Erfahrungsbericht Trichterbrust OP in Ostercappeln Dr. Lützenberg, Januar 2023

Begonnen von Polunga, 24. April 2023, 16:20:03

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Polunga

Hallo zusammen,

da mir die Erfahrungsberichte in diesem Forum sehr geholfen haben, habe ich mich dazu entschlossen ebenfalls einen Beitrag über meine Trichterbust Operation beizutragen.  Ich bin männlich, 26 Jahre alt, 185 cm groß, 68 kg schwer und wurde Anfang Januar 2023 in Ostercappeln bei Dr. Lützenberg operiert. Haller-Index: 6,8 (ausgeprägte Trichterbrust). OP erweitert nach NUSS mit Einsetzen von zwei Korrekturstäben.

Zur Vorgeschichte:

Die Trichterbrust ist bei erst in der Pubertät ausgeprägt aufgefallen. In der Erinnerung so mit 14, 15 Jahren.
Wir wurden dann von meinem Hausarzt nach Hannover ins Anna-Stift verwiesen, die mir eine Saugpumpe verschrieben. Die habe ich dann auch etwa 1 bis 1,5 Jahre genutzt. Leider ist der Erfolg dieser Behandlung ausgeblieben.

Ich habe mich dann an verschiedenen Stellen über die Operation nach NUSS schlaugemacht und auch schon eine Kostenzusage von der Krankenkasse erhalten. Erst in der Medizinischen Hochschule Hannover, dann in Magdeburg bei Dr. Lützenberg und dann auch nochmal in Ostercappeln. Der Prozess streckte sich über mehrere Jahre.
Ich hatte verständlicherweise immer eine große Unsicherheit, ob ich die Operation machen lassen soll oder nicht. Es ist ja bei weitem kein kleiner Eingriff ohne Risiken. Am Ende haben die körperlichen Einschränkungen aber dazu geführt, dass ich mich doch für diese Operation entschieden habe. Symptome waren: Luftnot aus der Ruhe, Erschöpfung nach kurzzeitiger Anstrengung wie 20 Minuten wandern. MRT und Röntgen haben dann den massiven Befund der Trichterbrust bestätigt, Haller Index 6,8. Das Hauptproblem war das Herz, das massiv beenngt wurde. Es wurde mir immer gesagt, es kann ohne Operation das Leben lang gut gehen, muss es aber nicht. Und auch optisch gesehen hatte ich mir lange eine "normale" Brust gewünscht, obwohl ich mich auch draußen im Schwimmbad etc. gezeigt habe.

Als ich dann wie gesagt zu einem zweiten Termin in Ostercappeln bei Dr. Lützenberg war, konnte ich mich überzeugen lassen, dort in sicheren Händen zu sein. Mir wurde genau dargelegt, wie operiert werden sollte, wo die zwei Metallstäbe platziert werden und wo Narben entstehen. Ich musste dann allerdings auf die Warteliste und mehrere Monate auf den Operationstermin Ende Januar warten.

Zur OP:

Zeitlicher Sprung in den Januar 2023: Die Aufnahme montags war dann recht reibungslos. Es wurden verschiedene Untersuchungen gemacht: Lungenfunktionstest, Röntgen, Corona-Test, EKG. Gespräche hat man dann nochmal mit dem Narkosearzt und den Chirug, Dr. Lützenberg. Dort kann man dann nochmal alle Fragen stellen. Man bekommt auch nochmal alle Risiken genannt.

Die OP war für Dienstag 8:00 angesetzt. Man kriegt dann Kleidung vom Krankenhaus und noch eine "Scheiß-egal-Pille". Die ist wohl gegen die Aufregung.
Ich wurde dann zum OP gebracht. Aufgewacht bin ich dann auf der Intensivstation. Von der Narkose noch sehr vernebelt. Dr. Lützenberg kam dann irgendwann und hat erklärt, es sei alles sehr gut gelaufen.
Die OP hat 1 Stunde und 20 Minuten gedauert und es gab keine Komplikationen. Das ist von der reinen Operationszeit schon eher schneller gelaufen. Die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Im Krankenhaus soll man sein Schmerzbild immer auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (unaushaltbare Schmerzen) nennen. Das war bei mir so 4-5. Abgesehen davon, dass man auf der Intensivstation kein Auge zubekommt, da alles piept und jede 30 oder 60 Minuten Blutdruck gemessen wird, lief alles super. Die Schwestern dort waren sehr nett und hilfsbereit. Die Infusionen mit Schmerzmittel und Wasser wurden regelmäßig getauscht.

