Begutachtung beim MDK erforderlich

Begonnen von Spirit92, 22. März 2017, 17:26:00

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Spirit92

Hallo,

nachdem mein erster Antrag auf Kostenübernahme gescheitert ist, war ich nun bei Prof. Schaarschmidt,
um mir erstens eine Expertenmeinung einzuholen und zweitens einen vernünftigeren Arztbrief aufsetzen zu
lassen als beim ersten Mal.

Nun habe ich den Bericht von Prof. Schaarschmidt bei der gesetzlichen Krankenkasse eingereicht und einen
Bescheid bekommen, dass ich zum MDK muss.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie ein Nicht-Experte des MDKs meinen Fall beurteilen soll. Haben die da
überhaupt genug Ahnung? Und wie soll der MDK feststellen, dass ich aufgrund meiner Brustwandeformität
Schmerzen habe? Ich befürchte deren Entscheidung wird davon abhängen, was für die "messbar" ist, aber
ich habe doch Schmerzen!

Wie verhalte ich mich nun denn optimalerweise dort? Wie läuft eine Untersuchung dort ab? Ich bitte um
Rat.

Ich füge mal den Brief von Prof. Schaarschmidt an. Ebenfalls habe ich eine Krankenhauseinweisung vom
Hausarzt bei der KK eingereicht. Wie sind meine Chancen?

Besten Dank!

ThomasNRW

Moin, würde mich Deiner Frage gerne anschließen. Ich habe der Krankenkasse neulich auch eine Krankenhauseinweisung von meinem Hausarzt mit Befund von Herrn Dr. Schaarschmidt (leicht asymmetrisch, 11,5 cm in tiefer Einatmung bei sehr schmalem Oberkörper) bei der Krankenkasse eingereicht. Die erste Frage war sofort, ob ich auch Fotos beigefügt habe. Kann das vorteilhaft sein, wenn man Bilder beifügt, auf denen die Trichterbrust deutlich, evtl. sogar dramatischer als in Realität, zu sehen ist?

Auf jeden Fall bekam ich Post von der KK, dass der MDK weitere Untersuchungen zur Prüfung des Antrags auf Kostenübernahme verlangt, u.A.

- CT Thorax (erledigt)
- Lungenfunktionstest (Montag)
- EKG (übernä. Do)
- Echokardiographie (übernä. Do.)

Ich gehe aber fest davon aus, dass der Antrag abgelehnt wird. Werde natürlich Widerspruch einlegen und vielleicht werde ich mich dort auch vorstellen müssen/ dürfen.

Hoffe, es gibt hier einige Leute, die schon beim MDK zur Begutachtung waren und evtl. Tipps geben können.


TBistweg

Zitat von: ThomasNRW am 22. März 2017, 19:32:30
Die erste Frage war sofort, ob ich auch Fotos beigefügt habe. Kann das vorteilhaft sein, wenn man Bilder beifügt, auf denen die Trichterbrust deutlich, evtl. sogar dramatischer als in Realität, zu sehen ist?

Ich habe keine Erfahrungen mit einer persönlichen Begutachtung durch den MDK. Aber meine Versicherung hatte nach Einreichen eines Arztbriefes von Schaarschmidt und eines kardiologischen Arztbriefes explizit nach Fotos gefragt. Habe die passenden Bilder natürlich sorgfältig ausgewählt. Kurz nach Einsenden der Bilder kam die Kostenübernahmeerklärung. Ich denke das Beifügen von Fotos macht also durchaus Sinn. Man sollte sich dafür eine gute Kamera und mehrere Lichtquellen besorgen und ausprobieren, wie die TB sich am besten darstellen lässt.

jule891611

Bei welchen Kassen seid ihr denn so?

ex.pectus

#4
Zitat von: Spirit92 am 22. März 2017, 17:26:00
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie ein Nicht-Experte des MDKs meinen Fall beurteilen soll. Haben die da
überhaupt genug Ahnung? Und wie soll der MDK feststellen, dass ich aufgrund meiner Brustwandeformität
Schmerzen habe? Ich befürchte deren Entscheidung wird davon abhängen, was für die "messbar" ist, aber
ich habe doch Schmerzen!

Dass man Schmerzen nicht mit Apparaten objektiv genau messen kann, macht die Sache natürlich nicht einfacher.

Das gleiche Problem stellt sich bspw., wenn Leute unter Kopfschmerzen leiden. Bei Migräne gibt es keinerlei "objektiven" Befund. Ein MRT würde nur gemacht, um andere Ursachen/Kopfschmerzen auszuschließen, aber nicht um die Diagnose einer Migräne zu bestätigen. Eine Begutachtung wegen Migräne käme zwar nicht wegen einer OP in Betracht, aber vielleicht weil der Betroffene andere Sozial- bzw. Versicherungsleistungen in Anpspruch nehmen will (bspw. Antrag auf Schwerbehinderung, 0 bis 60%).

Vereinfacht gesagt, geht es dann wohl um die Plausibilität der Schmerzen bzw. Beschwerden: Wann und wie oft zu welchen Ã,,rzten? Bisherige Therapieversuche? Beeinträchtigungen nur bei unliebsamen Beschäftigungen (=Arbeit), aber kaum bei Freizeitbeschäftigungen? siehe Google: sozialmedizinische Begutachtung Schmerzen (in einer Leitlinie ist von Konsistenzprüfung und Prüfung der willentlichen Steuerbarkeit die Rede)

Es ist also weder so, dass Schmerzen bei einer Begutachtung irrelevant sind, noch, dass es reicht, dass man einfach nur behauptet (auch wenn es in einem Arztbrief steht), dass man Schmerzen hat.

