Erfahrungsbericht, August 2020, OP nach Nuss, Helios Klinikum Buch

Begonnen von albatros, 13. Oktober 2020, 14:46:40

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Desca

Ich hatte ähnliche Probleme wie du, auch nach einem Jahr. Ich habe mir den obersten Bügel jetzt rausnehmen lassen. Seitdem ist mein Arm nicht mehr " gelähmt"  und auch die Problematik mit der Schulter ist deutlich besser geworden.
Es ist nicht so eingesunken,wie befürchtet.

Nehme zwar auch noch Medikamente, aber nicht mehr annähernd so viele, wie das Jahr davor.

Ja, man kann echt verrückt werden.

Alles Gute

albatros

Liebe:r Leo8528,

im Klinikum Buch gibt es keine Nachsorge, wie es sie in anderen Kliniken gibt. Die ersten Wochen wurde ich schon immer wieder postoperativ vorstellig (auch im Kontext der Ergüsse), aber eine jährliche Kontrolle oder dergleichen gibt es nicht. Ich plane mich aber erneut vorzustellen, um mir eine Meinung vor Ort geben zu lassen. Ebenso erwäge ich mir eine Zweitmeinung einzuholen (eben vllt. bei Dr. Lützenburg, nachdem dieser sowohl menschlich, als auch fachlich, im Forum immer wieder positiv erwähnt wird). Ich danke dir für deine Genesungswünsche - gerade versuche ich einfach relativ das Beste draus zu machen. Und seeehr langsam auch wieder in Bewegung zu kommen - die Schmerzen und Atemnot gehen Hand in Hand mit Ver- und Unterspannungen und ich hänge durch. Ich hoffe darauf, dass Sport allmählich wieder Körper-, Selbstgefühl und Gesundheit voran bringen wird.

Liebe:r Desca,

ich hoffe, eine Zwischen-OP bleibt mir erspart. In der Physio arbeiten wir gerade vor allem an der sehr festen Atemhilfsmuskulatur und den Gewebeverspannungen im Halsbereich (m. sternocleidomastoideus, mm. scaleni) auf der rechten Seite. Je nachdem, wie die Schmerzsituation ist, kann ich mal mehr, mal weniger atmen. Vorhin durchfuhr es mich nach einem relativ-konstanten Schmerzmittel rechts wie ein Blitz beim Aufrichten mit sehr starken Brustschmerzen. Es... bleibt spannend.^^ Ich freue mich, dass dir diese Zwischen-OP geholfen hat und die Brust stabil verblieb. Ich wünsch dir was!
28, m
OP nach Nuss in Berlin-Buch mit 2 Bügeln: August 2020

Desca

Hi Albatros,

Mir hat zudem tatsächlich Osteopathie geholfen, alles zu lockern. ( Ist teilweise nur begrenzt möglich, wegen der Bügel, aber auch Organe wie Leber,Därme, Zwerchfell und sowas " ziehen"  den Thorax runter, wie er es sonst war. )
Da gibt es in der Regel auch Zuschüsse von der Krankenkasse.


Ich habe auch mal mit Herrn Lützenburg gemailt, und paar Bilder geschickt.
Er hat mir  auch seine Meinung gemailt.
( Er hätte es von Anfang an anders operiert). Das wäre aber in einer neuen komplett OP mit neuen Bügel geendet.
Aber eine zweite Meinung ist wirklich nicht verkehrt, grade, wenn es, wie bei uns anscheinend, keine Nachsorge gibt, und man sich selbst helfen soll  :D bin nicht in Buch operiert worden.

Es war schon meine zweite Zwischen- OP. Auch am oberen Bügel. Plus stationäre Reha und ich weiß nicht was noch alles.

Deswegen bin ich froh, daß mein dusseliger Chirurg endlich ein Einsehen hatte.
Mittlerweile kann ich auch wieder arbeiten, wenn auch nur begrenzt.

Also: nicht verzweifeln, es gibt Hilfe und man muss dran bleiben. Und nicht verrückt werden dabei 😆

Alles Liebe und Gute und danke


albatros

Hi Desca, ich plane auch eine Ostheopathin ab August zu besuchen. :)

Ich würde ganz gern einfach mal mein Leben weiter leben, ohne, dass mich tägliche Schmerzen und Sorgen aufgrund von Verformungen zurück werfen.

