Trichterbrust-OP nach Nuss, Dr. Lützenberg Ostercappeln

Begonnen von Fralli, 29. Januar 2021, 19:41:59

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Fralli

Hallo zusammen  :)

Im vergangenen Jahr war ich regelmäßig als stiller Mitleser in diesem Forum unterwegs. In der Zeit vor und nach meiner Trichterbrust-OP haben mir die vielen Erfahrungsberichte sehr geholfen, vor allem um mir meine Angst zu nehmen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, selber meine Erfahrung zu teilen.

Zu mir und meiner Vorgeschichte:
•   Weiblich
•   26 Jahre alt
•   Haller Index 6,8

Es war ein langer, über Jahre andauernder Prozess überhaupt erstmal herauszufinden, was mir fehlte. Da mich die Trichterbrust schon mein Leben lang begleitet und sie für mich „normal“ war, war sie nie ein Störfaktor für mich. Aus diesem Grund kam ich selber nie auf die Idee, dass sie der Auslöser meiner Beschwerden war.

Ich hatte seit einigen Jahren schon mit starkem Herzklopfen und Rythmusstörungen zu kämpfen. Untersuchungen beim Kardiologen  waren immer „ohne Befund“. Ich fühlte mich ganz oft geschwächt, ausgelaugt und müde. Sport war für mich „Mord“, ich war überhaupt nicht belastbar. Lange Zeit nahm ich dies so hin. Bis ich vor ungefähr 4 Jahren Luftnot dazu bekam. Darauf folgten (eigentlich kein Wunder, da ich ständig hyperventilierte) Panikattacken. Eine Fehldiagnose folgte der Nächsten, ich war in Behandlung beim Lungen-FA, der „Asthma Bronchiale“ diagnostizierte, Cortison â€"und Notfallspray waren keine Hilfe, vom Neurologen bekam ich Antidepressiva. Bei den Arztbesuchen hieß es immer „Die Trichterbrust ist so dezent, die macht keine Beschwerden, außerdem hat sich der Körper anatomisch damit abgefunden“.  :-[

Nach und nach dachte ich wirklich, ich bilde mir meine Beschwerden wohl ein. Bis meine Schwester mich dazu drängte, erneut einen Kardiologen für eine zweite Meinung aufzusuchen. Das war der entscheidende Schritt. Beim Herz-Echo wurde dann herausgefunden, dass meine rechte Herzhälfte vom Brustbein eingequetscht war, nicht mehr genug Platz hatte und sich damit der Großteil meiner Beschwerden erklären ließ. Danach ging alles ganz schnell.
Ich ließ mich stationär im HDZ-Bad Oeynhausen aufnehmen, um weitere Herzdiagnostik durchführen zu lassen. Nachdem ich aus medizinischer Sicht die eindeutige Indikation zur OP bekam, wurde ich weitergeleitet an das St.-Raphael-Krankenhaus in Ostercappeln zu Dr. Lützenberg.
Der OP-Termin war angesetzt für Juni 2020, wurde dann aber um einen Monat verschoben, weil mir einfiel, das ich auf Nickel reagiere (wohl enthalten in den Bügeln, die eingesetzt werden) und deshalb spezielle Bügel aus Titan bestellt werden mussten. Eine der vielen Infos, die ich aus diesem Forum erhielt  :) DANKE!

Die Kostenübernahme mit der Krankenkasse hat sich übrigens auch als sehr unkompliziert dargestellt.

Dann war es endlich so weit. Einen Tag vor der OP wurde ich stationär aufgenommen. Es erfolgten einige Voruntersuchungen, somit war ich vor dem großen Tag gut beschäftigt und abgelenkt. Abends kam dann Dr. Lützenberg zum Gespräch ins Zimmer. Ich hatte in diesem Forum schon sehr viel Positives über ihn gelesen und war absolut dankbar, dass er mich operieren würde. Ich kann das positive Feedback nur bestätigen. Dr. Lützenberg ist so ein toller, einfühlsamer Arzt, eine absolute Koryphäe auf seinem Gebiet. Er hat mir nochmal die letzte Angst vor der OP genommen und ich habe mich wirklich mehr als gut aufgehoben gefühlt.

Am nächsten Morgen wurde ich dann in den OP geschoben. Die beiden Anästhesisten, auf die ich dort traf, waren super nett und haben sehr beruhigend auf mich gewirkt. Ich bekam dann nach relativ kurzer Zeit den Schmerzkatheter gelegt. Es tut mir Leid wenn ich hier jetzt Angst verbreite, aber ich möchte ehrlich sein. Es war für mich eine sehr unangenehme Erfahrung. Beim Legen des Katheters bin ich sogar Ohnmächtig geworden. Ich hätte ehrlichgesagt gedacht, das ich etwas härter im Nehmen bin. Aber ich glaube das empfindet jeder anders, ich habe hier im Forum auch schon gelesen, das es Einigen gar nichts ausgemacht hat ;)

Kurz darauf bekam ich dann die Narkose und es ging los. Mir wurden zwei Bügel aus Titan eingesetzt und eine Rippenbogenkorrektur wurde vorgenommen.

Ein paar Stunden später wachte ich dann wohl behütet auf der Intensivstation auf. Hier waren die Schwestern alle sehr nett. Es ging mir erstaunlich gut. Nach kurzer Zeit kamen auch schon Dr. Lützenberg und Chefarzt Dr. Hillejan zu mir ins Zimmer. (Dr. Lützenberg kam die ersten 2 Tage nach der OP ins Zimmer, Dr. Hillejan jeden Tag). Die OP ist ohne Komplikationen verlaufen. Dr. Lützenberg schlug sogar vor, ich könnte ein Selfie meiner Brust machen, um das Ergebnis zu sehen. Das hat mich ziemlich zum Schmunzeln gebracht. ;D

Die Nacht war dann sehr unruhig, da ich einen ziemlich nachtaktiven Patienten auf meinem Zimmer hatte. Hat mir aber ehrlichgesagt nichts ausgemacht, da es sehr amüsant war. Am nächsten Morgen ging es dann auf die normale Station. Hier kann ich nun die folgenden 6 Tage kurz und knapp zusammenfassen, denn sie waren von Anfang bis Ende geprägt von Übelkeit, Schmerzen und Appetitlosigkeit.

