Kiel- Trichterbrust Operation Berlin Buch

Begonnen von CSilverman, 28. August 2012, 20:02:57

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CSilverman

Hi Leute,
ich wollte erstmal sagen, dass ich es echt toll finde, hier so viele Eindrücke und Informationen sammeln zu können!
Ist echt nützlich, wenn man sich ernsthaft mit einer Operation auseinandersetzt.

Ich bin 23 Jahre alt und habe im Bereich des Sternums eine recht ausgeprägte linksseitige asymmetrische Kielbrust, allerdings auch, wie Anfang August Prof. Schaarschmidt in der Berlin Buch Sprechstunde herausgefunden hat, unterhalb der Kielbrust eine leichte Trichterbrust. Diese ist mir allerdings selbst bisher nicht aufgefallen und ist wenn überhaupt minimal vorhanden. Diese Sonderform nennt man "Currarino Silverman".

Da mich das Ganze schon sehr lange beschäftigt und immer wieder aufs Neue extrem belastet, habe ich mich nun auch für eine OP in Berlin entschieden. Die Voruntersuchungen sind alle erledigt und wenn jetzt noch die Kostenzusage endlich kommt (hoffentlich!) dann kann ich den Termin nächsten Donnerstag wahrnehmen..

Es sollen 2 Bügel verwendet werden, um die Brust komplett zu korriegieren. Einmal einer oben, um die Kielbrust runterzudrücken und dann einer unterhalb dem Brustbein, um die Trichterbrust nach oben zu drücken..
Wie die Trichterbrust korrigiert wird, kann ich mir ja noch gut vorstellen und man liest ja auch mehr als genug hier darüber.. ich durchschaue aber leider nicht, wie der obere Bügel die Kielbrust nur durch Druck korrigieren soll. Das linksseitig hervorstende Brustbein ist mittlerweile schon recht hart. Kann mir das halt nur schwer mit einer minimalinvasiven Vorgehensweise vorstellen ohne dabei Rippen zu brechen, zu kürzen, oder wie es früher üblich war, das Brustbein abzuschleifen etc..

Hat jemand Erfahrung, wie genau eine Kielbrust minimalinvasiv mit einem Bügel behoben wird?
Wird dabei nichts gebrochen o.ä.?

Zur Kielbrust findet man hier leider nur sehr wenig.
Würde mich dennoch über eine Antwort sehr freuen?

annaj

Zitat von: CSilverman am 28. August 2012, 20:02:57
Kann mir das halt nur schwer mit einer minimalinvasiven Vorgehensweise vorstellen ohne dabei Rippen zu brechen, zu kürzen, oder wie es früher üblich war, das Brustbein abzuschleifen etc..

Hat jemand Erfahrung, wie genau eine Kielbrust minimalinvasiv mit einem Bügel behoben wird?
Wird dabei nichts gebrochen o.ä.?

Zur Kielbrust findet man hier leider nur sehr wenig.
Würde mich dennoch über eine Antwort sehr freuen?


Es ist eigentlich routine bei prof. Schaarschmidt, es wundert mich ( ;)) dass er nicht über den vorgang genauer gesprochen hat. Gerade bei kielbrust-op's werden oft das sternum gebrochen und neu positioniert, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ein termin kannst du immer bei prof. Schaarschmidt relativ kurzfristig bekommen, also muss du nicht das gefühl haben dass es jetzt oder nie ist, wenn es mit der zusage zu nächsten donnerstag nicht klappen würde.
Den blogg von expectus könnte dir mehr info geben, oder schick ihm ein pm, er hatte eine leichte kielbrust/trichterbrust-kombi.
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

ex.pectus

Zitat von: CSilverman am 28. August 2012, 20:02:57
Ich bin 23 Jahre alt und habe im Bereich des Sternums eine recht ausgeprägte linksseitige asymmetrische Kielbrust, allerdings auch, wie Anfang August Prof. Schaarschmidt in der Berlin Buch Sprechstunde herausgefunden hat, unterhalb der Kielbrust eine leichte Trichterbrust. Diese ist mir allerdings selbst bisher nicht aufgefallen

Bei mir war es genau umgekehrt: Mir war vorher nie aufgefallen, dass ich auch eine (leichte, minimale) Kielbrust habe.

