16jähriger nach OP verstorben!

Begonnen von MarFie, 24. September 2006, 10:20:58

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gernot

Zitat:
Aber alle, die noch unoperiert sind, und keine größeren Probleme mit der
TB haben, kann ich eigentlich nur abraten. Die OP ist einfach nur extrem
schmerzhaft, und birgt zu viele große Risiken.

naja, das muss letztendlich jeder selber entscheiden

ich hatte wirklich erhebliche komplikationen (2. nach-op, blutergüsse im brusttraum etc), die op hat sich aber gelohnt.
ich muss meine brust nicht mehr verstecken, und kann man wieder körperlich voll belasten.
ich bin aber jetzt kein besserer oder glücklicherer mensch geworden ;D
aber mein erscheinungsbild durch die aufrechte haltung (vorher immer krumm und gebückt durch die TB) hat sicher verbessert

Mutter

Hallo zusammen,

zunächst ein gesundes neues Jahr und alles, was sich jeder von uns wünscht...möge es so kommen oder bleiben.
Ich schreibe heute seit langem wieder in diesem Forum, nachdem ich mich einige Zeit unfähig fühlte, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Es tut einfach zu sehr weh und reißt die Wunde immer wieder auf.
Wie auch immer, ich finde sehr wichtig, was u.a. im letzen Beitrag geschrieben wurde: '..ich bin kein besserer oder glücklicherer Mensch...'.
Dieser Satz hat mich sehr berührt und betroffen gemacht. Ich denke an meinen Sohn und daran, wie wichtig ihm diese 'Ã,,ußerlichkeit' war (die mediz. Indikation schließe ich hier bewusst aus). Und es ist auch mein Empfinden: vielleicht hätte er nach der OP und all den evtl. Komplikationen und Problemen irgendwann die gleiche Feststellung gemacht: 'Ich bin kein glücklicherer Mensch. Mein Leben und das, wie es sich anfühlt, hat sich nicht wirklich und wesentlich verändert'.
Was ist es denn am Ende wirklich, was uns hindert, frei und mit uns selbst im Einklang zu leben. Glücklich und unbeschwert zu sein?
Diese Frage wird wohl jeder für sich beantworten müssen, doch ich glaube es lohnt sich sehr, sie zu stellen. Insbes., bevor man sich für eine Operation entscheidet.
Aus meinem persönlichen Blickwinkel erscheint es mir unglaublich tragisch, welche Risiken Menschen auf sich nehmen, um sich lebens- und vielleicht liebenswerter zu fühlen.
Wenn man sich mal umschaut: es gibt Menschen, die sind glücklich und mitten im Leben, obwohl ihnen z.B. beide Beine fehlen. Wie machen diese Menschen das? Was unterscheidet sie von anderen?
Ich würde mich sehr freuen, hier eure Meinung zu hören.
Ganz herzlich, die Mutter

Maltino

Also ich persönlich glaube ein Großteil der TB-Patienten lassen sich aus diesem Grunde operieren, weil sie einfach noch viel zu jung sind, um sich wirklich mal objektiv und fragend mit diesem Thema auseinanderzusetzen. War bei mir dasselbe.

