Trichterbrustforum.de

Allgemeines => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: Daphne am 10. März 2018, 13:43:01

Titel: OP nach Nuss, weiblich 18-jährig
Beitrag von: Daphne am 10. März 2018, 13:43:01
Zu Beginn will ich an wen auch immer bedanken, dass es so was wie dieses Forum hier gibt. Ich habe vor meiner OP, die jetzt gut ein Monat her ist, viele Erfahrungsberichte gelesen, was mir einerseits sehr half mich auf die OP bzw auf die Zeit nach der OP vorzubereiten... Andererseits muss ich sagen, dass all die unterschiedlichen Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungen und Einstellungen zu ihrer Situation mir auch gezeigt haben, dass es gar kein generelles Einstellen auf "wie es dann nach der OP sein wird" gibt. Ich denke, da hat dann wirklich jede Person ihre ganz eigene Geschichte und sehr individuelle psychische und physische Entwicklung.

Ja.. Jetzt mal zu meiner bisherigen Trichterbrustgeschichte: Ich (weiblich, 18) hatte eine ziemlich stark assymetrische Trichterbrust. Ich selbst empfand meinen ganzen Brustbereich als sehr hässlich und hatte grosse Probleme damit umzugehen. Ich konnte damit ehrlich gesagt eigentlich gar nicht umgehen, im Gegensatz zu den ab und zu auftretenden Atembeschwerden beim Sport. Kurz gesagt: mit der physischen Belastung hätte ich ohne OP irgendwie leben können, mit der psychischen Belastung aber überhaupt nicht gut.
Damit man sich vielleicht ein geistiges Bild von meinem Fall schaffen kann: Ich habe unterschiedliches Brustvolumen (gut eine Körbchengrösse), wobei die rechte, sehr kleine Brust mit dem nach rechts gekippen brustbein sozusagen im Brustkorb versank.. Ich fühlte mich somit ohne BH sehr unwohl, da es aussah als hätte ich nur eine Brust. Ich suchte das ganze Internet ab nach Frauen, die ein ähnliches Problem hatten wie ich. Man findet aber meiner Meinung nach noch immer sehr wenig Beiträge von Frauen im Vergleich zu den vielen, die es schon gibt über die Erfahrung von Männer. Ich werde hier auch Bilder reinstellen, damit vielleicht jemand, den es wundert, erfährt, wie es für eine Frau vor und nach der OP ausschauen kann.

So nun zurück zur meiner Geschichte: Ich hatte durch meine Hausärztin einen Termin zuerst mit Lungenspezialisten erhalten, Erst nach diesen Untersuchungen ging ich zu einem Termin bei  meinem Chirurgen. Ich war unglaublich froh als er mir die Sache mit der NussOP erklärte und meinte, dass es bei mir durchaus sinnvoll sein kann, diese OP bei mir durchzuführen. Ich mich dann auch relativ schnell dazu entschieden, diese zu machen.
Bei dem Entscheid für die OP kamen aber bei mir nach und nach auch Gedanken auf, die das Ganze anfingen zu hinterfragen. Ich sah im Entscheid auch eine riesen Schwäche, weil ich nicht die Stärke habe über meiner Trichterbrust zu stehen und damit leben zu können. Ich mich also von einem äusseren Merkmal, dass mich nicht wie alle anderen aussehen lässt, mich von Normen unterscheidet, einnehmen lasse und mich zu einer ästethischen OP entscheide. Ein Thema, bei dem ich in anderen Fällen, wenn es um SchönheitsOPs geht sehr kritisch bin und mich auch oft über Menschen aufrege, die sich ihrer Individualität entziehen um Schönheitsnormen zu entsprechen. Tja und wie es kam, kann Ich mich nun auch zu diesen Menschen zählen..

Trotz diesem Gedanken bereue ich es überhaupt nicht vor gut einem Monat auf dem OP-Tisch gelegen zu haben. Ich bin froh die OP gemacht zu haben, wenn ich das Ergebnis mit meiner Situation vor der OP vergleiche. Ich denke zwar, dass ich mich mit meiner Lage jetzt in manchen Situationen noch immer nicht ganz akzeptieren kann, werde aber daran arbeiten, bis ich das irgendwie schaffe. Meine Brüste sind natürlich immernoch nicht gleich gross und durch die starke Assymetrie, die vorher mein Brustkorb hatte, ist es dem Chirurgen nicht gänzlich gelungen diese aufzuheben. Aber die Trichterbrust ist weg und darüber bin ich unglaublich froh.

