OP nicht möglich...was jetzt?

Begonnen von neochaos, 18. Juli 2007, 23:20:23

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neochaos

Hallo,

bin jetzt 19 Jahre alt und vor kurzem habe ich meine TB von einem Lungenfacharzt anschauen lassen. Ich wollte unbedingt eine OP da ich mich doch extrem psychisch belastet fühle und auch meine, zumindest wenn ich sportlich betätige, Beschwerden zu haben.

Naja, Röntgenbilder wurden gemacht und Lungenfunktionstest...alles im Normbereich, Organe haben genug Platz...er sagte OP sei nicht notwendig. Ich hätte sogar einen relativ "leichten" Fall einer TB und selbst schwerere Fälle würde man nicht immer operieren.

Zu den Beschwerden meinte er dann dass ich einfach mehr Sport treiben müsste.

Das ist natürlich leicht gesagt wenn man überhaupt völlig demotiviert ist Sport zu treiben wegen der TB selbst...

Ich bin wohl mit meiner TB genau in dem Zwiespalt wo keine OP gerechtfertigt ist aber es immer noch für Außenstehende tief und krass wirkt...

Fühle mich jedenfalls wie am Boden zerstört. Ich möchte gerne eine normale Brust haben...

Meint ihr ich sollte nochmal zu einem anderen Arzt gehen ob der vielleicht etwas anders urteilt?

Und was ist mit dieser Saugglocke? Es scheint ja kurzfristig zu helfen, aber gibt es tatsächlich Leute die nach längerer Benutzung der SG eine permanente Besserung bemerkt haben?

gigid@g

#1
Schönen abend!

Nun ja, ich würd mal sagen, es gibt jetz 2 Möglichkeiten. Entweder du akzeptierst deinen Körper wie er ist, oder du solltest langsam anfangen zu sparen um dir irgendwann eine Op leisten zu können.

Ich werde dir aber meine Geschichte erzählen: auch ich war in meinem Ort in der Klinik, auch bei mir wurde gesagt, dass ich ein leichter Fall wäre. Nach meiner Einschätzung ist meine Trichterbrust ca. 2,5 cm tief. Der Dr. hatte die Bemerkung gemacht dass es bei meinem "athletischen Körperbau"  auch keine Aussichten auf eine Zusage für eine Op gäbe, mal ganz abgesehen davon dass ich mit 20 dafür eh zu alt wäre.
Zu dem sei gesagt, dass ich zu dem Zeitpunkt schon ca. 2 Jahre Kraftraining im Fitnesscenter gemacht hatte um meinen Körperbau zu verbessern.
Im Mai letzten Jahres änderte sich mein Leben dramatisch: Bei mir wurde AML Typ M4 festgestellt dh. in deutsch Akute Leukämie (Blutkrebs).
Darauf folgte schon die erste Chemo: keine Reaktion. Die Woche drauf die 2te hochdosierte  Chemo brachte ebenfalls nix. In dem Moment verzweifelt man schon. Die letzte Möglichkeit bei keinem Ansprechen ist die sogenannte Knochenmarktransplantation. Glücklicherweise kam mein Bruder als Knochenmark-Spender in Frage (Chance ca. 25%!) und spendete mir. Nach insgesamt 3 Chemos und 92 Tagen durchgehenden "Knast"s konnte ich dann das erste Mal wieder ins Tageslicht und nach Hause. Was ein Tag!
Durch meinen wie gesagt sehr guten körperlichen Zustand zu der Zeit , aber auch durch einen gewissen Lebenswillen, habe ich die Krankheit bis zum heutigen Tag überlebt. Seitdem glaube ich an das Schicksal. Ich bete jeden Tag, um nicht wieder zurück zu müssen.
Man gilt nach einem Tumor jeglicher Art, erst nach 5 Jahren ohne Remission (Rückfall), als geheilt.

Ich habe mein ganzes Leben nie geraucht (nicht mal probiert), keine Drogen und vielleicht einmal in 2 Monaten Alkohol konsumiert. Auch war ich in einem Sportrealgymnasium 7 Jahre, habe in meiner Kindheit 8 Jahre lang Fussball im Verein gespielt --> auch Sport garantiert nix. Es hilft aber unheimlich bei der Regeneration wenn man gut trainiert ist.

In dem Moment, in dem du so eine Diagnose bekommst, vergisst du deinen kleinen körperlichen Makel ganz bestimmt.
Zum Glück erlebt nicht jeder diese Situation, deswegen lass dir von mir den Rat geben, nimm dich wie du bist. Auch du wirst irgendwann feststellen, dass es im Leben nicht auf ein paar cm Brust ankommt .