Ich denke, ich werde auch nochmal der Chirurgin und auch Herrn Lützenberg mailen. Danke für den Impuls.

Liebe Grüße!
28, m
OP nach Nuss in Berlin-Buch mit 2 Bügeln: August 2020

albatros

Hallo ihr Lieben, ich denke mittlerweile einmal die Woche darüber nach, dass ich hier mal einen Erfahrungsbericht und Zwischenbericht schreiben sollte. Ich werde aus Zeitmangel und Erschöpfung nur kurz etwas schreiben.

Letztes Jahr im September, also nach 2 Jahren Tragezeit (ich habe indes die Operateurin per Mail kontaktiert, ob dies ausreichen würde, damit der Brustkorb stabil genug ist - sie meinte, 2 Jahre könnten ausreichen, vllt. würde ich auch 2,5 schaffen) und mit all meinen Problemen:
* Haltung (ich konnte keine günstige Haltung einnehmen, ohne nicht mehr atmen zu können, da der Brustkorb sich ja schließlich kaum weiten konnte wie bei einer normalen costo-diaphragmalen Atmung, sondern vermehrt über die Atemhilfsmuskulatur um den Hals nach oben gezogen wurde, was zu chronischen Schmerzen und Verspannungen und Mobilitätseinschränkungen der Halswirbelsäule führte und sich auch in meiner Haltung eingeschrieben hat - meine Halslordose ist stärker, die Brustkyphose auch - zum sängerischen Teil schweige ich hier erstmal),
* Atmung (wie geschildert - konstantes Gefühl von Enge im Hals - kann ich neurophysiologisch erklären und muskulär erklären, will jetzt aber nicht "rum nerden" :)),
* chronischen Schmerzen (ich nahm fast jeden Tag *mindestens* eine Ibuprofen oder etwas anderes, weil ich immerzu Schmerzen hatte im Brustbereich, in der Halswirbelsäule, im Schulterbereich,
* stimmlichen Problemen (ich hatte in den gesamten 2 Jahren vllt. 2mal Gesangsunterricht und habe kaum die Energie und stimmlichen Möglichkeiten gehabt, zu arbeiten oder mich zu entwickeln), * aufgrund der psychischen Folgen (entgegen dem damaligen Versprechen im Gespräch mit Prof. Scharschmidt - woran ich immer noch mit Wut denke und mittlerweile aufgrund meines Jobs als Logopäde auch im phonochrirugischen Bereich bei meinen trans* Klient:innen echt immer wieder Wut verspüre, dass einige Chirurg:innen entweder kein funktionelles Verständnis für körperliche Systeme, ihre Interrelation haben und daher über Folgen nicht aufklären (bzw. auch zu wenig Körperwissen an der Stelle) oder es aus Reputationsgründen und Wunsch möglichst viele OPs zu haben, nicht tun (?)
* und infolgedessen natürlich einfach auch psychisch-emotionale Probleme (immer Schmerzen zu haben, erschöpft zu sein, nicht mehr am gesellschaftlichen Leben so sehr teilhaben können, ständig Belastungsgrenzen kommunizieren zu müssen, und wie sich körperliche Veränderungen einschreiben usw), Selbstbild und "Beziehungsprobleme" (die Beschäftigung mit diesen Themen und das Wahrnehmen von außen, hat sich auch in meinem Datingleben miteingeschrieben)

Ich habe mich also im September operieren lassen. Da wurde die OP auch erst einmal (in meiner Abwesenheit) und zweimal (in meiner Anwesenheit - das heißt, ich fuhr nach Buch mit dem Taxi, nüchtern, und wartete jeweils bis zum Nachmittag, um dann operiert zu werden. Weder mein Hausarzt, noch das Krankenhaus, wollten mir einen "Taxischein" je ausstellen, obgleich es bei einer stationären Aufnahme indiziert und ok ist (dazu rief ich nämlich auch meine Krankenkasse an). Nachdem ich also die ersten Male geblecht habe, fuhr ich irgendwann eben die mind. 3/4 Stunde mit mehrmaligem Umsteigen (wenn nicht deutlich länger, durch Ausfälle) irgendwann nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Für jemanden, der in Teilzeit arbeitet, ist das dann auch zu viel^^

