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Allgemeines => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: Tobsi am 16. Februar 2022, 01:09:44

Titel: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Tobsi am 16. Februar 2022, 01:09:44
Hallöchen,
man kann ja ziemlich viel im Internet über die Trichterbrust finden, allerdings nur sehr wenig über die Kielbrust. Daher würde ich gerne - sofern gestattet - hier mal meine Erfahrung diesbezüglich teilen. Das Verfahren ist ja mehr oder weniger das Gleiche.
Die OP selber war vor zwei Jahren und ich plane noch in diesem Jahr den Bügel wieder entfernen zu lassen. Ich versuche zwar, mich an das Meiste zu erinnern und möchte auch Details einbinden, kann aber sein, dass ich das ein oder andere vergesse.

Start beim Hausarzt
Im Sommer 2019 habe ich also akzeptiert, dass meine asymmetrische Kielbrust mich immer stören wird, und daher beschlossen sie operieren zu lassen. Dementsprechend schnell einen Termin beim Hausarzt ausgemacht, damit er mich berät. Dieser sagte mir, dass es gar keine Kielbrust ist, sondern eine Trichterbrust oder eine Mischform und schickte mich in die Thoraxklinik in Heidelberg. Die Diagnose hat mich verwundert. Schließlich war ich mein ganzes Leben lang sicher, dass es eine Kielbrust ist und die Bilder und Beschreibungen im Internet trafen auf mich zu. "Naja. Der ist Arzt und wird das wissen" denkst du dir. Also auf nach Heidelberg.

Dort haben mich die netten Leute untersucht (Röntgenaufnahmen glaube ich) und mir erstmal bestätigt, dass es doch eine Kielbrust ist. Danke, das habe ich ja eigentlich schon gewusst. Auch sagte der Arzt, dass er noch nie eine Kielbrust hatte und das eher nicht operieren würde. Trichterbrust würden sie hingegen immer mal wieder machen. Er wirkte allgemein so, als habe er gerade zum ersten Mal davon erfahren, weil er scheinbar kurz vor der Diagnose sich im Internet informiert hat. Er nannte auch ein paar Kliniken, die das machen würden, aber hier war erstmal Enstation.
Immerhin hatte ich nun schwarz auf weiß, was ich habe, und darüber hinaus Röntgenaufnahmen von mir. War also nicht ganz umsonst.

Berlin Teil 1
Über den Hausarzt meines Vaters - den eigenen wollte ich ab sofort aus der Sache raushalten - erfuhr ich von einer Klinik in Magdeburg und einer in Berlin, die das machen würden. Anscheinend gibt es in Deutschland nur sehr wenige Kliniken, die das überhaupt opieren. Und welche mit Erfahrung sind dann natürlich noch seltener. Über den Arzt in Berlin Dr. Schaarschmidt habe ich im Vorfeld unter anderem auch hier im Forum das ein oder andere gelesen. Zudem hat der die OP-Methode ja wohl erfunden. "Wenn schon, denn schon" dachte ich mir und entschied ich mich für Berlin.
Nach einem Anruf teilte man mit, dass man die Überweisung eines Orthopäden braucht. Also eben mal einen Orthopäden gesucht, der das macht, und lost geht's.

Der Termin war am 4.11.2019 gegen Nachmittag. Also morgens in den Zug und ab nach Berlin. Im Krankenhaus angekommen hat es mehrere Stunden gedauert, bis ich dran kam. Es waren noch ca. 7-8 andere da, die weitaus jünger waren als ich. Ich war zu dem Zeitpunk 19.
Dr. Schmaarschmidt machte einen kompetenten und verständnisvollen Eindruck. Er sagte recht zügig, dass er die OP machen kann und wie sie funktioniert. Er drückte auf meinem Brustkorb herum, um die Dehnbarkeit zu prüfen und vermaß ihn. Er verstand es natürlich auch für sich Werbung zu machen, indem er Bilder von sehr starken Verformungen zeigte, die er gebändigt haben will. Damit war es also beschlossene Sache und er würde mir einen Brief mit weiteren Informationen schicken. Die OP würde auf meinen Wunsch hin dann Februar/März stattfinden, da ich zu dem Zeitpunkt Semesterferien habe. Allerdings ist er zu dem Zeitpunkt wohl schon im Ruhestand, wobei er nach eigener Auskunft aber noch dabei sein würde. Anderen Berichten zufolge war er anscheinend noch sehr lange im nicht-ganz-so-Ruhestand.
Viel länger konnte das Gespräch auch nicht mehr gehen, denn der Nachtzug nach Hause fuhr schon gegen 21 Uhr ab. Das war auch eine Erfahrung, die ich nicht mehr machen wollen würde. Die ausländischen Stundenten (oder was auch immer) waren zwar ganz nett, aber es ist schon unangenehm die ganze Nacht mit fremden Leuten in einem schnarchlangsamen Zug zu fahren und selber drauf achten zu müssen, die Station nicht zu verschlafen - sofern das in einem Sitzabteil überhapt möglich ist.

