OP nach Nuss in Ostercappeln Dr. Lützenberg, August 2023

Begonnen von jan97, 12. September 2023, 17:59:54

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jan97

Hallo zusammen,

ich bin schon seit längerer Zeit fleißiger Mitleser und möchte nun meine Erfahrungen mit Euch teilen.

Zu meiner Person
26 Jahre
Männlich
188 cm
100 Kg
Sportliche Figur
Hallerindex 3,8(?)

Mit 13 habe ich die Trichterbrust das erste Mal im Schwimmbad wahrgenommen, als mich ein damaliger Mitschüler gefragt hat, warum mein Oberkörper im Brustbereich eine "innere Wölbung" hat. Ich habe damals im Internet recherchiert und bin recht schnell auf die Trichterbrust gekommen. Mit 14 war ich dann das erste Mal im Klinikum in Mannheim vorstellig. Hier wurde mir bestätigt, dass ich eine symmetrische Trichterbrust habe. Da die Ärzte gemeint hatten, dass das in dem Stadium mit keinen Nachteilen verbunden ist, habe ich mich anfangs damit abgefunden. Leider hatte ich einige Monate später eine unschönere Begegnung, in der mich eine gleichaltrige Person wegen der Trichterbrust beleidigt hat und einen unpassenden Spruch gebracht hat.

Ab dem 15. Lebensjahr habe ich mit aktiven Gängen ins Fitnessstudio versucht mein Selbstbewusstsein und die Trichterbrust durch das Training zu optimieren. Durch den regelmäßigen Sport hat sich zwar mein Selbstbewusstsein verbessert, jedoch gab es keine signifikanten Verbesserungen bei der Trichterbrust. Dehnübungen und gezieltes Rückentraining hat jedoch die Haltung verbessert.

Über die Jahre hat mich die Trichterbrust mehr und mehr belastet, wodurch ich auf dieses Forum und letztlich auf Dr. Lützenberg gestoßen bin. Das erste mal vorstellig bei Dr. Lützenberg war ich im Juni 2020. Da sich durch Corona die ganzen Terminvergaben beim Kardiologen und Pneumologen stark gezogen haben, hieß es geduldig sein. Ich habe dann auch etwas Zeit gebraucht, um die endgültige Entscheidung zu treffen.

Im Frühjahr 2023 habe ich mich dann nach einer unerklärlichen Verschlechterung meiner Ausdauer dazu entschieden, mich operieren zu lassen. Zum Glück ging die Kostenübernahme der Krankenkasse nach Zusendung einiger Fotos an den MDK  problemlos. Am 08.08.2023 war es dann so weit.


1 Tag vor der OP (07.08.2023)
Am Tag vor der OP wurden mehrere Voruntersuchungen gemacht und über die Risiken der Operation aufgeklärt. Die Nacht verlief aufgrund der Aufregung und 2 Schnarchern auf dem Zimmer leider suboptimal

Tag der OP (08.08.2023)
Die Operation war für 08:45 angesetzt. Davor habe ich mich in die Operations-Kleidung geworfen und nur gehofft, dass alles einwandfrei läuft. Ich wurde zeitnah in den Operationssaal geschoben, mir wurde die Aufregung etwas genommen und ich habe die Narkose bekommen.
Die Operation hat wohl 1h und 32 Min gedauert. In der Zeit erfolgte eine Erweiterte Korrekturoperation nach Nuss unter Verwendung von 2 Pectus Bar 14 und 14 Inch, sowie ein Querstabilisator links kranial, partielle Rippenknorpelresektion C6/7 beidseits und eine Rippenbogenkorrektur.
Ich bin einige Stunden später auf der Intensivstation wach geworden und war erstmal etwas verwirrt. Herr Lützenberg kam einige Zeit später und hat mir gesagt, dass alles gut gelaufen ist. Leider hatte ich auf der Intensivstation keinen Blasenkatheter mehr und konnte auch nicht urinieren, sodass die wirklich sehr gute Intensivpflegerin mir einen gelegt hat und auch meine Angst davor genommen hat.
Leider hatte ich sehr mit Übelkeit zu kämpfen, konnte es aber zum Glück unterdrücken und habe etwas dagegen bekommen.
Schmerztechnisch war dieser Tag noch in Ordnung

Tag 1
An diesem Tag haben die Schmerzen richtig angefangen. Ich wurde Vormittag auf Station 5 geschoben und konnte erstmal nichts machen. Da ich so schnell wie möglich fit werden wollte und nicht allzu viel Gewicht verlieren wollte habe ich trotz aller Appetitlosigkeit irgendwie gegessen. Schlaftechnisch war es leider suboptimal da ich Schmerzen hatte und einen Zimmernachbarn hatte, der für eine Weltmeisterschaft im Schnarchen trainiert hat.

Tag 2 & 3
Die Tage waren eigentlich genau wie Tag 1. Am 3. Tag kam glaube ich ein Physio und ich konnte das erste Mal auf der Bettkante sitzen. Ich meine, dass der Blasenkatheter am 3. Oder 4. Tag gezogen wurde. Leider habe ich am 3. Tag Post OP erbrechen müssen. Da war der Schmerz, der durch die Medikation bei 4 war (ohne Bewegung) bei einer 9. Generell war es schmerztechnisch über den Tag aushaltbar, da man wirklich viel bekommt. Ich bin leider jede Nacht schmerzbedingt aufgestanden und habe die Bedarfsmedikation benötigt. Zudem habe ich nachts immer darum gebeten, ob man mich freundlicherweise in das Wohnzimmer schieben könnte, da ich trotz Ohropax kein Auge bei dem WM-Kandidaten zubekommen habe.

