Eure Meinung Zweit-OP

Begonnen von Mr.Black, 18. November 2021, 23:17:30

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Mr.Black

Hallo Community,
Mich würde eure Meinung bezüglich meiner TB Interessieren.
Ich wurde 2005/2007 von Dr. Schaarschmidt nach Nuss mit 1 Bügel operiert.
2009 hat sich die TB wieder entwickelt.
Momentan habe ich einen HI von 3.9, TB ist wie man sehen kann sehr großflächig.
Untersuchungen haben gezeigt, dass mein Herz komprimiert und dadurch Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt ist.
Habe die Kostenzusage von meiner KK bekommen und Dr. Lützenberg will mich operieren, diesmal mit 2 Bügeln.

Ich habe viele Ã,,rzte, darunter auch TB Operateure sagen hören, dass meine TB viel zu leicht ausgeprägt ist um operiert zu werden und ich dadurch keine Einschränkungen haben kann. Die haben nur das "Ã,,ußere" bewertet und keine weiteren Untersuchungen mit mir gemacht.

Wie sind eure Meinungen? Gerne würde ich dazu auch etwas von den "älteren Semestern" hören, ich bin selber 33.
Ich habe schon Angst vor der Re-OP, allerdings will ich keine weiteren Einschränkungen im Alter...

Dank euch.







ex.pectus

#1
Es gibt natürlich keine Garantie, dass eine OP das gewünschte Ergebnis bringen wird. Und umgekehrt muss eine nicht operierte (bzw. nicht nochmal operierte) TB im Alter natürlich auch nicht unbedingt weitere Einschränkungen bringen.

Am einfachsten für eine OP-Entscheidung ist natürlich, wenn man es selber unbedingt will oder auch nicht will, und dies als alleinigen Maßstab nimmt, egal, was einem die Ã,,rzte oder andere raten. solche Fälle gibt es, jede Menge.

Hast du Angst vor der OP und/oder Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen?

Zum aktuellen Ist-Zustand:

Du schreibst, dass viele Ã,,rzte sagen, dass du auf Grund der Ausprägung deiner TB keine Einschränkungen haben kannst. Ob man die Ausprägung deiner TB nun als leicht oder nicht so leicht einordnet, ist dabei für mich irrelevant.

Aber wie sieht es aktuell mit Einschränkungen aus? Hast du welche oder nicht? Wenn ja, kannst du selbst diese auf die TB zurückführen? Falls es "nur" um Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit geht, bist du dir sicher, dass mangelndes "Training" (bzw. mangelnde regelmäßige körperliche Betätigungen) als Ursache ausgeschlossen ist?

Was sagt Dr. Lützenberg zu deinen Ã,,ngsten/Bedenken: rät er dir trotzdem zur OP oder weiß er gar nichts bzw. nicht genau genug von deinen Bedenken?

Du hattest in einem älteren Beitrag geschrieben, dass bei der Spiroergometrie geringe Leistungseinschränkungen deiner Lunge festgestellt wurden. Das mit den Leistungseinschränkungen glaube ich sofort. Aber bist du sicher, dass man wirklich die Lunge als Ursache festgestellt hat? Und wenn ja, was genau? - Eine neue/bessere Lunge bekommt man bei einer TB-OP jedenfalls nicht und beim Volumen gibt es in der Regel genügend Reserven.

ZitatZudem wird bei manchen Patienten ein vermindertes Lungenvolumen gemessen, da der Lunge durch den engen Brustkorb nicht so viel Platz zur Verfügung steht. Dies spielt jedoch durch ausreichend Lungenreserven häufig klinisch nur eine untergeordnete Rolle.
https://www.mhh.de/kliniken-und-spezialzentren/klinik-fuer-kinderchirurgie/leistungsspektrum/trichterbrust

Viel plausibler scheint dagegen wohl, dass sich eine Komprimierung des Herzens negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken kann. Allerdings gibt es eben viele Ursachen für eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit (insbesondere in der Wohlstandsgesellschaft), so dass eine korrekte Beurteilung besonders in Grenzfällen nur sehr schwierig möglich.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

Mr.Black

#2
Hallo ex.pectus,
danke für deine ausführliche Antwort.

