Nuss-OP 2008 in Kinderchirurgie Linz, OA Stefan Deluggi

Begonnen von gummiadler, 26. Februar 2015, 17:38:30

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gummiadler

Hallo Leute, nachdem ich eigentlich gemeint habe aufgrund meiner schlechten Erfahrung das Thema Trichterbrust abgeschlossen zu haben, bin ich seit ein paar Monaten wieder am grübeln ob sich nicht doch noch etwas machen lässt.

Als Start will ich einfach mal meine Erfahrung zum Thema Trichterbrust-OP aufschreiben.

Vorgeschichte:
Eine asymmetrische Trichterbrust wurde bei mir schon als kleines Kind festgestellt und da die Ã,,rzte meinten, dass man da nichts machen muss solange es keine Probleme gibt. Naja, mit der Pubertät kommt das seelische Leiden und nachdem der erste Besuch beim Hausarzt zu dem Ergebnis kommt, dass laut Abhören von Herz und Lunge alles super ist, ich mir keine Gedanken machen und mehr Sport machen soll um die TB auszugleichen, habe ich mich mit 13 darauf eingestellt mein Leben als missgebildeter Freak leben zu müssen. Den Ratschlag mit dem Sport habe ich mir zu Herzen genommen und da ich für Mannschaftssport nicht das nötige Selbstvertrauen hatte, habe ich mich in Karate, Laufen und Kurzhanteltraining gestürzt.

Weg zur OP:
Da ich noch immer unter der TB gelitten habe habe ich mich auf eigene Faust ein wenig informiert und bin dann mit 16 noch einmal zum Hausarzt gegangen, habe ihm klar gemacht dass ich mich operieren lassen will und ihn gebeten mir zu sagen wo ich da hin muss und was man für die Versicherrung braucht um die Kosten zu übernehmen. Da es sich in seinen Augen um eine Schönheits-OP handeln würde hat er mir und meinen Eltern versichert, dass wir auf den Kosten sitzen bleiben wenn nicht vorher durch Belastungs-EKG, Lungenfunktionstest usw festgestellt wurde, dass ich durch die TB gesundheitliche Probleme habe. Naja, das nächste Jahr sind wir von Test zu Test gerannt und obwohl ein sehr geringes Lungenvolumen und eine leichte Missbildung beim Herz festgestellt wurde, wollte kein Arzt eine Empfehlung für eine Trichterbrust OP schreiben.

Schlussendlich hat mir der ganze Zirkus gereicht und ich habe die Kinderchirurgie in Linz angerufen (laut Internetrecherche die einzige Klinik in Oberösterreich die Trichterbrust-OPs durchgeführt) und es hat sich dann auch recht schnell herausgestellt, dass ich bis jetzt an Ã,,rzte geraten bin die keinerlei Ahnung vom Thema haben. Der damalige OA Deluggi (der die OP dann durchgeführt hat) meinte dass er noch nie einen Fall hatte, wo die KK die Kosten nicht übernommen hätte und zur den ganzen Attesten meinte er auch, dass sie die für die OP benötigten Untersuchungen selber erledigen. Da meine Mutter nicht wollte, dass ich zu viel von der Schule verpasse wurde ein Termin für die Sommerferien 2008 vereinbart.

Nuss-OP:
Alter: 18,5 Jahre
Chirurg: OA Dr. Stefan Deluggi
Krankenhaus: Kinderchirurgie Linz
Asymmetrische Trichterbrust

Am Vortag der OP wurden die Voruntersuchungen(Thoraxröntgen) in der Kinderchirurgie Linz durchgeführt und bei der Visite wurde mir noch erklärt wie das morgen ablaufen soll. Ganz normale Nuss-OP mit einem leicht versetzten Bügel um die Asymmetrie auszugleichen. Die Nacht durfte ich schon im KH verbringen, die OP war am nächsten Vormittag.
Zur OP selbst kann ich nicht viel sagen, war ja KO :D Ich wurde auf die Narkose vorbereitet, bin dann irgendwann weggetretten und das nächste was ich weiß ist dass ich im Aufwachraum mit einem rießen Hunger zu mir gekommen bin und erstmal 1 Teller Spaghetti verdrückt habe, bevor ich wieder eingeschlafen bin.
Die ersten 3 Tage (inkl. OP-Tag) waren ganz in Ordnung da ich dank Rückenmarkskatheter wenig mitbekommen habe. Nachdem mir dieser entfernt wurde, wurden die Schmerzen aber immer größer und bis zum Ende meines Krankenhausaufenthalts (16 Tage statt den geplanten 6 ab OP) konnte ich keine Nacht ohne Schmerzmittel durchschlafen und hatte Probleme mit dem Atmen. Im Bett aufsitzen oder ein WC-Besuch waren Kraftakte und die physikalische Therapie im Krankenhaus hat sich auf langsames Treppensteigen beschränkt, da ich für mehr nicht zu gebrauchen war. OA Deluggi meinte, dass ich wohl deswegen so starke Schmerzen habe, weil meine Rippen sehr steif sind und man deswegen die Nuss-OP möglichst jung durchführen soll. Auf die Frage warum ich jetzt trotz OP noch immer eine Trichterbrust habe, gab er sich ganz überrascht, da man bei einer asymmetrischen Trichterbrust mit der Nuss-OP kein besseres Ergebniss erwarten konnte.

Toll. Ich habe in 16 Tagen Krankenhaus 10 kg Gewicht verloren, hatte noch immer eine Trichterbrust und wurde mit starken Schmerzen im Brustkorb entlassen.