Zitat von: CSilverman am 28. August 2012, 20:02:57Hat jemand Erfahrung, wie genau eine Kielbrust minimalinvasiv mit einem Bügel behoben wird?
Wird dabei nichts gebrochen o.ä.?

Aus eigener Erfahrung kann ich da nichts berichten. An meinem Kielbrustanteil sollte nichts geändert werden.
Aus einem Beitrag bei pectusinfo.com weiß ich, dass früher die Bügel für die Kielbrust durch das Sternum gelegt wurden, s. hier. Wenn ich mich recht erinnere, meinte Prof. Schaarschmidt, dass das jetzt nicht mehr so gemacht wird. Prof. Schaarschmidt verweist auch auf ein paper zu dem Thema, siehe hier.

"minimalinvasiv" hätte ich nicht als "operativen Eingriff mit kleinstem Trauma (mit kleinster Verletzung von Haut und Weichteilen)" verstanden. Motiviert durch deine "ungläubigen" Fragen habe ich extra mal bei wikipedia nachgeschaut und die vorgenannte Erklärung gefunden. Vielleicht wird der Begriff "minimalinvasiv" nicht einheitlich verwendet. Und vielleicht ist "minimalinvasiv" für eine Standard-Nuss-OP mit max. 5 bis 10 Milliliter Blutverlust auch angemessen. Bei allen sonstigen Trichterbrust- und Kielbrust-OPs, würde ich davon ausgehen, dass minimalinvasiv erstmal nur bedeutet, dass keine großen, sondern eben kleine Schnitte gemacht werden.
Vielleicht ist "minimalinvasiv" auch relativ gemeint. So wenig invasiv wie nur irgendmöglich. Und vermutlich hängt es dann vom konkreten Einzelfall ab, was darunter zu verstehen ist.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

CSilverman

#3
Vielen Dank erstmal für eure Antworten!

Heute morgen ist die Kostenzusage gekommen! Macht mich natürlich einerseits sehr glücklich, andererseits auch ziemliche Angst, da die OP jetzt wirklich in greifbarer Nähe liegt..

Also ich gehe auch stark davon aus, dass das Brustbein, sowie evtl. auch die ein oder anderen Rippen, in irgendeiner Art und Weise gebrochen werden müssen. Anders kann ich mir das einfach nicht vorstellen. Allerdings auf jeden Fall nur durch die beiden Schnitte unter den Armen. Bin mal gespannt wie man das "von unten" alles machen kann :D 
Werde mich auf jeden Fall heute nochmal telefonisch mit Prof. Dr. Schaarschmidt in Verbindung setzen und das genau abklären.

Ich befürchte aber leider, dass zwei eingesetzte Bügel schonmal um einiges stärkere Schmerzen bedeuten, als nur einer und evtl. gebrochene Rippen etc. den Spaß nochmal verdoppeln... Naja was bleibt einem anderes übrig...
Ich glaube mit einer "normalen" Trichterbrust OP hat das wahrscheinlich nur noch wenig zu tun :(
Ich denke auch, minimalinvasiv heißt hier wirklich nur, dass nicht wie nach Ravitch eine lange Narbe entsteht, sondern halt 2 kleinere unter den Armen.

Ex.pectus, ich habe deinen Blog schonmal komplett gelesen. Vielen Dank für die ausführliche Berichterstattung!
Ich denke, dass das Verfahren ziemlich ähnlich sein wird.

