Nuss OP - mit erfolgreich verklagter Krankenkasse !

Begonnen von MDK-Kläger, 02. März 2006, 16:47:01

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MDK-Kläger

Hi Leute,

ich werd Euch jetzt mal meinen Erfahrungsbericht schreiben, ich denke dass der erste (juristische) Teil besonders interessant sein dürfte, da ich wohl kaum der einzige Patient mit Problemen bei der KK gewesen sein dürfte.

Alles fing 2003 im Alter von 16, 17 Jahren an als mir meine Brust das erste Mal besonders negativ auffiel,
hab mir vorher nich soviele Gedanken drum gemacht (das heißt optisch, zum Körperlichen gleich mehr)
Kommentare in der Umkleidekabine der Schule waren da keine Seltenheit mehr, sondern fast die Regel und man kann sich ja wie die meisten von Euch sicherlich wissen schlecht gegen sowas wehren.

Körperlich litt ich zu dieser Zeit und gelegentlichem Stechen in der Brust auf der linken Seite, Druckgefühl von innen und auch unter Rückenproblemen.
Dabei war der Trichter gar nicht so tief (verglichen mit den schwereren TB Fällen - gegenüber einem Normalen Menschen war es aber trotzdem sofort und auch durch die Kleidung leicht erkennbar), er belief sich so auf 2,5 -3 cm und die Rippen waren auch nach außen gebogen.

Nach einem Besuch bei einem Orthopäden, der die TB diagnostizierte und eine Kyphoskoliose gleich mit fragte ich ihn prompt nach Behandlungsmöglichkeiten, er kannte aber nicht die Nuss OP.

Daraufhin betrieb ich Recherche im Internet und bin u.a. auch auf diese informative und sehr hilfreiche Seite gestoßen. Ohne Übertreibung muss ich wirklich sagen dass Seiten wie diese hier Gold wert sind und Betroffenen die Möglichkeit gibt sich auszutauschen.

Ich stieß damals auf das Klinikum Karlsruhe, es war das nächstgelegene Krankenhaus das ich finden konnte (trotzdem 380 km) und vereinbarte mit Herrn Dr. Kosch einen Termin. Mein Vater nahm sich daraufhin einen Tag frei und fuhr mit mir dort hin.
Nachdem er mich untersucht hatte, sagte er mir dass mir geholfen werden könne, er erkärte die ganze OP und gab mir noch Broschüren mit. Er sagte  er wolle noch ein EKG, CT und Lungenfunktionstest machen am Tag vor der OP.
Zuhause angekommen kam dann ein paar Tage später ein Brief von der Krankenkasse ich solle doch die Untersuchungen bereits jetzt machen und sie ihnen zuschicken. Das hatte ich dann getan und die Krankenkasse bzw. der MDK - Medizinischer Dienst meinte sie wäre nicht notwendig, die Vertiefung nich ausgeprägt genug und bei psych. Problemen werde ambulante Therapie empfohlen.
Das war Ende 2003.

Nach zahlreichen Widersprüchen und Stellungnahmen folgte schließlich
der Gang zum Anwalt und 2 Termine vor dem Sozialgericht.

Der erste Termin war September 2004

Die erste Sitzung lief mehr als mäßig, die Richterin war der Meinung dass eine TB keine körperlichen Symptome hervorrufen könne, und sie bezog diese Information auch noch aus dem Internet!! Der Vertreter vom MDK hat sich da natürlich sichtlich wohl gefühlt und musste praktisch nur zustimmen.

Mein Anwalt blieb währenddessen ganz ruhig, in meinen Augen fast zu ruhig, aber er wusste wohl von Anfang an wie das ganze ausgehen würde und lenkte die Entscheidung der Angelegenheit auf ein neutrales Gutachten durch einen vom Gericht bestellten Arzt, da Dr. Kosch und der MDK völlig gegensätzliche Meinungen vertraten in ihren Schreiben.
Mein Vater der der Verhandlung beiwohnte war sichtlich erzürnt und gab den ein oder anderen markigen Kommentar in Richtung des MDK Vertreters ab.

Schließlich wurde die Verhandlung geschlossen mit Verweis auf ein neutrales Gutachten.

Im Dezember 2004 wurde ich dann bei dem Arzt des Gerichtes untersucht und er schrieb einen Bericht über 4 od. 5 Beweisfragen.

Im Frühjahr 2005 kam es dann zur 2. Gerichtsverhandlung.

Zum Gutachten kann ich nur sagen dass der Tenor ungefähr der war, dass die Operation nicht zwangsläufig notwendig sei, jedoch sehr sinnvoll, dass sie in der Lage sei die Symptome zu verbessern und die Krankheit zu heilen, aber das sie auch Risiken habe.

Also praktisch so, dass der Patient selbst die Entscheidung haben müsse, ob er sich operieren lasse. Zu der entscheidenden Frage nach der Notwendigkeit, die in der ersten Verhandlung das wichtigste war, hatte sich der Gutachter auch nur schwammig geäußert.