Klassischer Fall: Man hat diese TB, ist als Kind natürlich erstmal nur dadurch darauf aufmerksam geworden, dass man der Einzige ist, der sie hat, die anderen sind halt "anders". Irgendwann fangen die dann auch noch an einen darauf aufmerksam zu machen, evtl. wird man gehänselt und damit fängt der ganze Wahnsinn ja erst an. Als Kind kann man mit dieser psychischen Belastung gar nicht, oder wenn dann nur ganz schlecht umgehen. Anstatt sich selbst "liebenswert" zu empfinden schwänzt man lieber den Schwimmunterricht, weil man als Kind einfach Angst hat wieder von den anderen bloßgestellt zu werden. Diese Psychose wird mit der Pubertät natürlich alles andere als verkleinert. Ich glaube in dem Alter ist es umso schwerer sich mit dem Thema vernünftig auseinanderzusetzen, denn man ist sowieso schon emotional völlig von der Rolle, hinzu kommen Sexualität und was das mit der ganzen "Angst-sich-nackt-zu-zeigen"-Sache ergibt, kann sich ja jeder hier denken. Bzw. am eigenen Leibe erleben.
Ich persönlich habe mich viel zu früh operieren lassen. Damals waren es meine Eltern und meine eigene Angst, die mich zu der Entscheidung "getrieben" haben. Im Endeffekt sehe ich nun viel schlimmer aus als vorher: ne dicke fette Narbe und immer noch ne kleine TB. Was mir geholfen hat, war einfach die Zeit, viele wichtige persönliche Erfahrungen, im Endeffekt das Erwachsenwerden, wenn man so will. Die TB ist für mich inzwischen (fast) kein Grund mehr, mich irgendwie weniger liebenswert oder attraktiv zu finden. Im Gegenteil bin ich eigentlich zu der Erkenntnis gekommen, dass die TB mich wahnsinnig attraktiv gemacht hat - und zwar von innen. Durch diese ganze Quälerei und Angst in meiner Jugend bin ich sowas von einfühlsam und sozial geworden, dass mir viele Menschen in meiner Umgebung heute sagen, wie schön es ist, dass es mich gibt. Und ich bin sicher, Vielen von Euch geht es genauso. Irgendwann kommt einfach der Punkt, an dem einen (oder meist den anderen) das Innere wichtiger wird als das Ã,,ußere. Wer braucht schon einen guten Freund/gute Freundin, die aussieht wie ein Model, wenn sie in echt ein totales Arsch ist?

Wie gesagt ich denke es ist einfach die Hoffnung, dass diese ganze Angst / diese Hänselei / die Psychose schnellstmöglich ein Ende hat. Das alles verstärkt durch die Pubertät y voiala.

Gruß,
Maltino

gernot

hallo

ich kann jetzt nur von mir sprechen:
warum nimmt man solche risiken in kauf?
ich denke das liegt an unserer Gesellschaft, Werbung.
was wird von einem mann erwartet? ja klar: waschbrettbauch, durchtrainierter körper, braun gebrannt
von einer Frau: schlank, glatte haut etc

da fühlt man sich als total magerer 64kg typ (1,78m groß), minderwertig. (deshalb mache ich jetzt krafttraining, 71kg jetzt  ;) )Wenn man dann noch eine TB hat, schlägt das auf die psyche. man ist anders! man wünscht sich nichts sehnlicheres als eine normale brust, weil eine TB nicht dem schönheitsideal entspricht.

und frauen: warum gibt es soviele die an essstörungen leiden? richtig: die werbung zeigt ja nur models mit super figur. man sieht ja nichts mehr anderes. aber der durchschnittstyp/frau hat halt leider keine traumfigur (unter anderem genetisch bedingt)

ich bin nicht der einzige mit der meinung: eine TB ist einfach sehr belastend
@maltino:  super beitrag von dir, du sprichtst mir aus der seele,  der 1. absatz trifft voll auf mich zu. mein vater sagte auch, dass ich mich in der pubertät zurückgezogen hatte.
zum schwimmunterrricht in der schule ging ich nicht. ins schwimmbad ging ich nie! ich schämte mich.
es wurde immer schlimmer. auch wenn ich voll angezogen war: Mein einziger gedanke war: jeder würde mir auf meine brust starren!
mit 23J sagte ich mir, noch einen Sommer mit TB stehe ich nicht durch, (weil ich auch nichts enges anziehen konnte wegen hervorstehenden rippenbögen, musste  also immer etwas gebückt gehen).
ich hatte überhaupt keine angst vor der op, weil mein wunsch eine schöne brust zu bekommen so stark war, dass mir mögliche risiken völlig egal waren. !!
die 4 seitige liste was alles passieren kann berührte mich nicht. ich wollte einfach nur eine schöne brust, um jeden preis, schon krass oder ???