Ich habe hier ein ziemlich interessantes Video gefunden. Darin berichtet Schaarschmidt auf einem diesjährigen Kongress über die weiterentwickelte Kielbrust OPs in den Jahren 08-10. Die Ergebnisse dabei können sich wirklich sehen lassen! Ist wirklich sehr sehenswert. Um das komplette Video allerdings sehen zu können, muss man sich einen Zugang kaufen. Das wars mir aber wert.

https://www.dgch-onlinekongress.de/moc/chirurgie/dgch2012/vortraege/-minimal-invasiven-kielbrustkorrektur/index.html

Im Anhang nochmal ein Bild meiner Brust..

CSilverman


ex.pectus

#5
Zitat von: CSilverman am 29. August 2012, 10:55:24
Heute morgen ist die Kostenzusage gekommen! Macht mich natürlich einerseits sehr glücklich,

Glückwunsch!

Zitat von: CSilverman am 29. August 2012, 10:55:24andererseits auch ziemliche Angst, da die OP jetzt wirklich in greifbarer Nähe liegt..

Das ist einerseits vollkommen verständlich. Andererseits finde ich es dadurch ziemlich schwierig, noch über die OP und alles, was damit zu tun hat, zu diskutieren, wenn du quasi schon auf dem OP-Tisch liegst. So kurz vor der OP kann man dir ja eigentlich nur noch alles Gute wünschen.

Zitat von: CSilverman am 29. August 2012, 10:55:24
Ich befürchte aber leider, dass zwei eingesetzte Bügel schonmal um einiges stärkere Schmerzen bedeuten, als nur einer und evtl. gebrochene Rippen etc. den Spaß nochmal verdoppeln...

Ich denke, dass der Zusammenhang zwischen chirurgischem Aufwand und dem subjektivem Schmerzemfinden danach nicht so stark ist, wie man vielleicht vermuten würde. Unter anderem auch deshalb, weil die Ursachen für die Schmerzen sehr unterschiedlich sein können. Eine Fraktur schmerzt in der Regel nur ein paar Wochen, bei Belastung/Bewegung und lässt sich durch Schmerzmittel meist sehr gut beherrschen. Wenn dagegen irgendein Nerv eingeklemmt/gereizt wird und schmerzt, helfen Schmerzmittel viel weniger und der Schmerz kann auch viel, viel heftiger sein.
Wichtig ist sicherlich auch die Einstellung zum Schmerz. Wer sich darauf einstellt und die Schmerzen wegen des Leidensdrucks in Kauf nehmen will, hat es am Ende vermutlich leichter, als jemand, der seinen Körper optisch perfektionieren will, kaum mit Schmerzen rechnet und dann aus allen Wolken fällt.

Zitat von: CSilverman am 29. August 2012, 10:55:24
Ex.pectus, ich habe deinen Blog schonmal komplett gelesen. Vielen Dank für die ausführliche Berichterstattung!
Ich denke, dass das Verfahren ziemlich ähnlich sein wird.

Ich finde zwar auch, dass deine Bilder meinen sehr ähnlich sind, wirklich. Aber bei mir wurde nichts kielbrustmäßiges gemacht. Das wollte ich nicht, wenn es nicht sein müsste. Wir haben das dann auch nicht groß vertieft, deshalb weiß ich nicht, ob bei mir ein oberer Kielbrust-Bügel geplant gewesen wäre. Der Professor hat mich abschliessend vor der OP dann noch gefragt, ob ich nicht wenigstens die oberen herausstehenden Kante (2.+3. Rippenhöhe) abgeflacht haben möchte. Nein, wollte ich nicht. D.h. bei mir wurde wirklich nur der Trichter ausgebeult, aber kein Kiel abgeflacht.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

annaj

Zitat von: CSilverman am 29. August 2012, 10:55:24
Ich befürchte aber leider, dass zwei eingesetzte Bügel schonmal um einiges stärkere Schmerzen bedeuten, als nur einer und evtl. gebrochene Rippen etc. den Spaß nochmal verdoppeln...

