Trichterbrust-OP - Dr. Lützenberg, St. Raphael Ostercappeln - Februar 2024

Begonnen von Lore Ley, 13. Januar 2025, 00:15:24

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Lore Ley

Hallo an alle Forumsmitglieder und Interessierten,

nun möchte ich auch meinen Krankheitsverlauf und Erfahrungsbericht hier im Forum teilen,
denn die diversen Berichte haben mir selbst sehr bei meiner Recherche geholfen.
Für Fragen bin ich immer offen. Ich habe mich eher ausführlich gefasst, deshalb gibt es hier einmal das Wichtigste vorweg:

Am 7. Februar 2024 wurde ich in Ostercappeln von Dr. Lützenberg als Trichterbrust-Patient erstmalig operiert, dabei wurde eine modifizierte Nuss-OP mittels zweier Stäbe und eines Stabilisators durchgeführt. Ich bin männlich, zum Zeitpunkt der OP war ich 27 Jahre alt und mein Haller-Index betrug 3,3 mit Trichtertiefe 5cm (Messung über CT), der Trichter zeigte eine mäßige Asymmetrie hin zur linken Seite. Ich bin 190cm groß, habe eine leichte Skoliose und wog im Krankenhaus 80kg. Die medizinische Begründung für die Operation war Kompression des Herzens und eine reduzierte Leistung der Lunge unter Belastung. Die Kosten für die OP wurden von meiner Krankenkasse übernommen, der Techniker Krankenkasse. Insgesamt verbrachte ich zehn Tage im Krankenhaus. Die Stäbe sollen nach einer Dauer von etwa drei Jahren wieder entfernt werden.

Hier ist die detaillierte OP-Beschreibung:
Nuss-OP unter Einsatz von Kranhebung manuell und Fadenbefestigung an jeweils zwei Rippen,
Einsetzen von zwei Edelstahl-Bügeln der Firma Zimmer Biomet parallel
(Größe 15 Zoll/38,1cm oben und Größe 14 Zoll/35,6cm unten),
Querstabilisator links kaudal und Osteotomie C6 beidseits zum Stellen der Rippenbögen,
Fadenmaterial Ethicon PDS Kordel (Polydioxanon), resorbierbar in 6-8 Monaten.
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

1. Vorgeschichte

Kindheit und Jugend

Ich bin nicht die einzige Person in meiner Familie mit einer Trichterbrust und einer Skoliose, daher gehe ich von einem genetischen Risiko für diese Fehlbildung aus. Jedoch war vor mir kein anderes Familienmitglied mit größeren Problemen deswegen beim Arzt. Meine Trichterbrust hatte im Kindesalter die Erscheinung einer symmetrischen Kerbe in der Brustmitte und wurde nie wirklich untersucht oder beachtet. Auf dem ältesten Bild mit Trichterbrust bin ich sechs Jahre alt,
hatte sie aber mit Sicherheit schon als Kleinkind. Im Alter von 13 Jahren beschleunigte sich dann mein Wachstum, der Trichter wurde tiefer und meine Rippenbögen standen deutlich sichtbar hervor. Wie viele andere Betroffene achtete ich mit Einsetzen der Pubertät stärker auf dieses Problem und wurde zunehmend unsicherer diesbezüglich. Beim Radfahren in dem Alter spürte ich immer etwas Herzrasen bzw. einen starken Herzschlag, schob es jedoch auf meine fehlende Kondition. Mit 15 Jahren erfuhr ich meinen größten Wachstumsschub und die Optik des Trichters erreichte einen negativen Höhepunkt. Ich vermied es fortan, schwimmen zu gehen oder mein T-Shirt unter den Blicken anderer Leute auszuziehen. Zu dieser Zeit war der Haller-Index wahrscheinlich größer als kurz vor meiner OP, wurde jedoch nie gemessen. Ich kann mich noch an folgende Situation aus etwa diesem Zeitraum erinnern: Im Rahmen des Schulsports spielten wir Fußball auf dem Außenplatz und der Sportlehrer vergaß an dem Tag die Leibchen in der Sporthalle. Eine Mannschaft musste zur Erkennbarkeit oben ohne spielen, die andere mit T-Shirt. Die Mädchen des Jahrgangs hatten ebenfalls Unterricht auf dem Außengelände und hielten sich irgendwo in der Nähe auf. Für mich war das damals der Super-GAU, denn ich hatte als Jugendlicher ein schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein.

Mit 16 oder 17 Jahren las ich online etwas über die Trichterbrust als Fehlbildung mit der Möglichkeit einer Nuss-Operation und redete solange auf meine Eltern ein, bis sie schließlich deshalb im Jahr 2014 mit mir zum Hausarzt gingen. Ich recherchierte danach nicht mehr weiter und verließ mich auf die Einschätzung und Empfehlungen der Hausarztpraxis und der anderen Ärzte, an die mich diese weiterverwies. Wie ich heute weiß, war das die schlimmstmögliche Vorgehensweise. Mit speziellen Problemen wie einer Trichterbrust sollte man in erster Instanz niemals zu Allgemeinärzten gehen, sondern erst einmal online nach seriösen Spezialisten suchen und diese lieber direkt kontaktieren. Ich muss dazu erwähnen, dass ich in einer dörflichen Umgebung groß geworden bin und alle Ärzte um mich herum keine direkte Anbindung an ein größeres Krankenhaus hatten. Vom Hausarzt kam dann eine Empfehlung für eine sogenannte Brustwandsprechstunde in der Klinik St. Hedwig, Abteilung Kinderchirurgie in der Stadt Regensburg. Ebenfalls vom Hausarzt bekam ich Überweisungen für Kardiologie, Pneumologie und Radiologie, damit ich zu dem Termin in St. Hedwig bereits Diagnosen mitbringen konnte. Die Untersuchungen des Kardiologen und Pneumologen ergaben keine Auffälligkeiten. In der Radiologie wurde ein MRT des Brustkorbs durchgeführt, allerdings ohne Messung des Haller-Index. In der Hausarztpraxis wurde zusätzlich noch ein Belastungs-EKG erstellt. Alle drei Fachärzte und der Hausarzt rieten mir von einer Trichterbrust-Operation ab. Da keine Einschränkungen festgestellt werden konnten, stuften alle vier Ärzte die Trichterbrust als kosmetisches Problem ein.

Im März 2014 fand der Termin in Regensburg statt (Krankenhaus Barmherzige Brüder, Klinik St. Hedwig, Klinik für Kinderchirurgie, Chefarzt Prof. Dr. Bertram Reingruber, Ltd. Oberarzt Dr. Peter Weber). Ich wurde untersucht von Dr. Weber. Meine Trichtertiefe wurde dort mit einem flexiblen Lineal bei 3,3cm in Ruhe gemessen. Die Thoraxvermessung ergab einen Trichterbrustindex nach Hümmer von 120 (Normbereich 133 ± 18). Das ist schon eine Kuriosität, der internationale Standard für solche Beurteilungen ist hier definitiv der Haller-Index. Nur Prof. Hümmer aus Erlangen oder seine Schüler nutzten wohl den Hümmer-Index (siehe Forum). Da insgesamt keine Einschränkungen festgestellt wurden, gab es keine Indikation für eine operative Therapie. Aufgrund der ,,psychosozialen Belastung" wurde zu einer konservativen Therapie mittels Saugglocke nach Eckart Klobe geraten, diese wurde dann in der Ausführung 26cm auch gleich bestellt. Zusätzlich wurde mir zum Training im Fitnessstudio unter physiotherapeutischer Anleitung geraten, was ebenfalls umgesetzt wurde. Mit diesen Maßnahmen könne eine Operation mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden werden, so war die Aussage.

Etwa ein Jahr später im Februar 2015 wurde ich nochmals kurz in Regensburg untersucht, um das bisherige Ergebnis der konservativen Therapie festzustellen.
Ich hatte in der Zwischenzeit mehrmals am Tag die Saugglocke benutzt (2-4x), mindestens für 15 Minuten pro Anwendung, meist jedoch über mehrere Stunden.
Dazu folgte ich mäßig motiviert einem Trainingsplan im Fitnessstudio, der mir extra zur Kräftigung der Brustmuskulatur erstellt worden war. Die Trichtertiefe wurde wieder mit Lineal gemessen, diesmal bei 2,3cm in Ruhe. Die Tiefe hatte sich also um 1cm verbessert. Allerdings hatte ich im Vorfeld diszipliniert die Saugglocke angewendet ohne Pause, deshalb könnte die gemessene Verbesserung auch nur ein temporärer Effekt gewesen sein. Meine Körpergröße hatte sich zwischen den Untersuchungen nicht mehr deutlich verändert und ich war mit 18 Jahren bereits am Ende meines Wachstums angelangt. Deshalb bin ich mir sehr sicher, dass sich in Wirklichkeit keine permanente Verbesserung am Sternum ergab, zumindest nicht um 1cm, höchstens um 1mm oder 2mm. Die Differenz ließe sich eher durch einen Zuwachs an Muskelmasse, Fettmasse und Wassereinlagerung im Gewebe erklären. Mir wurde die Fortsetzung der Saugglockentherapie empfohlen mit einer Kontrolle in Regensburg nach einem weiteren Jahr. Allerdings vereinbarte ich danach keinen zweiten Kontrolltermin mehr in St. Hedwig, mir erschien die konservative Therapie einfach ausgereizt. Die Anwendung der Saugglocke führte ich zu Hause weiter, jedoch wurde die Haut in der Brustmitte immer gereizter durch den Unterdruck, was mich zu längeren Pausen zwang. Das Fitnessstudio vernachlässigte ich mittlerweile, denn ich sah keine optische Verbesserung der Brust mehr, unabhängig vom sportlichen Einsatz. Ich beendete in dem Jahr meine Schulzeit und benutzte die Saugglocke weiterhin sporadisch, lediglich alle paar Tage einmal. Bis zum Alter von 20 Jahren benutzte ich noch die Saugglocke, bis ich irgendwann entnervt aufgab. Ich konnte mich erst einmal mit dem Erscheinungsbild meiner Trichterbrust arrangieren, eine mögliche operative Korrektur schloss ich für mich auf unbestimmte Zeit aus.

Erwachsenenalter

In meinen 20ern plagten mich während meines Studiums Depressionen, die irgendwann stärker wurden und eskalierten und so begab ich mich in psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung. Eine rezidivierende depressive Erkrankung wurde diagnostiziert. Zeitgleich verschlechterte sich meine körperliche Fitness. Dieser Zustand konnte theoretisch alle möglichen Ursachen haben. Erst einmal stellte ich überhaupt keinen Zusammenhang her zwischen meinem mentalen Zustand und dem vermeintlich kosmetischen Problem Trichterbrust. Während eines längeren Aufenthalts in einer psychosomatischen Klinik war die Trichterbrust und deren Behandlung Teil der Anamnese, eine mögliche Bedeutung auf meine Psyche wurde ihr jedoch auch nicht beigemessen. Irgendwann hatte ich die gesamte Schulmedizin zum Thema chronische Depressionen einmal durchgespielt, inklusive verschiedener Antidepressiva. Eine konstante Störung des Neurotransmitter-Haushalts, wahrscheinlich genetisch bedingt, war meine Arbeitsthese. In der Folge experimentierte ich auf eigene Faust, um endlich eine dauerhafte Lösung für meine Probleme zu finden. Mit ungefähr 26 Jahren begann ich, nach Strohhalmen zu greifen. Die Trichterbrust kam mir wieder in den Sinn und ich hatte die abstrakte Idee, dass durch eine Nuss-OP meine unterbewusste Zufriedenheit mit meinem Erscheinungsbild verbessert werden könnte.
Dies betrachtete ich als einen Baustein von vielen für die Verbesserung meines mentalen Zustands. Ich begann mit meiner Recherche online und stolperte sofort über das deutsche Trichterbrustforum. Zwar hatte ich das Forum schon Jahre zuvor aufgerufen, diesmal betrieb ich die Suche nach Informationen aber ernsthafter und schöpfte alsbald die Hoffnung, dass sich sogar meine körperliche und geistige Belastbarkeit durch eine Nuss-OP verbessern lassen könnte. Da ich mittlerweile in Norddeutschland wohnte, bot sich als erster Ansprechpartner Dr. Lützenberg an, der zu dem Zeitpunkt in Ostercappeln in der Nähe von Osnabrück praktizierte. Ich grübelte noch ein paar Wochen über die Sinnhaftigkeit dieser Vorgehensweise, rief dann im Sekretariat in Ostercappeln an und vereinbarte ein Erstgespräch. Immer wieder wollte ich den Termin absagen und stellte mir vor, dass dieser stark ausgebuchte Arzt über mich lachen würde, wenn ich mich mit einem rein kosmetischen Makel dort präsentierte. Meine Depressionen würde ich zur Sicherheit gar nicht ansprechen, so mein Plan. Ich rechnete eigentlich nicht damit,
dass eine OP bewilligt werden könnte. Das Gespräch musste ich selbst dann noch einmal verschieben, sodass ich mich erst ein halbes Jahr nach dem Anruf bei
Dr. Lützenberg vorstellte.
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

2. Diagnose und Kostenübernahme vor der OP

Erstgespräch mit Dr. Lützenberg

Im Juni 2023 fuhr ich nach Ostercappeln zur Sprechstunde bei Dr. Lützenberg, dazu brachte ich den Überweisungsschein meines Orthopäden mit. Er sah sich die Trichterbrust an und führte erst einmal eine ordentliche Diagnose durch, er nahm meine Problematik tatsächlich sehr ernst. Meine gesamte medizinische Historie wurde abgefragt und Dr. Lützenberg versuchte die Einordnung aller kleinen Faktoren, die etwas mit der Trichterbrust zu tun haben könnten. Das war schon einmal wesentlich ausführlicher als die Untersuchungen in Regensburg. Er erklärte mir, dass ein hoher Puls bzw. mein starkes ,,Herzklopfen" beim Joggen sehr wohl etwas mit dem Trichter zu tun haben könnte, auch wenn vorherige Diagnosen dies ausgeschlossen hatten. Die Wirkung der Saugglocke hielt er allgemein für überschaubar und deren Anwendung eher im Kindesalter und der frühen Jugend für sinnvoll. Er war nicht überrascht darüber, dass sie bei mir keinen Unterschied mehr gemacht hatte. Nach meinen eher chaotischen Aussagen schlussfolgerte er einen limitierten Trainingseffekt durch Ausdauersport, vor allem in Phasen,
in denen ich mehr Sport trieb (Lauftraining, Radfahren, Basketball) und einen direkten Vergleich mit Trainingspartnern hatte.

Beiläufig erwähnte ich meine Depressionen mit der zugehörigen Behandlung und Dr. Lützenberg meinte sofort, dass die meisten Patienten mit Trichterbrust irgendwelche Formen von Depressionen hätten, teilweise auch sehr schwere. Ich war überrascht und beschrieb meine Probleme dann etwas genauer, erwähnte meine Einnahme von Antidepressiva und auch die gängige Theorie von Funktionsstörungen im Bereich der Neurotransmitter.
Dr. Lützenberg machte deutlich, dass seiner Meinung nach eher die Trichterbrust selbst mit Einschränkung der Lungenfunktion der ursprüngliche Hauptfaktor für die Depressionen sein könnte. Für ihn ergab sich insgesamt eine Indikation zur chirurgischen Korrektur. Zum Schluss zeichnete er an meinem Brustkorb bereits die Inzisionsstellen für eine mögliche Operation ein und meinte, dass er drei Stäbe für eine Nuss-Korrektur benötigen würde. Er fragte, ob eine Narbe in der Mitte der Brust durch eine Rippenknorpelresektion für mich in Ordnung wäre und ich hatte nichts dagegen. Die Stäbe würden etwa drei Jahre lang im Brustkorb verbleiben und dann wieder entfernt werden. Von allen Seiten wurden Bilder aufgenommen. Auf meine Nachfrage hin schätzte er die Gesamtsumme für meine Behandlung mit Einsetzen der Stäbe und dem Krankenhausaufenthalt auf mindestens 18000€ bis 20000€. Die Kosten für die Stabentnahme waren jedoch noch nicht miteinberechnet. Mir wurde erklärt, welche Untersuchungen vor der OP noch gemacht werden müssten.
Dabei kam heraus, dass er für eine objektive Beurteilung ein CT benötigte, kein MRT wie im Jahre 2014. Dies kann dadurch begründet werden, dass das CT eine höhere Auflösung für hartes Knochengewebe bietet und das MRT tendenziell für Weichgewebe eingesetzt wird. Ich bekam Überweisungsscheine für Kardiologie, Radiologie und Pneumologie und war erst einmal sehr erleichtert. Meine Bereitschaft für die Durchführung der OP stieg schlagartig, in meiner Vermutung hinsichtlich der Ursache der Depressionen fühlte ich mich bestätigt. In Ostercappeln wurde ein Ambulanzbrief erstellt, welcher an meinen Orthopäden, meine Hausarztpraxis und mich selbst geschickt wurde.

Hier die Diagnose von Dr. Lützenberg:
Massive ventrale Brustwanddeformität im Sinne eines Pectus Excavatum (Saucer-Shaped-Deformity) mit Asymmetrie zugunsten links.
Skoliose.
Rezidivierende Depressionen.

Voruntersuchungen und Antragstellung

Auf die Termine für die Voruntersuchungen musste ich nur wenige Wochen warten.
Das CT low dose ließ ich in der Radiologie am Klinikum LDW in Bremen durchführen. Das Personal dort hatte bereits Erfahrungen mit Trichterbrust-Patienten gesammelt und spulte eine Art Standardprogramm ab. Ich musste mich mit dem Rücken auf ein spezielles Kissen legen, einatmen und die Luft anhalten, bevor ich in die Röhre geschoben wurde. Vor Ort konnte auch gleich der Haller-Index ermittelt werden (3,33). Ich bekam einen kurzen Bericht und eine CD mit über 1200 Bildern (Beim MRT im Jahr 2014 wurden lediglich 50 Bilder erstellt).

Für den Lungentest verlangte Dr. Lützenberg eine Spiroergometrie, die in der normalen pneumologischen Praxis meiner Wahl trotz Termins jedoch nicht durchgeführt werden konnte, weil die Ausstattung dazu fehlte. Deshalb überwies man mich weiter an die Lungenabteilung des Klinikums Bremen-Ost.
Das Team dort war ebenfalls hervorragend und nahm sich überraschend viel Zeit. Folgende Messungen wurden durchgeführt:
Spirometrie, Spiroergometrie mit Belastungs-EKG, Diffusionskapazität, Blutgasanalyse in Ruhe und Blutgasanalyse unter Stress während der Spiroergometrie.
Resultat: Das Leistungssoll für die Spiroergometrie wurde nicht ganz erreicht, das Atemvolumen pro Minute unter maximaler Belastung ist limitiert.
Im Pneumologie-Bericht stand dann auch, dass eine Trichterbrust-OP bereits geplant ist. Zusätzlich zum Bericht bekam ich alle Messungen im Detail. 

Für meine Herzuntersuchung wählte ich die kardiologische Praxis am Klinikum LDW in Bremen. Dort wurden ein Ruhe-EKG, ein Belastungs-EKG und eine Echokardiographie mit Farbdoppler durchgeführt. Eigentlich sollte laut Dr. Lützenberg noch eine Stressechokardiographie gemacht werden, jedoch konnte diese durch meine Brustwanddeformität in der Praxis nicht dargestellt werden, man hätte anscheinend zusätzliches Equipment benötigt, dass so in einer niedergelassenen Praxis kaum zu finden ist. Jedenfalls wurden keine Herzprobleme nachgewiesen, der Kardiologe konnte aus seiner Perspektive aber auch keine Gründe gegen eine Trichterbrust-OP ermitteln und schrieb es genauso in seinen Bericht.

Ich schickte die Berichte der drei Fachärzte und die CD mit den CT-Bildern nach Ostercappeln und wartete auf den Nachbericht von Dr. Lützenberg. Dieser wurde im Oktober 2023 erstellt und erreichte mich dann im November per Post. Ebenfalls wurde er an meinen Orthopäden und meine Hausarztpraxis weitergleitet.
Im Bericht stand grob zusammengefasst folgende Analyse:
Das Herz wird im Bereich des rechten Vorhofs komprimiert (Zu sehen auf den CT-Bildern).
Eine Verschiebung des Herzens nach links findet fast nicht statt, dadurch wirkt sich die Kompression stärker aus.
Die Lungenuntersuchung zeigt Werte im unteren Normbereich. Unter Belastung wird die Lungenlimitierung des extraparenchymalen Atemapparates als mögliche Ursache für diese Einschränkung angesehen. Die anfängliche Indikation für eine Trichterbrust-OP konnte damit belegt werden, um eine Bestätigung der Krankenkasse wurde gebeten.

Kurz darauf stellte ich einen Antrag bei der Techniker Krankenkasse auf Kostenübernahme einer operativen Trichterbrust-Korrektur. Ich schrieb eine Zusammenfassung meines Krankheitsverlaufs und erwähnte auch die Depressionen, fokussierte mich aber auf die Einschränkung der Lungenfunktion und die Kompression des Herzens. Ich fügte dem Antrag die Berichte der Fachärzte und die Berichte von Dr. Lützenberg bei, außerdem die alten Berichte aus Regensburg. Zusätzlich dazu suchte ich mir aus den Radiologie-Daten ein Bild heraus, welches das eingeengte Herz unter dem Sternum besonders gut zeigte. Wenige Tage später bekam ich dann von der TK die schriftliche Zusage für die Kostenübernahme der Behandlung in Ostercappeln. Ich bilde mir ein, dass neben dem Nachbericht von Dr. Lützenberg das beigefügte CT-Bild sehr anschaulich war und dem Sachbearbeiter die Entscheidung möglicherweise erleichtert hat.

Ich informierte das Sekretariat in Ostercappeln über die Antwort der Krankenkasse und wir vereinbarten einen OP-Termin für Ende April 2024. Anfang Januar 2024 war ich in einem sehr schlechten mentalen Zustand und konnte an nichts anderes mehr als an die OP denken. Ich fragte daher nach, ob man den Termin auch vorverlegen könnte. Das Sekretariat unterstützte mich in den Monaten zuvor immer bereitwillig durch freundliche Auskunft über E-Mail und Telefon,
daher traute ich mich das nun. Tatsächlich gab es einige kurzfristige Absagen von geplanten Operationen im Winter und mir wurden drei Termine im Januar und Februar angeboten. Ich verschob alle anderen Dinge im ersten Quartal und wählte den 7. Februar 2024 als neuen OP-Termin.
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

3. Krankenhausaufenthalt St. Raphael Ostercappeln

Dienstag, 06. Februar 24
Am Aufnahmetag begab ich mich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Ostercappeln, Fahrzeit ca. zwei Stunden.
Um 09:00 Uhr fand die Anmeldung im Büro neben dem Eingang statt, alle möglichen Formulare mussten unterschrieben werden und mir wurde eine Mappe ausgehändigt. Zur Aufnahme im Krankenhaus legte ich eine Einweisung meines Hausarztes vor. Danach wurden alle meine Patientendaten in einem Untersuchungsraum abgefragt, zwei Pflegekräfte führten Temperaturmessung, Blutentnahme und Ruhe-EKG durch. Im Anschluss ging ich für ein Aufklärungsgespräch in den 4. Stock, Abteilung Rekonstruktive Chirurgie. Frau Brünger, die chirurgische Assistentin von Dr. Lützenberg, beschrieb den OP-Verlauf, stellte mir einige Pflichtfragen und ich durfte fleißig Unterschriften leisten. Die Untersuchungen wurden danach fortgesetzt mit einer Spirometrie und der Blutentnahme über mein Ohrläppchen. Mittlerweile war Dr. Lützenberg in seinem Büro angekommen und zusammen mit Frau Brünger ergänzte er dann nochmals das Aufklärungsgespräch und erkundigte sich über meinen allgemeinen Zustand. Nach der erneuten Unterbrechung wurde noch eine Röntgenuntersuchung gemacht und es gab eine Aufklärung über die Anästhesie.

Am Mittag bezog ich das Zimmer 501 im 5. Stock (Zweibettzimmer) mit einem weiteren Zimmernachbarn und bekam das erste Mittagessen. Am Nachmittag unterhielt ich mich mit meinem Zimmernachbarn, welcher erst 16 Jahre alt war und bereits in der Woche zuvor zwei Stäbe eingesetzt bekommen hatte. Er befand sich bereits in einem sehr guten Zustand, seine Mutter leistete ihm Gesellschaft. Die Pflegekräfte stellten sich vor, gaben mir Anweisungen für den OP-Tag und händigten mir den OP-Kittel und das andere Zubehör aus. Ich hatte noch Zeit, um das ganze Krankenhaus inklusive Kapelle zu erkunden, machte einen Spaziergang im Dorf Ostercappeln, sah mir die Kirche St. Lambertus an und kaufte auf Anraten der Mutter meines Zimmernachbarn noch einige Lebensmittel im Edeka neben dem Krankenhaus.

Mittwoch, 07. Februar 24
Ich wachte um 06:00 Uhr auf, duschte und zog die obligatorischen Thrombosestrümpfe, OP-Unterwäsche und den OP-Kittel an. Ab 07:30 Uhr hielt ich mich bereit für die Fahrt Richtung OP. Im Vorfeld hatte ich einige Gegenstände in eine Tüte für die Intensivstation gepackt und meine Wertsachen an der Pflegestation abgegeben. Nach etwa zehn Minuten wurde ich auf dem Bett zum OP-Saal im 3. Stock geschoben. Ich bekam eine warme Decke aufgelegt und ein Venenkatheter wurde am rechten Handgelenk für die Narkose gesetzt. Ich durfte dem OP-Team bei der Bereitstellung aller Materialien und Spritzen am Morgen zusehen und unterhielt mich mit einigen Assistenten, danach bereitete mich der Anästhesist vor. Die Vollnarkose wirkte nach etwa 15 Sekunden und ich war weg.
Die OP begann um ca. 08:15 Uhr und dauerte maximal zwei Stunden, eher weniger. Zu Anfang der OP wurde ein Haken an meinem Sternum befestigt und der Brustkorb mit einer Kranvorrichtung manuell nach oben gezogen, damit mehr Platz zum Arbeiten geschaffen werden kann und Trichter und Brustkorb bereits vor Einführen der Stäbe in der richtigen Position sind. Außerdem wurden die beiden Rippen C6 teilweise durchtrennt. Die angekündigte größere Rippenknorpelresektion und ein tiefer Schnitt über dem Brustbein waren gar nicht notwendig. Ursprünglich war auch das Einsetzen von drei Stäben mit Stabilisator geplant gewesen, doch während der OP entschloss sich Dr. Lützenberg, nur zwei Stäbe mit einem Stabilisator auf der linken Seite zu verbauen.
Solch eine Änderung kommt anscheinend häufiger vor, denn Dr. Lützenberg und Frau Brünger versuchen so wenig Stäbe wie möglich zu verwenden und so viele wie nötig, damit der Brustkorb nach der OP nicht zu starr wird. Es gab während der OP keine Probleme oder Auffälligkeiten.

