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Allgemeines => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: feanor99 am 08. August 2017, 13:31:53

Titel: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: feanor99 am 08. August 2017, 13:31:53
Hallo liebes Forum,

nachdem ich bereits ein langer stiller Mitleser bin (man lernt ja zahlreiche stille Mitleser auf der Station 6 in Magdeburg kennen...) kommt hier noch auch mein Erfahrungsbericht.
Hier sind zwar schon einige tolle Berichte zu finden, aber ich denke, dass es gut ist, wenn sie hin und wieder aktualisiert werden. Vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere angesprochen, nicht nur stiller Mitleser zu bleiben, sondern auch seine Erfahrungen zu teilen!



Heute ist Tag 13 nach der OP beim Dr. Lützenberg in Madgeburg

Zu meiner Geschichte:
Ich bin bereits als 14-jähriger an der Uniklinik Münster (Prof. Willithal  :( ) an der TB operiert worden und hatte für 18 Monate Implantate drin, die allerdings keinen positiven Effekt gezeigt haben. Eine krasse, äußerst schmerzhafte OP für nichts. Da ich diese Schmerzen auch nicht nochmal ertragen wollte, war das Thema TB-OP erstmal vom Tisch.
Durch meine Untersuchung beim Amtsarzt (bin Lehrer) wurde es im letzten Jahr allerdings wieder auf den Tisch gebracht, da dieser meinte, ich sollte sie doch besser mal abchecken lassen, insbesondere, da sie im Alter, wenn die Größe der Organe zunimmt, bei dem Platzmangel im Brustkorb ja zu Problemen führen könne. Deshalb habe ich einen Untersuchungstermin bei Dr. Lützenberg ausgemacht (war im Februar in Magdeburg), der eine erneute Operation definitiv als sinnvoll ansah.
Die Kostenerstattungsanträge bei der Beihilfe und der PKV zogen sich dann noch gute 3-4 Monate hin, aber nachdem ich dann die positive Nachricht erhalten habe, begab ich mich Ende Juli dann nach Magdeburg.

Die OP und der bisherige Genesungsprozess

Zum Ablauf der Aufnahme, der Untersuchungen und auf der Station selbst muss ich nicht mehr viel ergänzen, dazu ist hier im Forum schon vielfältig geschrieben worden und die Informationen waren zutreffend und sinnvoll.
Die OP selbst hat leider über 6 Stunden gedauert, da das Knorpelgewebe komplett verknöchert war, sodass Dr. Lützenberg viel zutun hatte, es "freizulegen" und wieder beweglich zu machen. Ich habe dazu ein oder zwei Netze implantiert bekommen (Stabilisierung des Brustkorbs) und zwei Stäbe mit jeweils einem Stabilisator. Meine alte Narbe wurde dafür verwendet. Auch wurde der Brustmuskel versetzt und vernäht, weshalb ich für über 3 Monate nichts schweres heben darf und auch auf bestimmte Sportarten verzichten muss.
Ich habe dann eine Nacht auf der Intensivstation verbracht, eine Schmerzpumpe erhalten, die ich jedoch eher selten benutzt habe, und vier Drainageschläuche (wegen der großen Wundfläche), die auch für 5 Tage drinblieben. Blasenkatheter wurde nach zwei Tagen entfernt. Am zweiten Tag nach der OP bin ich dann auch aufgestanden mit der Physiotherapeutin, ein paar Runden durchs Zimmer gelaufen und durfte anschließend selbstständig aufstehen und herumlaufen. Am dritten Tag bin ich dann schon mit Besuch eine Runde draußen herumgelaufen. Ich habe versucht, jeden Tag ein paar Meter mehr zu laufen (bin wie ein Tiger den Gang der Station auf- und abgelaufen - bereits am 4. Tag bin ich 12 Mal hin und hergelaufen). Am Montag, dem 5. Tag wurden dann die Drainagen gezogen und ich hätte dann am 6. Tag entlassen werden dürfen. Ich bin allerdings noch einen Tag länger geblieben, da ich die 400km mit der Bahn alleine zurückgefahren bin und kein unnötiges Risiko eingehen wollte. Die Rückfahrt ging dann ohne Probleme.