Arztmarathon
Zuhause angekommen ließ der angekündigte Brief nicht lange auf sich warten. Ich sollte einige Untersuchungen durchführen lassen wie Lungenfunktionstest, Blutbild, Echokardiographie und Röngtenaufnahmen. Zur Not könnte man die aber auch im Krankenhaus machen. Das lief an sich auch problemlos, auch wenn es gut zwei Monate dauerte, bis ich alles fertig hatte. Gesundheitliche Probleme sind dabei allerdings nicht aufgefallen, die Ã,,rzte waren aber immer recht interessiert. Zu dieser Zeit musste ich auch die Krankenkasse informieren. Die wollten einmal den Bericht und eine Art persönliche Begründung von mir sowie Fotos. Zum Glück haben sie mir die Ãœbernahme ohne zu meckern gesichert.
Dann also wieder in Berlin angerufen, dass alles da ist, und schwupps hatte ich für den 4.3.2020 einen Termin. Natürlich auch wieder mit entsprechender Überweisung des Orthopäden, obwohl er an sich nie etwas gemacht hat. Sympathisch war er dennoch.

Berlin Teil 2
Am 3.3.2020 ging es also wieder nach Berlin. Ich habe einen ganzen Koffer voll Kleidung mitgebracht, weil ich ja 10 Tage dort bleiben sollte. Im Nachhinein war so viel Wäsche aber nicht nötig. Dort angekommen wurde ich erstmal mit Zetteln und Hinweisen beworfen. Da kann man echt schnell den Ãœberblick verlieren, also legt euch einen Ordner an. Auch wurde ich von einer sehr netten und jungen Ã,,rztin über die OP aufgeklärt. Leider weiß ich ihren Namen nicht mehr, aber sie wird hier und da nochmal auftauchen. Wenn ich mich recht erinnere hatte sie einer eher tiefe und monotone Stimme, wirkte aber sehr souverän. Allgemein waren viele junge Ã,,rzte/Pfleger auf der Station.
Auch waren die Leute sehr zufrieden und dankbar, dass ich jeden Test schon gemacht hatte. Das hätten sie auch schon anders erlebt.
Irgendwann hat sich auch die Physiotherapeutin bei mir vorgestellt und mir die Atemgeräte gezeigt, die ich nach der OP jede Stunde machen sollte. Ach ja, war ich da noch motiviert.
Das Anesthäsiegespräch war gegen Nachmittag. Ich musste lange warten und sonderlich ertragreich fand ich es nicht, weswegen ich mich an die Themen nicht mehr erinnere. Nur, dass ich sehr wahrscheinlich nicht mittendrin wach werde.
Mir wurde Blut abgenommen. Das erste Ergebnis war fehlerhaft, erst das zweite Mal war zufriedenstellend.
Gegen Abend kam nochmal Dr. Schaarschmidt zu mir, um mir meinen Körper nochmal anzusehen. Er wirkte sehr optimistisch. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.
Ach ja, es war auch den ganzen Tag nicht klar, ob ich zwei oder einen Bügel bekommen werde.
Der Rest des Abends war für mich sehr schlimm. Ich war alleine im Dreierzimmer - dem Feenzimmer glaube ich - und obwohl ich nicht alleine nach Berlin fuhr war ich emotional am Ende. Immerhin konnte ich ein bisschen schlafen und um 7 Uhr kamen schon die Pfleger rein. Ich bekam eine Tablette und OP-Kleidung. Dann wurde ich schon im Bett davongeschoben. Im Vorbereitungsraum bekam ich warme Handtücher und sie haben mir den Zugang im Rücken gelegt. Das war sehr unangenehm, aber ich habe es ausgehalten. Man sagte mir, dass andere regelmäßig dabei ohnmächtig werden würden und dass ich es einfacher haben werde mit den Schmerzen, weil sie den Zugang, durch den später Schmerzmittel kommen, durch meine Ruhe so gut machen konnten.
An mehr kann ich mich nicht erinnern. Irgendwann sollte ich mich hinlegen, bekam die Maske auf und war auch schon weg, bevor ich überhaupt anfangen konnte von 100 runterzuzählen.

Der beste Schlaf meines Lebens
Ich wachte sehr ausgeruht im Aufwachraum auf, wo man mich auch prompt nach meinem Namen und Gefühlen fragte und mir ein Cola-Eis anbot. Dort blieb ich die nächsten 20-30 Minuten, was die Pfleger schon verwunderte. Irgendwann wurde ich aber abgeholt und auf die Intentiv gebracht. Ich weiß, dass es keine richtige Intensivstation ist, aber ich weiß die genaue Bezeichnung nicht mehr, also sage ich einfachheitshalber Intensiv. Dort kam ich ca. 14 Uhr an. Die OP hat demnach etwa 5-6 Stunden gedauert, was mich sehr überrascht hat, weil ja immer von 3 die Rede war. Offenbar lief aber alles gut. Ich habe auch nur einen Bügel bekommen.
Auf der Intensiv hat sich auch sofort ein sehr netter Pfleger vorgestellt, den ich danach leider nie wieder hatte. Insgesamt waren die Pfleger auf den Intensiv aber sehr nett zu mir, was wohl auch daran lag, dass ich eine recht unbeliebte Zimmernachbarin hatte. Ich vermute, dass sie teilweise dement und um die 70-80 Jahre alt war. Sie liebte es, bis tief in die Nacht Fernsehen zu schlafen oder Joghurt zu essen. Oftmals fragte sie die Pfleger nach etwas, was aber oft von ihnen ignoriert wurde, und zwei Stunden später fragte sie nochmal, hatte aber anscheinend vergessen, dass sie eigentlich schon vor Stunden danach gefragt hatte. Gleichzeitig tat sie mir auch leid, weil sie von ihrem Sohn ein bisschen gemieden wurde und nur mit ihm reden konnte, wenn er eine der Pflegerinnen anrief. Aber es geht ja nicht um sie, sondern um mich :)
Schmerzen hatte ich paktisch keine. Klar, es hat sich anders angefühlt, aber alles war gut erträglich. Ich habe auch ab und zu schon die Atemübungen versucht, allerdings waren die mir viel zu anstrengend. Ich erfuhr, dass am Vortag zwei andere mit Trichterbrust operiert wurden. Man konnte also immer mal wieder das Pfeifen von jemand anderem hören.
Am Abend hatte ich ein bisschen Panik, weil ich plötzlich sehr starke Schmerzen hatte und vermutete, dass mein Schmerzkatheter nicht funktioniert und mein Pfleger war dann auch etwas panisch :( Allgemein schienen die Pfleger mit den Gerät manchmal etwas überfordert gewesen zu sein.
Ich sagte mehrmals, dass ich sehr schlimme Schmerzen habe, aber so richtig etwas getan wurde nichts. Erst als mein Sauerstoff piepste, gaben sie mir die Schläuche durch die Nase, was ich nicht besonders geil fand.
Titel: Re: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Tobsi am 16. Februar 2022, 01:10:04
Tag 1
Am morgen machte mein Blasenkatheter Probleme, weil der Beutel anscheinend nicht voll genug ear. Also haben die Pfleger ihn nochmal neu angelegt. Nach dem Schichtwechsel wurde ich im Bett ein bisschen gewaschen. Da habe ich auch das erste Mal meinen Brustkorb gesehen. Er wirkte sehr fremd durch das andere Aussehen, die Farbe und die Taubheit. Ein Urteil habe ich mir da noch nicht bilden wollen.
Mir fiel auf, dass beim Atmen an der Brust eine Stelle regelmäßig knackte. Es war supernervig, auch weil das vorher nicht da war. Zum Glück ist das in den kommenten Monaten aber verschwunden.
Im Laufe des Tages kam die Physiotherapeutin. Eine andere als die Erste. Ich sollte mich aufsetzen. Da ist mir das erste Mal aufgefallen, dass ich an den Seiten ja noch insgesamt 4 Schläuche drin hatte. Ja, da erst. Man spürt und sieht sie halt nicht. Nach dem Aufsetzen wurde mir sofort schwindelig und ich legte mich wieder hin.
An diesem Tag müssten auch mehrere Ã,,rzte inklusive der Netten mal da gewesen sein.
In dieser Nacht habe ich mich wegen den Medikamenten auch übergeben. Zum Glück blieb es bei dem einen Mal.

Tag 2
Am Freitag bin ich eine kleine Runde im Flur gelaufen. Mit Rollator natürlich. Eventuell war ich auch nochmal ein zweites Mal für 5 Minuten. Ich war auch zum ersten Mal im Bad zum Waschen. Wobei so richtig waschen nicht ging. Ich hatte zu viel Angst meinen Brustkorb auch nur zu berühren und an den Seiten waren die Schläuche.
Ich weiß nicht, ob das an dem Tag war, aber es kam über die Woche hinweg immer mal wieder eine Ã,,rztin vorbei, die mir sagte, dass ich die Atemübungen machen sollte. Diese machte ich zwar, allerdings mangels Ausdauer und Kraft bei weitem nicht so oft und stark wie gewollt. Ich erreichte meine Bestleistungen eigentlich immer nur, wenn mich dabei jemand beobachtet hat. "Alle 3 müssen oben sein! Noch 5 mal!" Ich habe sie nicht gemocht und hier im Forum wurde sich schonmal negativ über eine Ã,,rztin auf der Intensiv geäußert. Kann mir gut vorstellen, wer das ist :)
An die Schmerzen erinnere ich mich mehr im Detail. Irgendwann hatte ich mal ein starkes Kribbeln in der Brust. Mit den Schmerzen hat es sich aber immer gleich verhalten: Sie tauchen auf und man denkt, dass man stirbt. Doch dann nehmen sie ab und irgendwann sind sie komplett weg. Dann taucht ein neuer Schmerz auf und immer so weiter.
Am Freitag meinte auch die Frau, die immer das Essen brachte, dass sie erst am Montag wiederkommt und wir uns nicht mehr sehen werden. Ich dachte mir, wer ist diese Frau. Klingt hart, aber ich wusste es wirklich nicht. Man sieht so viele Gesichter und kann sich kaum welche merken. Aber im Nachhinein war die Essensfrau immer sehr nett gewesen und super glücklich, wenn ich ein bisschen gegessen hatte. Ich hatte allgemein keinen Hunger. 7 Uhr Frühstück und wenn ich gerade so fertig war, kam schon das Mittagessen. Und dann das Abendessen. Essen war anstrengend und zeitintensiv, weswegen ich wenig Atemübungen machte. Auch musste ich mal zum Röntgen, wo mich die Pflegerin sogar persönlich im Rollstuhl hinbrachte. Sehr nett. Am Abend kam der Arzt und stellte an den Geräten den Druck neu ein. Da waren die Schmerzen gerade erträglich und dann lässt er meinen Brustkorb zusammenziehen und es fängt wieder von vorne an.

