M21 TB OP Uniklinik Freiburg + Tipps

Begonnen von suntzu, 15. August 2020, 21:42:36

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suntzu

Hallo Forum,

ich wollte hier einen ausführlichen Bericht über meinen Weg zur OP und meine Erfahrungen damit schreiben. Zusätzlich biete ich noch ein paar Tipps an, für alle die sich operieren lassen wollen.  :)


Vorgeschichte

Zum ersten Mal fiel mir die TB mit 13 Jahren auf, ich dachte davon nicht viel und auch meine Eltern waren nicht besorgt. Mit 16 war die Brust schon weiter abgesunken und wir gingen zum Arzt, der uns an die Spezialisten an der Thoraxchirurgie der Uniklinik Freiburg verwies. Diagnose: leicht asymetrische, mittelschwere TB. Es wurde ein Lungenfunktionstest durchgeführt, das Lungenvolumen war aber bei 110% für mein Alter. Das lag wahrscheinlich an meiner sportlichen Betätigung, ich spielte mindestens 3-Mal die Woche Tennis + Turniere. Eine OP wäre rein ästhetisch und ich hatte Angst davor, deswegen lehnten wir sie ab. Mit 18 kam ich nochmals zur Untersuchung, weil ich nach dem Training anfing starkes Kopfweh zu bekommen, die guten Ergebnisse blieben jedoch unverändert.

2019, mit 19 Jahren, wurde mir dann bei sportlichen Aktivitäten schwindelig, ich hatte Probleme meine Leistung abzurufen und gleichzeitig den Eindruck, als wäre meine TB tiefer geworden. Das Kopfweh ging nach dem Sport stundenlang nicht weg und aus Angst davor, hörte ich auf Sport zu betreiben. Natürlich fand ich auch mein Aussehen durch die TB beeinträchtigt, ich vermied es viele Jahre lang meinen Oberkörper in der Öffentlichkeit zu zeigen und trug immer ein Neopren-Shirt beim Schwimmen. Im März 2019 ging ich nochmal nach Freiburg um die Meinung eines Fachmanns einzuholen. Wieder Lungenfuntionstest, wieder schien alles in Ordnung. Aber der Arzt (Dr. Osei-Agymang) äußerte die Vermutung, dass womöglich mein Herz von der TB eingeengt wird und mein Körper deswegen beim Sport nicht genug Sauerstoff bekommt. Also sollte ich einen Herzultraschall und ein Thorax MRT machen lassen.

Für den Herzultraschall bekam ich an der Uniklinik Mannheim sehr schnell (ein Monat Wartezeit) einen Termin, das Herz schien trotz eingeschränkter Schallbarkeit aber in Ordnung. Für das MRT gestaltete sich eine Terminfindung schwieriger. Wartezeit mindestens 4 Monate, selbst bei privaten Praxen. Aufgrund von einem studienbedingten Umzug ließ ich das Thema erstmal ruhen, ich konnte mich aber mehr und mehr für eine OP erwärmen, da ich mit meiner ästhetischen und sportlichen Lage nicht glücklich war. Anfang Januar 2020 rief ich bei der Uniklinik München an wegen dem MRT und ich bekam noch in der gleichen Woche eine Untersuchung, das war ein Glücksfall! Mit den Ergebnissen bewaffnet ging ich wieder nach Freiburg. Das MRT bestätigte den Verdacht des Arztes und auf den Bildern konnte man sehen, wie mein Herz von den Rippen/Brustbein komprimiert wurde. Der Haller Index betrug 4,9.

Für mich war damit klar, dass ich die OP machen würde, nun ging es um die Kostenübernahme von der Krankenkasse. Dr. Osei-Agyemang erstellte ein Gutachten und ich schickte es an die Krankenkasse (AXA Privat). Nach einem Monat kam die Zusage Anfang März und die OP wurde für den 18/03/2020 geplant, es ging echt alles sehr schnell. Wegen der Pandemie wurde der Eingriff aber nochmals zwei Mal verschoben und dann nochmal wegen einem Notfall. Letztendlich wurde ich am 06/05/2020 operiert.

