Das war wirklich harte Arbeit und ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig wird, da ja die Befunde eindeutig waren. Aber die eigentliche Herausforderung, die Operation stand ja noch an.
Am 18.08.2020 war es dann soweit. Die Aufnahme erfolgte am 17.08. am Uniklinikum Magdeburg mit den erforderlichen Voruntersuchungen, was etwas chaotisch ablief. Der Kollege der den Lungenfunktionstest durchgeführt hat, bescheinigte mir aufgrund der schlechten Werte mangelnde Mitarbeit. Am Abend wurde dann festgestellt, dass meine Blut-und Coronaproben verschwunden sind, also das Ganze nochmal

langsam hatte ich Bedenken.
OP Tag: Die Korrektur war gegen Mittag geplant, vorher waren noch 2
"Bügelentnahmen" dran
Hübsch bestrumpft und mit Netzschlüpfer ging es dann ca. 10 Uhr
in den OP-Vorbereitungsraum, der Eingriff fand dann von halb 12
bis 14.30 Uhr statt. Es erfolgte:
-Lösung von Muskelverklebungen
-Rippenknorpelresektion C2 bis C7 beidseits, jeweils um 2 bis 4cm
eingekürzt
-Rekonstruktion einer Rippe
-Keilresektion des Sternums alles wieder ordentlich vernäht
-Einsetzen eines Pectus Bar + Stabilisator
-Versetzen des Brustmuskels und vernähen in gewünschter
Position
-Korrektur der Rippenbögen
-Einsetzen von 3 Redondrainagen
Ich bin entspannt eingeschlafen und so auch wieder aufgewacht
und empfand die Narkose (Propofol) als wirklich angenehm, habe
nichts mitbekommen als ich extubiert wurde und ein
Blasenkatheder war auch drin, sehr praktisch. Außerdem konnte
ich direkt nach dem Aufwachen trotz Bügel besser atmen als
vorher. Die Verlegung auf die Intensivstation hat noch 2 Stunden
gedauert. Es ist super das Dr.Lützenberg versucht die Patienten
auf der Kinderintensivstation unterzubringen. Die Schwestern und
Pfleger sind wirklich einfühlsam, ich war allein im Raum und hatte
frische Luft durch ein offenes Fenster.
Ausgestattet war ich mit einer PCA Pumpe (Dipidolor) zur
Schmerzmittelversorgung über die Vene in der Hand zum selbst
dosieren. Das hat leider nur einen halben Tag funktioniert, da dann
die Vene dicht war (sehr schmerzhaft). Der Venenkatheder wurde
entfernt und in Abständen erfolgte dann eine Injektion in den
Oberschenkel muskulär. Zusätzlich habe ich noch Novalgin
bekommen und so waren die Schmerzen gut auszuhalten. Dann
wurden mit einem mobilen Röntgengerät noch Aufnahmen
gemacht und da habe ich bemerkt, dass ich meinen Kopf gar nicht
selbständig anheben konnte, das war gruslig. Ich wusste nicht
das man so auf die Brustmuskulatur angewiesen ist um den Kopf
aus liegender Position anzuheben

.
1.Tag Am 19.08. wurde ich dann wieder auf Station gebracht. Die ganze
Zeit hatte ich starken Durst und mittels Schnabeltasse und Trink-
halm funktionierte auch das, sogar ohne Erbrechen. Mittags gab es
fertig belegte Schnittchen, das war lieb und die Schwestern und
Brüder sind echt spitze. Leider war die Zimmerkollegin eine echte
Drama-Queen (keine Tb-Patientin), die ständig Fenster und
Jalousie geschlossen halten wollte. Die Hilflosigkeit hat mich so
gewurmt, dass ich verbissen Aufstehen geübt habe. Das Aufstehen
funktionierte, jetzt konnte ich das Fenster selbst öffnen ha