Anyways, kommen wir zur OP und zum Krankenhausaufenthalt. Mir wurde etwas von dem Huggel auf der rechten Brustseite auf Wunsch abgetragen und die Brust sah nach der OP wirklich perfekt aus. Die zweite OP und mein Zustand danach war KEIN Vergleich zur ersten. Ich bin aufgewacht und konnte sofort deutlich besser in Ruhe (!) atmen, als zuvor. Ich spürte deutlich größere Rippenexkursionen. Zudem bin ich mit deutlich weniger Schmerzen aufgewacht, als vor der OP - ein Zustand, der auch die nächsten Tage bleiben sollte, weitestgehend.  Ich konnte nach der OP bereits aufstehen, rumlaufen und habe mir einen Tee gemacht und war gut drauf. Ich hatte zwei Drainagen (etwas, was mir sehr wichtig war), die auch erneut länger in mir bleiben mussten, weil mein Körper wohl gern endlos Wundflüssigkeit produziert. Das war auch der Grund, warum ich statt 3-4 Tage eine Woche blieb. Ich war die ganze Zeit auf der Kinderstation, war relativ zufrieden. Am Tag drauf hatte ich stärkere Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule, die durch Schmerzmittel zu kompensieren waren. Ansonsten waren die Schmerzen wirklich moderat und gut managebar. Die Bügel habe ich auch mitgenommen. Bezüglich des Umstands gelegentlichen Kontakts mit THC hat sich die Anästhesieärztin ganz vorbildich verhalten und den Hinweis stärkerer Mittel an die Kolleg:innen gecodetet eingetragen ;) etwas, was ich ein halbes Jahr zuvor begann zu konsumieren, da Schmerzmittel einfach NICHT ausreichten (egal, wie viele) und die Schmerzwahrnehmung deutlich reduziert wurde, sodass ich das Gefühl hatte, sogar relativ normale Tätigkeiten im Alltag wieder ausführen zu können.

Auch die nächsten Wochen galt es wieder eine Brustkompresse zu tragen, also hatte ich optisch nicht so viel von meiner Brust. Ich ging aufgrund des enormen Drucks und der Spannung im oberen Brustbereich rechts vor der OP davon aus, dass dieser wieder einsinken wird. Natürlich hoffte ich es nicht. Innerhalb der zwei Wochen geschah aber schon genau dies. Erst sank es oben rechts ein, dann rechts unten mittig, dann bewegte sich an der Stelle links (Brustbein) der Brust, eben dieses noch dominanter heraus (gut, dass der Huggel schon vorher geglättet wurde) und links davon gaben Rippen noch mehr nach. Auch JETZT noch verändert sich meine Brust. Die gesamte rechte Brustseite ist entlang des Brustbeins, das noch deutlich dominanter hervortritt, eingesunken. Die Brust empfinde ich als rotiert. Ich spüre relativ konstakt Druck auf die Brust und es knackt und schnippst täglich mehrmals. In meine Haltung hat sich dies auch weiterhin eingeschrieben und alle körperlichen Bereiche mussten darauf reagieren. Natürlich heißt das beispielsweise Reaktion der Bauchmuskulatur, Hüfte, Schulterblätter, Wirbelsäule und damit auch Halswirbelsäule.

