Einschätzung TB

Begonnen von Joe12, 30. Oktober 2014, 18:51:41

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Joe12

Hi,
ich bin 24, 1,85 groß und ca 78 kg schwer.

Die Optik von meiner TB ist mir relativ egal. Ich hatte auch nie Probleme damit, in dem Sinne, dass mich irgendwer darauf angesprochen oder ich mich nicht ins Schwimmbad getraut hätte. Bis vor kurzem hatte ich die TB lediglich als gewöhnliche Variation ohne jeglichen pathologischen Wert gehalten. Durch das Internet weiß ich jetzt seit ein paar Wochen, dass dem nicht so ist und eine TB sehr wohl starke Proleme verursachen kann. Seitdem bin ich ziemlich verunsichert. Noch habe ich keine gesundheitlichen Probleme (Zwar habe ich manchmal den verdacht, dass ich beim Sport schneller ermüde als früher, aber das könnte genauso gut an „Untrainiertheit“ liegen)

Bisher war ich beim Hausarzt und zwei Orthopäden. Alle definierten meine TB als „dezent“ und hielten es für sehr unwahrscheinlich, dass sie meine Herz- und/oder Lungenfunktion beeinträchtigen könnte. Ich selbst bin mir da nicht so sicher, da ich hier in diesem und anderen Foren bereits Erfahrungsberichte von Personen gelesen habe, die sich aufgrund gesunheitlicher Probleme operiert haben lassen und meiner Einschätzung nach eine ähnliche TB-Ausprägung vorwiesen. Mit der „Linealmethode“ habe ich die Tiefe 1,5 bis 3cm gemessen, je nachdem ob ich das querliegende Lineal bis auf die Rippen runtergedrückt oder sanft aufliegen ließ. Meint ihr ich mache mir da zu viele Gedanken? Wie würdet ihr meine TB einschätzen. Kann die TB eigentlich in meinem Alter noch viel schlimmer werden? Habe auf jeden Fall vor ein Belastungs-EKG und nen Lungenfunktionstest machen zu lassen.

Kennt ihr oder wisst ihr von Leuten mit leichter bis mittlerer TB, die auch in einem gewissen Alter (40+) keine auf die TB zurückzuführenden gesundheitlichen Einschränkungen haben? Denn wenn ich hier bzw. generell im Internet Erfahrungsberichte lese, scheint es fast so, als ob mit einem bestimmten Alter definitiv Probleme auftreten. Andererseits ist mir natürlich bewusst, dass hier auch ein Bias vorliegt, da man viel eher dazu motiviert ist Erfahrungsberichte zu verfassen, wenn man Probleme hat, als wenn nicht. Aber das ganze verunsichert mich schon sehr.

Vielen Dank schonmal im Voraus

ex.pectus

#1
Meine spontane Reaktion: wo soll da eine Trichterbrust sein?

OK, wenn man sich etwas ausführlicher mit deinem Beitrag auseinandersetzt, ist wohl klar, dass dir so eine spontane Antwort nicht ausreichen und deshalb vermutlich nicht helfen würde.

Als Ergebnis aller langen Ausführungen und Überlegungen würde aber vermutlich immer folgendes herauskommen:

1. du hast gar keine Trichterbrust und kannst deshalb auch keine Folgeprobleme haben; wenn du Probleme hast, dann nicht wegen der Trichterbrust

oder

2. du hast eine minimale Trichterbrust und könntest deshalb auch Folgeprobleme haben (bzw. in Zukunft bekommen); aber man wird a) nicht herausbekommen können, ob diese Probleme, tatsächlich durch die TB verursacht werden und man wird b) auch nicht vorhersagen können, ob eine Behandlung der TB zur Beseitigung bzw. Vermeidung solcher Probleme beitragen wird!

Und zwar aus folgenden Gründen:

- als Patienten steht einem kein Dr. House-Team zur Verfügung, sondern nur der normale GKV- bzw. PKV-Standard

- und selbst wenn es ein Dr. House-Team gäbe, müssten die quasi selber bei der Erfindung des Rades nochmal neu anfangen, d.h. sie sollten besser nicht ungeprüft auf bestehende "Erkenntnisse" zur TB zurückgreifen

- denn diese "Bias", von der du sprichst, gibt es nicht nur hier in den Erfahrungsberichten durch die Patienten, sondern die setzt sich natürlich auch in den medizinischen Veröffentlichungen fort: das ganze TB-OP-Business läuft viel geschmeidiger, wenn es von den Versicherungen finanziert wird. Es liegt wohl auf der Hand, warum bei operierten Patienten mit leichter TB auch gesundheitliche Probleme angeführt werden. Das kann vom Arzt und/oder Patienten ausgehen, jeweils bewusst und/oder unbewusst.


Prinzipiell finde ich es ja nicht schlecht, die Dinge sehr genau zu analysieren und bis ins kleinste zu differenzieren. Insofern kann ich es nachvollziehen, dass man das auch bei einer Diagnose macht: d.h. ob man eine TB hat und was das dann für Konsequenzen hat. Man sollte dabei nur nicht mit zweierlei Maß vorgehen bzw. die anfängliche Genauigkeit beim Feststellen der Diagnose in den folgenden Schritten dann über Bord werfen. Ganz konkret: auch beim Belastungs-EKG und Lungenfunktionstest ist diese Genauigkeit und Differenzierung dann erforderlich. Es sollte einem klar sein, dass es noch kein Belastungs-EKG bzw. noch keinen Lungenfunktionstest gibt, mit dem man pathologische Ergebnisse  direkt auf die TB zurückführen kann. Also: wenn bei solchen Tests pathologische Ergebnisse herauskommen, sagt das in Bezug auf die TB noch überhaupt nichts! Gar nichts! Es kommt dann darauf an, diese Ergebnisse vernünftig und richtig zu interpretieren! Manchmal gehört so eine Interpretation auch schon zum Befund selber, manchmal fehlt sie komplett. Die Interpretation des Befundes ist genauso überprüfungswürdig wie der Befund selbst.



Und mal grundsätzlich:
Wie kann es sein, dass in vielen Köpfen die Ansicht vorherrscht, dass eine TB zur Einschränkung des "Lungenvolumens" führen würde und man dies durch eine TB-OP beheben könnte? Und zwar auch in den Köpfen von Patienten, die sich haben ärztlich beraten lassen? Vor allem wenn man bedenkt, wie groß oder besser wie klein die Trichter im Mittel sind (weit unter 100 ml) im Vergleich zu den Lungenvolumina (mehrere Liter).
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite