Rippenbogenkorrektur in Ostercappeln, Dr. Lützenberg

Begonnen von xyz123, 11. August 2021, 12:49:09

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xyz123

Zuallererst möchte ich diesem Forum und allen daran Beteiligten dafür danken, dass sie einen Platz geschaffen haben, an dem â€" entgegen der sonstigen Entwicklung im Netz - neben inhaltlicher Profundität auch Sekundärtugenden wie Orthografie die Zeiten überdauert haben :D. Die Berichte sind allesamt sehr informativ und wer am Thema „Trichterbrust“ interessiert und der deutschen Sprache mächtig ist, kommt an diesem Ort schwerlich vorbei. Meinen Weg zur OP verdanke ich sicherlich dem Mut, den ich aus den hiesigen Berichten schöpfen konnte.
Ich möchte über die im Forum oft kontrovers oder als besonders herausfordernd beschriebene Praxis der Rippenkorrektur berichten. 2019 hatte ich im Alter von 38 Jahren eine Nuss-Op. Mein großflächiger Trichter (Tiefe bei Einatmung 6,5 cm, der Haller-Index wurde nie bestimmt) wurde in Berlin-Buch mit einem Bügel korrigiert. Dazu wurden mittels Rippenknorpelinzisionen auch beide Rippenbögen geglättet. Rechts stand dieser nur leicht hervor und sollte eigentlich auch gar nicht behandelt werden (so verabredet im Gespräch mit Prof. Schaarschmidt vor OP), links waren es etwa 2-3 cm über Normalebene. Ich bin Herrn Schaarschmidt überaus dankbar für diese Korrektur, die mich leistungsmäßig ungefähr wieder auf das Niveau brachte, auf dem ich mit 25 war. Ich kam auch schnell wieder auf die Beine und war nach etwa 14 Tagen so gut wie schmerzfrei. Allerdings kehrte, wie auch hier gelegentlich beschrieben, der korrigierte Rippenbogen links nach etwa 8 Wochen wieder in seine ursprüngliche Lage zurück. Die angewandte Technik ist offenbar hauptsächlich für einen kurzfristigen Erfolg geeignet, wie mir später auch Dr. Lützenberg erklärte. Zudem kam es im weiteren Verlauf der „Heilung“ zu einer eher weniger adretten Treppenbildung an den Rippen und es entstanden nicht weniger als 5 Pseudarthrosen. Diese waren aber nicht schmerzhaft und stellten für mich und meine sportliche Betätigung kein Problem dar. Diese Treppen an den Stellen, an denen gekerbt wurde, sind wohl typisch für die OP-Ergebnisse, die in Buch erzielt wurden bzw. werden.
Für mich stand fest, dass Dr. Lützenberg den Bügel explantieren und dann gleich nochmal an die Rippen ran soll â€" in Buch war mit keinem vernünftigen Ergebnis zu rechnen. Ãœberhaupt wurde die Nuss-OP hauptsächlich deshalb in Berlin durchgeführt, weil ich dort wohne und nicht soweit von meiner Familie (zwei Kinder, heute 9 und 12 Jahre alt) weg wollte. Das Forum ließ, wenn auch nicht einheitlich, die Schlussfolgerung zu, dass, wenn man auf ubiquitäre Freundlichkeit und Nachsorge verzichten kann, die OP-Ergebnisse in etwa gleich gut seien â€" so zumindest meine damalige Interpretation der Erzählungen.
Dr. Lützenberg schickte ich also Bilder meiner Front und bat um Beratung bezüglich des Zeitpunkts der Bügelentnahme. Er meinte, es wäre besser, die Rippen etwa ein Jahr vor Bügelentfernung zu korrigieren, also nicht in einem Vorgang: Im schlimmsten Fall müsse ich bei gleichzeitiger Behandlung mit einer neuen Rippenvorwölbung und einem Trichter-Rezidiv rechnen, weil beide Bereiche nach gemeinsamer Op potenziell instabil seien und die schlechte Statik dann ihren Tribut forderte. Ein solcher Fall wurde meiner Beobachtung nach im Forum noch nicht geschildert, oft heißt es, dass beides zusammen operiert wird.
Die Vorfreude auf eine 3. OP war natürlich eher...gering. Zumal mich 5-6 Tage im Krankenhaus und etwa 6 Wochen Krankschreibung erwarten sollten. Aber die Aussicht auf ein Rezidiv â€" auch ein unbehandelter Rippenbogen könne durch die erzeugte schlechte Statik im Brustkorb nach Bügelentnahme zu einem (teilweisen) Wiedereinfallen der Brust führen â€" machte die Entscheidung einfach.
Die OP und das Drumherum beschreibe ich nur kurz: Nach Aufnahme in Ostercappeln am Montag, dem 2.8., bei der alle Untersuchungen nahtlos ineinander übergingen und alle (!) Ã,,rzte und Mitarbeiter sehr freundlich waren, besprach Dr. Lützenberg mit mir nochmal die OP („Hallo Herr N., bei Ihnen kommt also der Stab raus, ja?“  ;) ). Diese sollte 45 Minuten dauern. Am nächsten Morgen war ich gleich als Erster um 8 Uhr dran. Die OP sollte nach Ravitch stattfinden, ein Schnitt über dem Scheitelpunt der Rippenprotusion war geplant, weil die Deformation über die Nuss-Narben nicht zu korrigieren sei. Im Aufwachraum war ich noch extrem im Nebel und habe auch keine wirkliche Erinnerung an die Zeit darin, außer, dass eine operierte Person ein Eis bekam und ich äußerte, dass mir leicht übel war und ich leichte Schmerzen habe: Sofort bekam ich etwas durch die Kanüle, etwas gegen die Ãœbelkeit und eine kleine Dosis Dipidolor. Ich hatte zuvor im Anästhesiegespräch gesagt, dass ich Opiate nicht besonders gut vertrage und gerne darauf verzichten würde. Die Schwester, die mir das Dipidolor gab, sagte postwendend zu einer anderen Person „ich gebe ihm nur ein klein wenig, weil er Opiate nicht so gut verträgt“. Ich weiß noch, dass ich es verblüffend fand, dass in diesem Krankenhaus solche Informationen tatsächlich auf Wanderschaft gehen und etwas bei Person B ankommt, was man Person A gesagt hat. Schlecht wurde mir jedenfalls nicht mehr und die (leichten) Schmerzen gingen schnell weg.
Auf Station wachte ich erst gegen 14 Uhr so richtig auf. Die Drainage ziepte ein bisschen, Schmerzen hatte ich keine. Und das sollte auch so bleiben! Ich bekam erstmal die Holzhammerdosis von 4x1g Novalgin (kannte ich schon von Buch), hatte aber wirklich keinerlei Schmerzen. Auch die Drainage tat nicht mehr weh. Ich war sofort mobil. Ich ging am 2. postoperativen Tag also in Absprache mit dem Pfleger auf 4x500mg runter, was am Schmerzempfinden rein gar nichts veränderte. Vom 3. bis zum 5 postoperativen Tag nahm ich nur noch 2-3x 250mg Novalgin und habe die Schmerzmittel seit Montag (6. postoperativer Tag) vollständig abgesetzt. Einzig Celebrex nehme ich noch 2x täglich, weil es (auch) entzündungshemmend wirkt. Schmerzen habe ich nach wie vor keine.
Leider hat mir Dr. Lützenberg dringend empfohlen es langsam angehen zu lassen, an Sport darf ich mich erst nach 6 Wochen wieder rantasten. Ich darf nur maximal 10kg heben, Drehbewegungen des Rumpfes sind verboten und ich soll unbedingt auf eine gute Haltung achten, da ein Rundrücken den Rippenbogen, der sich wohl gerade im Aggregatzustand „Blubberlutsch“ befindet, in die alte Form bringen könnte. Ein Geradehalter blieb mir erspart, weil meine Haltung in Ordnung sei.
Aktuell geht es mir sehr gut, ich merke, dass mein Körper wieder leistungsfähiger wird, noch am Samstag war ich nach einem Spaziergang von ca. 3 km doch ziemlich platt.
Es nervt, dass ich mich nun noch fast 5 Wochen schonen muss, mental war für mich die „Buch-Schule“ („alles was geht machen, außer Kraftsport“) nach der 1. OP doch angenehmer, zumal ich mehr als gerne schwimmen gehen würde. Aber ich möchte das OP-Ergebnis auf keinen Fall gefährden. Dr. Lützenberg hat natürlich gnadenlos gute Arbeit geleistet.