Tag 3
An diesem Tag müsste eine neue Physiotherapeutin gekommen sein, die erstmal fassungslos annahm, dass ich am Tag zuvor operiert wurde und SCHON auf den Beinen war. Aber sie war nett. Kräftig Atemübungen und das war's.
Ich war 30 Minuten auf dem Gang, während die Pfleger über Ariane Grande diskutierten. "Das sind die überforderten Pflegekräfte" dachte ich mir. Auch wurde ich an dem Tag noch einmal geröntgt. Dieses Mal wurde ich per Schiebe-Express dorthin gebracht und lag dann locker 45 Minuten im Gang herum, während auch Besucher an mir vorbeiliefen.
Das Aufstehen war übrigens immer noch sehr schlimm, weil ich in der Mitte zwischen Bauchnaben und Brust auf der linken einen sehr ziehenden Schmerz hatte, der sich dann immer meldete. Dass ich also nochmal röntgen und meinen Brustkorb an das Gerät pressen muss, fand ich nicht gut.
Ich glaube, dass an diesem Tag eines der beiden Geräte entfernt wurde. Ein Schlauch weniger.

Tag 4
Im Vorfeld hieß es, dass ich am Sonntag auf die Kinderstation wechseln würde. Das wäre nun soweit. Das letzte Gerät wurde entfernt sowie der Schmerzkatheter. Das hat sich sofort bemerkbar gemacht, denn innerhalb von 15 Minuten wurden die Schmerzen unerträglich, sodass ich doch nochmal etwas vom warmen Wohlfühl-Scherzmittel bekam. Kurz vor der Verlegung bemerkte die Pflegerin, die super nett war (bisschen breiter, kaum Haare), dass der Schlauch nicht richtig offen war, wodurch das Schmerzmittel nicht richtig floss. Naja, es trotzdem gut geholfen. Der Blasenkatheter wurde auch entfernt und ab dann war ich abholbereit. Weil Sonntag war und offenbar nur eine Rumschieberin gerade arbeitete, hat es aber länger gedauert als gedacht.
Auf der Kinderstation hatte ich erstmal Angst, weil man erwartete, dass ich nun selbstständig aufstehe und mobil bin, aber das ja immer noch sehr weh tat. Auch ist es eine große Umgewöhnung, nachdem alles für einen gemacht wurde.
Es kam noch eine von den Physiotherapeutinnen vorbei (nicht die, die mir die Geräte brachte, sondern eine jüngere) und sagte, dass ich ab morgen Gruppensitzungen mit den anderen beiden haben werden. Cool. Ich freute mich.
Auch stellte sich ein sehr engagierte Pfleger vor, der zwar merkwürdig war beim ersten Kennenlernen, aber ich war immer froh, wenn er Schicht hatte.

Der Rest der Kinderstation
Den Rest fasse ich mal zusammen, weil nicht mehr allzu viel passierte und ich es nicht genau den Tagen zuordnen kann.
Die Physio war cool. Es fing an mit Arme heben, irgendwann auf den Bauch legen und Arme dabei anheben. Atemübungen natürlich auch. Radfahren ebenso. Es war sehr schön, noch andere kennenzulernen, die in der gleichen Situation waren. Man konnte sich einfach sehr gut verstehen, wenn man im Schneckentempo über den Flur lief oder Aufstehen ein Ding der Unmöglichkeit ist.
In mein Zimmer kamen im Laufe der Woche noch zwei weitere. Einer bekam den Bügel rein, der andere ihn raus.
Am Montag wurden mir die letzten Drainagen entfernt. Endlich schlauchfrei!
Auf der Kinderstation habe ich auch zum ersten Mal meinen Körper betrachtet. Nun. Ich war entsetzt. Mein Brustkorb war gefühlt sehr weit hinten, sodass die Rippenbögen hevorstanden. Es sah aus als hätte ich eine Trichterbrust. Die Narben waren größer als ich annahm. Dazu die Taubheit, die auch bis heute nicht vollständig weg ist. Sehr negativ, aber der Eindruck wurde besser. Womöglich ist die ganze Muskulatur quasi zusammengeschrumpft gewesen und durch die Kurzatmigkeit verstärkt das Gefühl natürlich noch, weil man den Brustkorb nicht ausdehnt.
Irgendwann wurden die Fäden gezogen.
Ab und zu musste ich zum Ultraschall, um mein Pleura zu prüfen. Leider ging er auf einer Seite einfach nicht weg, sodass punktiert wurde.
Das wurde von der netten Ã,,rztin vom Anfang durchgeführt. Da die Punktion eine OP ist, musste ich auch hier wieder aufgeklärt und in OP-Kleidung abgeführt werden. Eine Nakose gab es aber nicht. Die Ã,,rztin unterhielt sich freundlich, während sie gerade das Zeug raussaugte. Es stellte sich heraus, dass sie mal in der Vergangenheit im meinen Ort gewesen ist (zur Erinnerung: Ich wohne 6 Stunden mit den Zug entfernt eher ländlich). Die Punktion an sich war sehr unangenehm, aber wie schon bei der OP-Vorbereitung bin ich gut im Ertragen. Zum Glück hat sie auch die gewünschten Ergebnisse gebracht.
Schmerzen waren dann auch überraschend gering. Bei der täglichen 1 bis 10 Frage war ich immer bei 2 oder 3.
An sich lief also alles gut und ich konnte am Freitag (Tag 9) wieder heim. Ich sollte zu Hause aber unbedingt zu einer Nachbehandlung gehen, um den Pleura zu prüfen.

