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Allgemeines => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: peca am 30. September 2020, 10:49:57

Titel: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 30. September 2020, 10:49:57
Hallo,
es ist wirklich schön das es dieses Forum gibt und nach langem stillen Mitlesen habe ich beschlossen auch einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Dank der eindrucksvoll beschriebenen Erfahrungen konnte ich mir ein Bild machen was bei einer Brustkorbkorrektur zu erwarten ist und bin so direkt und ohne Umwege an Herr Dr.Lützenberg geraten. Vielen Dank dafür !
Ich bin weiblich, 39 Jahre alt, 1,76m groß, 68kg schwer und hatte eine noch jungfräulich, unbehandelte Kombination aus Kiel-und Trichterbrust ( Pectus arcuatum ). In Höhe der 2.Rippe stand der Brustkorb auffällig nach vorn und direkt anschließend kippte das Brustbein im rechten Winkel nach innen.
Lange habe ich versucht eine OP zu umgehen, da auch der optische Aspekt für mich nicht im Vordergrund stand. Aber mit zunehmendem Alter haben die gesundheitlichen Probleme zugenommen und ich musste deshalb den Beruf wechseln, da bei Belastung die Luft wirklich knapp wurde.
Eigentlich bin ich Seitenschläfer, aber in der Position wurde das Brustbein noch stärker auf das Herz gedrückt, so dass ich nachts häufiger mit einem Puls von 120 aufgeschreckt bin und die letzten Jahre pro Nacht nur noch 4 Stunden schlafen konnte.
Im Oktober 2019 war ich in der Sprechstunde bei Herrn Dr.Lützenberg und anhand der mitgebrachten Untersuchungsergebnisse ( CT, Lungenfunktionstest ) und seiner Begutachtung des Brustkorbes war er der Meinung eine Korrektur wäre nötig um :
- eine optimale Atemmechanik wieder herzustellen,  da die Brustwand starr
    und unbeweglich ist   
- das Herz zu dekomprimieren und damit verhindern das sich die Aorta
   noch stärker erweitert
- die Schmerzsymptomatik ( Brustwand, Rippen, Wirbelsäule Ihr kennt das
   bestimmt ) aufzuheben
Das alles wäre möglich mittels einer offenen und geschlossenen ( Ravitch + Nuss ) Operationstechnik.
Der Dr. hat alles geduldig und ausführlich erklärt auch die Risiken ehrlich geschildert. Seine sichere, positive Art hat mich überzeugt und ein anderer Arzt kam für mich nicht mehr in Frage.
So hatten wir einen OP Termin für das Frühjahr 2020 ins Auge gefasst aber die Krankenkasse hat einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die eingereichten Unterlagen ( gut formulierter Arztbrief aus Magdeburg, Lufu mit belegter Vitalkapazität von 62%, CT auf dem das komprimierte Herz und die erweiterte Aorta sichtbar war) haben nicht ausgereicht und die Dak bzw. MDK forderten zusätzlich Befunde des HNO Arztes und Kardiologen sowie Röntgenaufnahmen des Brustkorbes ( ? trotz Kontrast CT ). Ich war bei verschiedenen Kardiologen und mich wundert, dass sie sich scheinbar mit Tb Patienten nicht auskennen, dabei ist das doch gar nicht so selten.
Dank Empfehlung des MDK hat die Krankenkasse die Kostenübernahme abgelehnt. Dr. Lützenberg hat daraufhin eine straffe Stellungnahme formuliert, ich habe noch so viele Untersuchungsergebnisse eingeholt wie möglich,  unter anderem eine 1 wöchige Diagnostik in einer Lungenklinik mit den aktuellen Lungenvitalwerten von nur noch 42%. Der eingereichte Widerspruch war damit erfolgreich.
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 30. September 2020, 13:36:23
Das war wirklich harte Arbeit und ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig wird, da ja die Befunde eindeutig waren. Aber die eigentliche Herausforderung, die Operation stand ja noch an.
Am 18.08.2020 war es dann soweit. Die Aufnahme erfolgte am 17.08. am Uniklinikum Magdeburg mit den erforderlichen Voruntersuchungen, was etwas chaotisch ablief. Der Kollege der den Lungenfunktionstest durchgeführt hat, bescheinigte mir aufgrund der schlechten Werte mangelnde Mitarbeit. Am Abend wurde dann festgestellt, dass meine Blut-und Coronaproben verschwunden sind, also das Ganze nochmal  ::) langsam hatte ich Bedenken.