Jeden Tag ging es mir ein bisschen besser, sodass ich bereits im Krankenhaus die Schmerzmittel reduzieren konnte. Am 6 Tag nach der OP hatte ich bereits auf 1 x Tillidin (statt 3) reduziert. Am 8. Tag habe ich die Tillidin komplett abgesetzt, die Ibuprofen ebenfalls, sodass ich nur noch 3 x Diclofenac (plus Magenschutz) nehme und eine Ibu als Notfalls für die Nacht bereithalte (war bisher nicht nötig). Ich würde sagen, dass ich seit Tag 9 bereits komplett schmerzfrei bin, aber ich nehme die Diclofenac noch für eine weitere Woche, da sie ja auch entzündungshemmend sind.

Mir geht es erstaunlich gut und ich bin inzwischen schon recht fit. Ich versuche mich viel zu bewegen und bewusst zu atmen. Ich war schon im Kino (nächstes Mal nehme ich ein Kissen mit, die Sitze sind schrecklich krumm!) und unternehme viel. Der Geradehalter ist eine tolle Sache, allerdings schneidet er unter den Achseln schon sehr ein, dass ich ihn öfter mal ablege, um die Haut zu entspannen.

Mit dem Ergebnis bin ich bisher sehr zufrieden, allerdings ist es im Bereich des Brustmuskels noch etwas geschwollen und empfindlich - wenn die Schwellung abgenommen hat und die Brustbehaarung wieder da ist, stelle ich vielleicht Bilder ein! Jetzt beginne ich langsam mit der Narbenpflege (Dr. L hat mir dieses Scarsil empfohlen, ein Silikonnarbengel).
Ich kann schon fast alle Bewegungen machen, allerdings halt etwas langsamer und vorsichtiger, es zwickt und knackt hier und da halt noch. Auf einer Seite steht der obere Stab etwas weiter raus als auf der anderen Seite, dort ist es dadurch ein wenig stärker geschwollen und tut manchmal etwas weh. ich glaube aber nicht, dass das weiter schlimm ist. Ich werde Dr. Lützenberg einfach darauf ansprechen, wenn ich bei der Kontrolle bin. Die Brust hat noch ein kleines Fremdgefühl, aber wird auch immer besser - es brauch halt Zeit.

Zusammenfassung

Ich bin wirklich froh, mich in Dr. Lützenbergs Hände begeben zu haben. Die OP war nicht so schlimm, wie ich erwartet habe (nur die ersten zwei/drei Tage waren mit krasseren Schmerzen/Einschränkungen verbunden) und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Mein Zimmernachbar dachte, dass Dr. Lützenberg deshalb so häufig kommt, weil ich Privatpatient bin, da musste ich erstmal lachen. Die Pflegerinnen und Pfleger auf der Station 6 sind auch größtenteils total nett und hilfsbereit, ich habe mich sehr wohl gefühlt.
Wenn sich demnächst etwas neues ergibt, werde ich mal ein Update schreiben. Schreibt eure Fragen oder Kommentare einfach drunter!

Beste Grüße aus dem Ruhrgebiet!

Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: Heiko am 10. August 2017, 16:03:00
Hast das geschafft, was mir verwährt wurde. Glückwunsch.
Bin auch nach Ravitch voroperiert, wurde aber von Dr. Lützenberg abgelehnt. Bekannte Gründe wegen der Wundheilung bei mir. Deshalb kein Vorwurf an ihn. Ganz im Gegenteil. Es war verantwortungsbewusst.
Dann hoffe ich mal, dass die Genesung weiterhin so positiv verläuft und dann mal Grüße vom Ruhrgebiet ins Ruhrgebiet.
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: jule891611 am 10. August 2017, 19:41:11
Herzlichen Glückwunsch zu deiner OP und der schnellen Genesung!
Halte uns gern auf dem Laufenden!!