Krankenahaus bis jetzt
Am Wochenende nach der Entlassung wurden die Schmerzen wieder stärker, vermutlich weil ich mich insgesamt viel mehr bewegte als im Krankenhaus, wo ich die meiste Zeit im Bett lag.
Ich habe früh versucht mich zu bewegen. Zunächst noch eben im Haus, danach um das Grundstück herum. Zwei(?) Wochen danach fing ich mit spazieren an. Ich wohne an einem Berg und nach 10 Sekunden bergauf laufen wäre ich fast kollabiert. Der ganze Körper dreht bzw. reibt sich. Extrem anstrengend, aber es hat super geholfen. Ich war alle zwei Tage für ein paar Minuten am Berg spazieren und habe jedes Mal die Fortschritte gemerkt. Hätte ich das nicht gemacht, wäre es niemals besser geworden.
Die Nachbehandlung hat auch kein weiteres Pleura gezeigt, dafür Eisen-Mangel. Habe also ein paar Monate Eisentabletten genommen.
Bezüglich der Schmerzmittel habe ich früh beschlossen, wie ich sie konstant absetzen will. Pro Tag wurden mir 3x Ibu, 3x Nova und 1x Panto verschrieben, wobei letzteres für den Magen ist. Alle zwei Tage habe ich eine der 6 Tabletten um die Hälfte reduziert, sodass ich Anfang/Mittel April keine Schmerzmittel mehr nahm.
Im Sommer darauf war ich ab und zu schwimmen. Im Herbst fing ich wieder mit leichtem Sport an. Die Aussage der Physiotherapeutin, dass ich nach 8 Wochen im Prinzip wieder alles machen kann, ist also maßlos übertrieben gewesen.
Die Bandage trug ich nach 8 Wochen nicht mehr. Das war sehr ungewohnt. Man fühlt sich nackt und die Schmerzen werden einem stärker bewusst, wodurch man erstmal einen Rückschlag hat, aber auch das legt sich wie immer nach wenigen Tagen wieder.
Die Atemübungen habe ich so gut wie gar nicht mehr gemacht. 1 Jahr nach der OP habe ich mal geguckt und erreichte die gleichen Werte wie vorher. Anscheinend hat das (zügige) Spazieren ausgereicht.
Husten ging ein paar Monaten später wieder schmerzfrei, Niesen ist manchmal heute noch unangenehm.
Ich hatte ja von dem Schmerz zwischen Bauchnabel und Brust geredet. 1 Jahr nach der OP hatte ich random den gleichen Schmerz auf der anderen Seite. Bin mitten in der Nacht aufgewacht, weil ich plötzlich Schmerzen hatte. Es hat sich definitiv an der Stelle etwas verändert, weil sie sich anders anfühlte danach. Nach 2 Monaten merkte ich davon aber nichts mehr, hat also etwa gleich lange wie beim ersten Schmerz gedauert.
Im Sommer darauf hatte ich etwas Schmerzen an der Stelle, wo der Bügel endet und vermutlich festgemacht ist. Also mehr oder weniger unter den Armen. Auch das legte sich wieder.

Seitdem hatte ich keine Beschwerden mehr. Insgesamt würde ich das wieder machen. Zwar ist eine Stelle vom Kiel immer noch gut sichtbar - zumindest aus der Vogelperspektive - das müsste aber mit etwas Sport gehen.
Allgemein wäre noch zu sagen, dass sich die Muskulatur nach der OP an der Brust und dem Bauch etwas verändert hat, was sich leider beim Sport bemerkbar macht. Sit-Ups oder Crunches sind für mich quasi unmöglich momentan. Ich hoffe, dass sie das bei der 2. OP wieder korrigieren können.

Auch möchte ich noch etwas zu Corona schreiben. Mein Krankenhausaufenthalt war ziemlich genau dann, als es mit Corona richtig Fahrt aufnahm. Eine Woche später und die OP wäre vermutlich verschoben worden. Wir haben die Maskenknappheit gespürt (die Intensiv-Ã,,rztin beklagte, dass sie ihr Leben mit uns Patienten riskieren würde) und es wurde Desinfektionsmittel aus dem Krankenhaus gestohlen, sodass es auf den Stationen entweder keins mehr gab oder festgeklebt wurde. Außerdem waren keine Bandagen mehr da, sodass ich keine an hatte, während die andere gewaschen wurde. Keine Ahnung, ob das was damit zu tun hatte. Bezogen auf die Erholung war es natürlich einerseits ideal, dass Lockdown war, andererseits hat die OP mit Corona mich sehr aus dem Alltag herausgerissen, sodass mir eine gewisse Alltagsroutine fehlte nach der Entlassung.
Titel: Re: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Ninchen99 am 11. März 2022, 09:50:55
Hallo  ;) , dein Erfahrungsbericht ist wirklich sehr informativ und interessant. Bin auch eine Kielbrustlerin! Mir steht die erste Op im April noch bevor! Vielleicht wird auf das Einsetzen eines Bügels verzichtet. Mit welchem Operationsverfahren wurdest du operiert -Nach Nuss oder nach Ravitch? Wie war das mit deiner Berufsunfähigkeit? Wie lange bist du ausgefallen? Bin in der Pflege tätig, man wird dort ja immer gebraucht. Allerdings ist der Beruf körperlich sehr anstrengend. Diesbezüglich mache ich mir so meine Gedanken.  :-[
Sorry für die ganzen Fragen ::) ;D

Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße  :-*
Titel: Aw: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Tobsi am 01. September 2022, 01:16:20
Hallo :)
Tut mir leid, dass ich erst jetzt antworte, aber ich hoffe, dass bei dir alles gut lief.
Ich wurde nach Nuss operiert und da ich studiere, musste ich auch nirgends ausfallen. Die OP war ja im März - also in den Semesterferien - und im April war ich soweit wieder fit, aber durch Corona war dann sowieso alles online, wobei ich auch in die Uni gegangen wäre.
Ja, ich wollte den Pflegern dort auch immer so wenig wie möglich zur Last fallen. Am ersten Abend war ich rückblickend aber dann doch etwas sehr weinerlich.
Meiner Erfahrung nach lief auf der Kinderstation alles entspannter ab und am Abend schien allgemein weniger los zu sein.

Dir auch alles Gute :)
Titel: Aw: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Tobsi am 01. September 2022, 03:23:26
So und damit möchte ich das hier vervollständigen und über die Bügelentnahme berichten. Im März wurde er ja 2 Jahre alt und Ende Juli war es dann soweit.

Vor dem Krankenhaus
Zuerst schrieb ich Dr. Gfrörer eine E-Mail, um nach Informationen zu fragen z.B. ob es mit Bezug auf Corona überhaupt Kapazitäten gibt und ob es einen qualitativen Unterschied macht, ob der Bügel 2 oder 3 Jahre lang drin bleibt (mir wurde ja immer gesagt 2 bis 3 Jahre).
Er antwortete, dass alles ok ist und ich einen Termin bei der Sekretärin machen soll. Dort rief ich Anfang März auch an, in der Hoffnung, dass ich für Anfang April einen Termin bekomme. Das war sehr naiv und letztendlich wurde es der 29. Juli. Neu war, dass ich wegen eines PCR-Testes schon 2 Tage vorher ankommen müsste, also am 27. Juli. Das war ein Mittwoch.
Zu meiner Überraschung musste ich keine Untersuchungen im Vorfeld machen. Einfach eine Krankenhauseinweisung beim Hausarzt holen. Das reicht. Es musste auch nicht eine bestimmte Formulierung darauf stehen. Das wirkte schon fast zu einfach.
Die Einweisung bekam ich auch ohne Probleme, wobei sie zuerst meinten, dass "es ja Trichterbrust heißen müsste". Ich bin echt überrascht, wie oft das verwechselt wurde insgesamt.

Ankunft in Berlin
Alles wie immer. Anmelden, den ganzen nervigen Papierkram noch einmal ausfüllen, warten.
Dr. Gfrörer war zu meiner Überraschung sogar auch da und hat mich gefragt, ob sie auf etwas achten sollen oder ob etwas nachkorrigiert werden soll. Ich denke nicht, dass er mit jedem Patienten persönlich über die OP redet. Zumindest habe ich ihn danach nie wieder auf der Station gesehen oder mit jemandem reden sehen. Scheinbar hatte ich einfach Glück, dass er gerade zufällig auch da war.
Nun. Ich habe die Gelegenheit genutzt, um mit ihm über die schon im ersten Bericht angesprochene Verschiebung der Brust- und Bauchmuskulatur zu sprechen. Er wirkte verwirrt und brachte mich ins Untersuchungszimmer, um sich das genauer anzuschauen.
Dort sah er, dass zwischen der Brustmuskulatur eine größere Lücke ist, sagte aber, dass er ohne einen Schnitt in der Mitte der Brust das nicht wieder korrigieren kann. Das hat mich schon enttäuscht, da ich davon ausging, dass das keine große Sache ist, schließlich haben sie die Muskulatur vor 2 Jahren auch schon (ungewollt) verändert. Er hat sich die Stelle wirklich lange angeguckt und überlegt, hatte aber keine andere Lösung. Von dem Schnitt in der Mitte hat er mir auch abgeraten.
Bei der der Bauchmuskulatur konnte ich ihn gar nicht davon überzeugen, dass da irgendwas komisch ist.
Zur Erinnerung: 6-Pack besteht ja aus 3 kleinere Muskeln auf jeder Seite. Bei mir sind die oberen 2 aber zu einem mittigem zusammengegangen nach der OP und - meiner Meinung nach - etwas nach unten gewandert, wodurch ich den Eindruck hatte, dass mir z.B. Sit-Ups viel schwieriger fallen.
Für ihn war aber alles normal und wollte da nichts machen. Schade, fand ich aber auch nicht schlimm, da ich das mit der Brust wichtiger fand.
Dafür hat er mir aber angeboten, den Rest-Kiel, den ich auch schon im anderen Beitrag angesprochen habe, zu korrigieren. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass das geht, wodurch ich auch nicht gefragt habe, aber er ist von selbst darauf gekommen. Es wäre auch überhaupt nicht kompliziert zu machen. Sie würden einfach das Überschüssige absägen/abstreifen...was auch immer er gesagt hat. Sie könnten das auch ohne Probleme von den alten Narben machen. Da frage ich mich schon, ob sie die gesamte Korrektur nicht auch von Anfang an so hätten machen können ohne den Bügel.
Zu guter Letzt sollten die Narben neu gemacht werden. Die sind teilweise nicht schön verwachsen und das würde die Chance geben, dass es beim 2. Mal besser wird.
Dann einen Zettel unterschrieben und das war's von Dr. Gfrörer. Auch wenn das vielleicht nicht so positiv klang, hatte ich von ihm einen sehr guten Eindruck. Obwohl ich von Schaarschmidt auch keine negative Erfahrung hatte, so gab es ja dann doch das ein oder andere, das nach der OP nicht optimal war und der Reaktion von Dr. Gfrörer zu urteilen, war das auch nicht normal. Er hingegen wirkte mehr bemüht und auf Augenhöhe.
Ach ja: Er sagte auch, dass ich wohl ab der OP (Freitag) bis vielleicht Dienstag/Mittwoch bleiben müsste. Ich hatte mit mindestens Freitag darauf gerechnet, daher fand ich das sehr kurz.
Danach ist halt das Übliche passiert: Stationsarzt untersucht nochmal und nimmt Blut ab, lange warten beim Narkosegespräch, Röntgenaufnahmen(!) und PCR-Test.
Im Laufe des Nachmittags habe ich noch einen Zimmernachbarn bekommen. Er hat auch eine Kielbrust - das erste Mal, dass ich noch jemandem begegne - und kommt aus der gleichen Ecke wie ich. Wäre ich ebenfalls mit dem ICE angefahren, wären wir vermutlich zusammen angereist. Er ist fast 40 und hatte den Bügel 4 Jahre drin, weil er schon älter ist. Fand es aber spannend, dass das in dem Alter noch gemacht wird.
Den Tag danach ist nichts passiert.