OP Tag: Die Korrektur war gegen Mittag geplant, vorher waren noch 2
               "Bügelentnahmen" dran
               Hübsch bestrumpft und mit Netzschlüpfer ging es dann ca. 10 Uhr
               in den OP-Vorbereitungsraum, der Eingriff fand dann von halb 12
               bis 14.30 Uhr statt. Es erfolgte:
               -Lösung von Muskelverklebungen
               -Rippenknorpelresektion C2 bis C7 beidseits, jeweils um 2 bis 4cm
                eingekürzt
               -Rekonstruktion einer Rippe
               -Keilresektion des Sternums alles wieder ordentlich vernäht
               -Einsetzen eines Pectus Bar + Stabilisator
               -Versetzen des Brustmuskels und vernähen in gewünschter
                 Position
               -Korrektur der Rippenbögen
               -Einsetzen von 3 Redondrainagen
               Ich bin entspannt eingeschlafen und so auch wieder aufgewacht
               und empfand die Narkose (Propofol) als wirklich angenehm, habe
               nichts mitbekommen als ich extubiert wurde und ein
               Blasenkatheder war auch drin, sehr praktisch. Außerdem konnte
               ich direkt nach dem Aufwachen trotz Bügel besser atmen als
               vorher. Die Verlegung auf die Intensivstation hat noch 2 Stunden
               gedauert. Es ist super das Dr.Lützenberg versucht die Patienten
               auf der Kinderintensivstation unterzubringen. Die Schwestern und
               Pfleger sind wirklich einfühlsam, ich war allein im Raum und hatte
               frische Luft durch ein offenes Fenster.
               Ausgestattet war ich mit einer PCA Pumpe (Dipidolor) zur
               Schmerzmittelversorgung über die Vene in der Hand zum selbst
               dosieren. Das hat leider nur einen halben Tag funktioniert, da dann
               die Vene dicht war (sehr schmerzhaft). Der Venenkatheder wurde
               entfernt und in Abständen erfolgte dann eine Injektion in den
               Oberschenkel muskulär. Zusätzlich habe ich noch Novalgin
               bekommen und so waren die Schmerzen gut auszuhalten. Dann
               wurden mit einem mobilen Röntgengerät noch Aufnahmen
               gemacht und da habe ich bemerkt, dass ich meinen Kopf gar nicht
               selbständig anheben konnte, das war gruslig. Ich wusste nicht
               das man so auf die Brustmuskulatur angewiesen ist um den Kopf
               aus liegender Position anzuheben  :).
1.Tag    Am 19.08. wurde ich dann wieder auf Station gebracht. Die ganze
              Zeit hatte ich starken Durst und mittels Schnabeltasse und Trink-
              halm funktionierte auch das, sogar ohne Erbrechen. Mittags gab es
              fertig belegte Schnittchen, das war lieb und die Schwestern und
              Brüder sind echt spitze. Leider war die Zimmerkollegin eine echte
              Drama-Queen (keine Tb-Patientin), die ständig Fenster und
              Jalousie geschlossen halten wollte. Die Hilflosigkeit hat mich so
              gewurmt, dass ich verbissen Aufstehen geübt habe. Das Aufstehen
              funktionierte, jetzt konnte ich das Fenster selbst öffnen ha  :).
              Später kam auch die Physiotherapeutin und erläuterte noch mal die
              Aufstehkniehebeltechnik und auch der Blasenkatheder wurde an
              dem Tag entfernt. Dr. Lützenberg hat dann auch das OP-Ergebnis
              begutachtet und ich konnte es in der Senkrechten betrachten.
              Das Resultat war beeindruckend, die obere Hervorwölbung und
              auch der Trichter war verschwunden. Der Dr. meinte vor der OP,
              dass die Brüste danach kleiner wirken. Ich finde das ist nicht der
              Fall, da durch die an richtiger Stelle angehobene Brustwand die
              Brust weiter nach vorn steht, was besonders unter der Kleidung
              auffällt und sich ziemlich ungewohnt anfühlt, aber schön
2.Tag    Mir gings nicht so gut und der Dr. meinte ich habe mich überlastet