zwei bügeln kann der druck verteilen und den schmerz mehr erträglich machen. Ich habe wegen ein sehr starken befund mehrere rippen gebrochen bekommen, ich war nach 6 wochen ohne schmerzmittel, morphin habe ich nach dem dritten tag abgesetzt. Also, es muss nicht bedeuten dass du mehr schmerzen haben wirst. Wie expectus schon sagte, vieles liegt im kopf, lädt den schmerz nicht in dein kopf herein, der schmerz ist in dein körper nur zur besuch und geht wieder wenn's so weit ist... viel atmen um den köper mit sauerstoff zu versorgen lindert schmerz.
Weiblich.
1989-2011/01 Silikonimplantat. (16 J)
2011/03 Nuss-OP (modifiziert), dr. Lützenberg, Berlin Charité. (fast 39 J)
2013/08 Stabentfernung, dr. Lützenberg, Uniklinik Magdeburg. Zusätzlich würde grossflächig Muskeln versetzt (versuch Brustrekonstruktion, Knorpel wurde abgeschliffen usw)
2014/04 Brustrekonstruktion, Silikon in beide Brüste. Kleine Korrektur 2014/09 bei dr. Lützenberg.

ex.pectus

Zitat von: CSilverman am 28. August 2012, 20:02:57
dann kann ich den Termin nächsten Donnerstag wahrnehmen..

Ich hoffe, dass die OP gut verlaufen ist. Wie geht es dir inzwischen? Wäre schön, wenn du von deinen Erfahrungen und dem Ergebnis berichtest.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

CSilverman

Hi,

so heute ist der 11. Tag nach der Operation und ich bin seit gestern Abend wieder zuhause.
Ich werde im Folgenden die Tage im Krankenhaus mal chronologisch kurz zusammenfassen, sodass sie das wichtigste enthalten.

Mittwoch- Anreisetag:
Morgens ging es mit dem ICE um 7 Uhr los von Düsseldorf nach Berlin. In Berlin stieg ich dann noch zwei Mal um und war dann so gegen 12.30 im Helios Klinikum in Berlin-Buch.
Dort wurde ich nett empfangen und musste erstmal einige Formulare ausfüllen. Dazu gabs schonmal das Mittagessen ;)

Danach wurde ich dann von zwei Ã,,rzten noch einmal gründlich untersucht, es wurde Blut abgenommen, über Vorerkrankungen etc.gesprochen und ich schonmal über die Risiken der OP aufgeklärt. Später musste ich dann noch schnell zum Anästhesiegespräch und Röntgen (nicht zum CT,was mich bzgl. der sehr hohen Strahlenbelastung etwas beruhigt hat) und dann bekam ich mein Zimmer.
Dort lag bereits ein 14-jähriger TB Patient, der mir sagte, dass er bisher (5. Tag) keinerlei Schmerzen hatte und keine Komplikationen aufgetreten waren, was mir Mut machte. Das optische Ergebnis war wohl sehr gut.

Abends gabs dann noch einen Einlauf und ich sollte noch ein letztes Mal vor der OP duschen. Gegen 21.30 Uhr kam dann der Prof. rein und wollte sich noch einmal die Brust anschauen. Die OP war glücklicherweise direkt für 8 Uhr am nächsten Morgen angesetzt, sodass ich es dann ziemlich schnell hinter mir haben würde und nicht mehr lange warten müsste, oder die OP dann noch evtl. einen Tag nach hinten verschoben würde, wie bei meinem Zimmernachbarn.
Schlafen konnte ich durch die Aufregung leider keine Minute in dieser Nacht.

OP Tag:
Um 5.30 Uhr kam eine Schwester rein und sagte ich könnte jetzt noch etwas trinken. Eine Stunde später sollte ich mich dann fertig machen das Op Hemd und die Thrombose Strümpfe anziehen. Legte mich dann wieder ins Bett und um halb 8 bekam ich dann 2 kleine Pillen, eine 1/5 Spritze mit Beruhigungsmitteln (zum Trinken) und dazu ein wenig Flüssigkeit, um das Ganze runterzuspülen.. Dann gings leicht benebelt runter in die OP Eingangshalle, wo mir die Kanülen und der PDA Katheter in den Rücken gelegt wurde. Das Legen des PDA tat überhaupt nicht weh, was auch ganz normal ist, da es vorher betäubt wird.
Ein paar Minuten später sollte ich dann noch an was Schönes denken und dann war ich auch schon weg.

