Trichterbrust OP in Erlangen 2006

Begonnen von Brian, 14. Februar 2014, 11:43:49

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Brian

Hallo Zusammen,

ich habe in letzter Zeit sehr viel Berichte hier gelesen und dachte mir, ich stellte selbst mal meinen "Erfahrungsbericht" hier rein :)

Kurz zu mir, ich heiße Markus bin 26J. jung und wurde 2006 in der Universitätsklinik in Erlangen nach "Erlanger Methode" operiert.

Als ich 16/17 war, habe ich das erste mal etwas über Trichterbrustoperationen gehört, schnell habe ich mich auf den Weg zu meinem Hausarzt gemacht, und ihm mein "Vorhaben" erzählt, das es da Operationsmöglichkeiten gibt und ob er jemanden kennt, der sowas schonmal gemacht hat oder überhaupt macht.
Er meinte nur abwägig, nö brauchst nix zu unternehmen, sowas wäre kosmetisch und gesundheitlich nicht Notwenig.
Mit gesenktem Kopf verlies ich meinen Arzt und machte so meine Gedanken darüber...  ich wusste das ich schnell auser Puste war und es öfters im Brustbereich "gestochen" hat, und schließlich durch die Pupertät bedingt, wuchs mein Trichter immer schön weiter, also musste ich dran bleiben.
Einige Tage später bin ich noch einmal auf Ihn zugegangen und habe ihn gefragt ob er mir eine Überweisung zum Orthopäde austellen könne, zwecks meiner Brust, er verzog nur sein dummes Gesicht und schrieb mir eine aus.
Bin dann mit meiner Mum zum Orthopäde gefahren, mit voller Hoffnung und Erwartungen, doch als er meine Brust sah meinte er nur, "Joa, ich kenne Trichterbrüste, aber sooo schlimm sieht die nicht aus". Dazu sei gesagt, der Trichter hatte mit Sicherheit eine tiefe von ca. 7cm-8cm.
Als ich nicht locker lies und ich ihn darum bat, mir ein paar Kliniken zu nennen die damit Erfahrungen hatten, nannte er mir sofern ich mich noch richtig erninner kann; Heidelberg, Berlin, Erlangen. Er hat mir von allen Kliniken die Kontaktdaten ausgedruckt und sagte nochmals zu mir, ich soll mir das genau überlegen, denn es sei nicht gesagt das es durch eine Op behoben ist.

Als ich Zuhause angekommen bin, habe ich sofort die Kliniken angerufen und Termine vereinbart. Als erste habe ich mir Heidelberg ausgesucht, wohl ein Grund, da diese nicht so weit weg gewesen ist. (Ich überspringe mal ein klein wenig und schreibs bissle grober)

In Heidelberg angekommen (Zugfahrt ca. 2einhalb Std.), wurde mir in einem 10minütigen Gespräch mitgeteilt,  "wir operieren eher selben bis gar keine Trichterbrüste mehr", aber ich würde es sowieso nicht empfehlen.

Auf der Zugfahrt zuhause war ich sehr sehr traurig und geknickt, sehr nachdenklich, warum denn alle sagen "lass es, oder mach das nicht".. ich hab es echt nicht verstanden, da ich doch wirklich eine sehr ausgeprägte Trichterbrust hatte :(

Nächste Station Erlangen. Sie schauten sich alles an (Damals noch Dr. Hümmer am Start) und mir wurde alles erklärt, wie sie vorgehen und über die Risiken usw., es hörte sich alles sehr vielversprechend an, da ich eine asymmetrische Trichterbrust hatte, wollten sie die Rippen ansägen, das Brustbein komplett freilegen und mir ein Bügel durchjagen. Keine Ahnung warum, aber für mich war es nichts "schlimmes" ich hörte bei den Gesprächen zu als ob er von Sonne, Strand und Meer spricht, ich sah mich schon mit einer "normalen" Brust, einfach ein unbezahlbares Gefühl.
(überspringe ein wenig)
Als wir dann den Termin ausgemacht hatten, fuhr ich mit meinen Eltern nach Erlangen, auf die Kinderstation.
Was man vorweg sagen muss, es waren wirklich fast alle freundlich, bis auf ein paar Ausnahmen, aber wie jeder weiß man kann nicht immer mit einem lächeln aufstehen. Als ich dann die MRT Untersuchung hatte, wurde leider noch etwas anderes festgestellt an meiner BWS (brustwirbelsäule), worauf ich jetzt mal nicht näher eingehe, als diese Untersuchungen dann abgeschlossen waren, gings an die OP.(ich spuhle ein wenig vor) Ich bekam deshalb keinen Rückenmarkskatheter, sondern mir wurde das Morphium direkt via Schmerzpumpe in die Vense gespritzt.