              Ich glaube auch die straffe Schmerzmedikation (3×Ibuprofen600
              1×Pantozol, 3×Tilidin 100mg täglich) hat mich niedergestreckt.
3.Tag    Es ging mir wieder gut, also halbwegs, und die Drainagen wurden
              gezogen, die Wunden ordentlich verpflastert. So konnte ich
              endlich wieder duschen und das Haarewaschen funktionierte auch.
4.Tag    Es wurde noch ein Röntgenbild angefertigt, kein Pneumothorax,
              kein Erguss und alles an Ort und Stelle, Prima. Die Blutwerte
              waren auch super.
              Die Besucherregelung war auch nicht so streng wie ich aufgrund
              der Coronasituation vermutet habe und wir waren im Freien
              spazieren. Die Grünanlagen der Klinik sind schön. Leider hatte ich
              mit Verstopfung zu kämpfen aber auch da schafft das Pflege-
              personal Abhilfe.
5/6Tag Ich war viel draußen, bin spazieren gegangen und alles klappte
              immer besser. Im Nachhinein betrachtet war alles nicht so
              schlimm wie befürchtet und die OP Schmerzen hielten sich in
              Grenzen, auch dank der Schmerzmittel. Ehrlich gesagt fand ich die
              Verstopfung schlimmer. Nur bei der intravenösen Antibiotikagabe
              war mir übel, aber nach Umstellung auf Tabletten ging das wieder.
              Froh bin ich auch, das Ganze im Sommer gemacht zu haben, das
              Körpergefühl ist in Wärme ein ganz anderes und es reicht ein
              lockeres Hemd zum knöpfen und Sandalen zum reinschlüpfen.
7.Tag    Am 25.08.2020 wurde ich entlassen und fühlte mich ziemlich gut.
              Ich wurde abgeholt und die Fahrt von ca 200 km war auch nicht
              allzu lang und verlief unproblematisch.
Auf dir OP habe ich mich vorbereitet indem ich vorher eine Darmsanierung durchgeführt habe und auch in der Klinik während der Antibiotikagabe die guten Darmbakterien zum Aufbau der Darmflora zu mir genommen habe, sowie Zink und VitaminC. Außerdem habe ich vorher Muskeln aufgebaut und 5kg zugenommen.
Gut 2 Wochen nach der OP konnte ich selbst wieder Autofahren, allerdings mit einem Kissen unter dem Gurt.
Es ging mir erstaunlich gut und immer mehr Bewegungen waren möglich, nur auf Belastung, Sport und Drehbewegungen soll ich 3 Monate verzichten.
Das Aufstehen und Hinlegen ist etwas schmerzhaft und in liegender Position sind Bewegungen nur noch schwer möglich,  schlafen funktioniert nur in Rückenlage. Der Bügel drückt schon ganz schön, besonders die Bügelenden, sodass ich morgens noch eine Ibuprofen600+1 Pantoprazol und nachmittags eine Tilidin 100mg eingenommen habe.
4 Wochen nach dem Eingriff fühlte ich mich psychisch nicht so gut war antriebslos und niedergeschlagen. Deshalb habe ich die Schmerzmittel abgesetzt in der Hoffnung die Stimmung bessert sich.
In alltäglichen Bewegungen verfalle ich immer wieder in alte Bewegungsmuster und es kommen die "alten" Schmerzen wieder zum Vorschein. Auch mit Geradehalter ist es schwierig dem entgegenzuwirken, deprimierend.
Jetzt 6 Wochen nach der OP geht es mir körperlich ganz gut, nur niedergeschlagen bin ich noch immer.
Die Ravitch-Naht (verläuft bei uns Frauen waagerecht unter den Brüsten) geht oberflächlich an einigen Stellen immer wieder auf. Vielleicht sollte ich doch einen BH tragen damit die Brüste nicht so viel Spielraum haben   :)  und die Naht hält. Hat evtl. jemand Erfahrung damit, bin für jeden Tipp dankbar.
Das Taubheitsgefühl geht nur langsam zurück, was vielleicht ganz gut ist, da so die Schmerzen nicht in voller Stärke zu spüren sind. Hat auch hier jemand Erfahrung ob und wann das vollständige Gefühl zurückkommt ?
Das sind aber nur kleine Problemchen und ich hätte nicht gedacht, dass so ein Eingriff in meinem Alter so komplikationslos möglich ist. Da sieht man die Qualität dieses Arztes und ich bin so zufrieden, dass ich die OP dank ihm jederzeit wieder machen lassen würde. Nachts durchzuschlafen weil das Herz wieder Platz hat und endlich tief durchatmen zu können ist ein wunderbares Gefühl.
             