ich finde, dass wir immer unzufriedener mit uns selbst werden. warum gibt es soviele schöneits-op's?
die heutige gesellschaft ist ziemlich oberflächlich, man versucht jemanden sofort anhand seines aussehens abzustempeln.
z.B die sieht aus wie ein model: die ist bestimmt zickig und eingebildet ;D.  lauter dumme klischees haben sich eingebürgert!
ich empfehle das buch:  der adonis-komplex von harrison pope. danach sieht man alles aus einem anderen blickwinkel

nochmal mein tiefstes mitgefühl.
was war die ursache? verschulden des chirurgen?

allen ein frohes neues jahr :)

Goersty

Warum auch ein Mensch ohne Beine glücklich sein kann ist eine schwierige Frage. Ich glaube, dass solche Menschen gelernt haben glücklich darüber zu sein, dass sie überhaupt leben dürfen. Leider werden wir täglich mit Schönheitsidealen konfrontiert. Jeder Trichterbrust-Patient weiß, wie schmerzhaft es sein kann, wenn man sich wegen der Trichterbrust beobachtet, ausgestoßen und als Außenseiter fühlt. Mir ging dies nicht anders. Ich für meinen Teil hätte die OP niemals über mich ergehen lassen wenn da nicht die körperlichen Probleme aufgetreten wären, schließlich habe ich über 10 Jahre mit der Trichterbrust gelebt. Jeder sollte lernen seinen Körper so zu akzeptieren wie er ist und sich nicht an Schönheitsidealen orientieren.
Ich möchte hiermit mein größtes Mitgefühl an die Mutter aussprechen. Jeder hier im Forum kann nachvollziehen, wie sich Ihr Sohn mit dieser Trichterbrust gefühlt hat.
Alter: 25
OP am 16.11.2006 in Berlin Buch nach Nuss
TB-Tiefe vor OP: 8,5cm
Bügelentnahme geplant: 03.03.2009 in Berlin-Buch

Kosmo

Die Korrektur einer TB als reine Schönheits-OP abzutun halte ich für gefährlich. Bitte denkt auch mal dran, dass hier Leute von den Krankenlassen mitlesen könnten.

Bei meiner Entscheidung zur OP gaben die medizinischen Probleme den Ausschlag. Ich hatte mehrmals pro Jahr eine Bronchitis, bekam bei Anstrengungen nicht wirklich gut Luft und dann die Schmerzen an meinem Herz.... Wie wir alle hier hatte ich natürlich auch optische Probleme mit meiner TB. Ich wurde in der Schule und auch später gehänselt, so auch beim Bund. Also ist man da auch als Erwachsener nicht vor leider nicht immer geschützt. Trotzdem war ich jeden Sommer zumindest ein paar Mal am Strand. Jetzt läuft das natürlich viel unbeschwerter, dafür bin ich sehr dankbar.

Als nicht behinderter kann man sich nicht vorstellen, wie sich jemand mit Behinderung bzw. körperlicher Deformation fühlt. Mit TB ist man einfach höher sensiblisiert. Es wäre schön, wenn alle wüßten wie man sich so fühlt, wenn man doof angeglotzt oder gehänselt wird, dann würde das wohl nicht mehr vorkommen.

Ums kurz zu machen: Wenn rein kosmetische Gründe vorliegen bzw. die TB nicht tiefer als 5 cm ist, würde ich von einer OP immer abraten.
Alter: 28
Alter OP (in Berlin-Buch nach Nuss): 25
Bügelentnahme: Mai 2007
TB-Tiefe vor OP: 8,5 cm
TB-Tiefe heute: 0 cm

Mutter

An euch drei, die Ihr geantwortet habt, auf meine Mail...und natürlich alle anderen auch,
mri laufen dei Tränen und ich weine hemmungslos. Sorry, ich will euch damit nicht belasten, nur sagen, wie tief das immer wieder reingeht. Ihr habt so recht: die Werbung, die Schönheitsideale, die anderen Teenies....