Gegen Mittag wachte ich auf der Intensivstation auf mit Venenkathetern links und rechts, zwei Drainagen, einem Sauerstoffschlauch und dem Blasenkatheter. Mein Zustand war gut, ich war ansprechbar und wach. Der Brustkorb fühlte sich gespannt an und war leicht taub. Schmerzen hatte ich überhaupt keine. Ein Antibiotikum und Metamizol (Novalgin) wurden über einen Venenport eingeleitet. Zum Mittagessen gab es gleich eine Semmel/ein Brötchen. Dazu bekam ich Hydromorphon 8mg retardiert, Pantoprazol, Ibuprofen 600 und Novalgintropfen zusätzlich in einem kleinen Becher. Von nun an bekam ich auch jeden Tag eine Thrombosespritze (Clexane). Dr. Lützenberg und Frau Brünger kamen kurz auf Visite und erkundigten sich nach meinem Zustand. Die Pfleger gaben mir noch einen kleinen Atemtrainer (Tri-Ball), um die Lunge schnellstmöglich zu trainieren. Das war am Anfang noch erstaunlich schwer. Den Nachmittag über ruhte ich. Ich bekam ein Abendessen mit Medikamenten und verbrachte die Nacht auf der Intensivstation.

Donnerstag, 08. Februar 24
Ich wurde von nun an jeden Tag zwischen 06:00 Uhr und 07:00 Uhr aufgeweckt, begleitet von einer Messung der Temperatur und Sauerstoffsättigung, das aktuelle Schmerzempfinden wurde abgefragt. Dazu reichten die Pfleger immer das Hydromorphon für den Tag. Ich hatte eigentlich gar keine Schmerzen, nur ein Druckgefühl in der Brust. Das Hydromorphon und Metamizol wirkten, ich fühlte mich deswegen auch permanent leicht groggy. Das Frühstück kam um 07:30, begleitet von den anderen Medikamenten. Dr. Lützenberg und Frau Brünger kamen danach kurz zur Visite. Am Vormittag wurde ich von der Intensivstation wieder auf die Pflegestation 5 im 5. Stock verlegt, Zimmer 501. Das Mittagessen kam um 12:30 Uhr, dazu gab es wieder Ibuprofen, Pantoprazol, Novalgin.
Gegen 14:00 Uhr wurde mein Zimmernachbar entlassen, von nun an hatte ich das Zimmer für mich allein. Meiner linker Venenkatheter wurde gezogen und die Thrombosestrümpfe ausgezogen. Eine Pflegerin gab mir Anweisungen für das Zähneputzen und Waschen an der Bettkante, das funktionierte problemlos.
Um 17:30 Uhr kam das Abendessen plus Medikamente. Abends gab es noch einmal Hydromorphon. Gegen 21:00 Uhr wurde eine neue Flasche Antibiotikum angesetzt, die jedoch viel zu schnell durchlief. Ich musste dann direkt danach erbrechen. Zum Glück konnte ich gerade noch eine Krankenschwester rufen, die mir einen Spuckbeutel brachte.

Freitag, 09. Februar 24
Am Morgen wurde die Flasche mit Antibiotikum bei der Fiebermessung erneut gewechselt, auf meine Bitte hin war es auch die letzte Flasche. Ich habe die Tropfgeschwindigkeit dann selbst auf das Minimum heruntergestellt, als gerade niemand zusah. Zum Frühstück und den anderen Mahlzeiten wurde mir ab jetzt das Abführmittel Macrogol hinzugefügt. Dr. Lützenberg kam kurz allein auf Visite und segnete das Absetzen des Antibiotikums ab. Erfreulicherweise besuchte mich am Vormittag ein anderer Trichterbrust-Patient der Pflegestation 5: Ein junger Mann mit 25 Jahren stellte sich vor, ihm waren gerade nach vier Jahren die Stäbe entfernt worden und bereits nach zwei Tagen war das Lungenvolumen stark verbessert. Damit wollte er mir etwas Mut machen. Im Anschluss kam ein Physiotherapeut und wir übten Aufstehen und Hinsetzen. Ich lief dann etwas im Raum umher, öffnete und schloss das Fenster. Nach dem Mittagessen musste ich erneut erbrechen. Auf Anraten einer Krankenschwester ließ ich dann beim Abendessen und an den nächsten Tagen das Novalgin (Metamizol) und das Ibuprofen weg, um Übelkeit zu vermeiden.

Samstag, 10. Februar 24
In der Früh kam Dr. Richardsen auf Visite, er vertrat am Wochenende Dr. Lützenberg und Frau Brünger. Ein sehr freundlicher Pfleger hatte am Vormittag Erbarmen mit mir und zog meinen Blasenkatheter und den rechten Venenport. Danach konnte ich mich zum ersten Mal duschen, mit Pflastern auf den Nahtstellen.
Eine Physiotherapeutin führte danach mit mir Atemübungen durch. Nach dem Mittagessen machte ich einen längeren Spaziergang im Dorf (auf eigene Gefahr). Am Abend wurde das Hydromorphon zum ersten Mal auf 6,6mg reduziert. Ich hatte mittlerweile eine leichte Verstopfung durch das Hydromorphon bekommen und forcierte leichten Stuhlgang durch ein Zäpfchen, das die Krankenschwester brachte.

Sonntag, 11. Februar 24
Wieder besuchte mich morgens Dr. Richardsen. Ich duschte erneut mit Pflastern und machte Atemübungen mit der Physiotherapeutin. Zum Mittagessen gab es nun schon Pflaumensaft mit Abführtropfen, da die Verstopfung anhielt. Ich spazierte etwa eine Stunde lang durch Ostercappeln. Das wiederholte ich von nun an jeden Tag. Am Abend wurde das Hydromorphon auf 4mg reduziert. Ich bekam das Abführmittel Lactulose zum Abendessen, trotzdem brauchte ich wieder ein Zäpfchen.

Montag, 12. Februar 24
Dr. Lützenberg und Frau Brünger begannen den Tag mit einer Visite. Ich konnte erstmals ohne Pflaster duschen, dies tat ich nun jeden Tag. Am Vormittag musste ich das Zimmer wechseln, ich kam in Zimmer 511 (Dreibettzimmer) mit einem weiteren Zimmernachbarn. Dieser war 38 Jahre alt und ihm mussten nun 18 oder 19 Jahre nach einer Trichterbrust-OP in Berlin-Buch Verknöcherungen zwischen den Rippen entfernt werden. Der Patient wurde nach mir am 07. Februar operiert, seine Re-OP dauerte wohl wesentlich länger als mein eigener Eingriff. An dem Tag wurde mir mehrmals Lactulose zum Abführen verabreicht, ohne Effekt.

Dienstag, 13. Februar 24
Am Nachmittag kam Dr. Lützenberg auf Visite und zog meinem Zimmernachbarn und mir die Nylon-Schlaufen an den Nahtstellen. Wir einigten uns auf Donnerstag als Entlassungstag. Er gab mir ein Kontrastmittel zum Abführen und endlich setzte Stuhlgang ein. Ich begann wieder mit der Einnahme von Ibuprofen 600 wegen der antientzündlichen Eigenschaften. Die Übelkeit von der Woche zuvor kehrte nicht wieder, es lag somit ganz sicher am Novalgin. 

Mittwoch, 14. Februar 24
Frau Brünger und Dr. Lützenberg statteten mir eine Visite ab und erläuterten den Ablauf der Entlassung. Danach machte ich einen letzten Einkauf im Edeka neben der Klinik.