                       

               
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: Stromba am 08. Oktober 2020, 07:55:23
Hallo Peca

danke für deinen Bericht und weiterhin gute Besserung. Wie kommt es dass du so detailliert alles berichten konntest hast du den OP Bericht ?

Grüße
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 09. Oktober 2020, 14:29:11
Hallo Stromba,
danke, ja der Doktor hat erklärt was er gemacht hat und den OP Bericht habe ich auch. Anfang nächster Woche fahre ich zur Nachkontrolle, mal sehen was er sagt. So ein unbestimmtes Gefühl das etwas verrutscht sein könnte ( wie hier viele beschreiben ) besteht irgendwie.
Du hattest aber einen OP Marathon, wie geht es dir mittlerweile,  was machen die Bügelenden ?
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: Stromba am 10. Oktober 2020, 08:22:32
Hi Peca

ja die Bügelenden machen immer noch Probleme deshalb kommen Sie am 16.10.2020 raus. Das ist dann die 8 Op in Zusammenhang mit der TB.

Alles gute für Dich.
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 10. Oktober 2020, 20:09:53
Hallo Stromba,

danke schön. Lässt du die Bügel in Magdeburg entfernen und ist es ungewöhnlich das du an einem Freitag operiert wirst ? Da wünsch ich dir viel Erfolg und das dann mal gut ist mit Operationen.

Viele Grüße

Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: Stromba am 11. Oktober 2020, 07:53:51
Hallo Peca

nein sie kommen in Ostercappeln raus.

Danke.

Viele Grüße
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: Zwieback am 19. Oktober 2020, 10:26:22
Hallo Peca,

Schön von jemandem zu lesen, die genau dasselbe Krankheitsbild hat/hatte wie ich. Auch ich wurde letzte Woche (14.10.) aufgrund eines Pectus arcuatum von Dr. Lützenberg operiert. Obwohl ich noch jünger bin (23) habe ich die OP leider nicht so leicht weggesteckt. Darf ich fragen, wie du an den OP Bericht gekommen bist? Hast du direkt danach gefragt oder hat man ihn dir einfach gegeben ? Wenn ich bedenke, dass es mir jetzt schon so viel schlechter geht als dir und du trotzdem noch so lange so starke Schmerzen hattest, wird mir ja ganz mulmig..