Ich als Mutter frage mich zudem immer wieder: was habe ich versäumt, meinem Sohn in seinem Leben zu geben, damit er sich auch mit der Trichterbrust 'liebenswert' findet??? Ich habe ihn geliebt und ihm das auch deutlich gezeigt.

Als die deutliche Ausprägung begann, da war er ca, 13,5-14 Jahre, wollte er unbedingt eine kosmetische OP, die wir ablehnten (bis dann später die Beschwerden dazu kamen). Er sagte, sein Leben wäre nicht lebenswert. Er wollte partout nicht leben mit der TB und kündigte an, mit 18 den Schritt in jedem Fall zu tun, auch ohne unser Einverständnis.

Ich finde die Mail faszinierend, in der du schreibst (sorry, Namen vergessen), dass du dich heute trotz oder gerade wegen der TB attraktiv und völlig okay findest. Weil du gelernt hast, auf andere Quliätten zu achten. Das ist super! Das ist genau der richtige Ansatz und mein Sohn war im Grunde auch jemand, der sehr mitfühlend war und von 'innen' strahlte.

Wie war oder ist das bei den anderen? Was gehört eurer Meinung nach dazu, um sich liebenswert zu finden, mit oder ohne TB, schönen Busen...was auch immer? Was braucht der Mensch und vor allem der Jugendliche bzw. das Kind, um ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen?

Ganz herzlichen Gruß und Danke nochmals für die Anteilnahme,
die Mutter


Kosmo

Zitat von: Mutter am 03. Januar 2007, 13:53:56
Ich als Mutter frage mich zudem immer wieder: was habe ich versäumt, meinem Sohn in seinem Leben zu geben, damit er sich auch mit der Trichterbrust 'liebenswert' findet???

Du hast nichts versäumt! Meine Eltern und Freunde haben auch immer versucht mir klarzumachen, dass eine TB gar nicht so schlimm ist, dass das eigentlich kaum jemanden interessiert usw. Trotzdem ließ man sich da nicht wirklich von überzeugen, weil es halt auch immer andere Reaktionen von irgendwelchen Idioten in der Klasse, im Schwimmbad usw. gab. Da konnte keiner was für und schon gar nicht meine Eltern. Minderwertigkeitskomplexe blieben da nicht aus. Ã,,ndern konnte da keiner was dran. Du darfst dir keinesfalls die Schuld daran geben, dass er sich im Vergleich zu anderen Leuten weniger besser gestellt fühlte. Die Versuche meiner Mutter, mein Selbstwertgefühl zu steigern waren auch immer recht erfolglos, obwohl sie natürlich sehr liebenswert waren. Das Selbstbewußtsein kam dann bei mir einfach mit dem Alter, so Anfang der 20er, da steht man dann mehr über diesen Dingen. Also für mich und ich glaube auch, für einige andere hier war das einfach eine Frage des Alters. In der Pubertät ist man allgemein recht unsicher, die Hormone spielen verrückt, man weiß nicht wo man steht, legt viel zu vieles auf die Goldwage.

"Wie war oder ist das bei den anderen? Was gehört eurer Meinung nach dazu, um sich liebenswert zu finden, mit oder ohne TB, schönen Busen...was auch immer? Was braucht der Mensch und vor allem der Jugendliche bzw. das Kind, um ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen?"

Schwer zu sagen. Aber ich glaube, eine Partnerin, der die TB völlig egal gewesen wäre und die mir Selbstbewußtsein eingeimpft hätte, wäre sicher gut gewesen. Aber sowas in diesem oberflächlichen jugendlichen Alter zu finden, wo sich viele einfach ausprobieren, ist wohl recht schwierig.
Alter: 28
Alter OP (in Berlin-Buch nach Nuss): 25
Bügelentnahme: Mai 2007
TB-Tiefe vor OP: 8,5 cm
TB-Tiefe heute: 0 cm

Juli

Liebe Mutter,

zu allererst: der Tod Ihres Sohnes tut mir wirklich leid!!

