWelche Sportarten sind möglich?

Der Patient kann sich normal sportlich betätigen. Jedoch raten wir von Kampfsportarten, Turnen und kontaktbetonten Mannschaftssportarten ab. Viele Patienten treiben mit den einliegenden Metallbügeln regelmäßig Sport mit hervorragenden Ergebnissen.
https://web.archive.org/web/20130107060538/http://chi.charite.de/patienten-information/krankheiten-therapien/lungenchirurgie/trichterbrust/haeufige-fragen.html

Ich würde ja immer noch auf ein Missverständnis, statt auf einen Meinungswandel tippen. Aber egal.

Ob sich jemand für die etwas risikoreicheren Sportarten entscheidet oder nicht bzw. ob davon abgeraten wird oder nicht, finde ich gar nicht mal so das Entscheidende. Ist ja sowieso jedem seine eigene Sache. Wichtig finde ich, dass nicht der Eindruck erweckt wird, als gäbe es gar kein zusätzliches Risiko. Und zwar nicht nur damit man sich das ggf. vorher auch gut überlegen kann, falls einem das wichtig ist. Sondern auch damit man sich möglichst richtig verhält, wenn dann doch mal etwas passiert. Denn es ist ja nicht immer so, dass bei entsprechenden Verletzungen immer sofort Blut spritzt oder sonst offensichtlich ist, was passiert ist. Es kann ja auch sein, dass man nur Beschwerden hat, aber man nicht genau weiß, woher oder warum.

Bei meiner Fraktur am Brustkorb während der Bügeltragezeit hatte ich anfangs noch nicht mal besondere Schmerzen. Es ist mir nur optisch aufgefallen. Auf einen Bruch des Brustbeins, wäre und bin ich nicht gekommen. Und auch die Ã,,rzte im Helios-Krankenhaus nicht! bzw. erst nach Tagen. Insofern finde ich es schon besser, wenn man auch über ein erhöhtes Risiko Bescheid weiß, damit man bei Verletzungen auch rechtzeitig in die richtige Richtung denkt.
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BlauTB

Ich habe damals Dr. Lützenberg explizit auf das Thema Kampfsport angesprochen und seine Aussage war: "Wenn Sie keine Schmerzen haben - Sport frei." Ich bleibe dabei, dass eine normale Rippe nicht stabiler ist als ein Bügel. Natürlich sollte man nicht direkt nach der OP mit Kampfsport anfangen. Wenn alles fest gewachsen ist und auch die Nachuntersuchungen dieses Ergebnis wiederspiegeln, sehe ich zumindest für Boxtraining kein Hindernis. Aber das muss jeder für sich entscheiden und wie du schon gesagt hast: Der eine kriegt schon Panik beim Lesen des Beipackzettels und der andere vertraut dem behandelnden Arzt und der eigenen Einschätzung.

ex.pectus

Du hast Dr. Lützengerg tatsächlich ganz richtig verstanden. Ich war Anfang Juni bei ihm in der Sprechstunde und dabei habe ich ihn dann auch kurz zum Kontaktsport gefragt. Also es stimmt schon, dass er seinen Patienten eine Sportfreigabe ohne jede Einschränkung nach entsprechender Kontrolle gibt. Andererseits bedeutet das aber nicht, dass es nicht doch unausgesprochene Einschränkungen gibt. So wie ich ihn verstanden habe, ist seine Hauptüberlegung dabei, dass die sportliche Betätigung mehr nützt als sie schadet. Er kennt den entsprechenden Patienten und seine entsprechende gesundheitliche Situation. Und er geht dabei auch davon aus, dass sich die Patienten "vernünftig" verhalten. Dass gar kein Risiko besteht, muss man daraus nicht unbedingt ableiten.
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BlauTB

Das muss ja auch jeder für sich selbst entscheiden. Ich werde hier sicher niemanden zu Kampfsport drängen. Ich boxe jetzt seit einiger Zeit, hatte ein blaues Auge, nen leicht angeknackstes Kinn usw. aber selbst harte Schläge auf die Brust oder in die Seite (da wo der Bügel endet) haben nie auch nur kleinste Probleme verursacht. Ich hätte z.B. viel mehr Schiss bei Sportarten wie Skifahren oder Skaten.

annaj

ich denke auch, man spürt selber wie weit man gehen kann, trotzdem, hier ein link zum nachdenken... es gibt kein richtigen oder falschen weg, nur der eigene. (in engl.)
http://www.pectusinfo.com/board/viewthread.php?tid=11337

"Hey LT, they were not able to say why, sometimes it just happens. Of course, I questioned whether it was because I went back to heavy contact sports, but I am not going to play "what if". It may have happened anyway, and to me, that was living my life"
"I met with Dr J and her team this morning and it looks like it will be a little tougher than usual. Two of the bars are no longer attached and rotated"

Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

citrate

Ich fände es immer noch viel zu riskant richtigen Kampfsport zu betreiben. Und ich bin kein Sportmuffel betreibe ja selber BB/Powerlift mittlerweile auf höherem Niveau.
wegen mir mag ein Bügel fast so stabil wie eine Rippe sein, aber z.B. an dem Ende/Anfang des Bügels ist er mit Sicherheit empfindlicher...und wenn was passieren sollte?! Ein Rippenbruch heilt meist ohne OP und wenn es den Bügel zerlegt, dann "Schnipp-Schnapp-Brust auf". Bei der Nuss wenns blöd kommt bekommt man noch ne vertikale Schnitt mittig und evtl. n Einfall der Brust. Hurra

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass das Risiko bei TB-Patienten wesentlich höher ist! Muss aber jeder für sich entscheiden.

PS: Prof. Carbon empfiehlt nach so einer OP teilweise Patienten 1 Jahr keinen Sport usw.. ist natürlich ne andere OP-Methode, aber dennoch...

BlauTB

Okay, vom Kampfsport mal abgesehen, finde ich die Empfehlung 1 Jahr nach der Op keinen Sport zu treiben, bedenklich. Gerade Krafttraining, Ausdauersport und Beweglichkeitstraining sind meiner Meinung nach wichtig um nach der Op wieder fit zu werden und das Ergebnis der Op zu festigen. Krafttraining z.B. ist super um Rückenschmerzen vorzubeugen und die Haltung zu verbessern. Außerdem sind viele gerade jüngere Menschen mit Tb psychisch labil und ohne Selbstvertrauen. Auch hier kann der Sport helfen. Man muss eben gucken was einem gut tut.

citrate

Zitat von: BlauTB am 20. Juli 2015, 20:34:41
Okay, vom Kampfsport mal abgesehen, finde ich die Empfehlung 1 Jahr nach der Op keinen Sport zu treiben, bedenklich. Gerade Krafttraining, Ausdauersport und Beweglichkeitstraining sind meiner Meinung nach wichtig um nach der Op wieder fit zu werden und das Ergebnis der Op zu festigen. Krafttraining z.B. ist super um Rückenschmerzen vorzubeugen und die Haltung zu verbessern. Außerdem sind viele gerade jüngere Menschen mit Tb psychisch labil und ohne Selbstvertrauen. Auch hier kann der Sport helfen. Man muss eben gucken was einem gut tut.

Ja da geh ich dir recht. Das wird auch nur schwierigen (Rezidiv-)Fällen empfohlen...