Wie geht es dir aktuell? :-)

Liebe Grüße Zwieback
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: sidewinda323 am 19. Oktober 2020, 15:15:36
Hab mal eine Frage zum Aufenthalt in Magdeburg. Was muss man denn ausser einer Einweisung vom Hausarzt noch mit bringen?
War bereits schon zur Voruntersuchung dort.
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 19. Oktober 2020, 18:21:55
Hallo Zwieback,

das tut mir leid zu hören das du so mit Übelkeit zu kämpfen hast.
Was bekommst du gegen die Schmerzen, hattest du eine PDA oder eine PCA Pumpe für die Vene ?
Die Schmerzen waren bei mir die ersten beiden Tage heftig aber danach gings ( dank Tilidin  ;D ) und jetzt 9 Wochen nach der OP ist nur noch ein leichter Druck des Bügels gegen die Rippen spürbar. Es ist kein wirklicher Schmerz und auch wenn es schräg klingt, ich freue mich über das Gefühl weil es mich jedesmal daran erinnert was mit der Korrektur erreicht wurde.
Vor einer Woche war ich zur Nachkontrolle in Magdeburg und es sieht alles gut aus und der Doktor meinte auch ich brauch mir keine Sorgen zu machen, dass evtl etwas verrutscht oder Muskel abreißt. Allerdings bin ich volle 3 Monate krankgeschrieben, da ich körperlich arbeite und nicht riskieren möchte das etwas kaputt geht, es wäre schade um die Arbeit.
Ich habe Herrn Dr. Lützenberg nach dem OP Bericht gefragt.
Ich drück die Daumen das es dir bald besser geht, aber das wird schon und nach einer Weile wirst du dich bestimmt über das Ergebnis freuen und die Schmerzen treten in den Hintergrund.
LG
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 19. Oktober 2020, 18:33:44
Hallo Sidewinda,

wenn der Doktor schon alle Befunde hat , dann direkt für die OP eigentlich nur den Einweisungsschein vom Hausarzt und schriftlich die Kostenübernahmebestätigung der Krankenkasse. Du bist demnächst auch dran ?

LG
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: sidewinda323 am 20. Oktober 2020, 15:11:55
ja am 9.11 ist es bei mir soweit
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 26. Oktober 2020, 21:10:00
Sidewinda, dann alles Gute für den Eingriff, es ist eine Rezidiv OP oder ?
VG
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: sidewinda323 am 28. Oktober 2020, 20:43:05
Rezidiv, wurde aber wegen Corona auf Februar 2021 verschoben  >:(
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 31. Oktober 2020, 20:34:09
Da kann man nur hoffen das dann planbare OP's wieder durchgeführt werden und es nicht noch länger dauert. Ich drück die Daumen.
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 13. November 2020, 18:08:19
3 Monate nach der OP

Die OP fand vor gut 3 Monaten statt und mir geht es physisch und psychisch sehr gut. Nach 7 Wochen war auch die Ravitch-Naht endlich geschlossen. Sie war zu keinem Zeitpunkt entzündet, aber stark unter Spannung, es ist wahrscheinlich eine ungünstige Stelle.
Die 5 kg, die ich vor dem Eingriff zugenommen habe sind noch immer da, allerdings nicht mehr in Form von Muskelmasse  :D.
Seit 3 Wochen mache ich wieder leichte Übungen für Bauch und Rücken. Was aber bisher überhaupt noch nicht wieder funktioniert, sind Liegestütze, und es fühlt sich an als würde das noch eine ganze Weile dauern.
Direkt hinter meinem Wohnort befindet sich ein Berg mit Aussichtsturm, welcher sich wunderbar fürs Konditionstraining eignet.
Seit einer Woche gehe ich wieder arbeiten und das klappt ganz gut.
Bisher bin ich immer noch sehr zufrieden, besonders was die körperlichen Verbesserungen angeht und auch die optische Veränderung ist verblüffend. Die Brust sitzt ein klein wenig weiter außen (laut Dr. Lützenberg aber jetzt in normaler Position) und die Übergänge von Rippen zum Brustbein sind absolut glatt. Ich frage mich immer noch wie der Dr. das hinbekommen hat, denn die Einsenkung war recht stark mit abruptem Übergang und harten Knochen.
Was noch sehr schmerzhaft ist, ist das Niesen, aber sonst spüre ich den Bügel kaum noch.
Es ist so schön wieder auf der Seite schlafen zu können ohne dass das Brustbein auf das Herz drückt, und ich bin wirklich froh, mich für diese OP und für Dr. Lützenberg entschieden zu haben.
Ich wünsche allen Genesenden auch weiterhin alles Gute.
LG
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 30. Juli 2021, 17:54:44
1 Jahr nach der Korrektur