Ich bin jetzt 32 Jahre und wurde mit 26 Jahren nach Nuss operiert. Also schon ausserhalb der Pubertät.
Der Anblick und das Anfühlen meiner Trichterbrust hatte in mir solch einen großen Schmerz verursacht, dass mir alles egal war. Über Risiken habe ich nicht großartig nachgedacht.
Es war eine Grenze erreicht, in der ich mir sagte, so geht es nicht weiter.
Vor dem Spiegel ( wenn ich mich traute reinzuschauen ) kamen mir die Tränen. Nachts weinte ich.
Ich kann nicht sagen, dass ich mich nicht liebenswert empfand. Gehänselt wurde ich auch nicht. Natürlich fand ich mich im Gegensatz zu anderen Frauen furchtbar.
Ansonsten habe ich mich natürlich geschämt.
Das ist doch klar!!
Mit der Operation wollte ich nicht schöner werden, sondern einfach halbwegs normal. Und das nicht für die anderen, sondern ganz allein für mich!!!!

Damals dachte ich, ich müßte bis zu mein Lebensende mit meiner Trichterbrust leben. Zu einer Opertion nach Ravitch konnte ich mich nicht überwinden.
Als ich dann diese Seite fand und daraufhin einen OP-Termin vereinbarte, war ich so dankbar, dass mir geholfen werden konnte!!

Ich muss dazu sagen, dass meine Trichterbrust aggressiv voranschritt und der Blick in die Zukunft mir Angst machte. Aus der Hinsicht ist es, zumindest bei mir, nicht ein Schönheitsfehler gewesen. Ich würde, nicht nur deswegen, bei starker Trichterbrust immer von Krankheit sprechen.

Ich kann nicht sagen, dass mir meine Mutter Mut gemacht hatte mit meiner Trichterbrust auszukommen. Sie hat mir deutlich gemacht das ich Hilfe benötige und hatte sich auch immer darum bemüht.
Nach der Operation gestand sie mir, dass es ihr das Herz zerbrach mich früher mit meiner Trichterbrust zu sehen. Auch sie war für die Operation sehr dankbar.

Meiner Trichterbrust ist wieder da, noch nicht so stark wie damals. Operieren lassen würde ich mich deshalb jetzt nicht.
Ich weiß, dass andere sich bereits mit dieser Trichterbrust unters Messer legen würden. Aber ich habe nicht vergessen, wie es damals aussah.
Ich bin trotzdem froh, mich operieren lassen zu haben. Es hat mir sehr gut getan, auch, weil ich diese Krankheit nicht einfach hinnahm, sondern micht traute, etwas dagegen zu tun.

Es gibt hier einige Fotos im Forum, wo ich mich frage, warum eine Operation notwendig war oder durchgeführt wurde ( soweit man das von den Fotos beurteilen kann ). In meinen Augen vielleicht doch Schönheitsoperation??
Die Stärke, ev. Schmerzen usw. sowie Verlauf der Trichterbrust sollten der ausschlaggebende Punkt sein.

Liebe Grüße

gernot

den antworten kann ich mich nur anschließen, exzellente beiträge!

wenn man als pubertierender eine TB hat, ist das körper-selbstbild gestört. man sieht, wie man heranreift, beginnt sich für das andere geschlecht zu interessieren. man achtet vermehrt aufs äußere. mein vater sagte immer: bub, brust raus. aber das konnte ich nicht, fühlte mich nicht männlich mit einer eingekerbten brust und hervorstehenden rippenbögen. ich hasste meine brust.
das schaffen vielleicht nicht mal 5% die eine TB haben, im schwimmbad aufrecht zu gehen, brust rauszustrecken und sich nicht  verstecken. für mich ist sowas unvorstellbar gewesen, wie für die meisten mit denen ich gesprochen hatte die eine TB hatten.

selbst bei größter zuneigung der eltern wird es imo kaum ein pubertierender schaffen seine TB zu akzeptieren. unter anderem weil man in dem stadium sehr "labil" ist. Ein Chirurg einer anderen Klinik  sagte mir, dass die Tendenz dahingeht dass die psychischen probleme mit einer TB immer größer werden. dazu gibts auch eine studie.
kann ich nur bestätigen. mit 23 hab ich es einfach nicht mehr ausgehalten, OP muss jeden Preis, Risiken waren mir egal.