Gefühlt befand ich mich in einem Teufelskreis. Durch den Schmerzkatheter wurde mir übel. Das Würgen hat durch die Bewegung des Brustkorbes sehr stark geschmerzt, ich musste mich aber zum Glück nicht übergeben. Ohne Schmerzkatheter waren jedoch die Schmerzen sehr stark, also war ich auf ihn angewiesen. Glücklicherweise bekam ich täglich Infusionen gegen die Ãœbelkeit,  was mir umgehend (wenn auch nur bis zum nächsten Tag) half  Ich hatte übrigens auch eine ganz tolle Zimmergenossin, mit der ich sehr viel gelacht habe. Alles halb so schlimm! Dank der Physiotherapie konnte ich mich schnell wieder mobilisieren, was natürlich sehr sehr angenehm für meinen Rücken war, auf dem ich nun tagelang schon lag. Ich bin dann mehrmals am Tag über die Station gelaufen, es hat von Mal zu Mal besser geklappt. Ich konnte mich dann früher als gedacht von den Drainagen und dem Schmerzkatheter trennen. Ein Glück hat das Ziehen der Drainagen und des Katheters nur ganz minimal geziept  :)

Da ich nun keinen Schmerzkatheter mehr hatte, wurden die Schmerzen nochmal richtig schlimm. Hier hat sich komischerweise mehr der Rücken als der Brustbereich bemerkbar gemacht. Ich wusste nachts nicht mehr wie ich liegen sollte. Trotz Morphium und Schmerztabletten war es noch ziemlich schmerzhaft. Dennoch war es die richtige Entscheidung sich vom Schmerzkatheter zu trennen! Der Appetit blieb leider trotzdem noch aus.  Ich habe immer nur kleine Mengen gegessen, um wegen der Medikamente etwas im Magen zu haben. Von dort an nahm ich 2x täglich Morphium, 3x täglich Ibuprofen und Macrogol  (etwas zum Abführen).

Nach 1 Woche stationärem Aufenthalt durfte ich dann nach Hause. Ab dem Zeitpunkt ging es stark bergauf. Mein Hungergefühl nahm auch endlich wieder zu  :)
Anfangs brauchte ich noch sehr viel Unterstützung, bin dann aber nach kurzer Zeit wieder schnell alleine klar gekommen. Nach 2 Wochen habe ich sogar schon das Morphium abgesetzt und war sogar in der Lage, die Hochzeit von Freunden zu besuchen und zwar den ganzen Tag! Ab September bin ich wieder ein paar Stunden arbeiten gegangen und ab Ende Oktober wieder voll. Dafür, das es eine relativ große OP war, ging es mir sehr schnell wieder richtig gut!!

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich die OP für mich zu 100% gelohnt hat, auch wenn sie mit starken Schmerzen und Ãœbelkeit einhergeht. Meine Beschwerden wie Luftnot und Herzklopfen sind komplett weg.  :)

Also: Asthma = Fehldiagnose & keine Panikattacken mehr  :)

Die OP ist mittlerweile auch schon 6 Monate her. Ich habe leider noch immer mit Rückenschmerzen zutun, vor allem nachts. Aber darüber kann ich mittlerweile hinweg sehen, da ich einfach nur sehr glücklich über den postoperativen Verlauf bin und das ich in den Händen von Dr. Lützenberg gelandet bin. Es ist nicht selbstverständlich dass alles so komplikationslos verläuft.
Ich hoffe sehr, dass ich jemandem mit diesem Erfahrungsbericht helfen konnte.
Alles Gute Euch und liebe Grüße! Bei Fragen kann man mich gerne anschreiben :)


peca

Schön, dass deine Heilung so gut verläuft. Ich hoffe deine Rückenschmerzen bessern sich auch bald.
Viele Grüße

annaj

#2
Schöner Bericht! Immer wieder traurig zu lesen, dass das Trichterbrust als Ursache andere Beschwerden nicht ernst genommen wird  :'(  Die Krankenkassen und Ã,,rzte verstehen zum Teil nicht der Ausmass einer TB und ich kann nur alle die operiert sind und Verbesserungen erlebt haben, mit ihre Ã,,rzte zu reden, immer wieder diese Tatsache erwähnen, so profitiert am Ende hoffentlich andere Trichterbrust- und Kielbrustpatienten.

Ich empfehle dir ein guter Faszientherapeut für dein Rücken! Wenn kein Vorhanden, ein guter Physiotherapeut oder Osteopath.

Wünsche dir weiterhin alles Gute!
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

Kiki25

Hallo Fralli,

Schön zu hören dass sich die OP für dich wirklich gelohnt hat und du zufrieden bist :) ich war im August 2020 dran und habe auch mit Rückenschmerzen nachts zu kämpfen. Mir hat es aber schon sehr geholfen mich tagsüber auf einen Gymnastik Ball zu setzten und darauf etwas zu „hüpfen“, ich glaube durch die OP ist man generell noch etwas verkrampft und muss erst wieder an einer gesunden Haltung die den Rücken entlastet arbeiten. Ich hoffe dir gehts mittlerweile besser. Schöne Ostern und alles gute :)