Die Zeit zwischen dem Eintreffen der Kostenübernahme und der OP habe ich genutzt um mich mental und physisch vorzubereiten. Ich hatte nahezu alle Erfahrungsberichte aus diesem Forum durchgelesen und daher eine grobe Idee was für Probleme auf mich zukommen könnten. Vier Wochen vor der OP fing ich mit folgendem Programm an:

Psychisch

  • Anschauen von Krankenhausdokus auf Youtube, weil ich noch nie operiert wurde. Insbesondere die Narkose hat mich interessiert
  • Recherche zum genauen Ablauf der OP, Wirkungsweise und Nebenwirkungen von Narkosemitteln, verwendete Implantate, Statistiken zur Mortalität bei Vollnarkose, etc.
  • Philosophische Auseinandersetzung mit dem Tod und meiner Einstellung zum Schmerz, besonders die Denkschule des Stoizismus kann ich empfehlen
  • Schmerzmeditation um Schmerzen besser kontrollieren zu können
  • Zielsetzung für nach der OP: Entlassung in weniger als 7 Tagen (Mir hilft es, wenn ich ein objektives Ziel habe, nach dem ich mich richten kann)

Physisch

  • Jeden Tag spazieren gehen
  • Mindestens 7h Schlaf pro Nacht, konsistente Bett-Geh-Zeiten
  • Dehnungsübungen für den unteren Rücken (viele im Forum hatten wegen dem Liegen Rückenschmerzen
  • Nur gesundes Essen, statt Süßigkeiten getrocknete Früchte und Nüsse, nur Wasser zum Trinken
  • Kein Alkohol, Koffein, Rauchen oder Drogen
  • In der Woche vor der OP erhöhter Protein und Kohlenhydrat Konsum

Für einige von euch mag das vielleicht etwas übetrieben scheinen, aber mir gaben diese Maßnahmen ein Framework an dem ich mich festhalten konnte, trotzdem war ich natürlich sehr aufgeregt.


OP und Krankenhausaufenthalt

05/05 Aufnahme
Hatte die nacht zuvor im Hotel verbracht, da die Aufnahme um 11 Uhr morgens war und ich nicht schon um 5 Uhr in der Früh aus München losfahren wollte. Anmeldung beim Sekretatiat, dann wurde ich auf die Station gebracht, wo erstmal meine Personalien erfasst und organisatorische Dinge abgeklärt wurden. Kurz darauf Gespräch mit dem Anästhesisten, er schien sehr routiniert, ich hatte ein paar Fragen zu den verwendeten Mitteln und post OP Übelkeit. Mir wurde versichert, dass das nur in sehr wenigen Fällen auftritt. Danach 2 Stunden im Wartezimmer, weil mein Bett noch nicht frei war. Währenddessen wurde mir Blut abgenommen und mehr Info abgefragt. Nachmittags kam ich dann auf mein Zimmer und der assistierende Chirurg schaute wegen der OP Aufklärung vorbei. Wieder hatte ich einige Fragen, die er aber kompetent beantworten konnte. Ich war überrascht wie jung er aussah, aber hatte wenig Bedenken. Den Abend habe ich noch für einen Spaziergang genutzt, weil ich trotz intensiver Vorbereitung wieder Angst hatte. Geschlafen habe ich kaum, denn mein Zimmernachbar hat geschnarcht wie eine Kettensäge.

06/05 OP Tag
Die Pfleger hatten sich für 5:30 morgens angekündigt, meine OP war die Erste direkt um 7:30 Uhr. Bin deswegen schon eine Stunde früher aufgestanden, um noch duschen zu können und die Toilette zu benutzen. Der Krankenbruder kam, um die relevanten Stellen zu rasieren, das hatte ich aber bereits im Hotel gemacht, also für ihn kaum Arbeit. Bis ich dann abgeholt wurde, hörte ich noch gute-Laune-Musik, um mich ein bisschen auf die OP einzustimmen. Kurz vor 7:00 Uhr wurde ich dann abgeholt und zur OP Schleuse geschoben. An dem Punkt habe ich mich einfach nur gefreut, dass es endlich soweit ist. Erst wurde ich auf die OP Liege umgebettet, dann in den Vorbereitungsraum geschoben. Der Raum sah ein bisschen aus wie ein Schwimmbad aus den 80ern, etwas rustikal. Drei Anästhesisten kamen rein und ich bemerkte gleich, dass sie super routiniert waren. Auf Youtube war die ganze Prozedur immer sehr emphatisch, bei mir war das Ganze pragmatisch, was mich überhaupt nicht gestört hat. Zu Erst wurde mir an der Linken Hand ein Zugang gelegt und dann der Periduralkatheter. Bei diesem war ich etwas nervös, weil man theoretisch gelähmt werden könnte, was aber statistisch sehr unwahrscheinlich ist. War erleichtert, nachdem der Katheter saß und ich noch meine Zehen bewegen konnte. Dann sollte ich mich hinlegen und bekam noch über eine Maske Sauerstoff. Soweit ich mich erinnern kann, wurde für die Narkose Propofol benutzt. Normalerweise verabreicht man davor noch Lidocain intravenös, weil das Propofol bei der Einleitung Schmerzen verursachen kann. Bei mir hieß es: "Ne, der braucht das nicht mehr". Also hat es ein bisschen gebrannt, aber ich war nach 30 Sekunden sowieso komplett weg.

