Fragen zur TB

Begonnen von Martin94, 29. Juli 2009, 16:00:26

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Martin94

Hallo,

mein Name ist Martin ich bin 15 Jahre alt und ich habe eine Trichterbrust. Bei einem Ortopäden o. ähnlichem war ich noch nicht deshalb kann ich nicht sicherstellen ob ich eine TB besitze, jedoch habe ich mir hier Bilder angesehen und bin mir ziemlich sicher eine symterische Trichterbrust zu besitzen (Bilder werde ich in ein paar Tagen online stellen). Die sog. "Tiefe" bis zum Normalen beträgt ca. 2,2 cm. (mit dem Lineal gemessen.)
Merkwürdiger weise ist mir erst ca. letztes Jahr im Urlaub  aufgefallen, das mein Brustkorb abgesunken ist. Wie bestimmt einige in diesen forum habe ich ein Schamgefühl meine Brust frei zu zeigen, weshalb ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr ins Schwimmbad gehe oder ich in der Sportkabine immer mein Unterhemd anbehalte..
Nun einige Fragen von mir an euch:
Kann man die Trichterbust durch Calciummangel o. ä Nährstoffmangel bekommen?
Wo sollte ich mich am besten melden ? Bei einem Ortopäden meiner Nähe oder an eine Klinik die sich damit auskennt?


Jürgen54

Hi Martin,

ZitatMerkwürdiger weise ist mir erst ca. letztes Jahr im Urlaub  aufgefallen, das mein Brustkorb abgesunken ist.
Eine Trichterbrust kann schon im Kleinkindalter auftreten oder aber auch erst während der Pubertät, was bei dir ganz offensichtlich der Fall ist.
ZitatKann man die Trichterbust durch Calciummangel o. ä Nährstoffmangel bekommen?
Früher trat die Trichterbrust oft als Folge einer Rachitis auf, die wiederum auf Vitamin-D Mangel zurückzuführen ist. Bei einer einigermaßen ausgewogenen Ernährung kann Nährstoff-/Vitaminmangel heutzutage als Ursache weitestgehend ausgeschlossen werden. Die TB hat meist einen genetischen Hintergrund und wird daher oft auch vererbt. Kannst ja mal in deiner Familie forschen, ob es bei Eltern, Großeltern, Urgroßeltern TB-Fälle gegeben hat. 
ZitatWo sollte ich mich am besten melden ? Bei einem Ortopäden meiner Nähe oder an eine Klinik die sich damit auskennt?
Als ersten Ansprechpartner (nach dem Hausarzt) würde ich auf jeden Fall einen Orthopäden empfehlen.

Desweiteren kann natürlich Sport nicht schaden und du solltest auf eine gerade Körperhaltung und einen aufrechten Gang achten. Weiß nicht, wie das bei dir ist, aber viele TBler sind ja überdurchschnittlich groß, mit leptosomen Körperbau und tendieren dazu, die Schultern nach vorne hängen zu lassen. Das ist natürlich nicht gerade förderlich.

LG Jürgen
Alter: 62
TB-Tiefe: ca. 3,5 - 4 cm (Linealmethode)
Keine OP, seit 2011 Saugglocke

Val

Hausarzt und Orthopäden braucht man nur um sich eine Überweisung für einen Chirurgen ausstellen zu lassen.

So seltsam es vielleicht erscheint, wissen Orthopäden in der Regel nichts über das Problem.
Von Hausärzten und Orthopäden erhält man meist keine nützlichen Informationen, häufig sogar Fehlinformationen (man würde nicht glauben, was für Unsinn ich schon gehört habe), die gefährliche Konsequenzen mit sich bringen können.
Ãœblicherweise wird einem dort Krankengymnastik verschrieben um die Fehlhaltung zu korrigieren.
Dabei wird die Ursache mit der Wirkung verwechselt.
Mit Physiotherapie oder Sport allein, lässt sich das eigentliche Problem nicht bekämpfen.

Besser ist es keine halben Sachen zu machen und sich direkt an einen Experten zu wenden.
Nicht an irgendeinen, sondern an den Besten, Herr Schaarschmidt in der Helios Klinik Berlin.