Donnerstag, 15. Februar 24
Am Vormittag hatte ich mein Entlassungsgespräch mit Dr. Lützenberg und Frau Brünger. Im Sekretariat bekam ich den Entlassungsbrief, eine Krankschreibung für eine Woche und einige andere Unterlagen inklusive Rezepte für Hydromorphon 2,6mg und 4mg retardiert, Ibuprofen 600, Pantoprazol, Macrogol, Laxoberal und Thrombosespritzen. Einige Abschlussfotos wurden aufgenommen. Wir vereinbarten einen ersten Nachsorgetermin bei Dr. Lützenberg für Ende April. Ich nahm noch das Mittagessen zu mir, danach wurden mir 1 x Hydromorphon 4mg retardiert und 2 x Ibuprofen 600 für den Rest des Tages und den nächsten Morgen mitgegeben. Danach fand die Verabschiedung statt, ich wurde endgültig entlassen. Trotz Taxischeins aus dem Sekretariat fuhr ich mit dem Zug zurück, da ich mich vor lauter Rückenschmerzen gar nicht hinsetzen konnte. Nach einer Woche auf der Krankenhaus-Matratze meldete sich meine Wirbelsäule. Noch bevor ich zu Hause ankam, ging ich zur Apotheke, um Hydromorphon abzuholen. Nun gab es folgende Überraschung: In ganz Deutschland herrschte zu der Zeit Knappheit an Hydromorphon und erst einmal konnte mir nichts ausgehändigt werden. Mein Hausarzt veränderte daraufhin den Markennamen auf dem Rezept und so konnte wenigstens Hydromorphon 2,6mg bestellt werden. Das war allerdings hochkompliziert und nahm mit Wartezeit fast den ganzen Nachmittag in Anspruch.
In der Apotheke kaufte ich zusätzlich noch 50 x Ibuprofen 400 und Pantoprazol, damit ich noch einige Wochen länger gegen Entzündungen gewappnet war.
Dies war aber keine Empfehlung von Dr. Lützenberg.
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
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Lore Ley

4. Heilungsverlauf nach der OP, erster Kontrolltermin

Im Rahmen der offiziellen Nachsorge durfte ich nun vier Wochen lang nur in Rückenlage schlafen und acht Wochen lang keinen Sport treiben oder Gewichte über 10kg heben. Außerdem sollten frühestens acht Wochen nach der Operation Röntgenbilder für Dr. Lützenberg angefertigt werden. Ich bewegte mich die ganze Zeit über in Schonhaltung und versuchte, den Oberkörper möglichst aufrecht und unter Spannung zu halten. Ich war immer noch im Studium und musste mir daher nur einmal eine weitere Krankschreibung als Nachweis vom Hausarzt abholen. Längere offizielle Krankschreibungen benötigte ich nicht. Die Rückenschmerzen aus dem Krankenhaus verbesserten sich sofort, nachdem ich auf meiner eigenen Matratze geschlafen hatte. Ich hatte nur sehr wenige Schmerzen, dafür aber ein starkes Druckgefühl im Brustkorb und ich spürte ein Stechen an den Bügelenden. Deshalb nahm ich dann bis Ende Februar auch das Hydromorphon. Für alle Fälle holte ich mir in der Woche nach der Entlassung auch noch eine Packung Hydromorphon 4mg retardiert. Diese war allerdings nur in einer Apotheke zu bekommen, die direkt an eine größere Klinik angebunden war und deswegen über einen Eigenvorrat an Medikamenten verfügte. Normale Apotheken konnten überhaupt kein Hydromorphon bestellen, nirgendwo in der ganzen Stadt. In den Nächten konnte ich nur sehr schlecht schlafen und schlief dafür auch tagsüber. Ich lief jeden Tag spazieren und machte sehr kleine Einkäufe im Supermarkt, um nicht zu viel tragen zu müssen. Durch das Hydromorphon hatte ich zuhause weiterhin Verstopfung, wodurch ich ständig Abführmittel nehmen und Einläufe durchführen musste. Mein körperliches Leistungsniveau war gleich null. Leider musste ich den Nachsorgetermin kurzerhand auf Ende Mai verschieben, da es eine Terminkollision gab.

Drei Wochen nach der OP verbesserte sich das Druckgefühl dann enorm, die Bügel stachen nicht mehr an den Seiten.
Nach Absetzen von Hydromorphon endete die Verstopfung und der Schlaf verbesserte sich. Ich nahm noch Ibuprofen ein bis Mitte März, etwa fünf Wochen nach der OP. Danach war ich frei von Medikamenten. Das Druckgefühl in der Brust verbesserte sich allgemein in kleinen Schritten. Ende März ging ich einmal in die Sauna und wurde bewusstlos. Ich hatte im Krankenhaus Dr. Lützenberg deshalb gefragt, und er meinte, dass das nach vier Wochen wieder möglich sein sollte. Offensichtlich war es aber zu früh für mich. Ich fuhr noch nicht wieder selbst mit dem Auto und das Ein- und Aussteigen als Beifahrer bereitete Probleme. Im April musste ich als Heuschnupfenallergiker sehr viel niesen und hatte dadurch öfter Schmerzen im Brustkorb. Neun Wochen nach der OP ließ ich Röntgenbilder in zwei Ebenen beim Orthopäden anfertigen. Diese schickte ich sofort nach Ostercappeln, da ich etwas unsicher war bezüglich meines Heilungsverlaufs und schnellstmöglich Rückmeldung von Dr. Lützenberg bekommen wollte. Durch die Schonhaltung hatte ich mittlerweile leichte Schmerzen im unteren Rücken,
die anhielten. Ich war jedoch der Meinung ich müsste die Schonhaltung weiter beibehalten, mindestens bis zum ersten Kontrolltermin mit Dr. Lützenberg.
Obwohl schon zehn Wochen nach der OP vergangen waren, wagte ich es auch noch nicht, Sport zu treiben.

Am 22. April führte ich ein Telefongespräch mit Dr. Lützenberg nach Sichtung der Röntgenbilder. Er rief mich einfach so von sich aus an, ohne Verabredung.
Die Lage der Stäbe war perfekt, was mich sehr beruhigte. Am Telefon fragte ich vorsichtig nach, ob ich den Kontrolltermin etwas vorziehen könnte und er sagte sofort, ich solle gleich am Freitag diese Woche um 12:00 Uhr kommen. Seine Sekretärin im Hintergrund war eher nicht begeistert, ich freute mich natürlich.

Am 26. April traf ich Dr. Lützenberg allein, Frau Brünger war diesmal nicht da. Er tastete meinen Brustkorb ab machte wieder Bilder aus vier Positionen.
Eine Vollkorrektur der Trichterbrust wurde erreicht, die Stäbe lagen wie vorgesehen, das Narbengewebe war bereits weich. Bei einer leichten Erhebung an einem der Stabenden handelte es sich um den verknoteten Faden (PDS Kordel), der an den Rippen befestigt ist und vor Verschluss der Wunden zur Seite gelegt wurde. Das musste er noch einmal erklären. Dr. Lützenberg erteilte mir die uneingeschränkte Freigabe für Sport und empfahl zu Anfang Dehnübungen und Übungen mit Körpergewicht. Das Einrollen des Oberkörpers stellte auch kein Problem mehr dar und er ermutigte mich sogar, diese Bewegung ins Training miteinzubauen.
Auf Nachfrage bekräftigte er noch einmal, dass schwere Gewichte im Fitnessstudio wünschenswert sind und es nun kein Limit mehr dafür gibt. Der nächste Kontrolltermin sollte im Jahr darauf stattfinden.