Nach 3 Stunden bin ich im Aufwachraum aufgewacht und hatte wirklich keine Schmerzen, mir war noch etwas wuschig aber zum Glück nicht übel. Mir wurde erklärt, dass alles gut gelaufen ist und ich habe zum ersten Mal meine Brust ohne Trichter gesehen, konnte es gar nicht fassen. Wurde in mein Zimmer auf der IMC (Intermdiate Care, zwischen Intensiv- und Normalstation) gebracht. Ich muss dazu sagen, dass in Freiburg die Thoraxchirurgie in einem kompletten Neubau untergebracht ist. Alles sehr modern und auf Patientenkomfort ausgerichtet: Neues Equipment, hohe Fenster, maximal zwei Betten pro Zimmer, großzügiges Badezimmer etc.
Summa sumarum habe ich mich sehr wohl gefühlt. Direkt nach der OP war ich überhaupt nicht hungrig, ich bekam über den Zugang noch Elektrolytlösung und mir wurde auch eine Thoraxdrainage während der OP gelegt, die die Wundflüssigkeit aus dem Thorax entfernte. Nachmittags hatten wir dann ein Problem: Ich konnte wegen dem Rückenmarkskatheter nicht urinieren, aber meine Blase war voll. Also wurde mir ein Blasenkatheter gelegt. Das tut nicht weh, fühlt sich aber etwas ungewöhnlich an. Später kamen noch die Chirurgen und erkundigten sich nach meinem Wohlbefinden. Sie waren mit dem Resultat auch sehr zufrieden, mir wurde erklärt, dass aufgrund der Asymetrie meiner TB der Bügel schräg angebracht wurde. So haben wir uns einen Zweiten sparen können. Ich bekam auch einen Zimmernachbar, er hatte sich in Ischgl mit Corona Infiziert und lag längere Zeit im Koma. Zudem wurde mir gezeigt, wie ich mich aufrichten konnte. Leider ist beim ersten Versuch aufzustehen direkt mein Blutdruck abgesackt und ich musste mich wieder hinlegen.

OP+ 1 Tag
Die erste Nacht war denke ich am Härtesten. Erneut konnte ich nicht schlafen, wegen kettensägeartigem Schnarchen. Ich war erschöpt und ich konnte wegen Rückenschmerzen nicht in einer Position liegen bleiben. Am frühen Morgen kam dann noch Übelkeit zu meinem Delirium hinzu. Solche Momente versuchte ich einfach stoisch zu ertragen. Gleichzeitig wurde auch das Schmerzmittel "Sofenta" für den Epiduralkatheter durch ein Schwächeres ersetzt. Ein Pfleger versuchte mit mir morgens ins Bad zu gehen, aber im Bad hatte ich dann ein Gefühl als müsste ich mich übergeben und setzte mich deswegen hin. Es war mir so übel, dass ich nicht einmal mehr sprechen konnte, jedoch schafften wir es wieder ins Bett, wo sich mein Blutdruck erholte. Es war echt bemerkenswert wie schwach man nach so einem Eingriff ist. Jeder Schritt war mit Anstrengungen verbunden und ich klammerte mich an so eine Art medizinischen Kleiderständer an dem meine Urin-Tasche, die Narkose Pumpen, die Drainage und die Infusion für die Hand befestigt waren - ein ziemliches Kabelgewirr. Nachmittags versuchten wir es erneut und diesmal schaffte ich es, meine Zähne selber zu putzen. Danach musste ich zum Röntgen in einem Rollstuhl, wieder mit den ganzen Apparaten an mir dran. Im Röntgenraum musste ich aufstehen und ich hatte wirklich Angst, dass ich mich über die Röntgenmaschine übergeben würde, weil mir immer noch übel war. Generell empfand ich Übelkeit viel Schlimmer als den normalen Schmerz. Abends waren die Schmerzen wegen dem schwächeren Schmerzmittel dann doch relativ stark und ich entschied mich eine Tablette aus einem Automaten zu nehmen, der an meinem Bett befestigt war.