Die OP fand vor nun fast 12 Monaten statt und mir geht es immer noch sehr gut. Mit diesem Verlauf hätte ich vor dem Eingriff nicht gerechnet.
Durch leichtes Krafttraining versuche ich zusätzlich den Brustkorb zu stabilisieren und fühle mich von Monat zu Monat immer besser.
Es gibt zwar ab und zu auch kleinere Rückschläge, beispielsweise Schmerzen an den Bügelenden nach dem Training, oder ein Stechen in dem Bereich, in welchem das Sternum getrennt und wieder vernäht wurde.
Dadurch habe ich auch gemerkt, wie wichtig die Regenerationsphasen sind und versuche jeden zweiten Tag anderthalb Stunden Sport einzubauen.
Vielleicht ist es auch Einbildung, aber ich fühle mich sicherer, wenn der Brustkorb durch Muskeln stabilisiert ist, so als Vorbereitung zur Bügelentnahme. Denn die Befürchtung bleibt, dass der Brustkorb instabil wird, wenn der Bügel entfernt wird.
Das Niesen ist manchmal auch noch etwas schmerzhaft.
Liegestütze funktionieren wieder, allerdings Klimmzüge überhaupt nicht.
Die gesamte Körperhaltung hat sich stark verbessert und auch jetzt trage ich den Geradehalter noch hin und wieder, was direkt nach der Korrektur so gar nicht funktionieren wollte.
Auch gegen den Rundrücken kann ich nun besser anarbeiten. Das war vor der OP schwierig, da die Ausweichbewegung der Brustwirbel nach hinten, im Brustraum für etwas mehr Platz gesorgt hat. Auch die gut gemeinten Ratschläge "mach doch mal den Rücken gerade" , waren nicht umsetzbar, da bei aufgerichteter Wirbelsäule und gleichzeitig in rechtem Winkel nach innen gebogenem Brustbein der Druck auf das Herz noch größer wurde.
Jetzt ist der Druck auf das Herz weg und ich habe kein Herzrasen und mittlerweile auch keine Extrasystolen mehr.
Was ich mir einfacher vorgestellt hätte,  ist das richtige Atmen nach der Korrektur. Ich bekomme jetzt viel besser Luft, aber es ist gar nicht so einfach, die Bauchatmung auf Atmung in den Brustkorb umzustellen. Ich muss mich immer noch sehr darauf konzentrieren, wirklich überwiegend in die Brust zu atmen.
Bei einer Chirurgin vor Ort habe ich letzte Woche zur Kontrolle Röntgenbilder anfertigen lassen und es ist alles in Ordnung. Sie war auch erstaunt, wie gut die Korrektur gemacht ist.
Für das gelegentliche Stechen am Sternum könnten die Nähte (Metalldraht) und deren verdrillte, leicht überstehenden Enden verantwortlich sein. Aber von Drahtbrüchen ist nichts zu sehen, also auch da alles in Ordnung.
Vielleicht fahre ich dieses Jahr noch zur Kontrolluntersuchung zu Dr. Lützenberg, es gibt doch ein sicheres Gefühl, wenn er sagt es ist alles OK.
Erwähnen muss ich noch einmal, wie überaus zufrieden ich mit dem Korrekturergebnis bin, Dr. Lützenberg hat wirklich erstklassige Arbeit geleistet.
Allerdings bin ich der Meinung, dass man auch selbst etwas tun muss (Ernährung, Bewegung, Muskelaufbau), um ein optimales Ergebnis zu erreichen und nicht alle Verantwortung dem Operateur anlasten kann.