ZitatHast du Angst vor der OP und/oder Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen?
Ich habe Angst vor der OP wie sie wahrscheinlich jeder vor einem größeren Eingriff hat, dass Komplikationen auftreten können (die Wahrscheinlichkeit bei Rezidiv-OPs ist ja höher), vor den Schmerzen aber vor Allem vor der Zeit nach der OP. Meine größte Sorge ist, dass ich ich mehrere Jahre nicht mehr "voll" mobil bin, die Bügel mich immer einschränken werden, Schmerzen verursachen, ich aufgrund von Komplikationen immer wieder ins KH muss etc. Man ließt in diesem und anderen Foren (Reddit) leider sehr viel negatives.
Obwohl mir klar ist, dass sich im Internet immer eher die Unzufriedenen zu Wort melden.
Und natürlich die Angst davor, dass nach der Entnahme der Bügel der Zustand nicht bleibt, so wie ich es schonmal erlebt habe.

Mir wurde von Dr. Lützenberg (wie auch von zwei anderen Ã,,rzten) angeboten meine TB mittels einer Fetttransplantation aufzufüllen.
Er sagte mir, dass das ästhetische Ergebnis gut wird und es bei mir möglich ist, da genug Fett vorhanden, allerdings würde es das eigentliche Problem nur kaschieren.
Er hat sich auch für eine OP ausgesprochen, da er sich sicher ist, dass ich durch die TB körperliche Einschränkungen habe und er genug Erfahrungen mit Rezidiv-Patienten hat.
Dass ich körperliche Einschränkungen durch die TB habe konnte schlussendlich durch Einschränkungen der Pumpfunktion meines Herzens, die durch das aufliegende Brustbein entstehen, aufgezeigt werden.

Dr. Lützenberg überlässt es letztendlich mir für welchen Weg ich mich entscheide, tatsächlich war die Fetttransplantation meine Erste Wahl, allerdings haben mich Erfahrungsberichte von älteren TB Betroffenen (40+) die dann doch noch Probleme bekommen haben und die Tatsache dass es keine Bilder von aufgefüllten TBs mit Eigenfett gibt, zu dem Schluss kommen lassen, dass eine Nuss OP der einzig richtige Weg ist.

Bevor ich es durch Untersuchungen schwarz auf weiß hatte, hatte ich immer Konditionsprobleme.
Regelmäßiges Lauftraining brachte keine Besserung.
Du hast recht, es ist nicht die Lunge die durch die TB eingeschränkt wird, wodurch die Leistungsfähigkeit gemindert wird, es ist eigentlich, außer bei sehr krassen Formen, das Herz.
Die frühzeitige Erschöpfung tritt ein weil das Herz nicht genug Blut/Sauerstoff durch den Organismus pumpen kann, die Menge ist durch die Komprimierung des Herzens eingeschränkt, Muskeln werden nicht gut genug versorgt = frühzeitige Erschöpfung.



martin_30

Hallo Mr.Black,

ich denke bei Dir wird es letztendlich davon abhängen, inwieweit Du mit der derzeitigen Trichtertiefe immer noch Einschränkungen hast. Das geht leider aus Deiner Beschreibung nicht eindeutig hervor. Wenn Sie weiterhin bestehen und Du das als echte Einschränkung bezeichnest wirst Du um eine zweite OP wohl nicht herumkommen.

Dass eine Trichterbrust für eine OP nicht "tief" genug ist halte ich für abwegig - es kommt doch immer auf die individuellen Gegebenheiten an. Bei dem einen hat eine leichte Delle schon Auswirkungen, bei dem anderen nicht. Daher kann man das nicht pauschal so formulieren.

Nachvollziehbar ist meiner Meinung nach aber ein Zusammenhang mit komprimiertem Herzen und Großflächigkeit des Trichters. Eng begrenzte, aber tiefe Trichter schränken das Herz weniger ein als großflächige, aber weniger tiefe Trichterformen.

Deinen Trichter heute finde ich allerdings nicht mehr so besonders tief, aber ob er tatsächlich noch Auswirkungen auf Dein Herz hat kann ich natürlich so auch nicht beantworten. Bei meiner Trichterbrust ist es ähnlich großflächig, aber unbehandelt deutlich tiefer, und Einschränkungen habe ich auch nur geringe.

Falls Du Fragen hast melde Dich einfach mal, auch wegen des Alters - bin schon Ü50 sogar.

Gruß Martin
54 Jahre / Trichterbrust 4 cm nach Linealmethode, großflächig symmetrisch / keine OP