wie ich zuvor geschrieben habe: es stimmt: man ist nicht glücklicher oder ein besserer mensch. aber ich habe auf jedenfall lebensqualität gewonnen, kann mich im schwimmbad, strand zeigen.  und was man nicht vermutet ist folgendes: MAN DENKT NICHT MEHR JEDEN TAG AN SEINE TB    und wie schön es doch wäre eine normale brust zu haben!
man ist ja ständig damit konfrontiert gewesen. vorm spiegel stehen, beim duschen etc

und nein, du darfst dir keine vorwürfe machen. du hättest ihn nicht bremsen können, er wollte die op, so wie alle hier im forum. nicht alle hier hatten körperliche probleme. es ist auch ein kosmetisches problem, !!
ein lungenfacharzt sagte mir, dass man nie wisse wie stark sich der brustkorb mit 30 jahren einsenkt, (brustkorb nicht mehr so elastisch).
mein vater war auch dagegen. er hat nicht verstanden, wie belastend eine TB ist.

so geh jetzt schlafen, schreib später vielleicht noch was

Goersty

Ich kann mich dem Inhalt der letzten Beiträge nur anschließen.

Liebe Mutter, du hast überhaupt gar nichts falsch gemacht, das muss ich mal deutlich sagen. Ich hätte mich aus kosmetischen Gründen niemals operieren lassen. Natürlich hat mich die TB gestört, aber wenn man Freunde hat, die einen auch so akzeptieren ohne einem ständig zu zeigen, dass man anders ist, dann kann man auch mit einer TB leben. Allerdings hatte ich genau die gleichen Symptome wie Kosmo auch (Herzstechen, Atemnot, Engegefühl...). Dein Sohn hatte wohl auch körperliche Probleme und nicht nur kosmetische. Jeder von uns hier hatte den Wunsch nach einer normalen Brust und kannte auch das Risiko, genauso wie dein Sohn auch. Aber keinen von uns konnte das Risiko abschrecken, der Wunsch nach einer normalen Brust (ohne körperlichen Einschränkungen) war größer, genauso wie bei deinem Sohn. Du hast dir absolut nichts vorzuwerfen, schließlich wolltest du mit deinem Einverständnis für die OP deinen Sohn glücklich machen!!!

Um ein stabiles Selbstwertgefühl aufzubauen braucht man meiner Meinung nach natürlich den Rückhalt der Eltern, aber auch vielleicht das Gefühl, dass man akzeptiert. Ein guter Freundeskreis oder z.B. sportliche Erfolge usw. steigern das Selbstwertgefühl sicher auch. Ich möchte nicht behaupten, dass mit einer TB kein stabiles Selbstwertgefühl aufgebaut werden dann, aber das ist sicher sehr schwierig, da ich mir z.B. immer als Außenseiter vorgekommen bin und meine Brust niemals jemandem gezeigt habe!
Alter: 25
OP am 16.11.2006 in Berlin Buch nach Nuss
TB-Tiefe vor OP: 8,5cm
Bügelentnahme geplant: 03.03.2009 in Berlin-Buch

Maltino

Schön zu sehen, dass hier eine produktive Diskussion entsteht trotz des tristen Threads. Auch von meiner Seite nochmal mein tiefstes Mitleid an die Mutter. Und auch von mir nocheinmal die Versicherung, dass es nicht Dein Verschulden ist, was geschehen ist.

Für mich ist es wichtig hier nochmal festzuhalten, dass es

a) körperliche Indikationen und

b) extreme psychische Indikationen für eine TB-OP gibt.

Ich würde vorsichtig mit dem Begriff "Schönheits-OP" sein, denn meiner Meinung nach haben die meisten von uns echt heftige psychische Probleme, die auch ohne körperliche Einschränkungen (die im Alter höchstwahrscheinlich noch kommen meist) ein Recht auf eine OP haben. Natürlich muss man abwägen und natürlich braucht man eine professionelle zweite Meinung, wenn nicht von einem Orthopäden, dann von einem Psychologen...