Warum wurde bei dir der Brustmuskel versetzt? Aus optischen Gründen?
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: feanor99 am 10. August 2017, 19:55:25
Hallo zusammen,

danke für eure Antworten!

Nach Rücksprache mit Lützenberg setze ich jetzt die Schmerzmittel komplett ab (Tag 15 nach der OP). Es gibt auch keine großen Neuigkeiten, es geht gut voran, jeden Tag geht es mir etwas besser.

@Heiko: Ich bin schon froh, dass es geklappt hat. Bin jetzt auf die Rechnung gespannt.

@ Jule: Danke! Der Brustmuskel wurde versetzt, da eine recht große Lücke zwischen den beiden Muskelansätzen am Sternum bestand. Hier sieht man wohl die plastisch-chirurgische Ausrichtung der Station, dass Lützenberg auch auf so etwas achtet.
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: Juri am 29. Januar 2018, 21:30:06
Hallo! Danke für deinen Erfahrungsbericht.. der hat mir so eben bei meiner Entscheidung geholfen!
Gruß
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: feanor99 am 05. Februar 2018, 19:26:34
Hallo zusammen,

die OP ist mittlerweile schon über 6 Monate her. Mir gehts ganz gut, aber ich habe einiges an Auf und Ab auf dem Weg hinter mir.

1) Die ersten vier, fünf Wochen nach der OP Ende Juli ging es mir immer besser und besser. Ich war schon früh von den Schmerzmitteln runter.

2) Doch dann begannen die Seiten (insbesondere rechts am Stabilisator und dort, wo der Stab in den Brustkorb eindringt) immer weiter zu schmerzen, ein merkwürdiges Druck-Schmerz-Gefühl, das immer schlimmer wurde und vor allem nach körperlicher Belastung zunahm (Hinzukam eine dunkle Verfärbung vorne). Nach einiger Zeit (ich dachte, es würde irgendwann von alleine besser) kontaktierte ich Dr. Lützenberg. Wir versuchten es erst mit erneuter, längerer Schmerzmitteleinnahme (Diclofenac), was aber leider nur bedingt half. Letztendlich entschlossen wir uns dann für eine Entnahme-OP der Stabilisatoren.

3) Ende November wurde ich dann in Ostercappeln bei Osnabrück erneut von Dr. Lützenberg operiert, der mir beide Stabilisatoren entnahm und die rechte Seite der Bügel etwas aufbog, damit dort mehr Platz ist. Seine Theorie ist, dass sich ein Druckpunkt auf den Zwischenrippennerv gebildet hat, da sich das Gewebe an den Seiten etwas zusammengezogen hatte, und sich viel Gewebe um die Stäbe und die Stabis gebildet hat, quasi eine Reaktion meines Immunsystems. Nach der OP sollte der Druck dann insgesamt abnehmen.

4) Nachdem ich wieder halbwegs erholt war, ging ich wieder ganz normal arbeiten und begann auch wieder Sport. Anfangs tat es noch etwas weh, aber inzwischen geht es mir richtig gut. Ich schlafe wieder auf der Seite, brauche gar keine Schmerzmittel und die Bügel spüre ich kaum mehr.

5) Im Sommer steht die nächste Nachuntersuchung an, bin sehr guter Dinge.


Vielleicht interessiert es wen, aber als Privatpatient kriege ich ja die Rechnungen nachhause: Da der Brustmuskel bei der ersten OP auch versetzt wurde, kostete sie deutlich mehr als gedacht: ca. 21.000 Euro. Die zweite OP kostete nochmal etwa 4.000 Euro, sodass ich bei 25.000 Euro stehe. Die Entnahme wird dann wohl, schätze ich momentan, um die 4-5000 kosten.

LG,
Feanor

Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: Sascha am 06. Februar 2018, 09:20:38
Hört sich gut an, alles Gute weiterhin.