Gegen 12.30 wurde ich dann ,umgeben von einigen Ã,,rzten und Schwestern, auf der IMC Station (Ãœberwachungsstation) wach und es wurde zunächst gesagt, dass die OP ca. 3h gedauert hat und alles ohne Komplikationen gut verlaufen sei und dann getestet, ob ich die Beine bewegen kann und Gefühl in der Brustregion habe, also ob der PDA Katheter seine Dienste erfüllt oder nicht. Da mein Brustbein und alles in der Region (ziemlich) taub war, konnte man davon ausgehen.

Generell ging es mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich gut. Ich hatte so gut wie keine Schmerzen und mir war überhaupt nicht schlecht von der Narkose. Und ich war natürlich überglücklich die OP bisher gut überstanden zu haben. 2 Stunden später rief ich dann sogar schon meine Familie an, um mittzuteilen, dass alles gut gelaufen ist.
Abends wurde mir dann leider klar, dass es mir nur durch die Überreste der Narkose und Schmerzmittel aus der OP noch so gut ging und die Schmerzen wurden dann schon deutlich stärker, aber immernoch dank der Schmerzmedikamente gut auszuhalten. Zudem bekam ich heftige Rückenschmerzen vom Liegen, wordurch ich dann auch die ganze Nacht kein Auge zu machte.
Abends kam dann auch nochmal der Prof. rein und zeigte mir das Ergebnis. Es war wirklich erstaunlich, wie glatt und symmetrisch alles geworden ist und ich war (bin) vollständig damit zufrieden und überglücklich!

Tag 1-4 IMC Station:
Die Tage auf der IMC Station waren eigentlich ziemlich ähnlich. Deshalb fasse ich sie mal grob zusammen.
Die Schmerzen im Brustkorb ließen sich mit vielen starken Schmerzmitteln und PDA einigermaßen gut aushalten, die höllischen Rückenschmerzen hingegen raubten mir meist den Schlaf, da sie wirklich sehr stark waren. Es wurde zum Glück je mehr ich mich bewegen konnte immer besser. Die Bewegung fiel mir allerdings die ersten zwei Tage enorm schwer. Als ich mich die ersten beiden Male hinstellte, wurde mir meist auch schnell sehr schwindelig, schwarz vor Augen und sehr schlecht (ich habe es jedoch geschafft mich nicht übergeben zu müssen). Irgendwann legte sich das dann immer mehr und ich konnte immerhin mit einem kleinem Wagen, der mit 3 Drainagen und einem Blasenkatheterbeutel voll beladen war, und meinem Umhänge-PDA-Katheter einige Runden über den IMC Flur schleichen. Meist war ich dann aber nach 10 Minuten ziemlich fertig und musste mich wieder hinlegen.

Tag 4-10 Kinderstation:
Am 4. Tag ging es dann endlich runter auf die normale Kinderstation. Dort kam ich in ein Zimmer mit einem anderen Kielbrustpatienten (16 Jahre), der einen Tag vor mir operiert wurde. Ihm ging es mittlerweile auch wieder ganz gut und er bewegte sich viel. Das optische Ergebnis war bei ihm auch sehr gut!
Die Schmerzen im Brustkorb waren mittlerweile noch etwas besser geworden und lagen nur noch bei ca 3/10 Punkten. Die Rückenschmerzen hatten sich auch gebessert, da ich am 3. und 4. Tag jede Chance nutzte viel über den IMC Flur zu gehen.
Neben der Bewegung waren natürlich auch die Lungenübungen, möglichst stündlich, zu machen. Dabei kam ich auf der IMC zunächst nur auf bis zu 2 Liter, konnte mich aber bis zum Abreisetag immerhin auf 3,8 Liter steigern. Ich hoffe, dass ich in der nächsten Woche wieder auf mindestens 4,7 Liter komme, muss aber noch hart daran arbeiten, um das zu schaffen.