.
Später kam auch die Physiotherapeutin und erläuterte noch mal die
Aufstehkniehebeltechnik und auch der Blasenkatheder wurde an
dem Tag entfernt. Dr. Lützenberg hat dann auch das OP-Ergebnis
begutachtet und ich konnte es in der Senkrechten betrachten.
Das Resultat war beeindruckend, die obere Hervorwölbung und
auch der Trichter war verschwunden. Der Dr. meinte vor der OP,
dass die Brüste danach kleiner wirken. Ich finde das ist nicht der
Fall, da durch die an richtiger Stelle angehobene Brustwand die
Brust weiter nach vorn steht, was besonders unter der Kleidung
auffällt und sich ziemlich ungewohnt anfühlt, aber schön
2.Tag Mir gings nicht so gut und der Dr. meinte ich habe mich überlastet
Ich glaube auch die straffe Schmerzmedikation (3×Ibuprofen600
1×Pantozol, 3×Tilidin 100mg täglich) hat mich niedergestreckt.
3.Tag Es ging mir wieder gut, also halbwegs, und die Drainagen wurden
gezogen, die Wunden ordentlich verpflastert. So konnte ich
endlich wieder duschen und das Haarewaschen funktionierte auch.
4.Tag Es wurde noch ein Röntgenbild angefertigt, kein Pneumothorax,
kein Erguss und alles an Ort und Stelle, Prima. Die Blutwerte
waren auch super.
Die Besucherregelung war auch nicht so streng wie ich aufgrund
der Coronasituation vermutet habe und wir waren im Freien
spazieren. Die Grünanlagen der Klinik sind schön. Leider hatte ich
mit Verstopfung zu kämpfen aber auch da schafft das Pflege-
personal Abhilfe.
5/6Tag Ich war viel draußen, bin spazieren gegangen und alles klappte
immer besser. Im Nachhinein betrachtet war alles nicht so
schlimm wie befürchtet und die OP Schmerzen hielten sich in
Grenzen, auch dank der Schmerzmittel. Ehrlich gesagt fand ich die
Verstopfung schlimmer. Nur bei der intravenösen Antibiotikagabe
war mir übel, aber nach Umstellung auf Tabletten ging das wieder.
Froh bin ich auch, das Ganze im Sommer gemacht zu haben, das
Körpergefühl ist in Wärme ein ganz anderes und es reicht ein
lockeres Hemd zum knöpfen und Sandalen zum reinschlüpfen.
7.Tag Am 25.08.2020 wurde ich entlassen und fühlte mich ziemlich gut.
Ich wurde abgeholt und die Fahrt von ca 200 km war auch nicht
allzu lang und verlief unproblematisch.
Auf dir OP habe ich mich vorbereitet indem ich vorher eine Darmsanierung durchgeführt habe und auch in der Klinik während der Antibiotikagabe die guten Darmbakterien zum Aufbau der Darmflora zu mir genommen habe, sowie Zink und VitaminC. Außerdem habe ich vorher Muskeln aufgebaut und 5kg zugenommen.
Gut 2 Wochen nach der OP konnte ich selbst wieder Autofahren, allerdings mit einem Kissen unter dem Gurt.
Es ging mir erstaunlich gut und immer mehr Bewegungen waren möglich, nur auf Belastung, Sport und Drehbewegungen soll ich 3 Monate verzichten.
Das Aufstehen und Hinlegen ist etwas schmerzhaft und in liegender Position sind Bewegungen nur noch schwer möglich, schlafen funktioniert nur in Rückenlage. Der Bügel drückt schon ganz schön, besonders die Bügelenden, sodass ich morgens noch eine Ibuprofen600+1 Pantoprazol und nachmittags eine Tilidin 100mg eingenommen habe.
4 Wochen nach dem Eingriff fühlte ich mich psychisch nicht so gut war antriebslos und niedergeschlagen. Deshalb habe ich die Schmerzmittel abgesetzt in der Hoffnung die Stimmung bessert sich.
In alltäglichen Bewegungen verfalle ich immer wieder in alte Bewegungsmuster und es kommen die "alten" Schmerzen wieder zum Vorschein. Auch mit Geradehalter ist es schwierig dem entgegenzuwirken, deprimierend.
Jetzt 6 Wochen nach der OP geht es mir körperlich ganz gut, nur niedergeschlagen bin ich noch immer.
Die Ravitch-Naht (verläuft bei uns Frauen waagerecht unter den Brüsten) geht oberflächlich an einigen Stellen immer wieder auf. Vielleicht sollte ich doch einen BH tragen damit die Brüste nicht so viel Spielraum haben

und die Naht hält. Hat evtl. jemand Erfahrung damit, bin für jeden Tipp dankbar.
Das Taubheitsgefühl geht nur langsam zurück, was vielleicht ganz gut ist, da so die Schmerzen nicht in voller Stärke zu spüren sind. Hat auch hier jemand Erfahrung ob und wann das vollständige Gefühl zurückkommt ?
Das sind aber nur kleine Problemchen und ich hätte nicht gedacht, dass so ein Eingriff in meinem Alter so komplikationslos möglich ist. Da sieht man die Qualität dieses Arztes und ich bin so zufrieden, dass ich die OP dank ihm jederzeit wieder machen lassen würde. Nachts durchzuschlafen weil das Herz wieder Platz hat und endlich tief durchatmen zu können ist ein wunderbares Gefühl.