OP-Tag
Da waren wirklich alle verwirrt. Scheinbar gab es Probleme mit dem OP-Plan, weswegen die Uhrzeit von mir und meinem Nachbarn ständig eine andere war. Mal war ich vor ihm, dann er vor mir. Mal war es Mittag, mal direkt der erste Termin am Morgen. Wir wusste nicht, wann wir wirklich dran sein würden.
Irgendwann um 12 oder so kamen sie aber, um mich abzuholen. Die Vorbereitung auf die OP war auch wie gewohnt. Nur wurde ich dieses Mal im OP-Saal direkt eingeschläfert und nicht irgendwo davor.
Leider war der Schlaf auch nicht so schön wie vorher. Gut war aber, dass nach dem Aufwachen nicht alles geschmerzt hat und die Atmung völlig unverändert möglich war. Scheinbar lief alles ganz gut.
Zurück auf dem Zimmer stellte ich fest, dass mein Nachbar doch nicht operiert wurde und erst am Montag dran ist. Wir hatten Freitag. Da hatte ich echt Glück gehabt, dass es bei mir nach Plan lief.
Später kam eine Pflegerin um nach mir zu sehen. Es sah alles gut aus. Die Stelle der Korrektur war sehr geschwollen, aber das würde sich legen. Ich sollte auch schon aufstehen. Meinem Nachbarn aus der ersten OP ging es richtig schlecht nach seiner Entnahme und musste mit dem Rollstuhl bewegt werden, deswegen hatte ich Sorgen. Zu meiner Überraschung konnte ich jedoch halbwegs gut aus dem Bett raus. Es tat zwar weh, war aber aushaltbar und lag vermutlich an der Korrektur. Schwindel hatte ich keinen. Es ging mir eigentlich wie immer, wodurch ich sehr euphorisch war.
Da ich ja schon einmal stand, wollte ich auch etwas laufen gehen. Letztendlich wurden es 2 Stunden.

Tag 1
Die Tage danach ist nicht viel passiert. Ich war nicht mehr viel laufen, da ich schon sehr fit war und in der Maske einem sehr schnell sehr warm wird. Und waschen ist nach einer OP immer so eine Sache. Die Drainagen liefen auch nicht gut ab, wenn ich lief und die Behälter in meinen Bademanteltaschen waren. Eine von denen war eh schon zickig und lief auch dann nicht gut, wenn sie auf dem Boden stand.
Die Station wirkte am Wochenende sehr unterbesetzt. Der Stationsarzt war gefühlt 24/7 da und die Visiten machten teilweise die Pfleger selbst. Eine kommentierte sogar, dass die Visite momentan "strauchelt" oder "schwächelt" oder so.

Tag 2
Am Morgen wurde mir gesagt, dass im Laufe des Tages die Drainagen sogar schon entfernt werden könnten, wenn die Menge passt. Und am Tag danach könnte ich heim. Das wäre also Montag schon - der Tag, an dem mein Nachbar erst operiert wird. Ich war einfach überrascht, wie flott das alles ging.
Ich wurde auch dann erst über die OP informiert. Scheinbar lief alles gut, insgesamt 3 Metallfäden(?) haben sie drin gelassen, weil zu mühselig. Könnte also piepen an Flughafen.
Tatsächlich wurden meine Drainagen noch am selben Tag gezogen. Zwar war die Menge eigentlich noch drüber, sie haben sie aber trotzdem entfernt. Danach ging es mir gleich noch einmal viel besser. Die Schläuche haben wirklich einen großen Anteil. Mehr ist eigentlich auch nicht passiert.