Trotzdem: Hoffnungslos ist gar nichts, ich denke weiterhin, dass wir extreme Fertigkeiten und Feinfühligkeiten entwickelt haben und die kommen mit Sicherheit bei Vielen noch früher oder später zum Vorschein - mit oder ohne OP.

Gruß,
Maltino

Mutter

Hallo zusammen,
herzlichen Dank für alle eure Antworten! Ich habe auch eine direkte Mail bekommen mit einem Schicksal, das mich wirklich zutiefst beeindruckt hat, wie auch alle anderen hier. Es ist wirklich berührend zu lesen, wie sehr euch alle die TB belastet und wie viel Risiken und vor allem Schmerzen ihr in Kauf nehmt, um euch davon zu befreien. Gerade bei 'Wiederholunstätern' ist das sehr deutlich.
Ich konnte das bei meinem Sohn immer recht schwer nachvollziehen, wie übrigens auch seine Freund(e)in.
Könnt ihr verstehen, dass ich den starken Wunsch verspüre, in irgend einer Form zu helfen, etwas zu verbessern, sensibel zu machen etc.? Was kann man denn noch tun, vielleicht auch in Richtung der Medizin(er)?
Wir warten ja noch auf das Gutachten und dann ist vielleicht zu sehen, ob hier konkretes Versagen/Fahrlässigkeit o.ä. vorliegt und das vielleicht Ansatz bietet, Verbesserungen und Überprüfungen des Nuss-Verfahrens anzuregen.
Ich freue mich sehr über eure Beiträge. Gibt es vielleicht auch Selbsthilfegruppen, die sich direkt treffen? Dann würde ich mich sehr über eine Info freuen, in Berlin und Umkreis. Sicher würde das auch meinen anderen Sohn sehr interessieren.
Meine herzlichen Grüße für heute, die Mutter


scut

es ist weder mit Worten noch mit Bildern zu beschreiben wie sich einer fühlt der ne TB hat oder einem der Blind ist. Außenstehende können dagegen nichts machen so lange es den Menschen selbst stört. Da hilft auch keine Selbsthilfegruppe etc. das finde ICH z.b. eher abwärtend, wie hört sich das schon an "ich bin in einer selbsthilfegruppe wegen meiner tb", denn selbst dort kann einem nicht geholfen werden.

meine eltern, ärzte etc. nehmen das immer auf die leichte schulter mit ach ist ja nicht so schlimm etc. aber helfen kann MIR z.b. keiner, außer die OP bzw. die Saugglocke die ich jetzt erstmal versuche, auch wenn es als schüler schwer ist diesen enormen betrag zu bezahlen.

daher an die mutter: sich selbst vorwürfe zu geben ist schwachsinn, außenstehende können nicht helfen.

mfg
scut
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Alter: 20
TB-Tiefe: ~2-3cm asymmetrie
Behandlung: per Saugglocke seit April'2007
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Traxx

oje oje, die Mutter schrieb etwas von einer Selbshilfegruppe in Berlin.
Da liegt es ja wohl nahe, dass der Sohn in Berlin operiert wurde.
In Berlin gibt es (soweit ich weiß nur zwei Kliniken die TB´s operieren),
das Charite und die Helios Klinik in Berlin Buch.
Das Charite hat bis vor ein paar Jahren nur nach Ravitch operiert. Mittlerweile
operieren die ja vielleicht auch nach Nuss, darüber ist mir aber nichts bekannt.

Dennoch hoffe ich, dass es nicht in Buch zu diesem schrecklichen Unglück
gekommen ist, denn Berlin Buch ist wohl die Klinik, in die die meisten
TB´ler ihre Hoffnung setzen. Ich tue das zumindest.

Liebe Mutter:
wenn die Ergebnisse vorliegen, und der Fall vor Gericht abgeschlossen ist,
wird dann die Klinik eigentlich bekanntgegeben?

lg
Traxx