Am nächsten Tag bin ich nach der Visite vormittags irgendwann auf die Normalstation verlegt worden. Da ist dann alles schon etwas ruhiger. Ich hatte dann nur noch die Infusionen für den Flüssigkeitshaushalt und meinen Katheter und Wundablauf. Als Schmerzmittel bekam ich Hydrorphon 8mg und IBU 400.
Zusätzlich morgens Pantoprazol als Magenschutz und Macrogol als Weichmacher für den Stuhl. Das Problem ist, dass das Hydroporhon die Verdauung massiv verlangsamt bzw. lahmlegt.

Das schwierigste und schmerzhafteste für mich war dann die Remobilisierung. An aufstehen und rumlaufen war überhaupt nicht zu denken bei mir. Ich habe an den ersten Tagen angefangen mich im Bett mit der Fernbedienung im Bett aufzurichten. Das tat schon weh. Ich hatte zu diesem Zeitpuknt wirklich starken Reizschmerz an den Narben. Mit Hilfe der Physiotherapie, die dann täglich kam, habe ich es glaube ich ab Tag 3 oder 4 geschafft mich im Bett aufzurichten und an den Rand zu setzen. Irgendwann konnte ich dann am Bettrand essen.
Der nächste Schritt war dann aufstehen und erste Schritte gehen. Das konnte ich mit einem sehr geduldigen Pfleger dann im Zimmer üben. Katheter und Wundablauf waren dann schon gezogen. Aber beim gehen selbst waren die Schmerzen sehr hoch, eher bei 8-9.

Aber wenn man irgendwann steht und gegangen ist, ist die schwierigste Hürde aber genommen. An Tag 6 etwa konnte ich den Gang langsam auf und ab gehen. Das ist ein bisschen wie ein kleiner Wendepunkt, an dem es dann auch mental vorwärts geht. Das Schmerzbild hatte sich dann geändert. Ich hatte nicht mehr diesen Reizschmerz an den Narben, sondern mehr einen unangenehmen Druckschmerz auf der Brust. Es wurde dann versucht die Medikation etwas herunterzufahren, das war aber noch zu früh und wurde zurück geändert. Trotz der Schmerzen wurde es dann aber immer weiter besser. Am Mittwoch der Folgewoche konnte ich das Krankenhaus dann verlassen. Also nach 9 Tagen. Ich wurde dazu nicht gedrängt, aber ich habe mich fit genug gefühlt und mir ist auch die Decke im Krankenhaus auf den Kopf gefallen. Die Fahrt nach Hause (100 km) ging sehr problemfrei und ohne weitere Schmerzen.

Medikation und Hinweise bei Entlassung:
Weiterhin Hydromorphon retard 8mg (1-0-1-0), IBU 400 (1-1-1-1), Macrogol Pulver(1-0-0-0), Pantoprazol (1-0-0-0). Bei Bedarf akut wirksame Hydromorphon-Tabletten. 4 Wochen nur Rückenlage beim Schlafen, nicht mehr als 10 kg heben.

Insgesamt kann ich über das Krankenhaus in Ostercappeln fast nur Lob ausprsprechen. Die Abläufe waren Reibungslos und fast alle Pflegerinnen und Pfleger waren sehr nett.
Ich hatte auch meine Probleme mit der ein oder anderen Schwester, aber das wird man wohl überall haben.