Ich wünsche auch weiterhin allen Betroffenen und Genesenden alles Gute
Liebe Grüße
peca


Ergänzend noch zur Kostenübernahme durch die Krankenversicherung:

Von einer örtlichen Geschäftsstelle der DAK habe ich mir vor der OP die Verordnung über Krankenhausbehandlung ausdrucken lassen.
Dr. Lützenberg meinte, er würde mich auch damit operieren, aber für eine saubere Lösung wäre eine schriftliche Kostenübernahmeerklärung der KK günstiger. Auch damit kann sich die KK nach Behandlung eine Prüfung vorbehalten, aber es wäre so sicherer.
Ich wollte die saubere Lösung und habe einen Antrag auf Kostenübernahme gestellt.
Der Antrag wurde auf Empfehlung des MDK abgelehnt, mit der Begründung, es würde ein Trainingsmangel vorliegen und die Korrekturoperation aus kosmetischen Gründen erfolgen (wahrscheinlich eine Standardformulierung).
Daraufhin hat Dr. Lützenberg eine Stellungnahme formuliert und mir empfohlen, eine ausführliche Diagnostik in der Lungenklinik vornehmen zu lassen. Er hat dafür einen ehemaligen Patienten (welcher eine ähnliche Problematik hatte) kontaktiert, um die Adresse der Klinik zu erfragen, die ihm damals geholfen hat (Dr. Lützenbergs Engagement reicht da wirklich sehr weit).
Ich wurde dann zur umfangreichen Diagnostik einige Tage stationär aufgenommen. Es wurde ein qualifizierter Befundbericht erstellt, welcher besagte, dass eine schwere, restriktive Ventilationsstörung besteht, die eindeutig auf die Trichterbrust zurückzuführen ist.
Widerspruch bei der KK hatte ich schon eingelegt und habe danach den Arztbericht eingeschickt.
2 Wochen später wurde die Kostenübernahme bestätigt.
Falls jemand ähnliche Probleme hat, kann ich für die Diagnostik das Klinikum Chemnitz, Innere Medizin 4, Chefarzt Prof. Dr. St. Hammerschmidt, empfehlen.
Titel: Re: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 31. Januar 2022, 19:11:54
1 Jahr und 5 Monate nach der Korrektur

Jetzt, knapp anderthalb Jahre nach der Trichterbrustkorrektur, hat sich ein weiterer, positiver Effekt eingestellt.
Scheinbar rutscht jetzt meine Hüfte in die optimale Position.
Nach 30 Jahren Beckenschiefstand hätte ich damit nicht gerechnet.
Seit einem Unfall in der Kindheit habe ich ein defektes Knie und immer angenommen, die Ursache für die schiefe Hüfte liegt an der jahrzehntelangen Fehlbelastung.
Die Schmerzen im unteren Rücken lassen langsam nach und es knackt und kracht ordentlich in der Lendenwirbelsäule. Der Gang ist gefühlt aufrechter und gerader.
Nachdem , durch die Korrektur, die Brustwirbelsäule wieder ins Lot geraten ist, richtet sich jetzt wohl auch das Becken neu aus und die Ursache für die Fehlstellung war nicht das Knie, sondern der Trichter   :D .
Die optimale Platzierung des Nuss-Bügels hat wohl den Impuls gegeben.
Mir geht es immer noch sehr gut und ich bin momentan ziemlich euphorisch und hoffe die Entwicklung geht so weiter.