Die Zeit nach der OP:
Die ersten 3 Monate nach der OP konnte ich aufgrund der Schmerzen nicht im Bett liegen und habe in einem Schaukelstuhl geschlafen. Sport ging bis auf Spazierengehen für über ein halbes Jahr gar nicht und danach auch nur so Dinge wie Joggen. Die physikalische Therapie hat sich auf Ruderbewegungen zum Stärken der hinteren Schultern und des oberen Rücken beschränkt da ich nach der OP eine sehr starke Schonhaltung eingenommen habe, war aber von wenig Erfolg gekrönt. Mein Torso war über die ganzen 2,5 Jahren mit dem Bügel extrem empfindlich und verspannt und ich hatte mehrmals leichte Entzündungen im Bereich der seitlichen Narben da der Bügel bei Bewegung leicht gescheuert hat. Insgesamt war das eine wenig erfreuliche Zeit und ich habe mir mehr als einmal gewünscht, die OP nie gemacht zu haben. Einen Trichter hatte ich noch immer, nur konnte ich jetzt nicht mehr wie gewohnt aktiv sein und fühlte mich wie ein schwächlicher 90 jähriger Rentner dem jede Bewegung Schmerzen bereitet.

Bügelentnahme:
Aufgrund meiner Probleme mit dem Bügel wurde die Entnahme ein halbes Jahr nach vorne verlegt und da OA S. Deluggi zu diesem Zeitpunkt nicht in der Kinderchirurgie Linz gearbeitet hat, wurde sie von einem anderen CHirurgen durchgeführt. Den Namen habe ich leider nicht notiert. Im Februar 2011 war es dann soweit und alles verlief wie geplant. Ich bin nach der OP aufgewacht und das erste mal seit 2,5 Jahren konnte ich wieder ohne Schmerzen tief einatmen. Mit sind da ehrlich gesagt auch kurz die Tränen gekommen. 3 Tage später war ich auch schon wieder Zuhause. Um die Schonhaltung los zu werden und sportlich wieder einigermaßen vernünftig unterwegs sein zu können ist zwar noch einige Zeit vergangen(hatte Probleme mit Brustwirbelsäule, Schultern und Nacken aufgrund der Schonhaltung), aber seit der Bügel draußen ist, geht es mir recht gut mit meinem Körper.

Fazit:
Ich würde die OP nicht noch einmal machen. Zumindest nicht zu dem Zeitpunkt und nicht bei jemanden der keine absolute Koryphäe auf dem Gebiet der TP-OP ist.. Meine Erwartungen an das Ergebnis wurden in wirklich jeder Hinsicht enttäuscht und verglichen mit den Problemen durch den Bügel war die TP alleine ein Witz. Ich bin wirklich sehr blauäugig an die Sache rangegangen und da ich dummerweise darauf vertraut habe, dass Ã,,rzte allwissend und allmächtig sind, habe ich mich viel zu wenig über das Thema Trichterbrust-OP informiert. Obwohl ich die Trichterbrust noch immer gerne loshaben würde, habe ich durch die OP recht schnell gelernt, die TP gewissermaßen zu akzeptieren und festgestellt, dass mein Leben mit TP eigentlich ganz OK war.

Ausblicke:
Wie gesagt bin ich zur Zeit wieder ein wenig am grübeln ob man nicht doch noch etwas gegen die TP machen kann. So eine Saugglocke klingt auf jeden Fall sehr verlockend.

Mr. Law

Tut mir leid, dass es bei dir so blöd gelaufen ist.
Mir ist es ähnlich ergangen. Ich habe mir damals auch leider keine Zweitmeinung bei anderen (geübteren) Thoraxchirurgen eingeholt, sondern der Empfehlung meines Hausarztes (--> Münster) blind vertraut und mir eine Nuss-OP verkaufen lassen, auch wenn ich dafür eigentlich nicht sehr geeignet war. Im Nachhinein weiß man es immer besser :D

Aber vielleicht können andere ja aus unseren Fehlern lernen.

Ich kann euch nur empfehlen:
Nichts überstürzen
Wägt das Risiko und den Nutzen ab. Vor Allem, wenn eine Op körperlich nicht notwendig ist
Egal welches Verfahren ihr in Erwägung zieht: es sind harte, nicht zu unterschätzende Eingriffe in den Körper und mit Komplikationen ist immer zu rechnen
Holt euch mehere Meinungen ein, lieber zu viele als zu wenige
Nehmt weite Strecken in Kauf, um euch von einem erfahrenen Chirurgen operieren zu lassen (informiert euch vorher gründlich über den Chirurgen und die Methode)
Bedenkt immer, dass Ã,,rzte auch nur Menschen sind und es in unserem Gesundheitssystem hauptsächlich um Profit geht.
Die TB kann man nicht wegzaubern und es wird nur in den wenigsten Fällen wirklich top aussehen, wobei das natürlich von der jeweiligen relativen Betrachtungsweise abhängt

Eine Op sollte der letzte Schritt sein, wenn man die Probleme mit der TB  körperlich und/oder psychisch nicht anderwertig in den Griff bekommt.
TB-OP nach Nuss: 2009 (im UK Münster bei Dr. Müller), Bügelentnahme: 2012 (im UK Münster bei Dr. Müller)
TB-Tiefe vor OP: 4cm, TB-Tiefe nach OP: 4cm  :D

Trichter8

Für diesen Eingriff kann kein Weg zu weit sein..ich würde dafür quer durch Europa reisen..zum Glück haben wir so einige Profis in Deutschland(-;
47Jahre
06/15 Untersuchung Berlin Buch  OP Entscheidung
08/15 Untersuchung Magdeburg  OP abgesagt(nicht notwendig)

Tochter 12  Jahre
2016  massiver Befund OP Dr. Lützenberg
2021  Stabwechsel  Dr.Lützenberg