In deinem Fall würde es aber (zusätzlich) darum gehen, ob die Schmerzen durch die OP überhaupt beseitigt werden können bzw. ob die Aussicht auf Beseitigung der Schmerzen eine solche OP rechtfertigen.

Zitat von: Spirit92 am 22. März 2017, 17:26:00Wie verhalte ich mich nun denn optimalerweise dort? Wie läuft eine Untersuchung dort ab? Ich bitte um Rat.

Das hängt vermutlich davon ab, wie der MDK-Arzt der Sache gegenüber eingestellt ist. Wenn der zu TB-Korrekturen eine feste vorgefasste Meinung hat, wird es schwierig, daran überhaupt noch etwas zu ändern. Interessant wären dann zumindest die Kriterien, die er anlegt. Dann wüsste man wenigstens, wo man ansetzen müsste, um nachzubessern. Welche Rolle spielt der Haller-Index beim MDK? Ãœberhaupt: Gibt es eine "einheitliche" Bewertungsgrundlage beim MDK bzw. sprechen sich die MDK-Ã,,rzte untereinander ab oder entscheidet jeder nach eigenen, anderen Kriterien? Welches Gewicht hat die OP-Indikation des operierenden Arztes, d.h. wirkt sich das vermeintliche Eigeninteresse an der OP negativ aus? Welche Rolle spielt die Anzahl der Arztbriefe, die eine OP befürworten?

Zitat von: ThomasNRW am 22. März 2017, 19:32:30Die erste Frage war sofort, ob ich auch Fotos beigefügt habe. Kann das vorteilhaft sein, wenn man Bilder beifügt, auf denen die Trichterbrust deutlich, evtl. sogar dramatischer als in Realität, zu sehen ist?

Wenn die Brust eine "entstellende Wirkung" hat, wäre das ein eigener Grund für eine OP.

Zitat von: ThomasNRW am 22. März 2017, 19:32:30Auf jeden Fall bekam ich Post von der KK, dass der MDK weitere Untersuchungen zur Prüfung des Antrags auf Kostenübernahme verlangt, u.A.

- CT Thorax (erledigt)

Das wäre ja eine gute Gelegenheit zurückzufragen, wozu sie das genau benötigen. Stichwort: Strahlenschutz und rechtfertigende Indikation für die Strahlenbelastung. Es macht ja irgendwie keinen Sinn, wenn man einerseits ein CT verlangt, aber andererseits egal wie es ausfällt, eine OP ablehnen wird. Das Argument gilt sinngemäß auch für die anderen Untersuchungen.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

Spirit92

So ich möchte hier mal ein kleines Update geben, vielleicht hilft es dem Einen oder Anderen,
der vor dem gleichen "Problem" steht.

Zuerst möchte ich mich aber noch bei ex.pectus bedanken, dass er sich die Zeit genommen
hat, um so ausführlich zu antworten! Danke!

Jedenfalls war ich am 30.3 beim MDK bzw. SMD und nach einer kurzen Anmeldung und einer
kurzen Wartezeit wurde ich dann aufgerufen.
Es ist im Grunde genommen wie ein normaler Arztbesuch, da muss man sich keine Angst machen.

Die "behandelnde" Ã,,rztin war freundlich und nett aber doch irgendwie distanziert.
Sie bat mich den Anfang zu machen und einfach mal zu erzählen. So habe ich dann also beschrieben
wann diese Krankheit bei mir das erste Mal auftrat bzw. wann ich es das erste Mal bemerkt habe.

Anschließend den Verlauf bzw. die Leidengeschichte bis zum heutigen Tag chronologisch dargelegt.

Zuletzt habe ich beschrieben, welche Einschränkungen ich heute habe und dazu Beispiele aus dem
Alltag gegeben. Also nicht nur Einschränkungen im Beruf, sondern auch Schmerzen bei alltäglichen
Aufgaben, sei es zB. etwas hoch ins Regal zu stellen oder das Vorbeugen beim Zähneputzen.

Angeschaut hat Sie sich die Brust nur sehr kurz. Es konzentrierte sich tatsächlich eher auf das
Gespräch.

Das von mir Gesagte notierte Sie sich und sagte schließlich, dass Sie es nochmal mit dem Leiter
bespricht/ entscheidet und ich in 2-3 Wochen Bescheid bekäme.
Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht sagen, wie ich aufgestellt bin. Sie war zwar stets freundlich
aber irgendwie neutral und undurchschaubar.

So haben wir uns dann erstmal verabschiedet. Ich war etwas frustriert, 2-3 Wochen weiter
Ungewissheit zu haben, aber nun gut.

Am 4.04. hatte ich dann unerwarterweise einen Brief im Briefkasten. Habe diesen natürlich
sofort mit Herzklopfen geöffnet und... Es hat geklappt! Ich freue mich riesig!
Ich werde nochmal Prof. Schaarschmidt eine Kopie zusenden und fragen, ob alles seine formelle
Richtigkeit hat, denke ich, oder?


Ich drücke allen Anderen, die vor derselben Aufgabe stehen, viel Energie und Glück!