Verlauf nach der OP:

Mittlerweile sind 3 Monate nach der Operation vergangen. Ich kann eigentlich wieder alles im normalen Leben machen wir vorher. Es wurde schrittweise besser, aber man hat gute und schlechte Tage. Schmerzen habe ich fast keine mehr. Ab und zu tuen die Narben noch abends und nachts noch weh. Bei mir war es so, dass ich bis Woche 5/6 nach der OP noch Druckschmerz im Brustkorb hatte. Das ist dann kein stechender Schmerz, aber ein permanenter Druck. Es hört sich blöd an, aber mit diesem muss man sich irgendwie abfinden.  Die Schmerzmittel konnte ich dann aber in diesem Zeitraum schrittweise absetzen und nur noch bei Bedarf nehmen. Beim Hydromorphon musste man aufpassen, da man es nur stufenweise absetzten sollte. Die Schmerzen waren im Rückblick vor allem abends, nachts und morgens zu spüren.

Physiotherapie konnte ich ab Woche 4 nach der OP machen. Ich kann wirklich nur jedem empfehlen, sich auf diese Weise Unterstützung zu suchen. Dort konnte ich alle Bewegungsabläufe trainieren, die noch schwer gefallen sind.
Das waren bzw. sind bei mir vor allem: Hinlegen, aufstehen, zur Seite drehen. Dort wird auch an der Haltung gearbeitet, dass man nicht in sich zusammenfällt, sondern die Schultern nach Hinten nimmt und die Brust dehnt.
Beispielsweise ist mir das Aufstehen aus dem Bett ein Problem gewesen. Zur Abhilfe habe ich mir einen schwereren Holzstuhl neben das Bett gestellt, der nicht wegrutscht, um mich an diesem hochzuziehen.
Ich gehe auch schon wieder ins Fitnessstudio und kann dort die Belastung langsam steigern.

Mit dem Hausarzt konnte ich dann abstimmen, dass ich eine stufenweise Wiedereingliederung auf der Arbeit machen konnte. Heißt konkret 2 Wochen 4h/Tag und 2 Wochen 6h/Tag. Das hat mir sehr geholfen, mich wieder an die Arbeit zu gewöhnen und mit der Belastung klar zu kommen. Auch das kann ich nur sehr empfehlen.
Ein größeres Thema war bei mir leider noch die Narbenheilung. Die Narben an den Seiten gingen sehr gut zu, vorne leider fast gar nicht. Der Hausarzt hat dann dort auch noch einmal zwei Fäden aus der Wunde geholt, die sich scheinbar nicht aufgelöst haben.Stand heute ist die Wunde zu 95% zu und ich hoffe der Rest kommt jetzt wirklich bald.

Ich hoffe ich konnte euch mit meinen Erfahrungen helfen.
Auf die Frage "War es die richtige Entscheidung?" würde ich wohl mit ja antworten, auch wenn die Zeit nach der OP wirklich schwer ist und starke Schmerzen mit sich bringt. Wenn ihr Fragen habt kommentiert doch gerne. Ich habe morgen meinen ersten Kontrolltermin in Ostercappeln. Ich bin zuversichtlich, dass alles in Ordnung ist.Ich stelle euch hier gerne auch nochmal Fotos mit einem Vorher-Nachher Vergleich und einen Auszug aus dem Entlassungsbrief ein, damit ihr das Ergebnis auch beurteilen könnt.

Ciao, Yannick.

Niklas

Hallo,

vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht.
Ab wann konntest du wieder mit der Arbeit beginnen? Erst nach 3 Monaten?


Polunga

Nach 7 Wochen ging die Wiedereingliederung los. Die war dann 4 Wochen und danach das normale Pensum :)

gal

Hello, thank you for the detailed report. I have surgery with DR Lutzenberg next month and would love to see your before and after pictures if you don't mind sharing. was your pectus symmetric or asymmetric?

Polunga

Anbei die Vorher-Nachher Fotos
Ich bin sehr zufrieden. Auch der Nachsorgetermin war erfolgreich. Im nächsten Jahr wird sich der Trichter noch weiter heben.

Vor der OP: Haller Index 6,8
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
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Nach der OP: Haller Index 2,1
Sie dürfen diesen Dateianhang nicht ansehen.
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gal

Amazing results! Lutzenberg expects the funnel to rise further during the first year? so you'll have a 2.0 haller instead of 2.1?

Polunga