Ein englischsprachiges Forum mit ausführlichen Erfahrungsberichten http://www.pectusinfo.com/board

Jürgen54

Val, dein bekanntes Engagement für Berlin in allen Ehren, aber hier geht es doch erstmal noch gar nicht um eine Operation.
Martin weiß noch nicht mal genau, ob er überhaupt eine TB hat und du willst ihn schon gleich in Berlin unters Messer bringen. *kopfschüttel*   Nicht jeder mit ner (selbst gemessenen) 2,2cm Delle muss/sollte sich gleich den Gefahren einer Operation aussetzen.

Lass ihn doch erstmal zum Orthopäden gehen, um erstmal überhaupt einen Befund abklären zu lassen. Dafür muss man bestimmt nicht gleich nach Berlin reisen. Und ja, es gibt auch andere Ã,,rzte neben deinem Gott, Herrn Schaarschmidt, die sich mit TBs und deren Behandlung auskennen.

Und nein, ich will bestimmt niemandem eine OP ausreden, denke nur, dass man sich so einen Schritt reiflich überlegen sollte und alle Aspekte (psychische, physische, Risiken) abwägen sollte, um dann für sich eine Entscheidung zu treffen.

Gruß Jürgen
Alter: 62
TB-Tiefe: ca. 3,5 - 4 cm (Linealmethode)
Keine OP, seit 2011 Saugglocke

Val

#4
Ich habe keine Operation empfohlen, sondern eine Beratung.
Was soll die unsachliche Diskussion?
Man sollte sehr wohl nach Berlin, es geht ja schließlich um ein schwerwiegendes Problem und nicht um irgendwas wo man irgendwen fragen kann, weil die Antwort ohnehin nicht wichtig ist.

Eine Operation ist mit Risiken verknüpft. Selbst der beste Chirurg kann manche Risiken nicht ganz ausschließen.
Insofern kann ich auch niemand eine Empfehlung dazu geben. Es muss jeder selber wissen.

Für mich war es keine Frage, über die ich lange nachdenken musste (Lieber tot als unglücklich). Zum Glück denkt nicht jeder wie ich.

Wer eine Operation ablehnt muss allerdings einkalkulieren, dass die Medaille möglicherweise auch noch eine andere Seite hat.
Mit zunehmendem Alter nehmen Atem- und Kreislaufprobleme zu, während eine Operation schwieriger und belastender wird.
Ein englischsprachiges Forum mit ausführlichen Erfahrungsberichten http://www.pectusinfo.com/board

Martin94

Erstmal Danke für eure Antworten, den zunächst dachte ich das Forum sei inaktiv...
Nach Berlin sind es für mich rund 550 Kilometer, also ist dies schon mal für den ersten Besuch ausgeschloßen. Ich wohne in der Nähe von Koblenz. gibt es dort irgendeinen Orthopäden  der sich mit dem Thema gut auskennt? Ich bin nun etwas verunsichert, du Jürgen schreibst das ein normaler Orthopäde reicht und Val antwortet  ich sollte zu einen Spezilaisten.. Nach Mainz sind es von mir aus auch rund 85 kilometer und dies ist nicht gerade um die Ecke..
Nun nochmal zu dir Jürgen, du sagtest eine Trichterbrust kann auch erst in der Pubertät auftauchen, konnte man das bei der Geburt nicht schon feststellen, denn meine Mutter sagte mir der Arzt habe soetwas nie erwähnt.

Jürgen54

ZitatIch bin nun etwas verunsichert, du Jürgen schreibst das ein normaler Orthopäde reicht und Val antwortet  ich sollte zu einen Spezilaisten..
Kommt darauf an was man will. Wenn es erstmal darum geht, festzustellen ob eine TB vorliegt, das Ausmaß festzuhalten, körperliche Beschwerden, die du vielleicht hast, dahingehend einzuordnen, ob sie von der TB kommen, dann dürfte ein Orthopäde ausreichen. Val hat natürlich recht, dass nicht alle Orthopäden auf diesem Gebiet Erfahrungen haben. Da hilft nur nachfragen.
Anders sieht es aus, wenn es um eine Korrektur geht. Auch hier hat Val recht damit, dass man eine TB nicht durch Sport, Krankengymnastik, etc. wegbekommt. Eine Verbesserung der Muskulatur und der Körperhaltung kann aber das Fortschreiten bremsen. Um eine vorhandene TB wegzubekommen gibt es eigentlich nur den Weg der Operation oder allenfalls noch die Saugglocke (habe aber noch nirgends gelesen, dass die wirklich dauerhaft hilft). Hinsichtlich einer Operation sollte man sich dann in der Tat an einen Spezialisten wenden. Und da ist Berlin in der Tat offensichtlich eine gute Adresse, aber eben auch nicht die einzige, Mannheim hat wohl auch sehr gute Ergebnisse. Schau da am besten mal in die Erfahrungsberichte.