Dies ist nun die 3te Woche, dass ich mit Gym begonnen habe. Kleiner Exkurs: seitdem vor 2-3 Monaten bei mir eher zufällig ADHS diagnostiziert wurde und ich Medikamente nehme und nun die Dinge eher beginne und mache, die ich tun möchte, begann ich auch ins Gym zu gehen. Ich empfehle mir (und mitunter euch) auch viel Bewegung mit viel Achtsamkeit, um zu lernen, mit Fehlhaltungen und Spannungen umzugehen, wie man diese lösen lernen kann, wo Kompensierungen möglich sind, damit das bewegliche Faszien- und Bindegewebe die biomechanischen Kräfte besser puffern und weiter leiten kann, und um die Muskulatur, die für Stabilität und Flexibilität steht und für Aufrichtung und (Ein)Atmung zu trainieren. Ich habe rechts eine Schulterdestabilität, aufgrund der konstanten Veränderungen meiner Brust und der Verbindungen von Schulterblatt, Schlüsselbein, Schultermuskulatur (im Antagonismus bspw. zum schrägen Bauchmuskel - und wie geschrieben, die Bauchmuskeln müssen ja auch auf die Rotationstendenz des Brustkorbes reagieren und der gerade Bauchmuskel den Brustkorb stabilisieren, damit die Rippen sich erweitern können und bei Schmerzpatient:innen sind die Bauchmuskeln in der Regel undifferenziert verspannt und halten fest und reduzieren die Beweglichkeit zugunsten von Schmerzprävention und körperlicher Instabilität). Die Schulterblätter wiederum haben massiven Einfluss auf unsere Möglichkeit der Aufrichtung in Brustwirbelsäule und die Erweiterung der Rippen in der Einatmung nach hinten und oben (was für Singende, gerade im Bereich Klassik, Muss ist!) und werden ja bedauerlicherweise oft noch nach hinten/unten gezogen weil dies als Voraussetzung für eine Aufrichtung der Brustwirbelsäule gesehen wird ("gute Haltung" - dafür sind diese Muskeln nicht da. Das machen bitte die Rückenstrecker, wodurch die Arbeitsmöglichkeiten für die Rippenerweiternden Muskeln sich verbessert, die Rippenerweiterung sich steigert und die Schulterblätter nach außen rotiert werden und über den vorderen Sägemuskel die Rippen zusätzlich anheben - etwas, was wir für das Singen brauchen!).

Anyways... ich wurde entlassen und habe versucht, das Kapitel langsam endlich zu schließen. Der tägliche Schmerzmittelgebrauch war nicht mehr so das Thema. Mit der Zeit (im Augenblick auch wieder stärker) veränderte sich weiterhin die Brust. Jedes Knacken löste wieder eine Veränderung im Muskel-, Faszien- und Bindegewebe aus und führte zu weiteren Verspannungen.

Auch, wenn die Atmung besser wurde, und ich sukzessive das Gefühl eines zugeschnürten Rachens etwas verlor - es war, als würde ich immer gewürgt werden - habe ich jetzt dennoch weiterhin immer mal Atemprobleme und weiterhin sehr verspannte Atemhilfsmuskeln im Halswirbelsäulenbereich. Das führt dazu, dass ich jede Tag mit Druck/Spannung konfrontiert bin, diese "tick-artig" durch Bewegung, Dehnen, Strecken auflösen will, und dies als erschöpfend erlebe, und sich immer wieder eine neue Verspannung auftut.

Sängerisch habe ich ETWAS zugelegt. Mit genügend Vorbereitung kann ich meinen Körper in einen besseren Zustand für das Singen bringen, da jetzt überhaupt mehr Rippenerweiterung und Aufrichtung möglich ist. Ich sehe auch, wie das Tragen der Bügel, als auch die chronischen Schmerzen und Verspannungen sich sukzessive in meine Haltung, selbst die Wirbelsäule, eingeschrieben hat. Damit versuche ich umzugehen.

Im Gym trainiere ich gerade Arme, Brust, Schultern, Aufrichtungskette (Wade, Oberschenkel, Gesäß - sehr wichtig zum Ausgleich der Beckenkippung und des Hohlkreuzes, für eine vollständige Atmung! und Aufrichtung) und ab und an etwas Bauch und sollte den Rücken noch stärker inkludieren. Manchmal habe ich dann wieder so starke Verspannungen auf der rechten Seite der Halswirbelsäule (die Atemhilfsmuskeln dort, v.a. scaleni, die an den oberen Rippen ansetzen, verspannen sich extrem, wenn ich versuche, Brust- und Schulterübungen zu machen, was wiederum die Schulter rechts weiter destabilisiert - damit versuche ich sukzessive umzugehen und es wird besser. Das heißt aber auch, dass das Problem mit dem eingeklemmten Nerv, von dem ich ja früher schon mal schrieb, sich nun auch wieder gehäuft zeigt und ich dann ausstrahlende Schmerzen rechts am Übergang zum Oberarmknochen bis in die Hand bekomme).