Am Sonntag, dem 28. April 2024 und damit zwölf Wochen nach der OP, absolvierte ich meine erste sportliche Tätigkeit und ging zum Joggen in den Stadtpark.
Als sich der Puls erhöhte, kam es zu keinem wahrnehmbaren Herzrasen und das Herz konnte wohl frei schlagen. Es fühlte sich so an, als sei das Herz ,,weiter weg" als bei sportlicher Belastung vor der OP und gut verwahrt tief im Brustkasten. Durch die Erschütterung und die Bewegung aufwärts und abwärts spürte ich das Gewicht der Stäbe im Brustkorb, es war ein seltsames Gefühl. Nach dem Laufen juckte auch meine gesamte Brust. Die Schonhaltung gab ich schrittweise auf, leichte Schmerzen im unteren Rücken blieben aber erst einmal bestehen. Ich konnte nun auch ohne schlechtes Gewissen oder Einschränkungen wieder auf der Seite schlafen. Eine Woche danach probierte ich Liegestützen aus, musste jedoch feststellen, dass ich meine Brustmuskeln durch die Stäbe nicht richtig ansteuern konnte. Liegestütze sind tatsächlich nach der OP eine komplizierte Bewegung für mich. Anfang Mai ging ich wieder zum ersten Mal ins Fitnessstudio und erprobte einige Bewegungsabläufe mit sehr leichten Gewichten oder sogar ohne Gewicht. Speziell das Hängen an der Klimmzugstange verbesserte das Gefühl der Stäbe im Brustkorb. Dehnübungen auf dem Bauch und auf der Seite liegend, sowie Einrollen des Oberkörpers waren nun möglich. In den nächsten Tagen schaffte ich dann eine Rolle rückwärts und wenige Liegestützen. Im Mai ging ich öfter zum Joggen und machte lange Spaziergänge. Jedoch war die Wirbelsäule durch die wahrscheinlich übertriebene Schonhaltung empfindlich geworden und Schmerzen im unteren Rücken nahmen zu. Ich konnte dadurch nicht wirklich sitzen und blieb der Universität noch fern. Anfang Juni holte ich mir dann endlich ein Rezept für den Physiotherapeuten, dies hätte ich schon früher tun sollen. Die Therapie bestand aus Massagen, Infrarotlicht und Übungen im Fitnessraum. Erst Anfang Juli hatte ich keine Rückenschmerzen mehr, den Brustkorb konnte ich dadurch ohne Einschränkungen bewegen. Meine Alltagsfähigkeit war damit fünf Monate nach der OP wiederhergestellt.

Im September 2024 zog ich mir eine Covid-Infektion zu. Ich hatte Fieber und durch das flache Atmen war das Druckgefühl in der Brust groß und in der Nacht erschwerten die Stäbe die Atmung spürbar. Dieser Zustand hielt aber nur für einige Tage an.

Ab Oktober 2024 war es mir wieder möglich, etwas ambitionierter im Fitnessstudio zu trainieren und zum ersten Mal machte es richtig Spaß, da die Trichterbrust nun nicht mehr vorhanden war. Dadurch baute ich etwas Muskelmasse auf und nahm allgemein an Körpergewicht zu. Das Gewicht stieg von 80kg zu Anfang 2024 auf 94kg bis Ende 2024.
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

5. Vorläufiges Fazit

Anfang 2025 ist die Atmung nun trotz aller Fortschritte durch die Nuss-OP noch eingeschränkt. Ich hatte mich sehr gut an die Stäbe gewöhnt, aber die Lunge trifft deutlich spürbar auf einen Widerstand. Manchmal ist der Schlaf gut, manchmal wache ich verspannt auf und bekomme schwer Luft. Gute und schlechte Phasen wechseln sich öfter ab. Depressive Phasen habe ich aber weitestgehend im Griff. Meine allgemeine Leistungsfähigkeit ist immer noch limitiert und ich bin schnell mental erschöpft. Meine Stressresistenz ist noch niedrig. Trotzdem ist mein Gesamtzustand wesentlich besser als vor der OP. Ich muss mich nun damit abfinden, dass mein Zustand bis zur Stabentnahme wohl stagnieren wird. In den ersten Monaten dachte ich, die progressive Verbesserung gehe immer weiter, bis mir die Stäbe in der Brust gar nichts mehr ausmachten, jedoch war das etwas zu optimistisch. Die Brustmuskeln kann ich weiterhin nicht richtig spüren oder ansteuern. Das Druckgefühl in der Brust ist mittlerweile wieder relativ präsent, was mit Sicherheit auch an den Übungen im Fitnessstudio und dem gesteigerten Zug durch Muskeln und Sehnen liegt. Laut Dr. Lützenberg und vielen anderen Ärzten ist Krafttraining aber nun mal optimal dazu geeignet, um den Brustkorb zu stabilisieren und aufzubauen. Das Vorgehen ist also korrekt und ich werde das Training weiterführen. Die Nuss-Operation ist der Hauptteil meiner Trichterbrust-Therapie,
aber der beständige Aufbau des Brustkorbs ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, ohne den ein optimales Ergebnis wahrscheinlich nicht möglich sein wird.

Während des Heilungsverlaufs wurde meine Rückenschwäche sehr deutlich. Vor der OP befand ich mich eher in einem schlechten körperlichen Zustand mit niedriger Fitness und so war ich anfällig für Rückenschmerzen, die meine Genesung deutlich verzögerten. Ich kann allen Patienten, die eine Trichterbrust-OP planen, nur dazu raten, den Rücken vor dem Krankenhausaufenthalt fleißig aufzubauen, vor allem den unteren Rücken. Das Training im Fitnessstudio einige Monate vor der OP kann den Heilungsverlauf erheblich verkürzen, sofern man vorher Defizite hatte.
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

Bilder

Zur Veranschaulichung habe ich nun einige Bilder herausgesucht.
Die ersten Bilder zeigen mich als Jugendlichen im Urlaub, einmal auf dem Campingplatz und an einem abgelegenen Strand, jeweils ohne Zuschauer.

 
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

Bilder

Nach einem Zeitsprung von über zehn Jahren befinde ich mich im Büro von Dr. Lützenberg zum Erstgespräch.

03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

Bilder

Hier sind einige CT-Bilder in zwei Ebenen (axial und sagittal), auf denen man das komprimierte Herz sehen kann. Die Bildserien wurden wohlgemerkt in Ruhe und nach dem Einatmen unter angehaltener Luft aufgenommen, die echte Kompression durch Ausatmen und Belastung im Alltag ist also immer größer. Das Bild 52-6 habe ich für meinen Antrag bei der Krankenkasse verwendet.