So nun zur OP:

Geplant war meine Op glaube ich gegen 7:30Uhr, leider kamen ein oder zwei Notfälle dazwischen, das ich somit erst um halb 10 dran kam.
Ich wurde auf der Kinderstation abgeholt, mit meinem Bettchen, noch total entspannt (lag zu 100% an der kleinen Pille :D ) und unten angekommen weiss ich ehrlich gesagt noch nicht mehr all zu viel. Mir wurde noch ein extra zugang für die Schmerzpumpe gelegt, und dann bin ich auch schon immer mehr Karusell gefahren. bis ich zuletzt nichts mehr wusste und weg war.
Die OP dauerte ca. 2 Stunden, alles verlief nach Plan, es gab keinerlei Komplikationen.
Als ich das erste mal meine Augen auf der ITS öffnete, war ich natürlich noch total benebelt und mit Morphium zugedröhnt.
Ich kann mich nur daran erinnern, das mein ganzer Brustkorb fürchterlich brannte und ich nach meiner Freundin geschriehen habe, da sie leider nicht mitkommen konnte, mich aber auch nicht auf ca. 200KM Entfehrung hören konnte :D
Meiner Eltern meinten nur, als sie die Intensivstation betreten haben, ich angefangen hab zu heulen wie ein kleines Kind, das aber sicherlich daran lag, das einfach ein Stein von meinem Herzen gerollt ist und ich einfach meinen Gefühlen freien lauf lies.

Am nächstes Tag wurde ich wieder auf die Kidnerstation geschoben (hab ich nicht mal mitbekommen). Ich kann mich leider nur an 3-4 Dinge innerhalb 3 Tagen erinnern und das war das ich kontinuierlich die Schmerzpumpe drückte, und die Ã,,rzte zu mir nur gesagt haben, das nicht jedesmal ein "schuss" kommt :D und das ich in den TV geschaut habe, aber 0 verstanden hab.
Soviel weiss ich leider nur von den ersten 3 Tagen, da ich mir da eben das Morphium immer reingepresst habe...
Am 4 oder 3 Tag das weiss ich nicht mehr genau, wurde ich gefragt, wie groß denn meine Schmerzen waren (skala 1-10), da sie mich versuchten aufzusetzen um mich zu "waschen", ich sagte nur 12... dann habe ich nochmal einen Schuss bekommen und schlief wieder ein.

Am 4. Tag wurde die Pumpe entfernt, juhuuu, willkommen zurück Markus, endlich etwas klar im Kopf, was wieviel und welche Medikamente ich anstatt dessen bekommen habe weiss ich leider nicht mehr, aber Schmerzen hatte ich eigentlich überhaupt keine, bis auf Rückenschmerzen, die wie sich rausstellt, jeder Operrierte hatte. Ich bekam einen Spiegel und durfte meine neue Brust sehen, ich war total überrascht wie gut es aussah, zwar noch über das doppelte geschwollen, aber sah wirklich super aus.

Ich überfliege jetzt einfach ein paar Tage und die ersten Gehversuche und komme direkt zum 2. Krankenhausaufenthalt.

Einsetzen einer Antibiotika Kugelkette.

Ja meine Wunder über dem Brustbein, hatte etwas gegen das heilen/zuwachsen.
Ich muss dazu sagen, wenn ich mich mal größer geschnitten habe oder sonstige Wunden hatte, man konnte fast schon zusehen, wie diese verheilt sind, aber diese wollte nicht, es tritt öfter leichter Eiter aus und viel Wundwasser und das ganze zeugs was da so rauskommt.

Nach ca. 7 Tagen weiteren Krankenhausaufenthalt wurde ich entlassen, wieder mit dem Auto zuhause angelangt, lag ich wieder größtenteils im Bett herum und ging ein wenig "spazieren", da die Wunde einfach nicht zugehen wollte, konnte ich mich einfach nicht ausreichen bewegen, auch keine Physiotherapie oder Schwimmen oder sonst was.
Täglich wurde die Kompresse gewechselt und wieder mit Salbe neu verschlossen und wieder zugepflastert. Am 5 Tag zuhause wieder, ist meine Mutter regelrecht zusammengezuckt, da man die Kugelkette deutlich sehen konnte, da die Wunde im unteren Teil komplette wieder offen war (ca. 3cm lang).
Also erstmal ab ins örtliche Krankenhaus, Arzt meinte, hmm.. sieht nicht gut aus, normal müssen sie wieder nach Erlangen, er möchte da wirklich nichts dran machen, da er einfach nicht weiss, in welchem Stadtium sich das "Ding" befindet. Er hat die Wunder etwas ausgewaschen wieder zugepflastert und dann gings natürlich wieder ab nach Erlangen.