Ich bin weiterhin ab und an in Osteopathie. Ich kann euch nur empfehlen: WENN ihr jemanden kompetentes kennen lernt, der:die mit euch auf Ebene von Gewebe, Nervensystem, zwischenmenschlich gut umgehen kann, MACHT ES. Ich habe durch meine Körperarbeit und mein funktionelles Körperverständnis, als auch meine Weiterbildungen im Bereich somatischer Arbeit und Nervensystem genug Verständnis, um einige Sachen zu kompensieren (wie geschildert) und dennoch ist es so wichtig, dass ich mich mal in andere Hände geben kann, um mal einen leichteren Zustand zu erleben in mir, in der Welt, im Körper, im Denken und Fühlen. Absolut empfehlenswert - ich bin so dankbar in Berlin jemanden dafür gefunden zu haben. Letztes Jahr an der Ostsee im Urlaub probierte ich einen Osteopathen aus, und dieser hat sich absolut grenzüberschreitend verhalten - das war meine schlimmste Erfahrung im medizinischen Kontext bisher.

Ich denke auch, dass, wenn ich prinzipiell vor den OPs genug gesunde Körperkraft gehabt hätte (Muskeln, bewegliches Bindegewebe und Fasziensystem, und die psychisch-emotionalen Kapazitäten) der Verlauf nach beiden OPs besser gewesen wäre und vllt. gar nicht so starke Veränderungen vorgenommen wären (bzw schon nicht so stark gewesen wären), da der Gewebezug auf die knöchernen Strukturen nicht ungünstig auf diese gewirkt hätte.

Ich bin immernoch nicht an einem Punkt, an dem ich sagen kann, die OPs hätten sich funktionell gelohnt. Ich habe erst einmal den Eindruck gewonnen, dass in Buch FUNKTIONELLE Aspekte nicht mitgedacht werden, sondern ausschließlich ästhetische. Die OP ist ein großer, experimenteller Eingriff und man schaut, ob es schön aussieht, aber ich bin mir sicher, viele Patient:innen und Ärzt:innen, werden wieder die Folgen solcher OPs auf allen möglichen körperlichen und psychischen Ebenen kennen, noch im Zusammenhang betrachtet verstehen können (bspw. führt die verminderte Aktivität der primären Einatemmuskeln zu einer neurologisch geringeren Aktivität der Stimmlippenmuskeln in Öffnung und Schluss, was wiederum dazu führt, dass der Körper Strukturen darüber akquirieren wird, um dies als überlebenswichtige Leistung zu gewährleisten, was zu Enge im Hals führt und damit zu einer weiteren Aktivierung der Ausatemmuskeln, v.a. Bauchmuskeln - die ohnehin schon aufgrund der Schmerzen und körperlichen Instabilität stärker verspannt sind und damit neurologisch zum sukzessiven Verschluss der oberen Atemwege führt. Falls jemand von euch also solche Empfindungen hat, habt ihr jetzt eine Erklärung :P diese funktionellen und neurologischen Zusammenhänge sind als Doppelventilfunktion des Kehlkopfes bekannt und dazu gibt es gute Literatur. Das heißt auch, dass Bewegungen, die die Einatmungsmuskeln - also Aufrichtungs-, Haltungs- und Bewegungsmuskeln, die die Rippen nach seitlich und hinten erweitern) - günstig sind, also Klettern/Bouldern, verschiedene Formen des Schwimmens, manche Zugbewegungen (durch den Einfluss auf den Schultergürtel) und Rudern, und allgemeine körperliche Fitness.

Der Post wurde jetzt etwas nerdy, aber ich hoffe einfach, da waren auch sinnvolle Infos dabei. Im nächsten poste ich ein paar Pics.