ZitatNun nochmal zu dir Jürgen, du sagtest eine Trichterbrust kann auch erst in der Pubertät auftauchen, konnte man das bei der Geburt nicht schon feststellen, denn meine Mutter sagte mir der Arzt habe soetwas nie erwähnt.
Wenn bei der Geburt keine TB vorlag, wie sollte der Arzt das dann feststellen? Die Gründe die zur TB führen sind wohl auch immer noch nicht vollständig erforscht. Wie schon gesagt, gibt es eine größere Wahrscheinlichkeit eine TB zu bekommen, wenn Eltern/Großeltern eine gehabt haben. Wenn das bei dir eine TB ist (Bilder wären da hilfreich) und das erst vor einem Jahr begonnen hat, besteht ja leider auch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Tiefe noch zunimmt, solange du in der Wachstumsphase bist.

@Val
ZitatIch habe keine Operation empfohlen, sondern eine Beratung.
Ja, das wahr mir schon klar. Aber ich bezweifle, dass ein Chirurg da ganz objektiv ist, wenn es um die Frage OP ja/nein und die Abwägung aller Fakten geht. Schließlich verdient der sein Geld damit, *dass* er operiert.
ZitatMit zunehmendem Alter nehmen Atem- und Kreislaufprobleme zu
Das kann man so auch nicht verallgemeinern. Sicherlich ist die Wahrscheinlichkeit mit TB höher, aber durch Sport kann man viel kompensieren. Ich weiß ja nicht über welches Alter du sprichst, aber ich hatte ja schon mal geschrieben, dass ich keinerlei Einschränkungen habe. Bei Belastungs-EKG und Lungenfunktionstest im Rahmen eines Vorsorge-Checkups wurde mir z.B. kürzlich bestätigt, dass meine Werte von vielen 30-jährigen nicht erreicht werden.
Alter: 62
TB-Tiefe: ca. 3,5 - 4 cm (Linealmethode)
Keine OP, seit 2011 Saugglocke

Martin94

Danke für deine Antwort Jürgen :). Wenn ich mal Zeit habe mache ich ein paar Bilder von meiner Brust.
Ich werde in den nächsten Tagen bei einem Ortophäden einen Termin ausmachen und euch darüber berichten.
MfG.

Val

#8
Da bin ich mal gespannt.

Nimmt jemand eine Wette an, dass der Unsinn (konkret Physiotherapie oder einen lokalen, unerfahrenen Chirurgen) empfiehlt?

Wäre erfreulich, wenn es doch etwas bringt, aber erwarte nicht zu viel von dem Termin.
Einen Orthopäden zu finden, der bei dem Thema kompetent beraten kann ist unwahrscheinlich.
Ein englischsprachiges Forum mit ausführlichen Erfahrungsberichten http://www.pectusinfo.com/board

Mom

Hi,
ich kann Val nur Recht geben bzw. die Wette auch so vorschlagen...
Bei uns war´s so, dass der erste Orthopäde erstens sagte "Das verwächst sich noch" und des weiteren Physiotherapie empfahl (was man zuerst als Unerfahrene ja glaubte), unser jetziger Orthopäde war zumindest schon soweit, dass er wusste, dass es nicht von allein weg geht, aber von einer OP auch nichts wissen wollte. Er schilderte uns dann die Ravitch-OP und die entsprechenden Schmerzen und Risiken, aber er wusste nichts von NUSS. Das ist jetzt 4 Monate her.... >:(

Ich schätze, es ist Glückssache, einen Orthopäden zu finden, der etwas davon versteht und sich evtl. auch schon mit den "neuen" OP-Methoden angefreundet hat.
Viel Glück dabei und den weiteren Schritten!
Mom