Ansonsten sahen die Tage auf der normale Station meistens so aus:
7 Uhr - Aufstehen
7-8 Uhr - Waschen, Anziehen etc.
8 Uhr - Frühstück, Magenschutztablette und 2 Schmerztabletten
9.30-10 Uhr- Physiotherapie (Lungenübungen + Fahrradfahren/Bodenübungen)
10 Uhr - 1 starke Schmerztablette
12 Uhr Mittagessen
13-15 Uhr Mittagsruhe
17.30 Uhr - Abendessen
20 Uhr - 1 starke Schmerztabletten
22 Uhr - 2 Schmerztabletten

Zwischendurch habe ich mich meistens viel draußen auf dem schönen parkähnlichem Gelände bewegt, war in der Cafeteria mit Besuch oder habe was mit meinem Zimmernachbarn gemacht etc.

Der Blasenkatheter wurde am 4. Tag auf der Kinderstation gezogen. War etwas unangenehm, aber von Schmerzen kann keine Rede sein. Die Drainagen am 5. Tag, nachdem schon lange keine Wundflüssigkeit, oder Blut kam. War bei mir ebenfalls nur unangenehm aber nicht schmerzhaft. Danach wurde ich noch geröntgt, ob sich Luft in den Lungenzwischenräumen angesammelt hatte, war aber zum Glück nicht der Fall und es sah alles gut aus.
Am 7. Tag wurde dann ein Ultraschall gemacht und festgestellt, dass sich in der linken Pleurahöhle 500 ml Wundflüssigkeit gesammelt haben. Rechts war nichts.
Dies wurde am 9. Tag nochmal kontrolliert und es waren dann immerhin nur noch 400 ml. Es ging also stetig zurück und somit konnte ich am 10. Tag entlassen werden, muss dies aber definitiv weiter kontrollieren lassen, bis sich alles abgebaut hat. Dazu sollte man viel die Lungenübungen machen und sich viel bewegen. Die Fäden wurden ebenfalls am 10. Tag gezogen.

Fazit:
Ich bin absolut zufrieden mit dem Ergebnis! Prof. Dr. Schaarschmidt ist meiner Meinung nach ein echt extrem guter Operateur und Arzt, der über einzigartige und unglaubliche Erfahrung auf dem Gebiet verfügt. Ich konnte einmal einen Blick auf den Operationsplan (6-8 OPs pro Tag) werfen und kann es daher auch gut nachvollziehen, dass er nicht die Zeit hat für jeden Patienten einzeln nach der Operation immer Frage und Antwort zu stehen. Ich habe während meines Aufenthalts mindestens ca. 8 Patienten gesehen und mit vielen gesprochen und alle waren sehr zufrieden und machten einen absolut glücklichen Eindruck. Von Komplikationen habe ich auch nichts mitbekommen.
Ich bin bisher sehr glücklich den Weg der OP gegangen zu sein, auch wenn es, vor allem in den ersten Tagen, schon sehr schmerzhafte Momente gab und auch jetzt die Schmerzen noch nicht wieder vollständig weg sind. Aber ich bin mir recht sicher, dass das bald wieder so sein wird.

Wenn jemand Fragen hat beantworte ich diese gerne.

ex.pectus

#9
Vielen Dank für deinen interessanten Erfahrungsbericht.

Zitat von: CSilverman am 17. September 2012, 14:46:33
und kann es daher auch gut nachvollziehen, dass er nicht die Zeit hat für jeden Patienten einzeln nach der Operation immer Frage und Antwort zu stehen.

Spontan würde ich sagen: Soll es solche anspruchsvollen oder naiven Patienten tatsächlich geben, die erwarten, dass ein Chefarzt immer Frage und Antwort steht? Solche paradiesischen Zustände gibt es vermutlich bei keinem Arzt, in keinem Krankenhaus (außer vielleicht bei Prof. Brinkmann in der Schwarzwald-Klinik, falls diese ZDF-Serie noch jemand kennt).