Auf jeden Fall lief die Verhandlung erfolgreich. Ich sagte dass jetzt der optimale Zeitpunkt sei (hatte gerade das Abitur gemacht und 5 Monate frei)
Plötzlich war alles ganz einfach, die Richterin schlug das Gesetz auf und las vor dass Patienten Anspruch auf eine Leistung haben die in der Lage is, ein Krankheitsbild zu verbessern, zu heilen oder eine Verschlimmerung zu verhüten und auch die Entstehung einer Krankheit zu verhindern.

Keine 10 Minuten später war das Urteil gesprochen, die KK musste die OP, die Gerichtskosten und meinen Anwalt bezahlen :)

Soviel zum ersten Teil, für Fragen bin ich jederzeit bereit

Dr. Kosch war zu diesem Zeitpunkt im Urlaub und hatte danach viele OP Termine, sodass meiner erst auf August 2005 gelegt werden konnte.

Dieser war dann auch endgültig, nachdem die KK ja nichtsmehr entgegenzusetzen hatte, hatte auch ehrlich die Schnauze langsam voll nach 2 Jahren Tauziehen gegen den scheiß MDK, da muss ich jetzt echtmal den Frust rauslassen, da entscheiden irgendwelche Leute ohne medizinische Ausbildung über meine Gesundheit...

Im Krankenhaus in Karlsruhe angekommen machte ich es mir auf dem Bett gemütlich, hab dann im Laufe des Tages sonen Katheter in die Armbeuge bekommen.

Ich lernte auch einen Patienten kennen der wenige Tage vor meiner Ankuft operiert worden war, naja was soll ich sagen er sah nich gerade begeistert aus, musste immer Atemübungen machen und hatte einen gekrümmten Gang von den Schmerzen und eine Fistelstimme. Er hat mir auch gesagt dass er zusätzlich noch an Epilepsie leide.

Am Morgen vor der OP musste ich noch warten, hab dann mit meinem Zimmerkollegen und noch einem Mädchen mit einem Klumpfuß von einem anderen Zimmer Monopoly gespielt.
Komisches Gefühl Monopoly zu spielen bevor man operiert wird.

Irgendwann musste ich dann so sexy Klamotten anziehen und wurde in den Narkose Saal geschoben.
Hab dann noch mitbekommen wie der Narkose Arzt in bestem Dialekt "jetzt machen wa mas Ã,,ugle zu" zu mir gesagt hat (ich komme aus dem Ruhrgebiet nebenbei bemerkt)

Bin dann auch immer schwerer geworden und wurde sozusagen in die Liege hineingezogen.

Aufgewacht bin ich dann irgendwann in so einem Raum und konnte kaum was sehen, es war so als ob mein Gehirn die Informationen nicht richtig verarbeiten konnte, hatte aber Schmerzen und hab irgendwie gestrampelt oder so, keine Ahnung.

Ich weiß nur dass eine mysteriöse Stimme gefragt hat ob ich Schmerzen hatte und ich genickt habe, ne Minute später waren die Schmerzen weg und ich bin eingeschlafen und erst wieder auf der Intensivstation aufgewacht.
Das schlimmste dabei war halt dass man jede Stunde Blutdruck und sowas gemessen gekricht hat, an schlafen war da nicht zu denken, zum Glück hatte ich aber dank der Pumpe keine Schmerzen.

Die Schmerzen kamen erst am dritten Tag auf der normalen Station, der vierte Tag war der Tiefpunkt mit üblen Brechkrämpfen die höllisch wehtun wenn man frisch operiert ist. Weitere "Highlights" waren natürlich auch die Einläufe und Darmrohre die ich aufgrund meiner nicht mehr funktionierenden Verdauung bekam oder das Ziehen des Blasenkatheters
oder auch das Fieber welches mich während des ganzen Aufenthaltes begleitete, nicht zu vergessen auch der Tunnelblick als ich das erste Mal aufgestanden bin.

Zum Glück sind mir aber Komplikationen erspart geblieben so dass ich nach 6 Tagen wieder nach Hause konnte. Dr. Kosch hatte meinem Vater ein Zimmer in Karlsruhe besorgt wo er während meines Aufenthaltes wohnen konnte, was auch Gold wert ist.

Die ersten 2 Monate nach der OP waren wirklich hart und schmerzhaft, aber nach 3 Monaten war schon wieder alles völlig normal und ich konnte auch wieder mit Gewichttraining beginnen.
Jetzt ein halbes Jahr später sieht man die Operation schon ganz anders, ich schreibe auch erst jetzt um einen objektiveren Blick zu haben und meine Meinung ist, dass einem die ersten Woche wie Jahre vorkommen weil die Schmerzen nicht aufzuhören scheinen aber wenn man es mal objektiv betrachtet sind es 2 Monate Schmerzen (war so bei mir) dann noch das Herausnehmen und man hat sein ganzen Leben lang Ruhe.