3. OP, die Kette kam raus, ein Schwamm kam rein, ich kam mir vor als ob Sie wirklich nicht mehr wussten was sie alles probieren sollten...
Als ich in den OP gefahren wurde von der Kinderstation, sagte die Ã,,rzte zu mir im Halbrausch, also kleiner, steh mal auf und leg dich auf die OP liege, als ich grad aufstehen wollte, natürlich nicht wie mir gezeigt wurde über die Seite (da ich ja schon benebelt war) schrie mein Vater von hinten, "Ey, wisst ihr nicht das er frisch operiert wurde, er darf nicht einfach so aufstehen!!!"  Naja, mir wars in dem Zustand sowieso egal :D aber sie erbarmten sich dann und trugen mich auf die andere Liege.
Nach weitern 10Tagen Krankenahausaufenthalt (insgesamt schon fast 30tage), wurde ich entlassen.
(Ich überspringe ein wenig)

Nach insgesamt nervenaufreibenden 10Monaten, war meine Narbe endlich verschlossen, und ich konnte wieder am Leben teilnehmen,ich begann Krankengymnasik und ging wieder arbeiten.

Insgesamt wenn ich mir das genau überlege, kann man sowas nie vorraus sehen, wer hätte gedacht das sich zb. mein Bügel verkippt über dem Brustbein (hatte ich vergessen zu erwähnen), das die Wunde keine Lust hat zuzuwachsen, das meine Bügelenden so extrem Schmerzen das mir fast die Arme abgefallen wären. Und zu guter letzt, mein Trichter wieder eine Tiefe nach knapp 9 Jahren von 6-7cm misst? Sowas kann man nicht wissen, DAS sind die Risiken.

Ich habe mich dehalb nie aufgegeben, als ich mich damals operieren lies, war ich 1,85cm groß und nur 72kg leicht (machte zu der Zeit schon etwas Kraftsport), als das ganze vorbei war wog ich nurnoch stolze 59kg. Ich war teilweise wirklich am Boden zerstört, aber es lohnt sich aufzustehen und es einem selbst zu beweisen, und niemand anderem! Zur zeit wiege ich wieder 81kg, und gehe 4mal die Woche ins Fitnessstudio. wobei ich nicht sagen willl, das mich meine brust nicht stört, sie stört mich sehr. Durch den Kraftsport wurde das optische nochmals sehr verstärkt, also der Trichter. Aber das Gesamtbild verändert sich sehr ins positive.
Momentan bin ich grade dabei mir meine ganze Akte über meinen Hausarzt zu besorgen von Erlangen und stehe mit Dr. Lützenberg in Kontakt, somit wenn ich alles habe, werde ich mich noch einmal erkundigen und mich evtl. noch ein(letzes) mal operieren lassen.

Leider bin ich nicht der begnadete Schreiber, deshalb bin ich auch Werkzeugmechaniker und kein Schriftsteller geworden :D ich hoffe dennoch das es Euch etwas gefallen hat und falls ihr noch Fragen habt könnt ihr sie mir gerne stellen :)

Zum Abschluss noch etwas, ich gebe Erlangen nicht die Schuld das die Brust wieder eingefallen ist oder das ich eine Wundheilungsstörung hatte, sicherlich wäre der Einsatz eines 2. Bügels von Vorteil gewesen, aber wenn jemand aus rein kosmetischen Gründen bei einem 2-3cm Trichter eine OP in Erwägung zieht, dies sich wirklich 2 mal überlegen sollte...

Danke fürs Lesen, LG Markus :)

zadkiel

Hallo Markus,

Vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!
Wie so viele andere hier hast du ja einen Leidensweg hinter dir, der nicht gerade von Pappe ist...

Ich hatte bisher Glück und musste keine solchen Erfahrungen machen; meine OP und die bislang knapp drei Monate danach verliefen ohne Komplikationen. Ich habe fast keine Bewegungseinschränkungen mehr und bin auch schon wieder wie gewohnt im Alltag unterwegs. Physio- und Atemtherapie etc. schlagen sehr gut an und demnächst werde ich auch anfangen zu trainieren.

Was deinen weiteren Weg angeht, finde ich deine Idee sehr sinnvoll, nach Magdeburg zu fahren und dich von Dr. Lützenberg beraten zu lassen. Du wirst in jedem Fall eine kompetente Meinung zu deinem Ist-Zustand und den Möglichkeiten einer evtl. zweiten OP hören!