Abgesehen von den vielen Bausstellen und aktuell wieder eben der Atemnot, konzentriere ich mich sehr darauf, Kraft aufzubauen, versuche mehr Kalorien zu mir zu nehmen und hab meine Ernährung etwas umgestellt (sehr funktionell, lecker ist was anderes), was mir sehr gut tut (seitdem ich täglich Proteinpulver und ein spezielleres Nahrungserzängzungsmittel zu mir nehmen, bin ich deutlich belastbarer und gar nicht mehr krank geworden - nicht mal im Ansatz) und hab eine zweijährige Fortbildung in meinem Bereich der Stimmarbeit beginnen können und beruflich läuft es auch deutlich besser. Meine Brust sieht natürlich deutlich besser aus, als zuvor - ob ich so viel mehr atmen kann, als zuvor, lässt sich kaum rekonstruieren - vor allem, da Druck/Spannung und Schmerzen und Erschöpfung ohnehin da mit rein wirken und sich meine Biomechanik gefühlt ständig ändert. Ich bin nur froh, jetzt wieder mehr an meiner Stimme arbeiten zu können. Die ganzen Fehlspannungen schreiben sich übrigens auch in die Möglichkeiten der Stimmarbeit ein - wie gesagt, Haltung, Atmung, aber auch einfach Gestaltungsfreiheit der oberen Atemwege für das Singen. Jede:r, der:die irgendwie sängerisch tätig ist (oder beruflich viel spricht) und ähnliche Ausgangslagen vorzuweisen hat, wie ich, sollte also wirklich sehr gut drüber nachdenken, ob so eine OP etwas für ihn:sie ist. Ich sehe auch, dass die Trichterbrust sich auch vorher in die stimmlichen Möglichkeiten eingeschrieben hat, aber kompensiert sehe ich diese eben nicht - jetzt ist es eben *anders* :D
28, m
OP nach Nuss in Berlin-Buch mit 2 Bügeln: August 2020

albatros

Ein Gedanke, der mich aber umtreibt, ist, ob das je ein Ende finden wird und wie bei zunehmenden Alter und Verschleiß dies Probleme mit sich führen kann oder wird (Knorpel werden knochig, Elastizität geht zurück, Muskelmasse, Kraft, Atemvolumen). Ein Grund mehr für Kraftaufbau und regelmäßige Bewegung.

Was ich oben vergessen habe zu erwähnen, ich habe oft Schmerzen unter der rechten Schulter bei der beschriebenen Auswärtsrotation des Schulterblatts. Beide tendieren auch zu weniger Mobilität. Als ich in meiner Weiterbildung durch Lösen bestimmter Strukturen und Aktivierung der Einatmungsmuskeln eine ganz andere und viel freiere und offenere Einatmungsform entdecken konnte, ohne, dass meine Atemhilfsmuskeln (auch der Kopfwender, der ganz schön fest ist) kicken mussten, war das mega befreiend, aber ich bekam auch sofort Mega Muskelkater unter den Schulterblättern.^^

Hier nun ein paar Bilder.

Relativ frisch nach der OP (nachdem die Drainagen auch raus waren) ist das erste Bild, noch im Krankenhauszimmer. Das zweite ist nach der OP.

Die letzten 4 Bilder sind alle von eben.


28, m
OP nach Nuss in Berlin-Buch mit 2 Bügeln: August 2020

albatros

28, m
OP nach Nuss in Berlin-Buch mit 2 Bügeln: August 2020

albatros

Bild von heute. Fühle mich dezent wieder atemloser. Auf der rechten unteren Brustseite scheinen die Rippen Richtung Brustbein weiter eingesunken. Durch die Asymmetrien bin ich, wie gesagt, jeden Tag mit Asymmetrien durch den ganzen Körper beschäftigt (Nacken und vordere Hals/Atemhilfsmuskeln, Bauch und Hüftmuskulatur, auch durch die Beine bis in die Füße) und bin jeden Tag weiterhin am Dehnen, um auch die Zwischenrippenräume aufzufächern, die verengt sind. Daher habe ich stimmlich mal bessere, oder schlechtere Tage. Mein Oberkörper ist im Prinzip die gesamte Zeit nach rechts verdreht und kollabiert, folge ich den Muskelspannungen. Über manuelle Arbeit, Atem- und Aufrichtungsübungen widme ich mich diesen. Aktuell bin ich frustriert, da ich das Gefühl habe, wieder etwas Atemvolumen verloren zu haben und damit auch Kehlkopfabsenkung und stimmliche Möglichkeiten für den Gesang und die Stimmarbeit. Da die Entnahme nun 1 Jahr her ist, wollte ich ein aktuelles Bild schicken. Auf der rechten Seite nehme ich immer noch Zug nach innen wahr auf Höhe der Brustmuskulatur und meine Schulter ist instabil; außerdem habe ich ab und an einen leicht eingeklemmten Nerv. Schauen wir mal, wie es weiter geht.
28, m
OP nach Nuss in Berlin-Buch mit 2 Bügeln: August 2020