Seit ich die Stange drin habe hatte ich auch kein einziges Mal mehr dieses Stechen oder ein Druckgefühl. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Abschließend möchte ich noch Dr. Kosch und den anderen Ã,,rzten, den netten Krankenschwestern und -pflegern in Karlsruhe und auf jeden Fall den Leuten hier im Forum für ihre Unterstützung danken!

MarFie

Zitat von: "MDK-Kläger"
Keine 10 Minuten später war das Urteil gesprochen, die KK musste die OP...bezahlen

wenn du dazu noch das Urteil bzw Aktenzeichen hättest, wäre das sicherlich für manche, die Probleme mit der KK haben, extrem hilfreich
Alter:34 / OP (in Berlin-Buch nach Nuss):27

*1. OP: 2 Bügel gesagt - 1 Bügel bekommen
  -->beidseitiger Pneumothorax
  -->Bügel "zu eng" gebogen
  -->Rippenbruch
*2. OP: 2 Bügel gesagt -  1 Bügel bekommen
  -->bis jetzt "hält" aber alles

MDK-Kläger

hmm, ich muss mal gucken,

hab nur die Sachen vom Anwalt da, wo kann man das ggfs herkriegen?

MarFie

Na du hast doch gegen die KK geklagt und gewonnen. Also gibt es auch dazu das Urteil, wo das Gericht erstens feststellt wer gewonnen hat und zweitens eine Begründung dazu abgibt!

Du bekommst das doch schriftlich, damit du die KK zum zahlen zwingen kannst  :wink:

Also wenn du das wirklich nicht bekommen hast (und das würde mich jetzt aber stark zweifeln lassen), dann hat es auf jeden Fall dein Anwalt!
Alter:34 / OP (in Berlin-Buch nach Nuss):27

*1. OP: 2 Bügel gesagt - 1 Bügel bekommen
  -->beidseitiger Pneumothorax
  -->Bügel "zu eng" gebogen
  -->Rippenbruch
*2. OP: 2 Bügel gesagt -  1 Bügel bekommen
  -->bis jetzt "hält" aber alles

MDK-Kläger


lynner

und was is nun? Haste nun das aktenzeihen?? Meine KK wills nämlich einfach nich genehmigen..... :cry:

scut

MDK-Kläger,
Bilder von Vorher/Nachher wären noch was feines :)
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Alter: 20
TB-Tiefe: ~2-3cm asymmetrie
Behandlung: per Saugglocke seit April'2007
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hans wurst

ja...wäre schön wenn du dich nochma erkundigen könntest

lynner

So wie das aussieht hat sich der der gute MDK-Kläger zurückgezogen...leider!! Dabei bin ich sicherlich nicht der einzige, der dermaßen probleme mit seiner KK bezüglich der Kostenübernahme hat. Ich versuch´s schon seit 2 jahren ohne Erfolg

lynner

So wie das aussieht hat sich der der gute MDK-Kläger zurückgezogen...leider!! Dabei bin ich sicherlich nicht der einzige, der dermaßen probleme mit seiner KK bezüglich der Kostenübernahme hat. Ich versuch´s schon seit 2 jahren ohne Erfolg

$@pph!r€

Macht ma ganz low der schreibt schon noch ... Das ihr alle so Probleme habt mit euren Krankenkassen bei mir war das gar kein Ding .. Ich glaube ich hätt ne Amok-Runde gemacht wenn der medizinische Dienst mich net operiert hätte. .. Ich weis ncoh das waren bei mir 4 Ã,,rzte und ich glaube das waren alles Mädels .. Das war mal voll scheisse sich da auszuziehen  :D
egensätze ziehen sich an... Und dann aus ;)

scut

ich glaub das kommt einfach auf die tiefe der tb an. ich werde denk ich auch ziemliche schwierigkeiten haben.
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Alter: 20
TB-Tiefe: ~2-3cm asymmetrie
Behandlung: per Saugglocke seit April'2007
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$@pph!r€

Also meine war 3,5 cm tief .... Ã,,hm wieviel hast du denn Scut?
egensätze ziehen sich an... Und dann aus ;)

lynner

Also bei mir is die tb 4cm tief und misst 10*12cm Fläche, assymetrisch mit hervorstehenden Rippen (also glockenform oder wie das heißt!?)

scut

Zitat von: "$@pph!râ,¬"Also meine war 3,5 cm tief .... Ã,,hm wieviel hast du denn Scut?

ebenfalls 3,5 jedoch asymmetrie also denk ich mal würde man meine rechte seite "hochheben" wären wir bei 4-5cm

achso aber auch nach linelmethode an den nibbeln :)
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Alter: 20
TB-Tiefe: ~2-3cm asymmetrie
Behandlung: per Saugglocke seit April'2007
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