Alles Gute für dich,

Thomas
-19.11.2013: Einsetzen von 2 Bügeln und einem Stabilisator, operiert von Dr. Lützenberg, Uniklinikum Magdeburg, Alter bei OP: 46 Jahre
-23.11.2016: Entfernung der Bügel und des Stabilisators, beidseitige Rippenknorpelresektion etc. durch Dr. Lützenberg, Alter bei OP: 49 Jahre

Brian

Das freut mich für dich Thomas, wielange ist deine OP her?
Ja, das "schlimme" daran sind nicht die Narben oder das die Brust wieder eingefallen ist, das schlimme was sich einbrennt sind die seelischen Schmerzen, weil man sich eben doch ein "neues" leben dadurch erhofft hat, auch wenn die Ã,,rzte einem nicht 100% vergewissern können das alles nach "Plan" läuft, bin auf jedenfall auf Dr. Lützenberg gespannt :)

zadkiel

...wie schon geschrieben: Meine OP ist jetzt knapp drei Monate her.
Lass' mal was hören,. wenn du bei Dr. Lützenberg warst.
-19.11.2013: Einsetzen von 2 Bügeln und einem Stabilisator, operiert von Dr. Lützenberg, Uniklinikum Magdeburg, Alter bei OP: 46 Jahre
-23.11.2016: Entfernung der Bügel und des Stabilisators, beidseitige Rippenknorpelresektion etc. durch Dr. Lützenberg, Alter bei OP: 49 Jahre

Brian

Oh sorry hab ich ganz überlesen. Was meinst du, trägt die Atemtherapie bei das die Brust nicht wieder einfällt, bzw. Nicht mehr so arg wie am Anfang? Oder denkst du nicht das man durch das "richtige" Atmen den Brustkorb dehnen kann? Ich weiß nicht genau wie ich mich ausrücken soll :D ich überlege nur, ob ich das starke einsinken evtl. Verhindern hätte können.. Was Muskelaufbau angeht, so habe ich mehr als genug zugelegt, aber keine Ahnung ob man sowas "verhindern" kann? Ich gebe bescheid sobald ich bei Dr. Lützenberg war :)

zadkiel

Sicher kannst du mit Sport und Atemübungen den Brustkorb grundsätzlich dehnbarer und flexibler machen.

Falls aber deine erste OP nicht optimal verlaufen sein sollte (es gibt hier im Forum etliche Berichte über negative Folgen der sog. Erlanger Methode), dann reichen Atemübungen allein natürlich nicht aus, um das wieder eingesunkene Brustbein zu korrigieren.

Aber das wird dir wie gesagt Dr. Lützenberg genau erklären! Bis bald!
-19.11.2013: Einsetzen von 2 Bügeln und einem Stabilisator, operiert von Dr. Lützenberg, Uniklinikum Magdeburg, Alter bei OP: 46 Jahre
-23.11.2016: Entfernung der Bügel und des Stabilisators, beidseitige Rippenknorpelresektion etc. durch Dr. Lützenberg, Alter bei OP: 49 Jahre

Alles wird gut

WAS genau ist denn eure Erlanger Methode?
Ich kenne nur die Nuss. `Methode nach Donald Nuss!
13.12.2013 Nuss-OP/ Titan-Bügel bei Prof. Dr. Med. Reinshagen

mike120379

#7
Zitat von: Alles wird gut am 17. Februar 2014, 21:30:18
WAS genau ist denn eure Erlanger Methode?

Schau mal ganz oben im Forumskopf, zu welcher Seite dieses Forum gehört, gib den Namen in den Browser ein und unter dem Menüpunkt "Korrektur", werden verschiedene OP-Methoden (auch die Erlangener) genannt und beschrieben...

Brian

Bei mir wurde das Brustbein komplett freigelegt, mit einem Bügel in die richtige Position gebracht, und die jeweiligen Rippen, ange"sägt" oder wie man das nennen mag.. ob es exakt der Erlanger Methode entspricht, weiß ich nicht, vielleicht kommt es aber auch auf die jeweilige Person drauf an, ob es abstehende Rippen gibt ect. ..

Sascha

Die alte Erlange MEthode ist völliger Mist, ich kenne nicht EINEN einzigen wo die Brust nicht wieder eingefallen ist. Und per Nuss Nachoperiert werden musste.
OPs :
2000 (Nuss), vorzeitge Entnahme, da innere Blutungen, keine Schmerzen
2003 (Erlangen), Grausame Optik, direkter wiedereinfall, dauerhafte Schmerzen
2005 (Nuss) Brust stabil, nach Bügelentnahme bleibende Schmerzen
2014 (Erlangen-Synthes) vollständige Fixierung + optische verbesserung, bleibende schmerzen.
2016 Entnahme in FFM.
Seit 2017 Frührentner.

Alter bei Ops : 16,18,20,29,32.

Brian

Hab jetzt ein aktuelles CT anfertigen lassen meiner Brust, hab die Bilder verglichen, vor der OP und jetzt, rein vom optischen her, exakt wie früher, bis auf einen Vorteil, das Brustbein liegt nun nicht mehr verdreht, sondern schön mittig  ::) mal schauen was bei Dr. Lützenberg rauskommt  ;D