Nichtsdestotrotz, auch nach so einem Schicksalsschlag, kann ich dir trotzdem (wieder) nachfühlen. Die alten Denkweisen kommen leider zurück. Weil auch heute steh ich wieder vorm Spiegel, in dem gewissen Winkel und denke mir , warum habe ausgerechnet ich dieses Loch?
Dann erinnere ich mich zurück an die harte Zeit, und freue mich am Leben zu sein.

Generell kann dir Training dabei helfen selbstbewusst zu werden. Ich freue mich jeden Tag wenn ich sehe wie mein Körper sich entwickelt.

Dieses Jahr werd ich 22 und ich kann durchaus stolz sein.
2 Monate nach der Entlassung ging ich wieder trainieren, zurzeit 4 mal die Woche. Im moment würde ich sogar sagen, dass ich besser gebaut bin als vor der Behandlung.
Allerdings werde ich nie wieder diesselben Blutwerte erreichen, wie ein gesunder Mensch. Die nächsten 4 Jahre werde ich wohl bei jeder kleinen Grippe in die Klinik zurück müssen, weil ich wieder 40° Fieber bekomme, mit der Angst im Hinterkopf einen Rückfall zu haben. Das fühlt sich jedes mal an wie bei der Erstdiagnose, bis man dann die Entwarnung bekommt. 


Genug der Melodramatik. Vielleicht hilft dir meine Geschichte zu sehen, dass es dir eigentlich gar nicht so schlecht geht. Solche Geschichten gibt es viele ...

Kurzum: Freue dich über jeden Tag denn jeder kann der letzte sein, deine Brust ist gewiss kein Grund zum Verzweifeln. ;)




Ganz liebe Grüße

Gigi

In der Minute, in der man dem Tod gegenübersteht, lernt man was das Leben wert ist.

scut

hi,

ist bei mir genau das gleiche wie bei dir. kann bisher nix mehr machen, hab mir deshalb die saugglocke gekauft und die bringt schon auch nen bisschn was.. seit der arzt mir das gesagt hat bin ich feste am lernen, damit ich mir mal die op leisten kann.. ich hoffe aber auch noch dass eine weitere neue methode auf den markt kommt.

gruß
scut
-------------------------------------------------
Alter: 20
TB-Tiefe: ~2-3cm asymmetrie
Behandlung: per Saugglocke seit April'2007
--------------------------------------------------

hans wurst

geht mal zu professor schaarschmidt in berlin buch...is ein spezialist und der wird euch da sicher helfen wenns probleme mit der kk gibt...sei denn es ist wirklich nahezu keine ausprägung

neochaos

Danke für die Antworten bisher. Ich kann gut nachvollziehen wie du denkst gigid@g, auch ich bin vor 3 Jahren haarscharf dem Krebs entkommen. Aber selbst darüber glücklich zu sein hilft mir im Alltag auch nicht, wenn ich sehe wie problemlos das Leben anderer ist...

Naja, ich wohne am anderen Ende vom Deutschland, da mal eben bei Schaarschmidt vorbeischauen ginge nicht, denn wenn der mich wieder wegschickt, war alles für die Katz. Und wenn die Ã,,rzte eben sagen dass es keine körperlichen Probleme gibt dann wird das auch nichts mit der OP.

Und sparen ist halt irgendwie auch nicht drin...uns geht es halt finanziell nicht so gut im Moment, und bis ich mal so viel Geld beisammen hätte wäre ich vermutlich wieder viel zu alt.

Klar, ganz objektiv betrachtet ist mein TB-Fall tatsächlich leicht - immerhin symmetrisch, recht weit und flach statt klein und tief - aber bei dem pervertierten Schönheitsideal heutzutage reicht ja schon ein Pickel, um einen als hässlich dastehen zu lassen...

Ich hoffe auch noch irgendwie auf eine neue Methode, aber mal ehrlich - TBs sind nicht gerade das dringendste und häufigste ernsthafte Krankheitsproblem.

Tja, ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Soll ich mit allen Mitteln versuchen eine OP zu kriegen? Wenn der Arzt sagt, dass die OP relativ hart ist und sich bei mir nicht lohnt glaub ich ihm das natürlich zunächst mal. Aber der psychische Druck lässt rationales Denken oft nicht zu...

Kosmo

Zitat von: gigid@g am 19. Juli 2007, 01:28:34
Schönen abend!

Nun ja, ich würd mal sagen, es gibt jetz 2 Möglichkeiten. Entweder du akzeptierst deinen Körper wie er ist, oder du solltest langsam anfangen zu sparen um dir irgendwann eine Op leisten zu können.