Und ernsthaft: Soll sich das gegen die öffentlichen "Vorwürfe" oder Kritik von Patienten richten, die sich vernächlässigt oder zumindest nicht optimal betreut fühlten. Wenn ja, dann denke ich, dass man diesen Patienten unrecht tut, wenn man das so darstellt.

Dazu auch folgende Beschreibung:
T-T-T hat in seinem Blog von einer Streptokokken-Infektion bei Andi_Front berichtet. Mal abgesehen von der Komplikation an sich, wird der Umgang damit wie folgt geschildert: "Sch. kam mir entgegen, der von meiner derzeitigen lage überhaupt nichts wusste. niemand hat ihm was gesagt..." und "Ergänzend noch zwei Informationen. Es gibt durchaus konkrete Anhaltspunkte, dass der Prof. die Vorgehensweise seiner Kollege mißbilligte."
Soll man das so verstehen, dass der Professor bei Andi nicht helfend einschreiten konnte, weil ihm die Komplikation quasi von seinen Mitarbeitern verheimlicht wurde? Ein Chefarzt kann sich nicht um seine stationären Patienten kümmern, weil seine Mitarbeiter das sabotieren? - Vermutlich nicht. Wie dem auch sei, im Umgang mit Patienten bei Problemen oder Komplikationen gibt es Verbesserungspotential, das man umsetzen sollte (dass es anderswo vielleicht sehr viel schlimmer ist, kann ja keine Entschuldigung sein).

Andererseits ist es sehr positiv und beruhigend, dass du davon berichten kannst, dass du während deines Aufenthalts komplett nichts von Komplikationen mitbekommen hast. Das bestätigt, dass Komplikationen natürlich nicht die Regel, sondern eine seltene Ausnahme sind.

Zitat von: CSilverman am 17. September 2012, 14:46:33
Wenn jemand Fragen hat beantworte ich diese gerne.

Kannst du deine Eingangsfrage jetzt beantworten bzw. ein paar Infos geben: "Hat jemand Erfahrung, wie genau eine Kielbrust minimalinvasiv mit einem Bügel behoben wird? Wird dabei nichts gebrochen o.ä.?"

Wieso sollte denn überhaupt ein CT im KH gemacht werden? Gab es vorher kein CT oder MRT als Voruntersuchung? Und was war das für eine Röntgenaufnahme, von der Seite? Vielleicht kannst du seitliche Röntgenaufnahmen posten, auf der man den Verlauf der Kiel-/Trichterbrust des Brustbeins sehen kann.

Und Fotos wären natürlich auch sehr interessant.
Trichter-/Kielbrust Nuss-OP 22.10.2010 (43 J, m, 185 cm, 71,5 kg, Berlin-Buch Prof. Schaarschmidt)
2. OP=Bügelentfernung 20.11.2013 (Magdeburg, Dr. Lützenberg)
meine Trichterbrust-OP-Seite

freeyourmind

Hey. Ich habe vor mich ebenfalls operieren zu lassen da ich auf meine Kielbrust nicht mehr klarkomme.... Meine einzige Frage wäre nur wie das jetzt alles so bei dir nach der OP aussieht! Kannst du Sport wieder unbeschwert machen oder hast du Schmerzen wenn du deinen Körper belastest?

Ist die Narbe gut verheilt? Ein Bild deiner aktuellen Brust wäre nett.

Peace

Cyborg

Würde mich auch interessieren, ob sich die Strapazen überhaupt lohnen und wie das letztendliche Resultat aussieht  :)
ich bin auch schon seit Jahren am überlegen mich operieren zu lassen ......

,mfg

gunzon

#12
Leide leider auch unter einer Kielbrust und es sieht deiner recht ähnlich. Nur nicht ganz so stark ausgeprägt. Mich würde sehr interessieren wie das Ergebniss Heute aussieht. Kannst du vieleicht noch Bilder posten? Wäre dir dafür sehr verbunden.