Tag 3
Bei der Visite war eine Ärztin da, die ich zum ersten Mal sah. Sie sagte mir, ich könnte gehen. Mir ging das immer noch zu schnell. Gegen einen Tag länger hätte ich wirklich nichts gehabt.
Ich habe meine Sachen gepackt, mich verabschiedet - mein Nachbar war immer noch nicht in der OP - und bin gegangen.
Insgesamt war der Aufenthalt sehr langweilig. Und anonym. Abgesehen von meinem Nachbarn hatte ich keinen Kontakt zu anderen und auch die Pfleger und Ärzte waren alle neu. Viele der anderen Patienten hatten vermutlich das Gleiche. Bandage, langsam gehen, Schmerzen: Klingt bekannt. Sie waren tendenziell auch alle so 15.
Mich hat aber einer von denen verwundert. Der hatte noch die ganze Schlauchmontur um - also Schläuche mit de Geräten am Ende dran. Die wurden mir aber mit dem Wechsel von Intensiv- auf Normalstation teilweise entfernt.
Und ich bin auch der Meinung, dass ich ihn am Tag meiner Ankunft noch gesund gesehen habe und seine OP am Tag vor meiner gewesen ist. Daher frage ich mich, ob man überhaupt noch für ein paar Tage auf intensiv geht. Oder könnte das am Alter liegen, dass man nicht wechselt?
Er sah viel schlechter aus als ich beim meinem Wechsel auf die Kinderstation. Fast so, als wäre seine OP wirklich erst vor 2 Tagen gewesen und er sofort wieder auf die Kinderstation gekommen.
Naja, hat mich jedenfalls gewundert.

Entlassung bis jetzt
Paar Tage nach der OP hatte ich Probleme mit den Pflastern. Meine Haut hat wohl reagiert, weswegen sich Blasen gebildet haben, die dann platzten und bluteten. Sah aber viel schlimmer aus als es ist. Ansosten geht es mir gut und ich bin zufrieden. Schmerzmittel habe ich bereits nach der Entlassung keine mehr genommen und körperlich war ich schnell wieder fit. Die Bandage trug ich noch für etwa 2 Wochen.
Damit ist die 3 Jahre lange Reise vorbei. Irgendwo war ich ja schon etwas wehmütig. Man gewöhnt sich an das Krankenhaus und die Abläufe, freut sich über Fortschritte und wartet darauf, dass es endet. Jetzt ist es vorbei und...ja irgendwas fehlt. Ich denke es liegt auch daran, dass ich beim ersten Mal relativ viel Kontakt zu anderen hatte, aber dieses Mal war alles so anonym und schnell.
Den Bügel habe ich mitgenommen, weiß aber nicht, was ich damit anfangen soll.

Das sollte es gewesen sein :)
Titel: Aw: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Tobsi am 03. September 2022, 13:29:50
Eine Sache habe ich noch vergessen: Die Taubheit.
Nach der 1. OP war ja schon ein bisschen an Gefühl weg und kam nur langsam wieder. Da waren größtenteils die rechte Brust, ein Bereich unterhalb der linken und Stellen unter den Schulterblättern betroffen.
Durch die 2. OP ist jetzt nun auch die linke Brust taub und zwar deutlich stärker als bei der anderen, wo ich wenigstens Schmerzen wie Kneifen noch spüren konnte und mit der Zeit kam das wieder teilweise zurück. Selbst das spüre ich nicht mehr.
Die Taubheit beim linken Schulterblatt ist wieder stärker. Dafür ist die unter der linken Brust weniger geworden. Die Ärzte sagten mir jedes Mal, dass das durchaus passieren kann und die Nerven nur langsam wieder erneuert werden, wenn überhaupt. Ist zwar schade, aber es betrifft eher unwichtige Stellen und stärkere Berührungen spüre ich trotzdem immer noch. Es ist nur die Haut an sich, die taub wird, und nicht "das Innere".
Titel: Aw: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: acid am 27. Oktober 2022, 22:49:46
Danke für den ausführlichen Bericht inklusive Update :)
Titel: Aw: Erfahrungsbericht einer Kielbrust-OP in Berlin-Buch
Beitrag von: Blauregen am 08. März 2023, 10:50:09
Hallo,

Vielen Dank für deinen Bericht!

ich habe im Juni einen OP- Termin in Berlin Buch bei Dr. Gförer. Operiert wird meine Kielbrust kombiniert mit einer Trichterbrust. Es sollen 2 Bügel eingesetzt werden.
Meine Brust sieht vielleicht für andere nicht schön aus, aber die psychische Belastung ist bei mir nicht so groß. Sorgen mache ich mir über meine Leistungsfähigkeit. Das Herz hat wohl etwas wenig Platz.

Würdest Du heute den Eingriff noch immer empfehlen?
Hast Du noch etwas mehr über den Nachfolger von Prof. Schaarschmidt, Dr. Gförer erfahren oder vielleicht Kontakte?

Viele Grüße