Tag 4 & 5
Am 4. Tag habe ich das erste Mal allein geschafft, mich mit der gezeigten Technik (Arme unter die Kniekehle und nach vorne ziehen) in eine aufrechte Position zu kommen. An dem Tag hatte ich auch glücklicherweise wieder Stuhlgang. Am 4. Oder 5. Tag wurden die Drainagen gezogen und am darauffolgenden Tag bin ich wieder duschen gegangen. Am 5. Tag bin ich mehrere Male über den Gang und draußen gelaufen. Insgesamt waren das etwa 4000 Schritte.

Tag 6 & 7
Man hat gemerkt, dass von Tag zu Tag mehr geht. Ich habe es zwar leider nicht geschafft immer alleine aufzustehen, jedoch hat es mit der Hilfe von den wirklich guten Pflegern und Schwestern immer eine Lösung gegeben. Mir ist leider die Decke auf den Kopf gefallen und ich wollte einfach nur noch nachhause. Um die Zeit herumzukriegen bin ich sehr viel gelaufen. An beiden Tagen waren es etwas mehr als 10.000 Schritte.
Am 7. Tag hat mich meine Freundin abgeholt. Vor der Fahrt habe ich mir noch eine 2,6 Hydropmorphon akut geben lassen, wodurch die dreistündige Fahrt einigermaßen erträglich war. Bei Unebenheit hat es leider immer wehgetan. Den Gurt hatte meine Freundin mit Watte verbunden, damit es kein zerdrückendes Gefühl auf dem Brustkorb gibt.

Zuhause angekommen habe ich leider weiterhin mit Schmerzen zu kämpfen gehabt. Die Schmerzen waren aushaltbar, aber spürbar. Nach ca. 2,5 Wochen kamen Rückenschmerzen, bei denen die Schmerzmittel nichts gebracht haben. Ich bin bis gestern jede Nacht schmerzbedingt aufgestanden und musste einige Schritte laufen, manchmal hat das nichts gebracht und ich habe eine ,,Nachtwanderung" gemacht... Letzte Nacht war die erste, die ich durchschlafen konnte.

Entlassmedikation (ähnlich Krankenhausmedikation)
Hydromorphon 2,6 mg = Bedarfsmedikation
Hydropmorphon retard 4 mg = 2 Stk. 7 Uhr, 2 Stk. 19 Uhr (Ich hatte immer nur 1x morgens und 1x abends genommen)
Ibuprofen 600 mg = 1 – 1 – 1
Macrogol = 1 – 0 – 0
Metamizol (Novaminsulfon) = 30 Tropfen (07:00, 12:00, 17:00, 22:00)
Pantroprazol (Magenschutz) = 1 – 0 – 0

Ich habe von Anfang an versucht die Schmerzmittel zu reduzieren. Bei Ibuprofen hatte ich das Gefühl, dass es nichts bringt, deshalb hatte ich mir 800 mg verschreiben lassen. Die haben leider auch nichts gebracht, weshalb ich Ibuprofen nach kurzer Zeit komplett abgesetzt habe. Die Novalgin Tropfen waren ungenießbar und unhandlich, weshalb ich mir Tabletten verschreiben lassen habe.
Ich habe meistens jeweils 2 Novalgin morgens, mittags, abends und nachts genommen. Nachts in Kombination mit der 2,6 Hydromorphon.
Ich bin jeden Tag mindestens 2x spazieren gegangen und habe versucht normal zu essen. Ich hatte das Gefühl, dass es wie im Krankenhaus schon, von Tag zu Tag besser wird. Um zuhause alleine aufstehen zu können, habe ich ein Seil an einen festen Gegenstand befestigt und konnte so mit etwas Schmerzen, die beim Aufstehen unvermeidbar sind, aufstehen.
 
Resümee
Über das Krankenhaus, die Mitarbeitenden und Herrn Lützenberg kann ich eigentlich nur gutes Berichten. Die Operation lief planmäßig, das Ergebnis ist mMn gut. Herr Lützenberg war mit Ausnahme vom Wochenende jeden Tag kurz da und hat nach dem Rechten gesehen. Das Essen war -obwohl man vom Krankenhaus-Essen nur schlechtes hört, echt in Ordnung- (Ich kann das schlecht bewerten, ich war davor noch nie in einem Krankenhaus). Ich hatte Dr. Lützenberg aufgrund Einkerbungen bei den Narben an der linken und rechten Seite eine Mail geschrieben und am gleichen Abend eine Antwort erhalten. Das sei wohl anfangs üblich und wird von selbst verschwinden.

Jedoch muss ich auch zugeben, dass ich die Operation unterschätzt habe. Ich habe nicht gedacht, dass die Wochen Post-OP mit so starken Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und teils schlaflosen Nächten verbunden ist. Die Menge an Schmerzmitteln ist auch nicht ohne und die Opiate sollten auf jeden Fall nicht unterschätzt werden. Ich habe bei meiner Entlassung mit den Bügeln über 7 kg an Gewicht verloren.

Ich hoffe, dass Euch dieser Bericht weiterhilft, auch wenn er etwas ausführlich ist.



Stromba

@jan vielen dank für deinen Bericht. Kannst du schon sagen ob sich die Atmung verbessert hat `?
Stromba
1. OP 29 Jahre Ravitch
2. OP 37 Jahre Ravitch mit Netzimlantat
3. OP 43 Jahre MEK n.Hümmer (alte Erlangener Methode)
4. OP 44 Jahre Stabentfernung
5. OP 49 Brustwandkorrektur Ostercappeln

jan97

Hi,

beim Treppen laufen habe ich definitiv das Gefühl, dass es besser wurde.
Generell beim Cardiotraining kann ich das leider noch nicht sagen, da ich mich seit der Operation leider noch nicht getraut habe, Ausdauersport zu betreiben.