Noch kurz was zu den Kosten, das geht aber noch schlimmer. Meine letzte Erlanger Op wurde mit 42.000,- abgerechnet bei meiner KRankenkasse, heftig, besonders wenn man weiß wie nutzlos auch diese Op wieder war. Aber das weiß man ja vorher nicht unbedingt...

Schöne Grüße
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: annaj am 06. Februar 2018, 12:19:32
Zitat von: feanor99 am 05. Februar 2018, 19:26:34
3) Ende November wurde ich dann in Ostercappeln bei Osnabrück erneut von Dr. Lützenberg operiert, der mir beide Stabilisatoren entnahm und die rechte Seite der Bügel etwas aufbog, damit dort mehr Platz ist.

Ist ja interessant, er ist also du dir gekommen..? Oder wie ist es zu verstehen? Ich drücke die Daumen dass alles weiterhin gut läuft!

42.000 â,¬, ist dann vielleicht ein reiner Kostenfaktor dass sie lieber nach Ravitch operieren..?
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: feanor99 am 11. Februar 2018, 11:21:17
Hallo zusammen,

Dr. Lützenberg arbeitet grundsätzlich in Magdeburg, aber für einige kurze Besuche im Jahr ist er auch in der Thoraxchirurgie in Ostercappeln bei Osnabrück anzutreffen. Für mich war das ein Glück, da die Anfahrt aus dem Ruhrgebiet deutlich entspannter war und er dort noch freie Termine anbieten konnte, während ich für Magdeburg über einen Monat hätte warten müssen.
Für die Entnahme könnte ich wohl auch dorthin fahren, aber ich schaue dann mal spontan. Ich hatte das Gefühl, in Magdeburg sei die Pflege ein klein bisschen besser gewesen... (beide Krankenhäuser haben ein hohes Niveau!)

LG
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: Wayne93 am 30. Dezember 2018, 23:52:19
Hallo Feanor,


Wie geht es dir mittlerweile? Bist du nach wie vor schmerzfrei und glücklich mit deinem Ergebnis?


Da ich selbst bereits 25 Jahre alt bin, wollte ich dich als einen der älteren Patienten mal fragen, ob du von Dr. Lützenberg problemlos angenommen wurdest oder ob es sonst irgenwdwelche Dinge gibt, die man bei einer Behandlung in Magdeburg beachten sollte?


Ich wurde bereits 2015 in der Kinderklinik in Karlsruhe operiert, damals lief jedoch einiges schief und der Bügel musste drei Monate später wieder entfernt werden. Ich hatte nach meiner OP den Eindruck, dass der Operateur eher weniger Erfahrung bei Operationen von Erwachsenen hatte und fühlte mich dort nicht gut aufgehoben. Daher wollte ich mal hören, ob du sowohl mit Ergebnis als auch mit der Klinik un dem Arzt zufrieden warst?

Vielen Dank und liebe Grüße
Titel: Re: Rezidiv OP Lützenberg Magdeburg, 30, männlich, Juli 2017
Beitrag von: feanor99 am 02. September 2020, 19:44:55
Hallo zusammen,

über drei Jahre ist die OP inzwischen her und in einigen Wochen steht die Entnahme der Bügel an. Das Kapitel Trichterbrust kommt also langsam zu einem Ende.

Über die vergangenen 2,5 Jahre gibt es eigentlich wenig zu berichten, mir gehts gut und ich bin nach wie vor mit dem Ergebnis absolut zufrieden. Ich freue mich trotzdem, dass die Stäbe rauskommen, sie schränken doch ein wenig hier und da ein. Insbesondere merke ich schon, dass ich beim Einatmen an eine Grenze komme und dass ich schon ganz schöne Verkrampfungen habe, wenn ich mal falsch nachts gelegen habe.

Das soll alles besser werden, sagt Dr. Lützenberg. Er wies aber auch darauf hin, dass für etwa einen Monat gut Training nach der OP angesagt ist, damit das Ergebnis vom Gefühl und Nutzen auch gut bleibt. Aber das sollte auch klappen.

Ich werde berichten, wie es mir nach der OP in Ostercappeln ergangen ist.

Beste Grüße!