Im Alter von ca. 10 Jahren sagte ein Kinderarzt nach einer Routineuntersuchung zu mir: "Wenn Dich eine Frau wegen der Trichterbrust ablehnen sollte, dann schieß' sie in den Wind." Damals verstand ich noch nicht, was er meinte. Erst später wurde mir klar, dass die Trichterbrust mein Leben mehr prägen sollte als alles andere und dass ich mit dem "in-den-Wind-schießen" gar nicht so schnell nachkommen kann wie mich Frauen ablehnen.
Meine Trichterbrust war 9 cm tief und fiel wegen meines extrem flachen Oberkörperbaus besonders negativ auf. Selbst angezogen bin ich den Frauen "obenrum" viel zu dünn und zu unattraktiv. Und zugegeben: Es sieht wirklich übel aus.
Mittlerweile bin ich über 30 Jahre alt und hatte noch nie eine Freundin. Mehr als Mitleid, Verständnis oder dumme Kommentare habe ich vom anderen Geschlecht bislang nicht bekommen. Die wenigen Frauen, die sich meiner erbarmten und mit mir ausgingen sprangen peinlich berührt spätestens dann ab, als ich ihnen mein Geheimnis offenbarte. Ich mache ihnen deswegen keinen Vorwurf. Ich habe ja nicht einmal verstanden, warum sie überhaupt mit mir ausgingen.
Diese Erfahrungen haben tiefe Spuren hinterlassen und mein Selbstbewußtsein zerstört. Seit vielen Jahren lebe ich weitgehend zurückgezogen. Ich gehe kaum aus, mache keinen Sport und gehe selbstverständlich niemals baden, obwohl ich mich sehr nach alledem sehne. Ihr könnte Euch vorstellen, dass meine Ausstrahlung unter diesen Vorbedingungen nicht die beste ist. Aufgrund meiner depressiven Grundstimmung bin ich bei den Frauen sogar als Gesprächspartner unten durch.
Mein Versuch, mit Hilfe einer OP aus diesem Teufelskreis auszubrechen, ist leider gescheitert. Meine TB ist nach der OP ungleichmäßig wieder eingefallen. Mit den seit der OP extrem hervorstehenden unteren Rippenbögen sieht mein Oberkörper jetzt noch flacher und katastrophaler aus als jemals zuvor.
Im Moment will ich nur noch allein sein. Ob ich die Kraft für einen zweiten Anlauf in ein neues Leben aufbringen werde, weiß ich noch nicht.