Ich werde dir aber meine Geschichte erzählen: auch ich war in meinem Ort in der Klinik, auch bei mir wurde gesagt, dass ich ein leichter Fall wäre. Nach meiner Einschätzung ist meine Trichterbrust ca. 2,5 cm tief. Der Dr. hatte die Bemerkung gemacht dass es bei meinem "athletischen Körperbau"  auch keine Aussichten auf eine Zusage für eine Op gäbe, mal ganz abgesehen davon dass ich mit 20 dafür eh zu alt wäre.
Zu dem sei gesagt, dass ich zu dem Zeitpunkt schon ca. 2 Jahre Kraftraining im Fitnesscenter gemacht hatte um meinen Körperbau zu verbessern.
Im Mai letzten Jahres änderte sich mein Leben dramatisch. Bei mir wurde AML Typ M1 festgestellt dh. in deutsch Akute Leukämie (Blutkrebs).
Darauf folgte schon die erste Chemo: keine Reaktion. Die Woche drauf die 2te hochdosierte  Chemo brachte ebenfalls nix. In dem Moment verzweifelt man schon. Die letzte Möglichkeit bei keinem Ansprechen ist die sogenannte Knochenmarktransplantation. Glücklicherweise kam mein Bruder als Knochenmark-Spender in Frage (Chance ca. 25%!) und spendete mir. Nach insgesamt 3 Chemos und 92 Tagen durchgehenden "Knast"s konnte ich dann das erste Mal wieder ins Tageslicht und nach Hause. Was ein Tag!
Durch meinen wie gesagt sehr guten körperlichen Zustand zu der Zeit , aber auch durch einen gewissen Lebenswillen, habe ich die Krankheit bis zum heutigen Tag überlebt. Seitdem glaube ich an das Schicksal. Ich bete jeden Tag, um nicht wieder zurück zu müssen.
Man gilt nach einem Tumor jeglicher Art, erst nach 5 Jahren ohne Remission (Rückfall), als geheilt.

Ich habe mein ganzes Leben nie geraucht (nicht mal probiert), keine Drogen und vielleicht einmal in 2 Monaten Alkohol konsumiert. Auch war ich in einem Sportrealgymnasium 7 Jahre, habe in meiner Kindheit 8 Jahre lang Fussball im Verein gespielt --> auch Sport garantiert nix. Es hilft aber unheimlich bei der Regeneration wenn man gut trainiert ist.

In dem Moment, in dem du so eine Diagnose bekommst, vergisst du deinen kleinen körperlichen Makel ganz bestimmt.
Zum Glück erlebt nicht jeder diese Situation, deswegen lass dir von mir den Rat geben, nimm dich wie du bist. Auch du wirst irgendwann feststellen, dass es im Leben nicht auf ein paar cm Brust ankommt .

Nichtsdestotrotz, auch nach so einem Schicksalsschlag, kann ich dir trotzdem (wieder) nachfühlen. Die alten Denkweisen kommen leider zurück. Weil auch heute steh ich wieder vorm Spiegel, in dem gewissen Winkel und denke mir , warum habe ausgerechnet ich dieses Loch?
Dann erinnere ich mich zurück an die harte Zeit, und freue mich am Leben zu sein.

Generell kann dir Training dabei helfen selbstbewusst zu werden. Ich freue mich jeden Tag wenn ich sehe wie mein Körper sich entwickelt.

Dieses Jahr werd ich 22 und ich kann durchaus stolz sein.
2 Monate nach der Entlassung ging ich wieder trainieren, zurzeit 4 mal die Woche. Im moment würde ich sogar sagen, dass ich besser gebaut bin als vor der Behandlung.
Allerdings werde ich nie wieder diesselben Blutwerte erreichen, wie ein gesunder Mensch. Die nächsten 4 Jahre werde ich wohl bei jeder kleinen Grippe in die Klinik zurück müssen, weil ich wieder 40° Fieber bekomme, mit der Angst im Hinterkopf einen Rückfall zu haben. Das fühlt sich jedes mal an wie bei der Erstdiagnose, bis man dann die Entwarnung bekommt. 


Genug der Melodramatik. Vielleicht hilft dir meine Geschichte zu sehen, dass es dir eigentlich gar nicht so schlecht geht. Solche Geschichten gibt es viele ...

Kurzum: Freue dich über jeden Tag denn jeder kann der letzte sein, deine Brust ist gewiss kein Grund zum Verzweifeln. ;)




Ganz liebe Grüße

Gigi

In der Minute, in der man dem Tod gegenübersteht, lernt man was das Leben wert ist.


Sehr guter Beitrag! Sollte auch mal dazu geeignet sein, dem ein oder anderen die Augen zu öffnen und aufzuzeigen, dass eine Deformation der Brust (ohne gesundheitliche Probleme) nicht den Untergang der Welt darstellt.