Allen Trichterbrustgeplagten wünsche ich auch weiterhin alles Gute
LG
Titel: Aw: Tb Korrektur Nuss/Ravitch w39 Magdeburg
Beitrag von: peca am 14. September 2023, 12:31:14
Bügelentnahme in Ostercappeln am 5.9.23

Eigentlich wollte ich den Bügel so lang wie möglich drin behalten, aber seit einer ungünstigen Bewegung vor gut einem Jahr traten hin und wieder Schmerzen im Bereich der Bügeleintrittstelle auf.
Außerdem bin ich sicher,dass alles stabil ist und ich brauche diese Stütze nicht mehr, auch in übertragenem Sinn.
Deshalb habe ich beschlossen, den Bügel jetzt nach den empfohlenen drei Jahren Tragzeit auch wieder von Dr.Lützenberg entfernen zu lassen.


Das Korrekturergebnis ist spitze, obwohl die Ausgangssituation nicht ganz einfach war.
Bei der Erst-Op wurde, unter Erhalt  der Perichondalschläuche, Knorpel der Rippen C2 bis C7 beidseitig von je zwei bis vier Zentimetern Länge entfernt.
Das ist verheilt und ausgehärtet/verknöchert.
Darum habe ich vermutet, dass dann die Atemmechanik etwas limitiert ist. Das ist nicht der Fall, im Gegenteil, jetzt da der Bügel raus ist, spüre ich eine deutliche Besserung. Es lässt sich wesentlich weicher und tiefer atmen als noch vor der Korrektur.

Am 4.9.23 wurde ich in die Klinik aufgenommen, es erfolgten die bekannten Voruntersuchungen und zum Schluß das Arztgespräch.
Am Morgen des 5.9. wurde ich ca. 8 Uhr für die Narkose vorbereitet.
Die MA's und Anästhesiepfleger sind wirklich sehr fürsorglich und einfühlsam, aber das Gefühl, im Weg geparkt zu sein, konnten auch sie nicht beseitigen.
Ich hatte mich auf ein so schönes Einschlafen und Aufwachen wie in der Uniklinik Magdeburg zur Erst-Op eingestellt.
Das hat so nicht funktioniert, mir war übel und ich hatte, da ich das Abendessen am Vortag nicht so gut vertragen habe, Blähungen die in den Oberbauch stiegen, genau dort wo ich sie in dem Moment nicht haben wollte.
Durch den starken Druck konnte ich nicht richtig atmen und habe noch Sauerstoff bekommen.
Irgendwann ging es dann besser und ich habe ein wenig Wasser bekommen...Endlich Flüssigkeit.

Dr. Lützenberg hat den Bügel + Stabilisator entfernt und die Ravitch-Narbe korrigiert.
Als er am Nachmittag fragte wie es mir geht und ich die lästigen Blähungen erwähnte, musste auch er schmunzeln, da eventuelle Operationsschmerzen so gar nicht relevant waren.
Das ist auch bis jetzt so geblieben.

Der kleine Klinikkomplex wirkt sehr freundlich und meine Zimmernachbarin und ich hatten einen luxuriösen Ausblick. Wirklich spektakuläre Sonnenaufgänge.
Da es sehr warm war, standen auf der Station nachts alle Fenster und Türen auf und es hatte fast schon familiären Charakter.
Die Nacht/Tag - Brüder und Schwestern sind sehr sympathisch und Humor haben sie auch.
Ich habe mich ziemlich gut aufgehoben gefühlt und die Bügelentnahme ist nicht mit dem Einbau zu vergleichen.
Am Donnerstag Morgen wurden die Drainagen gezogen, am Freitag alle Pflaster entfernt und ich durfte noch am Vormittag wieder nach Hause.

Dass das ganze Unterfangen so komplikationslos verläuft, hätte ich vor der Korrektur nicht gedacht und bin Dr.Lützenberg sehr dankbar.
Ein Arzt, der sich so für seine Patienten einsetzt, ist nicht selbstverständlich.

Allen,die Ähnliches geplant haben, wünsche ich viel Glück.