OP+2 Tage
Wie jeden Morgen war Visite von den Ã,,rzten. Wenn ich gefragt wurde wie die Schmerzen auf einer Skala von 1-10 waren, antwortete ich mit nie mehr als 6. Wie gesagt war mein Ziel, das Krankenhaus so schnell wie möglich zu verlassen, was nur möglich war, wenn ich schnell von den Schmerzmitteln wegkommen würde. Konsequent wurden jeden Tag die Schmerzmittel von den Ã,,rzten heruntergefahren. Besonders das erste Aufstehen morgens war schmerzhaft. Ich musste mich zusammenreißen um nicht zu schreien. Jedenfalls schaffte ich es am Morgen bereits begleitet ins Bad und konnte mir die Zähne putzen, abends sogar ohne Aufsicht. Im Laufe des Tages wurde mir zu Erst der Blasenkatheter und dann die Throraxdrainage gezogen. Ãœberraschenderweise tat insbesondere das Ziehen der Thoraxdrainage überhaupt nicht weh. Trotzdem war ich verblüfft, dass da so ein langer Schlauch in mir drin steckte. Auch die Armbinde für das EKG, Blutsauerstoff und Puls wurde entfernt. An diesem Punkt war ich der Freiheit schon sehr nah. Lediglich der Zugang an meiner Hand und der Epiduralkatheter verblieben. Nachmittags kam dann noch eine Physiotherapeutin vorbei und wir liefen im Zimmer herum. Als ich dann erschöpft war, gab sie mir eine Rückenmassage was die Rückenschmerzen vom Liegen beseitigte. Rückenschmerzen darf man wirklich nicht unterschätzen, gerade nachts hinderten sie mich am Schlafen.

OP+3 Tage
Ich wachte morgens mit einem komplett durchnässten Rückenkissen auf. Erst dachte ich das wäre einfach nur Schweiß, aber die Flüssigkeit war zu schleimig für Schweiß. Es stellte sich heraus, dass die Verbindung zwischen Katheter und der Schmerzmittelpumpe kaputt war und das ganze Schmerzmittel in das Kissen reinlief. Also hatte ich die ganze Nacht kein Schmerzmittel bekommen. Interessanterweise empfand ich die Schmerzen morgens nicht als ungewöhnlich stark. Aus diesem Grund wurde mir daraufhin von den Anästhesisten die Katheter am Rücken und an der Hand gezogen, endlich war ich frei. Ich hatte an diesem Punkt seit dem OP Tag keinen Stuhlagang mehr gehabt, also bekam ich über den Tag mehrere abführende Tees zum Trinken. Hat aber nichts geholfen und deswegen gab es dann Abends ein Zäpfchen, was sehr effektiv war. Zum ersten Mal nach der OP konnte ich mich auf hüftabwärts alleine waschen, was sehr angenehm war, denn ich war komplett verschwitzt. Meine Haare sahen so aus, als hätte ich in Olivenöl gebadet. Täglich trank ich 2-3 Liter an Wasser, weshalb ich immer wieder einen Grund hatte aus dem Zimmer zu gehen und Wasser zu holen.

OP+4 Tage
Wieder nur drei Stunden geschlafen, aber diesmal mit Ohrstöpseln, was das Schnarchen etwas angenehmer gemacht hat. Direkt am Morgen durfte ich auch wieder in meine normale Kleidung wechseln und endlich diesen Fischnetz-Tanga gegen eine reguläre Unterhose tauschen. Moralisch waren die Alltagsklamotten auf jedenfall eine Bereicherung. Ich lief den ganzen Tag auf der Station herum und quatschte mit den Pflegern. Betreuungstechnisch hatten ich und mein Zimmergenosse großes Glück. Zwei Pfleger waren auf der IMC maximal für vier Patienten zuständig, manchmal waren wir Beide die Einzigen. Deshalb war die Versorgung natürlich unübertrefflich und die Pfleger hatten sehr viel Zeit um sich um uns zu kümmern.