Den psychischen Druck schafft ihr euch nur selbst. Im Alter kommt da etwas mehr Gelassenheit auf und Oberflächlichkeiten zählen nicht mehr so viel, jedenfalls bei den meisten Leuten.
Alter: 28
Alter OP (in Berlin-Buch nach Nuss): 25
Bügelentnahme: Mai 2007
TB-Tiefe vor OP: 8,5 cm
TB-Tiefe heute: 0 cm

Rolf.Koch

Wenn du dich nicht mit der "Meinung" des Lungenfacharztes zufrieden geben kannst, deinen körper nicht so hinnehmen kannst, ..., kurz: Wenn du dich wirklich operieren lassen WILLST. Dann lohnt es sich zu kämpfen.

Meine Krankenkasse hatte mir die Operation anfangs auch verweigert. Es hat ca. 10 Monate gedauert bis ich sie soweit hatte. Da war mehr als nur ein Arztbesuch notwendig. Benutze mal die Suchfunktion. Irgendwo habe ich meine Erfahrung mit der Krankenkasse ausführlich geschildert.

Kennst du denn keine Ã,,rzte , evtl. auch aus dem Familienkreis oder Freundeskreis? ...das kann manchmal schon viel helfen.

Ich weiß jetzt nicht genau wie stark ausgeprägt deine TB ist aber du könntest dir auch einfach mal ne CT verschreiben lassen. Kostet die Krankenkasse auch viel Geld.

Geh zu Ã,,rzten. Sammle Befunde. Versuch sie auf deine "Seite" zu bekommen dann bekommt man in der Regel auch entsprechende Gutachten.

Die Krankenkasse zur Not wöchentlich anrufen und fragen wie es mit deiner OP aussieht. Schildern dass du darunter leidest. Nicht psychisch. nur physiche Symptome nennen. Sag du brauchst die OP früher oder später eh. Und all so was....nicht bös werden. Freundlich und nett bleiben aber durchaus vermitteln wie ernst es dir ist.

Frag sie was sie bräuchten, welche Nachweise. Zu welchen Ã,,rzten du gehen sollst?

Wichtig ist auch dir konkret sagen zu lassen an welchen KRITERIEN sie (die krankenkasse) für eine Übernahme der Operationskosten fest macht....



Ich möchte hiermit nicht zu einer Operation raten - sonder nur aufzeigen dass es sich manchmal lohnen kann darum zu kämpfen... wenn man es wirklich will.

ansonsten kann ich mich meine Vorrednern nur anschließen.

Sehr guter Beitrag von gigid@g!

Viel Erfolg bei deinem Weg...
http://trichterbrustinfo.blogspot.com/

Alter: 29
Alter OP (in Berlin-Buch nach Nuss): 22
Alter Bügelentnahme: Bügelentnahme: 24
TB-Tiefe vor OP: ca. 8 cm
TB-Tiefe heute: ca. 1,5 cm

Modigliani

Ich benutze die Saugglocke seit mehreren Jahren und sie bringt eindeutig etwas bei mir.

Mein Trichter, der mal 4 cm war, fällt auch nach längerem Nichttragen auf nur 2,4 cm zurück. Wie es bei kleineren Trichtern aussieht kann ich nicht sagen, denn ich habe das Gefühl, dass am Anfang, sprich in den ersten beiden Jahren, recht gute Erfolge da waren, seitdem die Sache aber langsamer läuft.

Vorteil: Die Saugglocke beult meinen Brustkorb wirklich komplett aus und hält sich über Stunden annähernd so. Je länger ich sie am Stück trage, desto länger hält dies an.

Nachteil: 1. perfekt wirds wohl nie 2. ich gehe natürlich am liebsten mit schöner Brust aus dem Haus. Soll heißen, da geht ne Menge Zeit der "Vorbereitung" drauf, was lästig ist. Bei mir ists so, dass ich schon, wenn ich um 6 aus dem Haus gehe, um 5 die Saugglocke draufsetzen muss. Das ist mitunter eben nicht erfreulich.

Aber eine OP käme für mich nie in Frage, zumal ich mich mittlerweile auch wieder in Schwimmbäder traue und ähnliches. Nicht die große Gefühlsoper, aber doch ganz anders als noch vor einigen Jahren, wo ich mich, wenn's nicht zu umgehen war, im Schwimmbad sofort bäuchlings aufs Handtuch geschmissen hab.

Ich bin dann auch sehr erstaunt, immer wieder, wie viele Menschen mit Trichterbrust dort sind. Ob's denen anders geht als mir?

Gruß MOdigliani