Mit den Schmerzen, die ich hatte, kam ich Dank den Schmerzmedikamenten sehr gut klar. Ich hatte nie wegen den Schmerzen das Gefühl die OP bereuen zu müssen und ich denke das ist eins der besten Zeichen. Ich nehme nun eigentlich seit einer Woche auch keine Schmerzmedikamente mehr, nur wenn ich finde, ich bräuchte gerade eins. Doch das ist bis jetzt erst dreimal vorgekommen. Ich merke auch wie ich von Tag zu Tag beweglicher werde und Dinge besser und einfacher tun kann als am Tag zuvor.

So falls das nun jemand liest, die oder der sich auch zu OP entschieden hat und diese auch schon hinter sich hat, wollte ich noch etwas fragen. Man bekommt ja so Lungentrainiergerät nach der OP. Wisst ihr wie viel Milliliter man ab wann etwa erreicht haben soll?

Ich wünsche alles Gute an jene die es nötig haben!
Titel: Re: OP nach Nuss, weiblich 18-jährig
Beitrag von: annaj am 11. März 2018, 11:52:06
schönes Bericht, beleuchtet mal das Identitätsproblem ein bisschen näher ;) Ich verstehe genau was du meinst, hatte auch ein sehr asymmetrisches TB, wie du auf dem Profilbild erkennen kannst. Ich habe mir eher Gedanken wegen späteren Brustkorrektur mit Silikon gemacht. Ich hatte über 20 Jahre Silikon in das Loch/rechte Brust und wollte mit der Nuss-Op alles abgeschlossen haben, also tb weg, alles gut. Da dieses rechte Brust nach 20 J Silikon (es wurde vor der Nuss rausgenommen) ziemlich komisch aussah, habe ich mich letztendlich für Silikon in beide Brüste entschieden. Davor haben wir versucht, Muskeln zu versetzen, hat nicht funktioniert. Ich habe mich mit Frauen mit Silikonbrüste nicht identifizieren können, ein bisschen komisch da ich seit dem ich 16 war tatsächlich ein Implantat hatte... Aber du verstehst was ich meine. Vorurteile halt.

Übrigens ist ein TB-Op für mich jedenfalls keine Schönheit-Op gewesen, für dich höchst wahrscheinlich auch nicht. Das Herz leidet früher oder später, u.A. Genau so wie andere nicht das Recht haben, dich mit deinem TB zu beurteilen, hast du auch kein Recht Frauen oder Männer zu beurteilen die eine oder eine Menge Schönheit-Op's machen lassen. Tatsächlich. Jeder darf so sein wie er möchte. Oft steckt einfach Neid dahinter und die Tatsache dass man sich selbst nicht das erlaubt, was man gern hätte. Manchmal steckt Angst vor Veränderungen dahinter. Wir sind nur einmal hier, wenige Jahre, wieso dann leiden?

Die Gedanken sich selbst zu hinterfragen ob man sich erlauben darf, gut auszusehen sollte man wirklich hinter sich lassen. Hilfsmittel sind da. Wir haben lange genug gelitten, wir sind nicht wie normale Mädels aufgewachsen. Wenn es für dich Zeit ist die Bügeln rauszunehmen, geh dann zu dr. Lützenberg, wenigstens für eine Beratung. Er arbeitet auch als plastische Chirurg und kann die Unebenheiten besser ausgleichen. Silikonbrüste müssen nicht XXL heissen, sondern sie können auch klein und fein sein :) Gute Genesung wünsche ich dir noch, physisch und psychisch ;)


https://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/01/22/tredje-dagen-efter-forsta-operationen-22-1-2011/ (https://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/01/22/tredje-dagen-efter-forsta-operationen-22-1-2011/)
https://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/01/21/operationsdagen-19-1-2011/ (https://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/01/21/operationsdagen-19-1-2011/)
https://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/03/page/3/ (https://pectusexcavatumbloglog.wordpress.com/2011/03/page/3/)
Titel: Re: OP nach Nuss, weiblich 18-jährig
Beitrag von: Daphne am 11. März 2018, 17:55:48
Liebe annaj, danke vielmals für deine sehr spannenden Worte. Klar eine rein ästethische OP war das nicht, aber der Schönheitsaspekt stand bei mir sehr im Vordergrund. Ich bin sehr gespannt wo ich dann in drei Jahren, wenn der Bügel rauskommt stehen werde... Ich denke nicht, dass ich noch etwas an meinen Brüsten machen lassen will. Mein Ziel ist es, mich so wie ich jetzt bin einfach voll und ganz akzeptieren zu können und ich denke und hoffe sehr das auch zu schaffen. Ich denke das ist der richtige Weg für mich, auch wenn ich deine Meinung über die "Hilfsmittel" teile. ;)