Ich hänge noch 2 Bilder an. Ein Bild vom alten Zustand habe ich leider nicht gemacht.

peca

Hallo xyz123,

sieht gut aus. Schön, dass du den Ablauf rund um eine Rippenbogenkorrektur so ausführlich beschrieben hast.
Es ist auch gut zu wissen, dass es nicht in Kombination mit der Bügelentnahme gemacht werden sollte. Das wusste ich auch nicht und wer eine Korrektur der Rippenbögen in Erwägung zieht, kann so besser planen.
Zum Glück hat Dr. Lützenberg bei mir gleich alles in der ersten OP erledigt, auch die Rippenbogenkorrektur durch Druck. Notwendig fand ich das nicht unbedingt, da es sich nur um gut 2cm gehandelt hat, aber er hat das gleich mit korrigiert, da er das Gesamtbild im Auge hatte.
Es ist natürlich aufwendig, wenn du dafür eine extra OP+ sechswöchige Regenerationsphase einplanen musstest, aber so wie es aussieht war es das wert. Hat sich mittlerweile alles so weit stabilisiert?

LG peca

xyz123

Hi Peca,

danke für Deinen Kommentar und sorry für die späte Antwort - sicherlich ist das folgende Phänomen bekannt: Solange man sich in irgendeiner Phase vor-/ während oder kurz nach einer TB-relevanten OP befindet, durchpflügt man das Forum wie wahnsinnig, wenn die OP durchstanden und der Alltag wieder eingekehrt ist, erlischt das Interesse doch ziemlich massiv. Ich hatte nun längere Zeit nicht mehr wirklich hier reingeschaut.
Die weitere Genesung ging genauso unspektäkulär weiter, wie bereits angedeutet. Schmerzen bekam ich keine mehr, nach 3 Wochen ging ich wieder arbeiten, nach 4 Wochen ging ich wieder Joggen und war einige Male Schwimmen, nach 6 Wochen begann ich wieder mit Krafttraining. Das Ergebnis blieb/ bleibt stabil, Schmerzen werden auch durch hohe Krafteinsätze im Studio nicht ausgelöst. Sogar die Berührungsempfindlichkeit an der OP-Stelle ist schon verschwunden.
Am Montag findet mein Nachsorgetermin statt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass dort festgestellt wird, dass alles gut verläuft.
Eigentlich verrückt, wenn man sich überlegt, dass hier mehrere Rippen in Form gebracht wurden.

Viele Grüße!