OP+5 Tage
An diesem Tag wurde ich von der IMC auf die Normalstation verlegt. Eigentlich hätte ich schon am dritten Tag verlegt werden sollen, aber die Normalstation hatte keine Plätze frei. Ursprünglich hatte ich mich auf die Verlegung gefreut, als ich dann aber in der Normalstation ankam, war ich etwas schockiert. Die Station lag im Altbau des Krankenhauses und sah auch so aus. Die Fernseher waren noch von 1980, Blutmessgeräte ohne Touchscreen und winzige Bäder. Ich habe mich definitiv nicht so wohlgefühlt wie auf der IMC. Aus diesem Grund ging ich draußen spazieren. Zwar musste ich mich öfters setzten und ausruhen, aber ich schaffte es locker zwei Stunden in Bewegung zu bleiben, bevor ich abends wieder auf die alte Station zurückkehrte. Die Pfleger waren hier für mehr Patienten zuständig und das merkte man auch. Ein Bettnachbar hatte Schmerzen und musste mehrmals klingeln bis jemand kam. Rückblickend hatte ich ganz großes Glück, dass auf der Normalstation kein Platz frei war und ich länger auf der IMC blieb. Ich denke, dass das meiner schnellen Genesung auf jeden Fall geholfen hat. Zudem fragte ich den Chirurg per Email ob ich am nächsten Tag entlassen werden könnte, denn mir ging es schon echt gut. Mein Wunsch wurde ohne Umstände genehmigt.

OP+6 Tage
Morgens erhielt ich meinen Implantatsausweis, den ich beim Reisen benutzen kann. Dabei fiel mir auf, dass bei mir Implantatsstahl verbaut wurde. Der Assistenzarzt meinte beim Vorgespräch noch, dass sie ausschließlich Titan benutzen. Persönlich finde ich Titan cooler, da man das Material auf Raumschiffen benutzt. Stahl wird, naja, für Kochtöpfe und so verwendet. Aber solang es funktioniert bin ich auch mit Stahl zufrieden (Jetzt kann ich mir ein "Man of Steel" Tshirt besorgen ;D). Medizinisch gesehen werden Vorteile und Nachteile von beiden Materialien heiß debattiert, mein Eindruck war, dass Titan trotz höherer Kosten bevorzugt wird. Meine Eltern konnten mich nicht am gleichen Tag abholen, deswegen nahm ich ein Taxi ins Hotel. Freundlicherweise wurde mir dort mit meinem Gepäck geholfen, weil ich nichts tragen durfte. Dort machte ich den Fehler und legte mich auf das waagrechte Bett. Nach einigen Minuten wollte ich aufstehen, schaffte es aber nicht. Am Ende winkelte ich ein Bein an und zog mich ein meinem Knie mit Schwung hoch, was starke Schmerzen verursachte. Daraufhin stapelte ich die Kissen so, dass mein Oberkörper höher gelagert war. Am nächsten Morgen holten mich meine Eltern ab. Mission accomplished. 8)


Nach dem Krankenhaus

OP+4 Wochen
10 Tage nach der OP hörte ich auf Schmerzmittel zu nehmen. Ich hatte zwar noch Schmerzen, aber ich wollte mich an diese gewöhnen, anstatt sie zu verdrängen. Jeden Tag ging ich spazieren um frische Luft zu schnappen und meinen Körper zu bewegen. Mein Schlaf verbesserte sich von Tag zu Tag und eine Woche nach meiner Entlassung schlief ich wieder 8 Stunden pro Tag. Um aufzustehen, befestigte ich eine Schnur am Ende von meinem Bett und legte das Ende auf den Nachttisch. So konnte ich morgens selbstständig aufstehen. Nach dem Aufstehen hatte ich normalerweise bis zu 2 Stunden Schmerzen, die ich einfach absaß. Die ersten 10 Tage nach der OP durfte ich meine Arme nicht über den Kopf halten wegen den Nähten. Nachdem diese entfernt wurden, konnte ich mich aber dann komplett duschen. Das war schon sehr erfrischend. Eine Gefahrenquelle die ich aber nicht vorhergesehen habe war das Lachen. Lachen und Niesen sollten nach der OP vermieden werden. Beides ist sehr schmerzhaft. Leider ist mein Familienleben sehr lustig, dementsprechend musste ich viel lachen. Ich denke kumuliert waren die Schmerzen durch Lachen größer als die Schmerzen im Krankenhaus. Verblüffend, aber wahr. Ich schrieb dem Chirurg deswegen eine Email, weil ich Angst hatte, der Bügel könnte sich durch das Lachen verschieben. Er meinte "Lachen ist gesund" und ich sollte ruhig weiterlachen, da keine Gefahr bestünde so den Bügel zu verschieben.  ;D