03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

Bilder

Hier ein Bild von der Intensivstation nach dem Aufwachen und einige Aufnahmen des Brustkorbs kurz vor dem Ziehen der Fäden.

03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

Bilder

So sehen die Bügel aus Edelstahl aus, die Dr. Lützenberg momentan verwendet. Für Leute mit Nickel- bzw. Chromallergie gibt es auch eine Titanversion.

03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Lore Ley

Bilder

Neun Wochen nach der OP wurden beim Orthopäden Röntgenbilder in zwei Ebenen (postero-anterior und lateral) angefertigt.

03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27

Sylvie

Hallo Lore Ley,

sehr interessanter und ausführlicher Bericht. Du bist 3 Wochen nach mir operiert worden  :D

Ich sage es auch immer wieder, mit Trichterbrust sollte man nie zu normalen Hausärzten oder Orthopäden gehen. Jeder Arzt bei dem ich war hat auch meine Beschwerden nicht ernst genommen und gesagt die TB hätte nichts damit zu tun. Dabei bin ich sehr schlank und hatte einen Hallerindex von glaube 5,6 wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe.
Belastungs-EKG war immer schlecht, aber noch im Rahmen... Lungenvolumen und Funktion war gut, bis auf eine Überblähung der Lunge.

Was ich damals am schlimmsten fand, war auch das permanente Spüren des Herzschlags. Immer und überall, vor allem beim Sport. Das hat mich wahnsinnig gestresst. Ich hab seit der Kindheit einen hohen Puls, vorallem im Stehen, deswegen hat mich das extrem gestört dies auch noch so heftig zu spüren.
Nach der OP spüre ich mein Herz nur noch wenn ich mich wirklich anstrenge, perfekt!
Interessanterweise hat sich der hohe Puls aber nicht gebessert, ich nehme immernoch Pulssenker und versuche meine Ausdauer zu verbessern, aber das braucht Zeit. Laut meinem Hausarzt bin ich aber wahrscheinlich einfach ein Hochpulser, das muss nicht immer einen Grund haben. Evtl. ist es auch eine leichte Form von POTS. Hast du an deinem Puls eine Veränderung bemerkt?

Gehe auch seit August in ein Fitnessstudio und hatte am Anfang deutliche Probleme mit Schmerzen an den Stäben. Hab Dr. Lützenberg angeschrieben, Röntgenbilder gesendet und sofort einen Anruf bekommen mit Entwarnung. Sollte einfach mal 7-10 Tage pausieren, entzündungshemmende Schmerzmittel nehmen und wieder starten mit weniger Gewicht. Momentan läuft es, gehe 2x die Woche.
Bei mir sollten übrigens 2 Stäbe eingesetzt werden und es wurden 3  ;D

Man merkt aber tatsächlich eine leichte Einschränkung des Lungenvolumens. Ist ja auch normal, die Ausdehnung der Rippen ist durch die Stäbe limitiert. Nach 3 Jahren versprach Dr. Lützenberg nochmals eine deutliche Verbesserung nach Entnahme der Stäbe.

Was ich noch Anmerken will: Die Druckgefühle im Brustkorb kommen meistens tatsächlich durch Verspannungen. Ich habe auch eine leichte Skoliose, auf dem Röntgenbild sehr ähnlich zu deiner, und dadurch schon seit Jahren eine Stelle zwischen Schulterblatt und Wirbelsäule rechts, die immer wieder Probleme macht. Ich habe oft regelrechte Atemnot-Gefühle dadurch... nach der OP war das alles weg (ich war insgesamt über 2 Monate krank geschrieben) und kam langsam wieder, als ich wieder Vollzeit meinem Bürojob nachging... die Nackenprobleme haben sich zwar deutlich gebessert, aber da ich momentan durch die Stäbe nicht so mega beweglich im Brustkorb bin, kommt es immer wieder zu Verspannungen, die sich bei mir durch diese Atemnot/Druck auf der Brust und Herzstolpern äußern. Also es ist wirklich wichtig, da Übungen zu machen und auch für Entspannung zu sorgen durch Massagen, Akupressurmatten etc.

Viele Grüße,
Sylvie


Lore Ley

Hallo Sylvie,

dann liegen wir ja fast gleichauf im Heilungsverlauf, beinahe wäre ich auch im Januar operiert worden. Es freut mich, dass du nach deiner Leidensgeschichte und den ganzen Symptombehandlungen auch zur Wurzel des Problems vordringen konntest, ein 5,6 Haller-Index ist schon ordentlich. Ohne Grund hat sich
Dr. Lützenberg sicher nicht für drei Stäbe entschieden. Rückblickend betrachtet hatten bei uns spätberufenen Trichter-/Kielbrust-Patienten wohl alle Ärzte inklusive Eltern Tomaten auf den Augen. Ich kann mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, wie man ein so offensichtliches Problem so falsch diagnostizieren bzw. unterschätzen kann.

Zu deiner Frage:
Mein Ruhepuls liegt bei um die 70. Ich habe subjektiv keine Veränderung seit der OP wahrgenommen, allerdings neige ich schon zu einem eher hohen Ruhepuls, auch in Phasen von häufigem Ausdauertraining. Nun muss ich aber gleich erwähnen, dass ich überhaupt keine Fitnessuhr oder Tracker besitze, die meinen Puls messen. Das mache ich höchstens alle paar Monate mit meinem Blutdruckmessgerät. Ich wäre wahnsinnig geworden, wenn ich das vor der Trichterbrust-OP im Auge behalten hätte. Über POTS hatte ich noch nie nachgedacht. Wahrscheinlich betrifft mich das allerdings nicht, vor der OP war ich nicht besonders fixiert auf meinen Puls oder Herzschlag. Wäre es schlimmer, hätte ich es bestimmt bemerkt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich mein schnelles Herzklopfen bei vergleichsweise kleiner Anstrengung irgendwie auf meine Psyche übertragen hat, denn mittlerweile geht mein Puls sofort hoch, wenn das Stresslevel steigt und der Kopf grübelt und arbeitet. Aber da bin ich sowieso hypersensibel.

Schlimmer als das Herzklopfen bei Anstrengung oder Stress empfand ich früher die flache Atmung. Auch nach der OP vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht meine Limitation beim Einatmen und den Widerstand spüre. Das ist momentan sozusagen meine Hauptbaustelle.

Das Dehnen ist leider eine nervige Verpflichtung solange die Stäbe im Körper verbleiben, wohl war. Es hilft zumindest etwas in dieser Phase der Behandlung. Die größte Druckreduktion habe ich, wenn ich einfach an einer Klimmzugstange hänge und mich drehe (Klimmzüge schaffe ich sowieso nicht). Trotzdem zähle ich schon die Monate bis zur Stabentnahme...

Viele Grüße
03/2014 Diagnose Trichterbrust, Anwendung Saugglocke, Alter 17
02/2024 Nuss-OP in Ostercappeln (2 Stäbe, 1 Stabilisator), Alter 27