OP+8 Wochen
Ca. 6 Wochen nach der OP war ich weitestgehend selbstständig, so dass ich nach 2 Monaten wieder nach München zum Studieren konnte. Niesen vermied ich noch immer, aber das Lachen wurde erträglicher. Den Bügel spürte ich kaum noch. In München angekommen, begann ich mit leichtem Joggen um meinen Körper wieder fit zu machen.


OP+12 Wochen (Jetzt)
Gerade beim Sport macht sich die OP sehr bemerkbar. Ich jogge jetzt seit einem Monat und habe absolut keine Probleme mehr mit Schwindel oder Kopfschmerzen. Ich schaffe es mittlerweile knapp 7 Kilometer ohne Pause zu laufen, was vor der OP völlig undenkbar gewesen wäre. Das ist wirklich ein sehr befreiendes Gefühl. Auch optisch ist meine Brust ein Knaller im Vergleich zu vorher. Klar, die Narben sind noch da, aber der Brustkorb sieht relativ normal aus, lediglich die Rippen stehen noch hervor. Niesen kann ich auch wieder, selbst wenn ich dabei den Bügel noch deutlich spüre.


Fazit
Ich würde die OP auf jedenfall nochmal machen. Mit dem Ergebnis bin ich super zufrieden, insbesondere da ich es mein ganzes Leben behalten werde. Für 8 Wochen mit ein paar Entbehrungen war es das sicherlich wert. Gleichzeitig war die OP, der Kranhenhausaufenthalt und der Umgang mit dem Schmerz auch eine persönliche Erfahrung, die mich stärker gemacht hat.

suntzu

Tipps für den Krankenhausaufenthalt

  • Süßigkeiten oder Snacks mitnehmen: Das Krankenhausessen war wirklich so schlimm wie ich es im Vorhinein von vielen Patienten gelesen hatte. Schlecksachen können bei moralischen Durststrecken Wunder wirken
  • Beim Aufstehen ein Seil verwenden, ist viel weniger schmerzhaft als die Bauchpresse, habe ich leider am letzten Krankenhaustag herausgefunden
  • Wenn man kein Seil zur Verfügung hat: Bein anwinkeln und sich am eigenen Knie langsam hochziehen
  • Viel Wasser trinken
  • So viel Bewegung wie nur möglich. Für mich war das Wasser holen immer ein Grund aus dem Bett aufzustehen. Mahlzeiten habe ich nur sitzend eingenommen
  • Ãœberlegen, ob man in ein Einzelzimmer oder Doppelzimmer investiert. Bei Universitätskliniken sind diese Preise im Entgeltkatalog fest geregelt. In Freiburg hätte ein Einzelzimmer 92â,¬ pro Nacht und Doppelzimmer 45â,¬ pro Nacht gekostet. Leider waren bei mir keine Einzelzimmer mehr frei, aber ich hatte Glück und auf der IMC gab es sowieso nur Doppelzimmer. Meine letzte Nacht verbrachte ich in einem 4 Bett Zimmer und das war nicht so angenehm.
  • Direkt vor der Einweisung keine schweren Mahlzeiten mehr essen, wegen Verstopfungsgefahr. Ich habe mir ein Burrito und drei Tacos am Tag vor der Einweisung reingehauen und das spätestens beim Zäpfchen bereut
  • Entertainment nicht vergessen, die meiste Zeit ist man am Nichtstun. Ich habe mich mich mit einem Buch gut unterhalten können
  • Ohrstöpsel mitnehmen, falls das Krankenhaus keine haben sollte

Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt: Vielen Dank für euer Interesse. Ich hoffe ich kann manchen hier im Forum mit meinem Bericht helfen. Im Anhang habe ich noch ein paar Fotos. Schreibt auch gerne, falls ich noch irgendwelche Fragen beantworten kann